Website-Icon News4teachers

Lauterbach: Schüler stecken sich erst untereinander an – dann ihre Eltern

Anzeige

BERLIN. An deutschen Schulen wird nach Einschätzung von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nicht genug gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie getan. «Das Problem in den Schulen ist in Deutschland immer unterschätzt worden», sagte er in Berlin auf dem «Süddeutsche Zeitung Wirtschaftsgipfel». Die Infiziertenzahl bei den 10- bis 19-Jährigen sei derzeit ungefähr zehnmal so hoch wie während der ersten Corona-Welle im Shutdown.

Ist selbst ein studierter Mediziner und Epidemiologe, der in Harvard promoviert hat: Karl Lauterbach. Foto: Von Martin Kraft, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Natürlich sei es auch denkbar, dass sich diese Kinder bei ihren Eltern infizierten, «aber die Studien zeigen, dass sich Kinder in erster Linie untereinander infizieren in der Schule und dann ihre Eltern infizieren», sagte Lauterbach. «Wenn es so weiter läuft, würden wir erwarten, dass wir das, was wir in den Restaurants, in den Gaststätten und dergleichen erkämpfen, dass wir das in den Schulen verlieren, und zwar komplett.» Hintergrund: Landesregierungen behaupten seit Monaten, Infektionen würden lediglich “von außen” in die Schulen hineingetragen. So erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig noch gestern: „Das Problem sind nicht die Infektionen in den Schulen sondern außerhalb der Schulen!“

Lauterbach: Klassen der weiterführenden Schulen halbieren – “ohne Wenn und Aber”

Lauterbach plädiert «ohne Wenn und Aber» dafür, Schulklassen zu halbieren. Man habe sieben oder acht Monate Zeit gehabt, das Lernen von zu Hause aus vorzubereiten. Viele Länder in Skandinavien oder auch in Asien hätten das geschafft. Grundschulen nahm er von seinen Appellen aus, weil die Infektionszahlen hier geringer seien und das Ansteckungsrisiko geringer erscheine. Mit Blick auf gesellschaftliche Entbehrungen sagte der Epidemiologe, man müsse sich «am Riemen reißen». Ein Teil der Menschen werde später auf eine verschobene Hochzeit zurückblicken, während andere mit Spätfolgen der Krankheit zu kämpfen hätten.

Anzeige

Bereits in der vergangenen Woche hatte Lauterbach die Kultusminister der Länder mit scharfen Worten darauf gedrängt, den Umstieg in einen Schichtunterricht vorzubereiten. „Die Lage in Schulen ist leider ausserhalb jeder Kontrolle“, so schrieb er auf Twitter. „Was wir in Restaurants und Kneipen gewinnen verlieren wir in den Schulen.“ Lüften allein werde in den Schulen nicht reichen, um Infektionen zu vermeiden. Nur mit kleineren Lerngruppen werde sich der Schulbetrieb über den Winter aufrecht erhalten lassen (News4teachers berichtete ausführlich über Lauterbachs Kritik). News4teachers / mit Material der dpa

Streit um Schulen auf dem Bund-Länder-Gipfel: Die Geduld der Kanzlerin mit den Kultusministern ist am Ende – eine Analyse

Anzeige
Die mobile Version verlassen