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Bund fördert Einbau von Luftfiltern in Klassenräumen – „über den Sommer“

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BERLIN. Der Bund wird nach Angaben von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek den Einbau von Luftfiltern in Klassenräumen jüngerer Schüler fördern. Die CDU-Politikerin sprach am Montag in Berlin von festinstallierten Filtern in Räumen, in denen unter 12-Jährige unterrichtet werden, die noch nicht geimpft werden könnten. «Da unterstützen wir jetzt nochmal die Länder oder beziehungsweise die Kommunen (…), dass sie über den Sommer jetzt feste Installationen einbringen können», sagte Karliczek. Der Philologenverband fordert Engagement von den Schulträgern, um den Betrieb im kommenden Schuljahr zu sichern.

Erwartet, dass die Kommunen über den Sommer handeln: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Foto: BMBF / Laurence Chaperon

Der Bund fördert bereits den Einbau von Luftfiltern in öffentlichen Gebäuden, Theatern, Museen und auch Schulaulen. Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium arbeitet zurzeit an einer Ergänzung der bestehenden Förderrichtlinie. Sie soll nun um Klassenzimmer “für jüngere Schüler” erweitert werden.

Was das genau bedeutet, ist allerdings noch unklar: Bei den Schulen würden alle berücksichtigt, in denen Kinder unter zwölf Jahren unterrichtet werden – auch wenn außerdem ältere Schüler an den Schulen seien, so hieß es unlängst beim Bundeswirtschaftsministerium. Stimmt das so, dann würde das bedeuten: Nicht nur Grundschulen, sondern auch weiterführende Schulen können mithilfe des Programms zumindest teilweise ausgestattet werden.

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“Gut gegen Corona und auch langfristig ist gute Raumluft gut fürs ‘Lernklima’!”

Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hatte das Programm bereits vor zwei Wochen via Kurznachrichtendienst Twitter angekündigt, wie News4teachers berichtete. Er schrieb wörtlich: “Achtung Schulträger: Ab sofort fördert das Wirtschaftsministerium den Neueinbau von stationären Frischluft-Klimaanlagen in Kindergärten und Grundschulen zu 80%! Gut gegen Corona und auch langfristig ist gute Raumluft gut fürs ‘Lernklima’! ToDo: In den Sommerferien einbauen!” In manchen Bundesländern gibt es zudem eigene Förderprogramme für Luftfiltereinbau – die allerdings sind meist eng begrenzt.

Im Forum von News4teachers wurde allerdings bezweifelt, dass sich bis zum Ende der Sommerferien fest installierte Lüftungsanlagen in der Fläche beantragen, ausschreiben, beauftragen und montieren lassen. “In Deutschland gibt es über 15.000 Grundschulen und über 57.000 Kitas”, so rechnete eine Leserin vor. “Der nachträgliche Einbau einer Lüftungsanlage in ein Besandsgebäude ist ein massiver Eingriff in die Bausubstanz. Lüftungs- und besonders Klimaanlagen sind hochkomplexe technische Anlagen, welche individuell auf jeden Raum zugeschnitten werden müssen. Startet man jetzt mit der Planung, beginnt der Bau in den Sommerferien 2022, aber sicher nicht in 2021.”

“Geht man von Kosten von 1 Mio pro Grundschule und 300.000 pro Kita aus, kommt man auf über 32 Milliarden Euro”

Weiter schrieb sie: “Lüftungsleitungen sind größer als Elektrokabel und erfordern größere Löcher in Decken und Wänden. Halten die das aus? Reichen die Deckenhöhen? Aber belasten wir uns nicht mit Details und gehen davon aus, dass das alles schon klappen wird. Das Geld ist schließlich da. Wieviel? Geht man von Kosten von 1 Mio pro Grundschule und 300.000 pro Kita aus, kommt man auf über 32 Milliarden Euro. Die Ingenieurbüros zur Planung und die ausführenden Firmen haben die Auftragsbücher für die Sommerferien zwar zu Beginn eines jeden Jahres schon voll, da sie aber nicht in Urlaub fahren dürfen, werden sie den bestimmt in den Schulen verbringen.”

Tatsächlich ist nicht klar, welchen Umfang das Förderpaket der Bundesregierung haben soll. Ebenfalls unklar ist, warum nicht zunächst mobile Filteranlagen beschafft werden sollen, die wesentlich leichter zu beschaffen sind, keinen Einbau benötigen und deutlich geringere Kosten verursachen würden. Experten rechnen dafür lediglich mit einem Investitionsvolumen von ein bis zwei Milliarden Euro.

Schutzmaßnahmen an Schulen gegen eine mögliche weitere Corona-Welle hat der Philologenverband Niedersachsen gefordert – auch von den Schulträgern. «Jetzt müssen wichtige Weichen gestellt werden, damit wenigstens das nächste Schuljahr so normal wie möglich beginnen kann», sagte der Landesvorsitzende des Gymnasiallehrerverbandes, Horst Audritz, am Montag in Hannover. Bis zum Ende der Sommerferien müsse jede Schule hinsichtlich baulicher Mängel, der Belüftungssituation, möglichen Luftreinigungsgeräten, Zustand der Toiletten und Waschbecken sowie der technischen Ausrüstung für einen möglichen Distanzunterricht überprüft werden.

Audritz: «Die Entwicklung der letzten Wochen hat gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Das Virus bleibt in der Welt und ist nur bei konsequenter und kontinuierlicher Bekämpfung zu besiegen.» News4teachers / mit Material der dpa

Der Luftfilter-Skandal: Wie das Umweltbundesamt den Einsatz der Geräte in Schulen schlechtredet – und was dahintersteckt

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