Umfrage: Trotz Pandemie ist Jugendlichen die kommunale Beteiligung weiter wichtig

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LAUCHHAMMER. Die Schule war und ist durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkt. Gleiches gilt in vielen Fällen für die kommunale Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, die in vielen Städten und Gemeinden gezielt gefördert wird. Um herauszufinden, wie es mit der kommunalpolitischen Beteiligung weitergehen kann, hat die brandenburgische Stadt Lauchhammer Kinder und Jugendliche befragt.

Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben Kinder und Jugendliche hart getroffen, auch in der brandenburgischen Stadt Lauchhammer. Ein kurz vor Beginn der Pandemie gestartetes kommunalpolitisches Beteiligungsprojekt für Kinder und Jugendliche ist beinahe zum Erliegen gekommen. Um zu ermitteln, ob und wie es mit der Beteiligung der Kinder und Jugendlichen weitergehen kann, hat die Stadt Jugendliche zu den Veränderungen in ihrem Leben, ihren Aktivitäten und ihren Wünschen für die Kinder-und Jugendbeteiligung befragt.

Trotz der Pandemie sind Kinder und Jugendliche noch stark an kommunaler Mitbestimmung interessiert. Foto: Politik zum Anfassen e. V. / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

350 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 3 bis 9 beteiligten sich in Präsenz an der Umfrage. „Uns war es wichtig, gemeinsam zu schauen, welche Bedarfe auf Grund der hinter uns liegenden langen, durch die Pandemie geprägten Zeit bei den Kindern und Jugendlichen bestehen“, sagt die Leiterin des städtidchen Schul- und Kulturamtes, Manuela von Schroedel-Siemau. Im Fokus habe dabei vor allem das gemeinschaftliche Miteinander gestanden. Insbesondere drei Themen untersuchte Studienleiter David Löw Beer vom Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies e. V. (IASS): Was hat sich durch Corona im Leben der Kinder und Jugendlichen verändert? Welchen Aktivitäten sind sie nachgegangen? Wie können sie sich aktuell Beteiligungsprozesse vorstellen?

Kinder leiden unter Kontaktbeschränkungen

Die Schülerinnen und Schüler beschrieben eine Vielzahl an negativen, aber auch an positiven Veränderungen. Etwa 60 Prozent gaben an, dass sie Angst vor dem Coronavirus haben. Als negative Folgen der Corona-Regeln nannten sie vor allem die Kontaktbeschränkungen zu anderen Menschen (24 Prozent) sowie die Schließungen von Orten und Aktivitäten wie etwa Vereinen und Sportmöglichkeiten (16,3 Prozent). 13,1 Prozent sehen gar ausschließlich negative Entwicklungen durch die Coronapandemie. Positiv vermerkten die Befragten die vermehrte Zeit und das verbesserte Verhältnis zu Familie, Freunden und Haustieren (14,6 Prozent).

Eine Reihe von Schülerinnen und Schülern berichteten von psychischen Belastungen, die sich in einer Zunahme an Stress, Auseinandersetzungen mit Eltern oder in allgemeinen psychischen Problemen ausdrücken. Ein paar Äußerungen illustrierten besonders großes Leid, wie etwa die Aussage eines Grundschulkindes: „Ich verpasse ein Großteil meines Lebens und habe verlernt, mich auf etwas zu freuen, weil ich jedes Mal enttäuscht wurde.“ Die Oberschülerinnen und -schüler betonten häufiger als die jüngeren Kinder die positiven Folgen der Beschränkungen, vor allem die vermehrte Freizeit.

Über 10 Prozent haben kein WLAN

Trotz Corona gaben die Schülerinnen und Schüler an, einer Reihe unterschiedlicher Freizeitaktivitäten nachzugehen. Knapp die Hälfte verbringt dabei ungefähr gleich viel Zeit drinnen und draußen. Musik hören und Fahrrad fahren sind in beiden Altersgruppen sehr beliebt. Die Oberschülerinnen und -schüler spielen gerne am Computer, während die Grundschülerinnen und -schüler lieber basteln und malen.

Auch nach gut einem Jahr Pandemie wurde das Homeschooling noch erschwert durch mangelnde technische Voraussetzungen. Die Stadt Lauchhammer stellte allen Anspruchsberechtigten Endgeräte zur Verfügung, jedoch gaben rund 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass sie über kein WLAN zu Hause verfügten.

Hohes Interesse an Beteiligung

2019 brachten sich viele Schülerinnen und Schüler bei der Kinder- und Jugendkonferenz in Lauchhammer ein. Im Anschluss wollten sie ihr Engagement in Arbeitsgruppen zu den Themen „Schule“, „Stadt und Umwelt“ sowie „Freizeit und Familie“ fortführen. Durch die Coronapandemie war dies nur sehr eingeschränkt möglich. Aus den Antworten der Schülerinnen und Schüler gehe jedoch deutlich hervor, dass sie sich weiter einbringen wollen, stellt David Löw Beer fest. Damit sie gerne bei der Kinder- und Jugendbeteiligung mitmachen, sei ihnen eine gelungene Gestaltung der Treffen und Konferenzen besonders wichtig, so die Ergebnisse der Studie. Es solle einen netten und fairen Umgang geben, bei dem jeder und jedem zugehört wird. In allen drei Schulen gaben die Befragten am häufigsten an, dass sie sich in der Gruppe „Freizeit und Familie“ engagieren wollen (44 Prozent). Inhaltlich ist das Interesse besonders am Umweltthema groß. Danach folgten in absteigender Reihenfolge die Wünsche für mehr Sauberkeit zu sorgen, sich für andere einzusetzen, sich für mehr Spiel-und Sportgeräte stark zu machen. 13 Schülerinnen und Schüler möchten sich für die Lockerung der Corona-Regeln einsetzen, meist weil sie diese als zu einschränkend erlebten. 16 Schülerinnen waren neue oder verbesserte Freizeitmöglichkeiten besonders wichtig.

„Die Ergebnisse verdeutlichen, wie sehr die Einschränkungen der Pandemiebekämpfung Kinder und Jugendliche belastet haben, und sie zeigen auf, unter welch schwierigen Bedingungen viele Schülerinnen und Schüler das Homeschooling bewältigen mussten. Beeindruckend ist, welche Motivation die Kinder und Jugendlichen haben, ihre Kommune weiterzuentwickeln“, sagt Studienleiter Löw Beer. Auf Basis der Studie wollen die Verantwortlichen in Lauchhammer ihre Prozesse und die Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen weiter verbessern. (pm)

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