Statistik: Jugendherbergen von der Corona-Krise besonders gebeutelt

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WIESBADEN. Jugendherbergen verzeichnen durch die Corona-Pandemie noch höhere Umsatzverluste als das übrige Hotelgewerbe. Im normalerweise umsatzstärksten Monat Juni verbuchten Sie nur ein Fünftel an Übernachtungen im Vergleich zu 2019. Die Talsohle könnte dennoch durchschritten sein, so das statistische Bundesamt.

Die kommenden Herbstmonate sind traditionell die Zeit für Klassenfahrten – und damit wichtig für das Geschäft der Jugendherbergen und Hütten in Deutschland. Doch trotz Rückkehr zum Regelbetrieb in den Schulen bleiben mehrtägige Klassen- und Studienfahrten in mehreren Bundesländern coronabedingt über das Jahresende 2020 hinaus ausgesetzt. Laut dem Destatis verbuchten die Jugendherbergen und Hütten im Juni dieses Jahres 82,8 % weniger Gäste als im Vorjahresmonat. Insgesamt lag die Zahl der Gästeankünfte bei rund 164 000.

Keine Übernachtungen heißt auch kein Restaurantbetrieb. Jugendherbergen treffen die coronabedingten Ausfälle noch stärker als das übrige Beherbergungsgewerbe. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband Westfalen-Lippe / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Im Jahr 2019 war der Juni mit gut 955 500 Ankünften der besucherstärkste Monat gewesen, gefolgt vom September mit fast 895 300 Gästeankünften. Im Juni 2020 waren bundesweit 1 331 Jugendherbergen und Hütten geöffnet. Das waren knapp 71 % der Betriebe im Vergleich zum Juni 2019.

Schon zuvor hatten die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Jugendherbergen schwer getroffen. Im April 2020 erreichten die Betriebe mit 5 763 Gästeankünften gerade einmal ein knappes Prozent des Gästeaufkommens vom April 2019, lediglich 502 Betriebe waren überhaupt geöffnet. Seitdem ging es wieder etwas aufwärts.

In den Bundesländern stellt sich die Situation der Jugendherbergen und Hütten unterschiedlich dar: Verglichen mit dem Vorjahresniveau waren beispielsweise im Juni 2020 in Baden-Württemberg nur rund 55 % der Betriebe geöffnet und in Hessen knapp 57 %. Entsprechend fiel in diesen beiden Ländern der Rückgang bei den Gästen überdurchschnittlich hoch aus (87,4 % bzw. 92,2 %). Das Minus bei den Ankünften war mit 70,4 % in Rheinland-Pfalz am geringsten. In Hamburg waren im Juni 2020 alle 18 Jugendherbergen und Hütten geöffnet, in Sachsen und im Saarland waren mehr als 90 % der Betriebe wieder offen.

Die Jugendherbergen erzielten im Juni 2020 verglichen mit dem Juni 2019 preisbereinigt 66,1 % niedrigere Umsätze. Damit mussten sie noch höhere Umsatzverluste verkraften als die Hotels und die sonstigen Beherbergungsunternehmen (-52,1 %), bei denen das zusätzliche Angebot von Restaurantdienstleistungen den Umsatzrückgang abgemildert haben könnte. Doch auch bei der Umsatzentwicklung scheint für die Jugendherbergen und Hütten die Talsohle überwunden: Im April 2020 (-85,0 %) und im Mai 2020 (-80,0 %) waren die realen Umsatzverluste im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat noch wesentlich höher ausgefallen als im Juni 2020. (ots)

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