Monatelang haben Kultusminister arme Schüler zur Begründung für Präsenzunterricht benutzt – jetzt sind sie vergessen

60

BERLIN. Kaum ein Statement eines Kultusministers kam in den vergangenen Monaten ohne Verweis auf besonders förderbedürftige Schülerinnen und Schüler aus. Kinder und Jugendliche aus sogenannten „bildungsfernen Familien“ mussten in dieser Pandemie immer wieder als Begründung dafür herhalten, dass am Präsenzunterricht festhalten wurde, obwohl die Infektionszahlen in die Höhe schossen. Nun ist die Situation so, dass die Corona-Seuche keine weit offenen Schulen mehr erlaubt. Und was haben die Kultusminister vorbereitet, um diese  Kinder und Jugendlichen im Fall der Fälle so weit wie möglich zu stützen? Offenbar: Nichts. Auch der Bundesbildungsministerin fällt das jetzt auf.

Schülerinnen und Schüler aus sozial schwachen Familien bekommen häufig Probleme in der Schule (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

„Viele Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Familien werden durch den Distanzunterricht in ihren Lernprozessen benachteiligt“, so heißt es in einem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 20. November (mit dem seinerzeit die Ablehnung der von Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, gewünschten Schulschließungen begründet wurde). Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kürte den Präsenzunterricht zur „höchsten Form der Bildungsgerechtigkeit“.

„Wir haben dramatische Berichte über Zunahme von Fettleibigkeit und über Suchterkrankungen“

Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) malte gar den Teufel an die Wand: „Wir haben dramatische Berichte über die Zunahme von Depression bei Kindern, wir haben dramatische Berichte über Zunahme von Fettleibigkeit, wir haben dramatische Berichte über Suchterkrankungen und wir haben auch leichte Tendenzen, was Gewalt gegen Kinder betrifft. Wir müssen auch dafür Sorge tragen, dass Kindern grundsätzlich ein gutes Aufwachsen ermöglicht wird. Und deshalb, glaube ich, ist es wichtig, dass wir ihnen den Zugang und die Teilhabe zu Bildung in Kitas und Schulen ermöglichen.“ Damit begründete sie, dass Bremen lediglich die Schulbesuchspflicht ausgesetzt hat, den Präsenzunterricht aber bislang aufrechterhält.

Bund und Länder hatten sich am Dienstag darauf verständigt, den zunächst bis Ende Januar befristeten Corona-Lockdown bis Mitte Februar zu verlängern. Hauptgrund ist die Sorge über neue, ansteckendere Virusvarianten. Angesichts der monatelang so eifrig öffentlich gemachten Sorge um Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Familien sollte man nun annehmen, dass die Kultusminister besondere Pläne entwickelt haben, wie diese Klientel im Fall notwendiger Schulschließungen durch besondere Angebote aufgefangen werden kann. Solche Pläne gibt es allerdings nicht, zumindest sind sie niemandem bekannt. Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, warnt deshalb bereits vor einem Bildungs-Desaster. „Deutschland hängt die Kinder aus bildungsfernen Haushalten ab, der wochenlange Distanzunterricht verschärft die sozialen Gegensätze weiter“, sagte er der „Rheinischen Post“.

„Ich habe den Ländern angeboten, dass wir solche Programme in den Ferien wieder auflegen können“

Das ist nun auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) aufgefallen. Sie fordert aktuell zusätzliche Angebote für benachteiligte Schüler in der Corona-Krise. „Ich habe den Ländern angeboten, dass wir solche Programme in den Ferien wieder auflegen können“, sagte Karliczek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sie verwies darauf, dass einige Bundesländer nach dem vergangenen Schuljahr Empfehlungen in den Zeugnissen gegeben hätten, an sogenannten Summer Schools teilzunehmen. Dabei habe der Bund im Bereich der Betreuung das eine oder andere Land unterstützt, sagte die Bundesbildungsministerin. Ihr gehe es darum, „dass eben ein gutes Angebot in den Ferien gemacht werden kann“.

Margit Stumpp, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, hält das für viel zu wenig. „Ministerin Karliczek braucht zwar fast ein Jahr, aber dann bemerkt sie doch, dass die Schulschließungen zu Verschärfung der leider ohnehin vorhandenen sozialen Verwerfungen führen. Doch es darf jetzt nicht bei Lippenbekenntnissen und symbolischen Aktionen bleiben. Bund, Länder und Kommunen müssen schleunigst dafür sorgen, dass das Recht auf Bildung und die Chancengerechtigkeit in der Pandemie nicht auf der Strecke bleiben“, sagt sie. Nötig sei ein „ein ambitioniertes Förderprogramm für Schulen in benachteiligten Quartieren und Regionen, damit diejenigen gezielt unterstützt werden, die die schlechtesten Startchancen haben“. Daneben benötige jede Schule eine Strategie und Unterstützung, wie die Lernrückstände kurz- und mittelfristig auszugleichen sind. Stumpp: „Es braucht also flächendeckende Angebote und nicht nur punktuelle Summer Schools.“

Lehrerverband: Lernschwachen Kindern und Jugendlichen anbieten, das Schuljahr wegen der Corona-Pandemie freiwillig zu wiederholen

Was kann Kindern und Jugendlichen helfen, die durch Lockdown und Fernunterricht immer stärker den Anschluss in der Schule verlieren? Auch der Deutsche Lehrerverband beteiligt sich an der Diskussion – und fordert pragmatisch, lernschwachen Kindern und Jugendlichen anzubieten, das Schuljahr wegen der Corona-Pandemie freiwillig zu wiederholen, ohne dass sie deshalb als „Sitzenbleiber“ gelten. „Es gibt eine Schülergruppe, die braucht ein Jahr zusätzlich“, sagte Präsident Heinz-Peter Meidinger dem „Tagesspiegel“. Spätestens bei den Abschlussprüfungen oder im Abitur würden diese Jugendlichen sonst scheitern.

„Der Schüler geht dann mit weniger Rüstzeug von der Schule – und hat im weiteren Leben schlechtere Chancen“, warnte Meidinger. In einem Wiederholungsjahr könnten Schüler gezielt Lernstoff nachholen und gefördert werden. Automatische Versetzungen, ein halbes Extra-Schuljahr oder ein genereller Verzicht auf Sitzenbleiben und Noten seien „nur ein Herumdoktern an Symptomen“. Das freiwillige Wiederholen eines Schuljahrs ist auch heute schon möglich. Mancherorts wird dies allerdings als Wiederholung wegen Nichtversetzung gewertet. Das bedeutet, dass ein Jugendlicher unter Umständen die Schule verlassen muss, wenn er eine Klasse freiwillig wiederholt und dann nicht versetzt wird. News4teachers / mit Material der dpa

Anstelle eines Kommentars zur Schulpolitik: Ein persönlicher Brief an die Ministerpräsidenten

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

60 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Andre Hog
3 Jahre zuvor

Ach ne??? Schulen sind halt wegen ihrer zentralen Stelle im gesellschaftlichen System ein besonders systemisch wirkendes und beeinflusstes System. Aber bei dem unterdurchschnittlichen Bildungsgrad u.v.a. Kenntnisstand zum System Schule kann man von den Luftpumpen in der KMK nicht besseres erwarten.
Sorry…..Null Punkte!!! – durchgefallen!!!!!!!

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor

Keiner soll sagen, daran hätte keiner gedacht.
Sie hatten es alle schriftlich!

Wir haben sehr frühzeitig darauf hingewiesen, dass weit offene Schulen, die Sorglosigkeit (oder besser: Ignoranz dem Virus gegenüber), das Fehlen von Infektionsschutz, genau die Gruppen besonders treffen wird, die man angeblich schützen wollte.
Wer auf einem durchgehenden Pferd sitzt, sollte dem nicht noch Feuer unterm Hintern machen!

Aussagen und Handeln der Politik empfinde ich einmal mehr als unglaubwürdig.

Unglaubwürdig, weil auch bisher keiner sich wirklich und vor allem nicht wirksam um benachteiligte Schüler gekümmert hat, immer gerade nicht die Zeit oder das Geld oder die Leute oder oder oder grad jetzt nicht aber vielleicht später… und plötzlich ist wieder Wahl und die Vorgänger sind’s Schuld…

Unglaubwürdig, weil jeder sich an 10 Fingern ausrechnen konnte, dass offene Schulen zu höheren Infektionszahlen führen, höhere Infektionszahlen irgendwann dann doch zu Schulschließungen und genau das genau diesen angeblich so besonders vor Bildungsnachteilen zu schützenden Schülern besonders hart auf die Füße fallen würde.
Obendrein sind bei steigenden Zahlen und deren Folgen für die Wirtschaft/Arbeitsplätze wieder genau diese Bevölkerungsteile besonders betroffen, die die leicht kündbaren Jobs haben, die die Familie mit ihrem Lohn eh kaum über Wasser halten können, die viel arbeiten und wenig Zeit und Energie für die Bildung der Kinder aufbringen können.

WIR HABEN ES GESAGT und GESCHRIEBEN!
ALLE haben es ignoriert, bis ganz oben!

JA, viele „bildungsfernen“ Schüler werden jetzt erst Recht abgehängt.
Das ist so.
Aber die Alternative kann ja dann wohl nicht sein, ALLE wieder ohne Schutz in die Schulen zu zwingen.

Ich befinde mich in einem Albtraum, zu dem Corona nur noch der x-te feuerspeiende Drache aus der dunkelsten Ecke ist und dahinter steht ein KM und wiederholt immer den Satz „Der tut nix, der will nur spielen!“

Chris
3 Jahre zuvor

Nun Beruhigen Sie sich erst einmal.

Pit 2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  Chris

@Chris

Beruhigen?

Sie meinen in etwa so ruhig bzw. beruhigt sein, wie es die KMs und SchulministerInnen – quer durch alle Parteien – in den letzten JahrZEHNTEN waren?

Au ja.
Weiter so!
Schönes bleibt!
Schwachsinn. (Das „sorry“ ist hier nicht angebracht, Euphemismus ist aus.“

Jan aus H
3 Jahre zuvor

„Aber die Alternative kann ja dann wohl nicht sein, ALLE wieder ohne Schutz in die Schulen zu zwingen.“

Ich fürchte, dass mit solchen Sprüchen genau das vorbereitet wird. Die üblichen Verdächtigen springen ja schon wieder aus ihren Verstecken und sagen brav ihre Sprüche auf, mit denen sie begründen, warum Präsenz so wichtig ist (und dabei wie üblich übersehen, dass man Präsenz ja auch mit Infektionsschutz haben könnte, wenn man das nur wollte).

Letztlich wird es dann wieder so gedreht, dass die Versäumnisse der letzten Monate als Grund genommen werden, so weiter zu machen wie bisher und wieder nicht zu machen, um den Infektionsschutz zu verbessern.

Die Schulen sind seit Mitte Dezember zu (oder sollten es zumindest sein… man umgeht das ja mit allerlei Tricks). Das sind also schon bald wieder sechs Wochen, in denen quasi nichts für den Gesundheitsschutz in den Schulen getan wurde und anscheinend weiter daran geglaubt wird, dass plötzlich alles gut wird: Inzidenz kleiner x und sofort kann man wieder weitermachen wie vor Mitte Dezember…

fabianBLN
3 Jahre zuvor

Das Problem dieser „Wir hier“ ist, dass Sie eine sehr einseitige Sicht vertreten, nämlich nur die eigene. Als gäbe es nur Lehrer und alle müssten tun, was für die Lehrer gut ist. Laptops anschaffen, die sie dann an ihre Kinder weiterreichen, weil jeder Lehrer schon einen Laptop hat, den er natürlich weiterbenutzt. Dienstmails zur Verfügung stellen, obwohl jeder Lehrer meist schon mehrere Mailadressen hat, die gut nach dienstlich und privat sortieren kann. Und natürlich die Schulen schließen, damit die Lehrer sicher sind. Das ist wie Krankenhäuser schließen, damit die Krankenschwestern sicher sind. Merken Sie was? Merken Sie’s noch?

Mutter im Coronamodus
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Und ich dachte, in den Krankenhäusern gäbe es so etwas wie Schutzmaßnahmen für die Ärzte, das Krankenpflegepersonal und sogar die anderen Patienten. Wie dumm von mir…

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Merken Sie noch, dass es bei all dem hier um IHRE Kinder und um die Möglichkeit SICHERER SCHULÖFFNUNGEN geht?
Doof, dass man dazu wohl dann doch auch Lehrer braucht…
Aber vielleicht stellen wir dann auf digitale Lehrer für alle um, die fordern auch keinen Arbeitsschutz und frieren nicht.
Dann am besten auch direkt digitale Kinder. Die frieren nämlich auch nicht und stecken sich auch nicht gegenseitig an, brauchen keine sauberen Klos, keine Handwaschbecken, keine Pausenaufsichten, Sozialarbeiter, Mensen…

Und über den Sinn von (nicht vorhandenen) Dienstgeräten sollten Sie vielleicht erst nochmal nachlesen…

Waldvogel
3 Jahre zuvor

fabianbln baut dem Kundenfahrzeug sicher immer sehr gern den Auspuff ein, den er zuvor selbst bezahlt hat oder kauft als Kellner den Teller, von dem der Gast isst. Über seine Berufszugehörigkeit schreibt er ja nichts, aber die genannten Möglichkeiten lassen sich bestimmt ergänzen.

Rabe
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Bringt die Krankenschwester ihr eigenes Krankenhaus mit zur Arbeit? Warum sollen Lehrer das dann machen?

Übrigens: Das hier ist ein Lehrerboard. Klar ist das die Lehrerperspektive, und zu recht. Merken sie was?

Pet_Teachers
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Merken Sie’s noch?
Wenn man die Krankenschwestern zwingen würde, ohne ausreichende Schutzausrüstung (beispielsweise Handschuhe, Masken, Kittel, Desinfektionsmittel,…) zur Arbeit zu kommen – oder gar sagen würde „wenn ihr das wirklich wollt, kauft es euch halt selber!“ – dann JA, dann wäre ich dafür, auch Krankenhäuser zu schließen!

Wie Sie das allen ernstes vergleichen können, wenn jede Supermarktkassiererin einen Spuckschutz hat… Das ist mir schleierhaft! Als wenn Lehrer empfindliche Pflänzchen mit mimosenhafter Attitüde wären, weil sie auf grundlegenden Gesundheitsschutz pochen… Sie sind ja mal weltfremd!

Und nur als kleinen Nachschlag: Ja, ich brauche jetzt nach Jahren (!), in denen von mir erwartet wurde, alles mögliche digital zu machen, wirklich keinen Dienst-Laptop mehr! Wenn ich keinen eigenen hätte, würde ja jetzt Distanzunterricht auch nicht gehen – und den Aufschrei der Eltern möchte ich nicht erleben. Also bitte, vielleicht mal Empathie einschalten, bevor man die Lehrer dafür verspottet, dass sie ihre privaten Geräte für die Arbeit nutzen!

Übrigens: derzeit sind geschlossene Schulen und Gesundheitsschutz nicht nur für Lehrer gut, sondern auch für Schüler und deren Familien.

Caro
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Nachdem mein kompletter Unterrricht und die Verwaltungsaufgaben über meinen PRIVATlaptop läuft, auf dem auch Steuererklärungen gemacht werden, Briefe geschrieben und all das, was in einer Familie und einem Haushalt so anfällt, finde ich es durchaus legitim, diesem meinem Kind fürs Homeschooling zur Verfügung zu stellen, wenn ich einen Dienstlaptop bekomme.
Wo liegt das Problem?

mm
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Ich hör immer nur die Lehrer wollen sich schützen. Ich als Mutter will mich auch schützen. Nur weil wir das Schulgebäude nicht betreten müssen, heißt das noch lange nicht, dass wir von unseren Kindern nicht angesteckt werden können. Wahrscheinlich sind Eltern zusammen mit den Lehrern demnächst die gefährdeste Personengruppe. Wir gehören dann nämlich, wenn alle Tore wieder öffnen und es auf den Intensivstationen wieder Platz gibt, zu den Nicht- Geimpften, die indirekt über ihre Kinder den meisten Kontakten ausgesetzt sind.

LehrerinBerlin
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Also Punkt 1 nicht jeder Lehrer hatte einen Laptop, einen PC für Video Unterricht. Den haben sich viele erst PRIVAT angeschafft. Und wenn schon einer vorhanden war, würde dieser in der Regel auch privat finanziert um ihn jetzt in der Pandemie für den Online Unterricht zu nutzen. Das ist in etwa so, als wenn der angestellte Mechaniker seine eigene Hebebühne für die Werkstatt mitbringen muss.
Zu Punkt 2, ohne Präsenzunterricht kann man eine Zeitlang leben, Menschen im australischen Outback tun dies seit Jahrzehnten. Ohne medizinische Versorgung wird es U.U. Recht schwer zu überleben. Das unterscheidet die Rolle der Krankenschwestern und Ärzte von der der LehrerInnen.

Mary-Ellen
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

@fabianBLN:

Natürlich vertrete ich hier MEINE Meinung.
Wessen Meinung sollte ich denn sonst vetreten? Die anderer Leute?
Lustig!
Wessen Meinung vertreten SIE denn hier?
Etwa NICHT Ihre?

Merken Sie was?

Pit 2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

@Mary-Ellen

1 mit Sternchen!
😉

Lanayah
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Ich habe noch nie eine private Mailadresse von einer Ärztin oder einem Krankenpfleger bekommen.

Georg
3 Jahre zuvor

Die vergangenen Jahrzehnte wurden viele, viele Milliarden Euro an Geld in diverse Fördermaßnahmen für die so genannten bildungsfernen Schichten investiert, die Hauptschule wurde als eigenständige Schulform geopfert, die Abschlussanforderungen gesenkt, Selbstständigkeit unnötig gemacht usw.. Kaum wird die Lage mal ernst, stellen sie sich als komplett wirkungslos heraus, weil der Eigenanteil der Schülerschaft und damit zu einem guten Teil der Erziehungs- und Kontrollauftrag der Eltern bewusst (?) als nicht notwendig propagiert wurde.

Stina
3 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Habe mich, als Mama, vor Corona schon gefragt ,ob dieses Absprechen des elterlichen „Erziehungs u. Kontrollauftrages“ und das Absenken der Abschlussanforderungen auch damit zu tun haben, Deutschlands grausigen Niedriglohnsektor. der unser Land für Investoren so attraktiv macht, am Leben zu erhalten. Warum man diese Krise nicht genutzt hat, um finanziell schwache Familien, digital auszustatten und zu schulen ist bzgl. Chancengerechtigkeit nun gar nicht mehr zu verstehen. Von der Digitalisierung sind fast alle Berufsgruppen betroffen!

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  Stina

Außer die hochrangigen Politiker, allen voran die Digitalministerin, von der man abgesehen von feministischen Äußerungen überhaupt nichts hört, insbesondere nichts zum Thema Digitalisierung.

Defence
3 Jahre zuvor

In Niedersachsen/Bremen werden derzeit 19 Kinder im Krankenhaus und zwei Kinder werden beatmet. Kann bitte jemand mal Frau Bogedan daran erinnern, dass sie die Verantwortung übernommen hat?

https://amp.n-tv.de/regionales/niedersachsen-und-bremen/Krisenstab-besorgt-ueber-schwere-Corona-Verlaeufe-bei-Kindern-article22307725.html

Sind das jetzt nicht die eigentlich benachteiligte Kinder dieser Pandemie?

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Das ganze Gerede war scheinheilig. Wenn man Kindern aus so genannten „bildungsfernen“ Schichten wirklich helfen will, gibt man ihnen ein Tablet fürs Homeschooling und ermöglicht es ihnen, das Schuljahr zu wiederholen. Diese Kinder mussten letztlich herhalten, damit es Betreuung gab und die Wirtschaft am Laufen gehalten werden konnte. Das weiß im Grunde jeder.

Rotstiftprofi
3 Jahre zuvor

Sascha Lobo hat gerade bei Maybritt Illner die KMK wegen ihrer Versäumnisse der letzten 10 Monate aufrichtig erregt „das bräsigste Gremium der Bundesrepublik“ genannt… made my day!!!!!!

fabianBLN
3 Jahre zuvor
Antwortet  Rotstiftprofi

Sascha Lobo ist für mich ein „Klugschwätzer“. Jemand, der schlau reden kann (vor allem hinterher), gar nicht alles weiß und nichts zu verantworten hat. Da lässt es sich leicht reden. Was er da gestern sagte, war zumeist pauschal; stimmte nicht im Detail und ist die berüchtige „Klugheit hinterher“.

W.
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

@fabianBLN

„Jemand, der schlau reden kann (vor allem hinterher), gar nicht alles weiß und nichts zu verantworten hat. Da lässt es sich leicht reden.“

Das ist ja fast so wie bei Ihnen, werter @fabianBLN.
Aber das mit dem „schlau reden“, da müssen Sie wohl noch mal ran.

Pit 2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  Rotstiftprofi

@Rotstiftprofi

Von Sascha Lobo gibt es auch ein lesenswertes Buch:
„Realitätsschock – Zehn Lehren aus der Gegenwart“
(1. Auflage 2019, es wird wohl noch lange aktuell bleiben).

Tina+2
3 Jahre zuvor

Worüber überhaupt nicht gesprochen wird:

In den USA hat es Studien gegeben, dass grade in prekären Wohngebieten/Familiensituationen Corona ganz besonders stark wütet. Da macht es natürlich richtig viel Sinn, dass die Kinder das Virus aus der Schule nach Hause tragen und im dicht bevölkerten Mehrfamilien-Wohnblock verbreiten…

Die Situation dieser Kinder wird mit Sicherheit nicht besser, wenn sie dann ohne Mama/Papa aufwachsen müssen oder diese Langzeitfolgen haben.

Pit 2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina+2

@Tina+2

Liebe @Tina+2,
das macht mir auch schon seit Wochen große Sorgen (ganz abgesehen von dem sich dann wieder und sich noch schneller drehenden Virus-Verteil-Karussell).

Und jetzt ist er wieder da (Ich bin kein Verschwörungs-Mythos-Gläubiger!), der hässliche Gedanke, von dem ich hoffe, dass er niemanden (in Politiker-Kreisen oder Influencern oder auch nur Bürgern, die ja auch mit ihrer Meinung Einfluss nehmen) wirklich zum Handeln der letzten Monate angetrieben hat:
Was, wenn man ziemlich schnell alles „loswerden“ kann, was der Gesellschaft nicht „dient“, also „die Alten“ im Ruhestand, denn die arbeiten nicht mehr, wollen aber versorgt werden – Sch… generationenvertrag. Und die Kranken … die genau so. Und die Kinder und Jugendlichen, die nicht so vielversprechend erscheinen? …

Es gibt eine Reihe von Dystopien (da gibt es mehr als nur Orwell), die sind nicht neu, zeigen aber Parallelen zum Verhalten von Menschen gegenüber Menschen und wozu das die Gesellschaft dann bringt:
1976: Flucht ins 23. Jahrhundert (Logan’s Run)
1973: …Jahr 2022… die überleben wollen (Soylent Green)

Zum Thema Bildung hat besondere Nähe:
1966: Fahrenheit 451, die Neuauflage ist:
2002: Equilibrium (letztlich sogar näher an der Romanvorlage dran).

Minna
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina+2

Es wird gelegentlich darauf hingewiesen, aber die Medien wollen das nicht wirklich beleuchten. Mehr als 4000 Kinder haben in der ersten Welle in New York einen Erziehungsberechtigten verloren. Für Menschen mit geringem Einkommen ist die familiäre Unterstützung viel bedeutsamer, da kümmert sich vielleicht die Oma um die Enkel, auch für Alleinerziehende sind Großeltern eine sehr wichtige Stütze. Viele Menschen mit geringem Einkommen sind zudem vorerkrankt, das kann ja auch der Grund ihrer prekären Verhältnisse sein (diese Gruppe wächst gerade dank Long Covid). Die Ungleichheit geht noch weiter: sie können sich nicht die teuren Masken leisten, sie haben kein Auto, sie arbeiten selten im Homeoffice …
Es ist ein Trauerspiel.

Stefanie Smolny
3 Jahre zuvor

Hallo,
ich bin Mutter von 3Kindern.
Der älteste hat im 1.Lockdown die Schule mit der 12.Klasse nach Wiederholung beendet,weil er mit diesen ungewohnten Kontakten mit Lehrern und Schülern und auch mit dieser Form der Kommunikation nicht zurecht kam.
Die anderen beiden, 12 und 14, Gymnasium und Realschule kommen irgendwie zurecht.
Manchmal kann ich helfen, aber mit Schichtdienst ist das nicht immer möglich.

Ich habe jetzt viel auf eurer Seite gelesen.
Ich selbst war die letzten Monate dafür, die Schulen offen zu lassen, um den Kindern diese letzten sozialen Kontakte zu ermöglichen. Auch, obwohl ich als Krankenschwester um die Risiken weiß.
Durch diese Seite wurde mir auch die Gegenseite dargelegt. Die Sicht der Lehrer.
Auch diese Sichtweise kann ich vollends verstehen.
Jetzt erst verstehe ich beide Sichtweisen.
Schule ist nicht nur fürs Lernen wichtig,sondern noch mehr für die sozialen Kontakte.
Allerdings wäre die komplette Schulschließung -vielleicht- effizienter gewesen, um die Infektionszahlen zu begrenzen.
So hat man versucht, einen Mittelweg zu finden, der nicht geklappt hat, nie funktioniert hat und vielleicht alles verschlimmert hat und oder noch wird.
Man hat aber auch versucht, diese wenigen Kontakte der Kinder zu erhalten. Und auch diese wenigen sozialen Kontakte waren wichtig.
Ich denke,dass wir von diesen Schuldzuweisungen jetzt Abstand nehmen müssen.
Noch immer weiß kein Land, kein Lehrer,keine Mutter,kein Vater, was das Beste ist für das Kind. Eigentlich weiß keiner genau, wie er mit der Situation umgehen soll.
Und unsere Kinder erst Recht nicht.
Ich verstehe beide Seiten. Einen Mittelweg zu finden ist schwierig,wenn man entscheiden muss zwischen Gesundheit der Lehrer/Schüler und ein Abwägen der sozialen Kontakte unsere Kinder, die ebenfalls lebensnotwendig sind.
Diese sozialen Kontakte sind Leben, aber ohne Gesundheit gibt es kein Leben.
Es gibt also keinen Kompromiss. Keinen Mittelweg.
Entweder so oder so . Wirklich richtig ist gar nichts.Weil man gar nicht weiß, wie es sich entwickelt.
Also stellt sich die Frage, wie man unseren Kindern helfen kann. Egal ob Gymnasium, Realschule,Hauptschule,Förderschule …
Wir können schimpfen, uns aufregen, diskutieren – aber letztendlich geht es um unsere Kinder.
Egal ob Förderschule oder Gymnasium, egal ob Distanzlernen oder Präsenzunterricht…
Es geht um die bestmögliche Form unsere Kinder zu unterstützen, soweit wir es können, egal ob reich oder arm, benachteiligt oder nicht…
Lasst uns Wege finden,zu helfen,zu unterstützen, anstatt Vorwürfe zu machen…
Und das ist es, was wir als Eltern und Lehrer wollen: unseren Kindern einen Halt geben. Wenn es stürmt, stehen wir da und halten sie.
Und das ist wichtiger, als jemals zuvor.
Und irgendwie geht es weiter.
Viel Kraft und Geduld uns allen.
Kinder sind für uns wichtig, deswegen sollten wir alles tun, dass es für unsere Kinder halbwegs auszuhalten und zu überstehen ist…
Das schaffen wir…
LG

Defence
3 Jahre zuvor
Antwortet  Stefanie Smolny

Ich mag Ihre Formulierungen, aber es gibt immer noch Missverständnisse. Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten, vor allem projektorientiert, ihnen etwas beizubringen, sie etwas zu formen und vielleicht auch etwas für ihr späteres Leben zu prägen und wenn es nur ein Stück ist.

Aber(!!), mein Leben für meine Arbeit aufs Spiel zu setzen, das (!!) mache ich nicht. Auch wenn es um Kinder geht.

„ Wenn es stürmt, stehen wir da und halten sie.“

Sorry, aber das ist in dieser Situation ganz allein Ihre Aufgabe. Ich will das grämliche untergejubelt bekommen.

Defence
3 Jahre zuvor
Antwortet  Defence

Ich will das nicht untergejubelt bekommen.

Elternteil
3 Jahre zuvor
Antwortet  Stefanie Smolny

Voller Präsenzbetrieb ist kein Mittelweg.
Wechselbetrieb, Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstände eingehalten werden müssen, Luftfilter – das alles wären Mittelwege gewesen. Jetzt schlingern wir von einem Extrem ins andere. Und schon wieder wird nach vollem Präsenzbetrieb geschrien. Nur kein Geld ausgeben für Schulen und Bildung!
Hoffentlich fällt uns das nicht alles vor die Füße, wenn wir in zehn Jahren die Spätfolgen bei den vermeintlich harmlosen Verläufen bei Kindern sehen. Ob dann dieselben Eltern herumschreien, die jetzt nach vollem Präsenzbetrieb verlangen?

BK-Lehrkraft
3 Jahre zuvor
Antwortet  Elternteil

Yipp…
Habe in einer Klasse erläutert, dass Wechselunterricht die bessere Massnahme sei (Anfang November, Abschlussklasse berufliches Fachabi), und die waren für vollen Präsenzunterricht. Ich konnte das verstehen, weil deren Zukunft daran hängt.
Ich habe Ihnen gesagt, dass die volle Präsenz jetzt zur kompletten Schulschliessung führen wird, und was besser sei?
Nach einigem Hin und Her haben einige SuS sich dahin gehend geäussert, dass der Wechsel der kleinere Schmerz wäre.

Im letzten Frühjahr wurde Wechselunterricht gegeben, und es war in Ordnung so. Der Stoff wurde schneller durch kleinere Klassen vermittelt und der Unterricht war fast im Plan.

Im November wurde diese Möglichkeit in den Wind geschlagen und jetzt haben alle das Nachsehen. Das Solinger Verbot hat alles weggefegt, was an Möglichkeiten da gewesen wäre. Wechselunterricht hätte viel aufgefangen, von nicht wirklich vorhandenen digitalen Rüstzeug bis hin zu den sozial benachteiligten SuS.
Zwar wäre es weiterhin im Winter durch Lüften kalt gewesen, aber es hätte eine Chance gegeben, dass hier nich so dermaßen hart vor die Wand zu fahren.
Ich verliere meine SuS gerade, weil der direkte Kontakt fehlt. Ich telefoniere den Schülern nach, die teilweise nicht mal Internet haben.

Wechselunterricht hätte dem entgegenwirken können. Aber man hat es nicht mal ausprobiert.

Wunder SAM
3 Jahre zuvor
Antwortet  Elternteil

@Elternteil
„Ob dann dieselben Eltern herumschreien, die jetzt nach vollem Präsenzbetrieb verlangen?“

Anzunehmen, dass dieselben Eltern – dann im Rentenalter – lamentieren, dass nur ein geringer Teil in die Rentenkassen einzahlen kann, wenn Longterm-Covid einen größeren Teil der heute Jugendlichen nachhaltig geschädigt hätte und frühzeitig in die Erwebsminderung geführt hätte!

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Elternteil

Sie bringen es auf den Punkt! Luftfilter wäre sicher eine gute, technische Lösung gewesen. Allein, die Politik will das Geld dafür nicht locker machen. Alle 20 Minuten lüften bei minus 5 Grad tuts doch auch – oder „Zwiebelprinzip“ bei der Kleidung… wie Frau Gebauer so toll vorgeschlagen hat. Nicht nur die Lehrer werden von der Poitik hängen gelassen, die Kinder und Eltern bedeuten ihr auch nicht viel.

I'm just dissapointed
3 Jahre zuvor

Monatelang hatten sie Zeit. Seit dem ersten Lockdown! Was haben die in der Zeit bitte gemacht? Dass sie nach Monaten der Vorbereitung und Beratungen mit „Fenster öffnen und Maske“ und sonst nichts ankommen ist schon ein Armutszeugnis. Merkel, die schon Wochen vorher für teilweise Schulschließungen plädierte und die Minister dazu aufrief etwas vorzulegen, musste sich hinstellen und den Schüler zu Kniebeugen und klatschen raten, wenn es ihnen zu kalt ist. Weil die Kultusminister nichts produktives gemacht haben. Eine Studie haben sie vorgelegt, die die Zahlen so lange rumdreht bis sie harmlos aussehen, das haben sie getan. Hut ab. Muss ich den hochbezahlten Politikern schon lassen! Glanzleistung.
Jetzt stellten sie die nicht so privilegierten Kinder als Grund für diese Fahrlässigkeit dar und haben wieder nichts getan um das irgendwie zu kompensieren… da fällt man doch vom Glauben ab. Und in sowas soll man sein Vertrauen setzen und verzeihen!

Für mich gibt’s da kein Verzeihen. Eine Fehlentscheidung, okay. Diese ganzen groben Schnitzer, die die Gesundheit und Leben gefährdet haben und dazu noch die Lügen und Untätigkeit? Dem Posten abdanken sollten sie.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Für mich ist es unverzeihlich, dass letztlich wieder alles darauf hinauslaufen wird, dass wir bei Minusgraden lüften müssen, bis das Klassenzimmer so runtergekühlt ist, dass auch die Jacken nichts mehr bringen, während in den Plenarsälen und Ministerien auf Steuerzahkerkosten Luftfilter, FFP2-Masken und Plexiglaswände angeschafft wurden. Die Kinder (und Lehrer) sind also weitaus weniger wert, als die Politiker, die sich eigentlich um uns „sorgen“ sollten. Dies aber nicht tun.

Frau K
3 Jahre zuvor

Also ich finde Förderprogramme für Schüler, die es brauchen ja generell gut. Aber ist den lieben Theoretikern eigentlich bewusst, dass viele der „bildungsfernen“ Familien diese Dinge gar nicht in Anspruch nehmen WOLLEN? Ich habe jedes Jahr Kinder, die das nötig hätten und schlage es generell mehr Kindern vor, als es Plätze gibt. Angenommen wurde es bisher, wenn überhaupt, nur von einem extrem kleinen Teil, weil die Ferien eben Ferien sind für die Kinder und offenbar auch die Eltern keine Lust haben, diesen Kampf mit den Kindern in der unterrichtsfreien Zeit zu bestreiten. Es ist ja unter normalen Umständen schon schwierig, diese Kinder lückenlos in der Schule zu halten. Fazit: netter Gedanke, aber meiner Meinung nach weit weg von der Realität.

Schattenläufer
3 Jahre zuvor

Ist schon erbärmlich. Die Schule ist ein zentrales und extrem wichtiges System der Gesellschaft.
Trotzdem ist für nichts Geld da.
Trotzdem werden die Lehrer, als einziges vorhandenes Bestandteil das echt funktioniert, von der KMK wie Leibeigene behandelt.
Trotzdem hat man als Lehrer das gleiche Image in der Gesellschaft wie ein leprakranker Obdachloser.
Trotzdem hat die KMK auch nach mehr als 10 Monaten kein anderes Konzept als Schule auf oder Schule zu.
Das kann so nicht klappen. In dem extrem wichtigen und zentralen System der Schulen muss sich was grundlegendes ändern.
Ändern an der Finanzierung
Ändern am Umgang mit dem Personal
Ändern am Führungsstil
Ändern am Bild in der Gesellschaft.

fabianBLN
3 Jahre zuvor

Die Kinder aus bildungsfernen Familien und sozial schwierigen Situationen haben nicht „herhalten müssen“, um die Schulen offenzuhalten. Das ist eine gemeine Unterstellung jener, die immer für die Schließung der Schulen eintraten, egal, welche Auswirkungen das auf andere hat. Die haben den entsprechenden Druck gemacht, dem sich die Politiker nun mehr als vorher gebeugt haben – wenn auch immer noch nicht so wie das die „Schulschließer“ wünschen. Jetzt den Spiel umzudrehen und zu fragen, was denn nun mit diesen Kindern sei, ist perfide. Es ist EURE Verantwortung, dass die nun hinten runter fallen.

Dass auch wegen dieser Kinder die Schulen möglichst lange offengehalten werden sollen, ist eine Lehre aus dem Frühjahr. Über die all die negativen Auswirkungen für gerade sie ist damals berichtet worden. Es ist allerhand inzwischen unternommen worden, um dem entgegenzuwirken. Da wurden „Sommerschulen“ eingerichtet, die im Herbst fortgeführt wurden. Da wurden Tabletts geordert, die auch kommen, wenn auch kleckerweise. Da kümmern sich wie während der ersten Schulschließung Sozialarbeiter u.dgl. mehr um diese Kinder. In Berlin ging dazu ein Infoblatt um, wer wo wie Hilfe finden kann, wenn’s zuhause „kracht“ und es gibt hier zumindest die Regelung, dass DIESE Kinder zu jenen gehören, die in die Notbetreuung kommen dürfen. Die freiwillige Wiederholung des Schuljahres mag im Einzelfall gut und richtig sein, in der Masse finde ich es jedoch fragwürdig.

Ich finde es nicht in Ordnung, das alles nicht wahrzunehmen oder schlechtzureden und dann zu behaupten, es gäbe nichts. Das ist eine unehrliche Argumentation.

Stina
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

„Die haben den entsprechenden Druck gemacht, dem sich die Politiker nun mehr als vorher gebeugt haben“ Haben sie die Ereignisse der letzten Tage denn nicht mitbekommen? Wir sollen die Schulen schließen, weil es extrem dumm wäre, jetzt abzuwarten bis eine zumehmende Anzahl von Viren endlich eine Mutante entwickelt hat, die die gerade entwickelten Impfstoffe unterwandert und weil die Intensivstationen z. T. jetzt schon voll belegt sind, Coronaintensivpatienten in der Regel Wochen bis Monate dort versorgt werden müssen und daher in nächster Zeit vermutlich wenig Intensivbetten zu Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass das medizinische Personal, insb. die Pflege sehr erschöpft ist!!

fabianBLN
3 Jahre zuvor

PS: Das Schuljahr zu wiederholen ist auch deshalb keine glorreiche Situation, weil das nicht JETZT hilft, wo diese Kinder teilweise in Gefahr an Leib und Leben sind. Und nicht nur, weil sie das immer schon waren, sondern weil das durch die Schulschließungen erheblich verschärft wird. Erheblich! Weil sämtliche Ausweichmöglichkeiten wegfallen, Familien sich zuhause gegenseitig auf den Docht gehen, Existenznöte die Erwachsenen frustrieren und stressen und und und …. Das wurde und wird hier leider immer kleingeredet. Aber das sind auch FOLGEN des Lockdowns!

Jan aus H
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

„Aber das sind auch FOLGEN des Lockdowns!“

Im Wesentlichen liegt es daran, dass man neun Monate lang versäumt hat, für angemessenen Gesundheitsschutz in den Schulen zu sorgen. Hätte man das getan, gäbe es keine Schulschließungen in dem jetzt umgesetzten Umfang. Vermutlich gäbe es dann auch keinen Lockdown in der jetzigen Form und Länge.

Der Versuch, die Schulen offen halten zu wollen, OHNE dafür signifikant Geld ausgeben zu wollen, ist krachend gescheitert. Die Quittung müssen jetzt die Schwächsten zahlen.

Schattenläufer
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Nur mal ne Nachfrage, weil ich es noch immer nicht fassen kann, Leute wie Sie erwarten wirklich, dass Lehrer wegen Gelaber von Bildungsgerechtigkeit, Erziehungspflicht des Staates usw. ihr Leben, nur durch ein offenes Fenster geschützt aufs Spiel setzen?
Das die KIMK in 10 Monaten keine Pfennig Geld und nur wenig bis gar keine Arbeit in einen Plan B gesteckt hat ist für Sie ok?
Erstaunlich wie rücksichtslos man denken kann, wenn man nur egoistisch und borniert genug ist.
Gratulation Sie haben es geschafft. So kommt man prima durchs Leben.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

Sie bringen da Ursache und Wirkung durcheinander. Der Lockdown ist erfolgt, weil die Intensivstationen überlastet sind. Die Schulen gehören mit dazu, da sie einen erheblichen Teil zum Infektionsgeschehen beitragen.

Pit 2020
3 Jahre zuvor
Antwortet  fabianBLN

@fabianBLN

„Weil sämtliche Ausweichmöglichkeiten wegfallen, Familien sich zuhause gegenseitig auf den Docht gehen, Existenznöte die Erwachsenen frustrieren und stressen und und und …. Das wurde und wird hier leider immer kleingeredet. Aber das sind auch FOLGEN des Lockdowns!“

Das mit den Existenznöten steht bei vielen Familien im Zusammenhang mit Corona.

Dass „Familien sich zuhause gegenseitig auf den Docht gehen“
und
„Aber das sind auch FOLGEN des Lockdowns!“
nennen Sie in einem Atemzug und das stimmt nicht.

In welcher Welt haben Sie den vorher gelebt?

Etwa hier?
https://www.youtube.com/watch?v=vGkW9OXrhUk

Mary-Ellen
3 Jahre zuvor
Antwortet  Pit 2020

@Pit:
1 mit Sternchen…. 🙂
Morgen Bauchmuskelkater….!

dickebank
3 Jahre zuvor

Das Dilemma, SuS aus bildungsfernen Elternhäusern brauchen mehr Unterstützung. Folglich ist Unterricht im Ganztag geboten. Nur der zusätzliche „Stützungsunterricht“ muss in der regulären Unterrichtszeit parallel zu Angeboten für leistungsstärkere SuS erfolgen, da die leistungsschwächeren suS ja nicht diskriminiert bzw. stigmatisiert werden dürfen.
Folglich gibt es im Ganztag Ergänzungsstunden – nur wenn da dann „Förderunterricht“ z.B. in Deutsch oder Mathe neben „Ballspiele für Jungen“ oder „HipHop“ angeboten wird und die SuS frei wählen dürfen, was wird da wohl passieren? Die suS, die es am nötigsten hätten, werden von ihren erziehungsberechtigten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dahin gehend unterstützt, das zu wählen, was dringend notwendig wäre. Und die Jugendlichen brauchen ja, damit die Wahl verbindlich wird, die Unterschrift ihrer Eltern.

Schule kann nur Angebote machen, sie hat aber wenig Möglichkeiten, steuernd bzw. dirigistisch einzugreifen und die SuS verpflichtend „Förderkursen“ zuzuordnen.

Ist eben wie beim Tränken der Pferde, man kann das Wasser nur hinstellen, saufen müssen die Viecher schon selber!

As.
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Wir stecken im Ganztag fest. 8 bis 16 Uhr ca., da haben die Kinder freiwillig auf die coole AG verzichtet. Mal einen Tag früher zuhause sein. Der Förderunterricht war eine Extrastunde, die Freitag angehängt wurde. Gefördert wurde über kopierte Zettel mit Aufgaben. Kommt einem bekannt vor? Wem hilft denn das? Eltern haben um Hausaufgaben gebeten, um das Gelernte zu vertiefen. Nein, dürfe man nicht im Ganztag. Die neuen Jahrgänge an unserer Schule sind wieder G9 und der Ganztag ist nicht mehr gebunden. Also früh frei, Teilnahme an AGs möglich, Hausaufgaben zuhause wenn es einem passt. Es ist nie so, wie es sich oberflächlich darstellt.

Carsten60
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

„… nur wenn da dann ‚Förderunterricht‘ z.B. in Deutsch oder Mathe neben ‚Ballspiele für Jungen‘ oder ‚Hip-Hop‘ angeboten wird und die SuS frei wählen dürfen, was wird da wohl passieren?“
Genau das dürfte der Grund für den mageren Effekt der Ganztagsschulen sein: Die ‚Risikoschüler‘ werden nicht weniger, sondern sportlicher. Mit reiner Freiwilligkeit kann man eben nicht das erreichen, was man anstrebt. Da müsste halt die Schule entscheiden, was die Kinder zu tun haben, etwa das Versäumte nachzuholen, und das müsste verbindlich sein. Warum bitte soll das verfassungswidrig sein? Man müsste nur die Schulgesetze anpassen. Jammern über die Kinder aus bildungsfernen Familien und dann die Entscheidungskompetenz eben bei diesen Familien lassen, das passt nicht zusammen. Wer die Entscheidungskompetenz hat, der trägt auch die Verantwortung, das kann man nicht auseinanderdividieren.

xy
3 Jahre zuvor

Es ist bezeichnend, dass der Geldbeutel darüber entscheidet, welche Kinder sich einer Infektionsgefahr aussetzen müssen. Es geht doch keinem um die Förderung und den Schutz von bildungsfernen Familien. Es ist blanker Zynismus diese Bevölkerungsgruppe als Argument für Schulöffnungen heranzuziehen. Durchseuchungszwang für finanziell schwache Kinder und die Normalbevölkerung. Es glaubt doch wohl keiner, dass ein Vorstandsmitglied seine Sprößlinge während einer Pandemie in eine öffentliche Schule schickt.

Besorgte Mutter
3 Jahre zuvor

Jetzt geht das Thema schon wieder los…..

Immer wieder werden die bildungsfernen Kinder samt Familien als Grund vorgeschoben, langsam reicht es!!!

Sorry, gerade auch in dieser Schicht wird nicht sonderlich auf die Corona Regeln und Kontaktbeschraenkungen geachtet, bei den sehr vielen jedenfalls und die Eltern kuemmern sich kaum um ihre Kinder, traurig fuer die Kinder, ABER!!!! das kann ja nun nicht wieder zu einem Problem der Gesellschaft gemacht werden!!!!und wir somit durch das Verhalten dieser Personen, die sich selbst und dann auch andere infizieren, gesamt den Nachteil tragen muessen inkl. weiterer Tote.

Diese Eltern sollen endlich mal ihren A…SCH bewegen und sich selbst kuemmern, nicht nur Geld kassieren vom Staat, UNGLAUBLICH!!!

Die Politik hat es in diesem Punkt verschlampt, es ist seit Jahrzehnten bekannt und hat sich nichts geaendert.
Dann sollte es JETZT NICHT!!! ZUM HAUPTARGUMENT GEMACHT WERDEN!!!!

Die Kultusminister *innen haben fast 10 Monate NICHTS!!!! getan, um die Schulen auszustatten/vorzubereiten.

Wo sind denn die Hochleistungsfilter in JEDEM Klassenraum????
Bei uns im Ort gibt es nicht eine davon in irgendeiner Einrichtung und von der Grundschule bis zum Gymnasium ist alles vorhanden .

Das Versagen muss fuer die KM’s Konsequenzen tragen! Die bekommen jeden Monat viele, hohe Bezuege und wofuer??? Fuer’s Nichtstun ist das zu viel!

Den Kindern /Eltern aus den bildungsfernen Bereichen kann man das Wiederholen des Schuljahres fuer einen besseren Abschluss anbieten und/oder Zusatzangebote in den Ferien /Freizeit, wenn die das nicht wollen, KANN ES NICHT ZUM PROBLEM DER GESELLSCHAFT GEMACHT WERDEN!!!

Fuer uns alle ist jetzt die ABSOLUTE PRIORITAET!!!! der Infektionsschutz fuer alle Menschen und nicht das wir durch diese Begruendung in Gefahr gebracht werden. Das darf nicht der Grund fuer Schuloeffungen sein!!!

Die Infektionen gerade bei den Kindern steigen jetzt zunehmend, so das Kinder wegen Covid im Krankenhaus sind und sogar auch beatmet werden muessen.
(So viel zu dem Thema, es betrifft nur Alte und Kranke).

Sorry, NEIN!!! aus dieser Begruendung wegen der bildungsfernen Familien unter diesen schlechten Voraussetzungen in den Schulen, die Schulen wieder zu oeffnen, waere so, als wenn ein Feuerwehrmann ohne Schutzausruestung ins Feuer muss!!!

DIE SCHULEN SOLLEN WEITER GESCHLOSSEN BLEIBEN WEGEN FEHLENDEM GESUNDHEITSSCHUTZ!!!!

Wolfgang
3 Jahre zuvor

Ist es wirklich so, dass arme SchülerInnen (Familien), eben mal ein Schuljahr wiederholen, um den Lernstoff zu bewältigen, oder ist es eher so, dass es um so mehr Schüler ohne oder mit schlechtem Abschluss geben wird. Ich denke, dass von den Schulbehörden in einem Jahr noch zu wenig darüber nachgedacht wurde.

Sonja Baermann
3 Jahre zuvor

Ich arbeite an einer Grundschule im sozialen Brennpunkt einer Großstadt. Ich habe mich sehr gewundert über das fehlende Konzept für Kinder aus bildungsfernen Familien. Wir holen die Kinder aus den prekärsten Familien in die Schule d. H. bieten eine Notbetreuung an und freuen uns über jedes Kind das kommt und dann nicht mehr vorm Fernseher sitzt, im Bett rumliegt oder sogar geschlagen wird. Wenn die KMK solche Kinder nicht bedenkt- wir tun es einfach!

Mutter aus NDS
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sonja Baermann

Das sollten alle so machen.
Vor Ort müssen die Lehrer das übernehmen. Die Lehrer merken doch, wo es vorran geht und welche Kinder zuhause nichts schaffen.
Ich denke die KM müssen dafür schon Angebote/Vorschläge/Finanzen bieten, aber letzlich sind doch die Lehrer am Schüler.
Mir persönlich fehlt da der Einsatz von Lehrern. Geht auf die Eltern zu und wenns klappt, super und wenn nicht, dann ist da eben Ende. Unsere Schulleitung meckert jedes Jahr darüber, dass die Kinder zuhause nicht genug lernen, macht komische Sprüche über fehlende Lese- und Mathekenntnisse und gibt negative Beispiele in großer Runde bekannt, ohne Namen zu nennen. Aber wurde da auch nur ein Elternteil angesprochen? Ich weiß es es =nein. Wir Eltern wissen garnicht, was in der Schule los ist und wundern uns bei der Zeungissausgabe.
Selbst im Elternsprechtag kommt da nix von Seiten der Lehrer. Ich habe nachfragen müssen und dann bekommt man ne kleine Aussage, aber eben nur auf Nachfrage.
Also: Es gibt auch Eltern, die warten praktisch auf Anweisungen und Informationen, aber da sind Lehrer unterwegs, die sich eben nicht kümmern.
Also bitte motiviert euch als Lehrer und nehmt das selbst in die Hand. Seid nicht der Lehrer/die Lehrerin die sich nicht kümmert, obwohl die Eltern darauf warten.
Und wenn sie bei einigen Familien und Schülern nicht durchkommen, dann ist das nicht mehr ihr Problem, dann bleiben die Halt auf der Strecke.

Sternchen
3 Jahre zuvor

Jaja, und auch das Kindeswohl wird besorgt auf den Tisch gebracht.
Seit Jahren werden gerade die Kleinsten, täglich bis zu neun Stunden in den übervollen Kitas gebunkert. Morgens krank mit Fiebersaft behandelt abgegeben.
Wir in der Kita erleben im Ü3 Bereich, dass viele Kinder durch die Krippe schon verheizt und an den gre sind. Kinder mit erhöhtem Förderbedarf und Fürsorge werden so immer mehr.
Und nun wird argumentiert, dass auch die Allerkleinsten soziale Kontakte brauchen.
Warum werden wir von Mensch vorgeführt die nicht einmal Ahnung von Entwicklungspsychologie haben.
Kinder bis drei brauchen vor allem feste Bezugspersonen und die Möglichkeit die Welt zuerst mal für sich selbst zu erschließen. Deshalb spielen sie meistens nebeneinander her und beachten sich oft nicht.
Aber nein die Kleinen müssen stundenlang in Krippen ausharren. Und ab der fünften Klasse folgt dann das absolute Kontrastprogramm. Abhängen am Mittag. Denn scheinbar fühlt sich für diese Kinder keiner mehr zuständig. Aber gerade da sind dann soziale Kontakte und eine Peergroup wichtig und machen eine Ganztagsbetreuung sinnvoll. Mein Sohn hatte am Gymnasium, auch bei G8
entweder keinen und später Nachmittagsunterrichtt in homäopathischen Dosen.
Also für diese Gewichtung der Betreuung fehlt mir jegliches Verständnis. Und für die Argumente der KMs ebenfalls.

Lehrer mit Seele
3 Jahre zuvor

Die Lüge über die sozial Schwachen

Wenn ich den Begriff „sozial schwach“ höre, geht mir jedes Mal die Hutschnur hoch. Dieser euphemistische Begriff für das klassische Wort „arm“ Ist eine Beleidigung aller erster Güte. Nicht jeder, der jeden Cent dreimal umdrehen muss, ist automatisch in sozialen Dingen schwach. Und viele Menschen, die sich keine Sorgen machen müssen, wie sie die Schulbücher fürs nächste Jahr bezahlen, haben nicht automatisch einen sehr hohe soziale Standarts. Gerade die so oft als sozial schwach verspotteteten Famiilien sind oft spendabler, wenn um Spenden fürs Buffet einer Schulveranstaltung, Weitergabe von Kinderkleidung o. Ä. geht, als die, denen es im Geldbeutel nicht mal auffällt.

Familien können finanziell schwach sein. Gut, schade, aber meinen Respekt dafür, wie sie sich oft trotz der Umstände super schlagen.

Es gibt natürlich auch die bildungsfernen Familien. Und deren Kinder machen uns in der Schule genauso Sorgen, wie die Kinder von Altenpflegern, deren Geschwister sogar das Gymnasium besuchen, während der Jüngste an den falschen Tagen den Sportbeutel dabei hat, im Sommer eine Woche lang ohne Trinkflasche kommt und wo während längerer Krankheit niemand die Schulaufgaben abholt.

Ja Liebe Politiker, diese Kinder gibt es auch. Schafften die einen Abschluss? In der Regel ja. Nutzen Sie ihr Potential? Nicht ansatzweise.

Und die bildungsfernen Familien sind ähnlich gestrickt.

In beiden Fällen fehlt den Familien der bewusste Zugang dazu, welche Möglichkeiten ihre Kinder haben könnten.

Aber es gibt auch die Domteure, wie ich sie nenne. Die Menschen, die ihre Kinder wie kleine Zirkusaffen auf Spitzenleistung drillen. Warum ich die erwähne?
Weil in allen drei Fällen das Wichtigste vergessen wird: Die Freude am Lernen und die Wahrnehmung des Erfolges.

Zu meiner Zeit wurden wir selber mit Sprüchen wie „Nach der Klausur ist vor der Klausur“ von den Lehrern unserer Erfolge regelrecht beraubt. Die Dauer um stolz auf seine Leistung zu sein, wurde auf ein Minimum reduziert.
Lernen beruht viel zu viel auf Druck und zu wenig auf Freude und Begeisterungsfähigkeit, egal wie das Bildungsniveau der Schüler ist.

Wenn wir wollen, dass wenigstens ein wenig mehr Bildungsgerechtigkeit in diesem Land eintritt, müssen wir uns als allererstes von der Vorstellung verabschieden, dass die finanzielle Situation, der Beruf der Eltern oder die Wohnverhältnisse mit den Möglichkeiten der Kinder gleichzusetzen sind. Auch auf kleinem Raum oder mit wenig Geld, kann man Kindern vorlesen und Karten spielen und sie so gut für die Schule vorbereiten.

Was sollten wir also tun? Jedes Jahr verlassen knapp 10% der Kinder, die in Deutschland von der 1. Klasse an zur Schule gehen, die Schule ohne Abschluss und (ohne, dass es darüber eine Statistik gäbe) min nochmal so viele mit einem Hauptschulabschluss, obwohl ihr Potential weit höher lag. Bitte lassen Sie sich nicht zu dem Trugschluss verleiten, dies wären alles Familien mit Migrationshintergrund.
Dazu kommen noch die Kinder auf Förderschulen, die netterweise aus der Statistik raus genommen wurden. Manch einer wird jetzt sagen, dass man die ja nicht mitzählen dürfe, da es sich um Kinder mit geistiger Behinderung handele. Doch weit gefehlt. Die meisten Förderschulen haben mittlerweile den Schwerpunkt „emotional auffällige Kinder“. Und da darf man sich doch fragen, wie es so weit kommt, dass die Kinder so starke Probleme haben, dass die regulären Grundschulen die Kinder dorthin abschieben.

Wo also liegen die Probleme? Das lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Aber fangen wir mal an. Kinder haben Kontakte, die sie beeinflussen und die sollte man sich ansehen. Da gibt es natürlich das Elternhaus, dem immer sehr gerne die Schuld zugewiesen wird. Und ja nicht selten ist das auch so. Aber was tut man, wenn Eltern nicht wissen, welche Kleidergröße ihre Kinder brauchen oder wie man einen Alltag strukturiert. Manchmal greifen die Jugendämter ein und unterstützen die Familien z. B. durch haushaltsunterstützende Maßnahmen. Doch hilft das? Die Antwort ist einfach. Sie lautet: Nein! Jugendämter kümmern sich nämlich nicht selber um diese Kinder. Sie beschäftigen Subunternehmer. Läuft alles, dann ist der Job weg. Um mache Kinder kümmern sie sich hingegen gezielt nicht, weil die Mitarbeiter von gewaltbereiten Familien nicht selten massiv eingeschüchtert werden.
Dann gibt es noch die Einzelfallhelfer, die mit in den Schulen sitzen, so dass die Kinder eine eins zu eins Betreuung im Unterricht haben. Manche von ihnen sind wirklich ein Segen und es tut weh zu sehen, das sie mit Mindestlohn arbeiten. Aber die Meisten sind Erzieher, die obwohl sie in einer Kita mehr verdienen würden, in den Schulen sitzen und ohne Ausbildung lernpädagische Förderung erteilen sollen. Warum sind diese Leute nicht in den Kitas, wo doch so dringend Erzieher gesucht werden? Die Frage stellen Sie sich mal bitte. Es gehört einiges dazu in diesem. Beruf keine Stelle zu finden. Und diese Leute landen dann in den Schulen. Prost Mahlzeit. Abgesehen davon, dass auch hier das Prinzip gilt, wenn alles läuft ist der Job weg und nicht weniger, erzählen auch die richtig Guten, dass die Dienstherren die Berichte so nicht an die Jugend- oder Sozialämter weiterleiten wollen, aus Angst vor Stundenkürzungen.

Das System erhält aich wie immer selbst. Zu Lasten der Kinder.

Dann gibt es auch noch die Kindergärten. Diese sind Bildungseinrichtungen, in denen unser Kinder jede Menge mitnehmen können, wenn sie denn vernünftig arbeiten. Und sehr viele tun das, genau wie die meisten Lehrer. Aber leider gibt es überall schwarze Schafe.

Nicht selten bekomme ich mit, dass insbesondere die als sozial Schwachen titulierten im Kindergarten massive Probleme bekommen. Nicht, weil das Kind jeden Tag mit dreckiger Kleidung oder Toastbrot mit Nutella kommen würden, sondern einfach, weil man davon ausgeht, dass da zu Hause was nicht stimmen muss. Wir bekommen Kinder in die Schule, deren Eltern von Anfang an sagen, da und da sind Probleme und die voll mit uns an einem Strang ziehen. Die Kinder haben alle Materialien, alle Hausaufgaben, fehlen selten und sind immer sauber und mit einem anständigen Frühstück versorgt. Wo ist das Problem? So wie wir das in der Schule beobachten, lagen die anfänglichen Probleme, die sich sehr oft in mittlere bis gute Leistungen ändern, bei diesen Kindern nicht an den Familien.

Das Problem ist, dass die Kinder oft schon in dieses Schema „du kannst das nicht“ gedrückt worden sind und es sehr sehr viel Arbeit bedeutet diese Kinder wieder auf die Beine zu stellen.

Wie also sind die Probleme zu lösen? Also erstes sollte man diesen Begriff „Sozial schwach“ aus deren Köpfen aller, insbesondere der Pädagogen streichen. Ist die alleinerziehende Mutter, die zwei kleine Kinder in die Krippe gibt, um die Oma pflegen zu können, genauso schwach, wie die Mutter, deren erstes Kind schon ab der sechsten Klasse nicht mehr in die Schule gegangen ist und deren zweites Kind schon in der Grundschule krank feiern perfekt beherrscht?

Ihn will hier keine Hartz IV Diskussion vom Zaun brechen. Aber ich finde, dass allein die Tatsache, dass diese Menschen unter dem gleichen Begriff geführt werden, einen riesen Schaden anrichtet. Und ja ich hätte nichts dagegen Eltern, die nie gearbeitet haben im Sinne ihrer Kinder vor die Wahl zu stellen „geht arbeiten oder nochmal in die Schule“. Denn so werden sie gezwungenermaßen zu Vorbildern. Eine Mutter, die zu Hause einen Säugling oder einen Pflegebedürftigen versorgt, hat zweifelsfrei genug zu tun. Vielleicht bekommt sie so auch mal die Anerkennung dafür.

Ich selbst mache gern mit meinen Kindern Hausaufgaben, das gibt mir nicht nur die Möglichkeit sie zu loben, sondern auch, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas quer läuft diskret einzugreifen. Aber natürlich ist es in der heutigen Zeit, wo Eltern gleichzeitig beide 10h arbeiten sollen, unrealistiach das von jedem zu erwarten. Genau wie von denen, die es aus verschiedensten Gründen nicht ohne Hilfe hinbekommen.

Natürlich gibt es die aktuelle Situation nicht her, aber langfristig sollte man überdenken alle Kinder bis nachmittags zu beschulen und auch, wenn unsere Kräfte in der Betreuung oft wundervoll sind, sind sie eben keine Lehrer, geschweige denn schulpädagogisch ausgebildet. Sie brauchen genau wie wir Menschen, die unterstützen, die pädagogisch geschult sind, damit die gesamte Bildungsarbeit in der Hand von Fachkräften liegt
Und auch die kleinen dressierten Äffchen, würden psychologisch von diesem Konzept profitieren.

Es gibt so viele Quereinsteiger, Studien- oder Referendaritatsabbrecher, die gerade hier absolute Spitzenkräfte sind, wenn sie mit kleinen Gruppen arbeiten.

Bitte liebe Kultusminister, hören sie auf auf dem Geld zu sitzen, wie die Glocke auf dem Ei.

Wer Jahrzehnte lang sein Haus vernachlässigt hat, darf sich nicht wundern, wenn ein Sturm wie Corona es ins Wanken bringt.

Aber dafür müssen Sie sich als erstes von dem Gedanken verabschieden, dass allein offene Schulen Bildungsgerechtigkeit hervorbringen. Die haben wir nicht und werden wir auch nie erreichen. Aber man sollte trotzdem sein Bestes versuchen. Und es wird ein langer Weg, wenn sie Kinder aus bildungsfernen Familien, deren Großeltern schon ihr Leben lang von Sozialhilfe gelebt haben und die mit ihren Eltern in Hartz IV großgeworden sind, zu einem Leben mit Schulabschluss, Ausbildung und einer befriedigenden Arbeit führen wollen.
Aber genau das ist ihr Job. Sein Sie mal mutig und nutzen die Zeit um neue Wege zu gehen.

P. S. Vielen Dank, dass die meisten Grundschulen nach nur 10 Monaten jetzt Leihgeräte für Schüler bekommen haben und es nur noch an Fachkräften mangelt um diese einzurichten bzw an den Kosten für eine Internetverbindung in den Familien.

Und einen absoluten Dank an all die Lehrer und Erzieher, die ihren Beruf wundervoll machen und sich nicht verblenden lassen, sondern die Kinder sehen.

Mutter aus NDS
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lehrer mit Seele

wow, das war nun viel Text, aber sehr lesenswert. Danke für den Kommentar

RIKE
3 Jahre zuvor

An Schattenläufer: Super und klar auf den Punkt gebracht. „+++“
An fabianBLN: Thema wird zerredet und an mir nicht verständlichen Beispielen abgemildert, blabla durchweg, Meine Frage:“WAS“ wurde da Ihrer Meinung nach „unternommen“ seitens der Politik???? (—)

Es ist eine Katastrophe, was in diesem Land mit Bildung, Schulen, Eltern, Schülern und Lehrern (bin einer) im (letzten) Jahr gemacht wurde.

WANN ENDLICH FINDET/MELDET SICH HIER IM FORUM JEMAND, DER FACHKUNDIG IST, UM JURISTISCH ERFOLGVERSPRECHEND RECHTLICHE KONSEQUENZEN GEGEN DIE POLITISCH VERANTWORTLICHEN DIESES DESASTERS EINZULEITEN, ZU ORGANISIEREN, ZU FORMULIEREN UND ZUR SAMMELKLAGE ZU BRINGEN ???

Uns Lehrern gebricht es an der Zeit, dem fachlichen Wissen, einen Rechtsstreit zu führen usw… Aber auch Kollegen, die es in der Schule nicht wagen, ihren Mund zu öffnen, alles, was „von oben“ verordnet wird nach außen hin kritiklos durchführen (und das sind sehr viele!!!) und nur noch kuschen, können ein solches Verfahren unterstützen.
RIKE