DÜSSELDORF. Jeder Tag Distanzunterricht verstärkt die Bildungsungleichheit – zu diesem Schluss kommt die Landeselternkonferenz Nordrhein-Westfalen nach einer Umfrage unter gut 22.000 Müttern und Vätern im Land. Neben viel Schatten gebe es aber auch Licht: Die meisten Schüler haben mehrmals in der Woche persönlichen Kontakt zu ihren Lehrern. Und: Es gibt inzwischen mehrheitlich ein strukturiertes Angebot für das Distanzlernen, das sich an Stundenplänen und Fächern orientiert.
„Für uns ergeben sich aktuell 5 Hauptbefunde aus den Antworten“, so schreibt die Landeselternkonferenz (LEK) zu den Ergebnissen ihrer Umfrage – nämlich:
- „Es gibt Ungleichheiten bei der Bereitstellung von Hardware: Insbesondere Förder-, Grund-, Haupt- und Realschulen profitieren bisher weniger von den Angeboten.
- Es findet vor allem eine Verlagerung des normalen Unterrichts in schriftliche ‚Hausaufgaben‘ statt, der Umfang liegt an allen Schulformen bei ca. 150 Minuten, in SEK II bis 360 Minuten.
- Ein zusätzliches Online Angebot gibt es vor allem für die Sekundarstufe II, die Jüngeren bleiben eher auf sich gestellt.
- Positiv fällt auf, dass es inzwischen mehrheitlich ein strukturiertes Angebot für das Distanzlernen gibt, das sich an Stundenplänen und Fächern orientiert und digitale Plattformen nutzt.
- Die große Mehrheit der Eltern wünscht sich mehr Unterstützung durch die Lehrkräfte, was kaum verwundert, wenn der Löwenanteil der Arbeit ohne Lehrkräfte stattfindet.“
Positiv sei: Über alle Schulformen hinweg könnten gut zwei Drittel aller Schüler mehrmals pro Woche mit ihren Lehrern sprechen. Aber gut jeder vierte Schüler (27 Prozent) habe seltener als einmal die Woche oder sogar nie Kontakt zum Lehrer. Schüler von Grund-, Förder-, Haupt- und Realschulen benötigen bei den Aufgaben oft besondere Unterstützung, betont die LEK. Aber etwa ein Drittel der Grundschüler erhalte gar keine pädagogische Unterstützung. Das sei alarmierend. Und ohnehin benachteiligte Schüler mit besonderem Förderbedarf und aus sozial schwachen Familien blieben oft außer Betracht.
Je jünger und unterstützungsbedürftiger die Lernenden sind, desto weniger profitieren sie von Lernplattformen und Apps
In rund drei Viertel der Schulen würden Lernplattformen und Apps eingesetzt. Aber: «Je jünger und unterstützungsbedürftiger die Lernenden sind, desto weniger profitieren sie davon», hieß es zu den Online-Angeboten. Dass normaler Unterricht verlagert werde auf schriftliche «Hausaufgaben», benachteilige grundsätzlich Schüler mit Stärken in mündlicher Leistung. Eltern könnten ihren Kindern daheim zudem unterschiedlich stark unter die Arme greifen. Gut drei Viertel der Schüler wüssten, was während der Woche auf sie zukommen, etwa 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen hätten einen Stundenplan. Allerdings werden der Umfrage zufolge nur in 34 Prozent der Fälle alle Fächer nach Plan unterrichtet.
Distanzunterricht könne Präsenzunterricht nicht ersetzen, bilanziert die Erhebung. „Die Schere der Bildungsgerechtigkeit geht weiter auf, weil Kinder und Jugendliche unterschiedlich viel pädagogische Unterstützung durch Lehrkräfte erhalten und auch das (soziale) Lernen im Kreise der MitschülerInnen nicht gleichmäßig stattfindet.“ Die Umfrage sei allerdings nicht repräsentativ, weil gerade Aussagen von Eltern ohne digitale Ausstattung nicht enthalten seien. News4teachers / mit Material der dpa

