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Schulträger gegenüber Luftfiltern für Schulen skeptisch – Schwesig auch

SCHWERIN. Mit der Zunahme der Delta-Variante wächst auch die Sorge vor einer weiteren Corona-Infektionswelle. Luftfilter für Klassenräume gehören in den meisten Bundesländern bislang nicht zu den Präventionsmaßnahmen, mit denen neuerliche Schulschließungen vermieden werden sollen – auch in Mecklenburg-Vorpommern nicht. Die Schulträger im Land “glauben” aber nicht an die Geräte. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) auch nicht.

Ihre Berater haben Zweifel an der Wirksamkeit von Luftfiltern, obwohl zwei große Studien diese belegen: Manuela Schwesig, Regierungschefin von Mecklenburg-Vorpommern. Foto: SPD / Susie Knoll

In Mecklenburg-Vorpommern ist eine flächendeckende Ausstattung der Schulen mit Luftfiltern zur Corona-Prophylaxe nicht in Sicht. Bei den Kreisen als Schulträgern überwiege die Skepsis, dass mit solchen Geräten die Verbreitung des Virus wirksam eingedämmt werden könne, sagte der Geschäftsführer des Landkreistags, Matthias Köpp, am Freitag in Schwerin. Studien zufolge sei nicht belegt, dass die Virenkonzentration wirklich wirksam verringert werde und zudem dürfe die Lärmbelästigung nicht außer Acht gelassen werden.

«Das Stoßlüften in den Pausen scheint wesentlich wirkungsvoller»

Einzelne Schulen hätten Geräte getestet und sich dann dagegen entschieden. «Das Stoßlüften in den Pausen scheint wesentlich wirkungsvoller», sagte Köpp. Wie die Schulträger zu dieser Erkenntnis kommen, bleibt offen: Zwei große Studien – eine vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München, eine zweite von der Goethe Universität Frankfurt –, die die Wirkung von Luftfiltern und offenen Fenstern in aufwändigen Versuchsanordnungen verglichen, kommen unabhängig voneinander zum gegenteiligen Ergebnis: Es wird dringend empfohlen, Luftfilter in Schulen einzusetzen.

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Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) verwies hingegen auf die Einschätzung ihrer wissenschaftlichen Berater, die die Wirksamkeit von Luftfiltern ebenfalls in Zweifel zögen. Das Land stelle den Schulträgern im Rahmen eines Förderprogramms aber Geld zur Verfügung. Diese könnten dann entscheiden, ob sie dafür Luftfilter oder Messgeräte für die Raumluft anschaffen. Ein hinreichend großer Luftfilter für einen Klassenraum kostet etwa 3.000 Euro – ein Messgerät geschätzt nur 100 Euro.

Laut Köpp zeigen diese Geräte an, wann die Luftqualität eine Lüftung erforderlich macht. Sie messen dafür allerdings nur den CO2-Gehalt in der Atemluft. Möglicherweise Corona-belastete Aerosole bleiben unerkannt. Der Landkreistag-Geschäftsführer verwies auf die Leitlinie zu «Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der Sars-CoV-2-Übertragung in Schulen», die ein Expertengremium im Auftrag des Bundesforschungsministeriums erstellt hatte. Demnach wird die Nutzung von mobilen Luftfiltern nur in Ausnahmefällen empfohlen.

Dennoch können Kreise und Kommunen Förderprogramme von einzelnen Bundesländern nutzen, um solche Filtergeräte anzuschaffen. In Bayern wurden bereits Anträge für mobile Filter für 14.000 Klassenräume gestellt und rund 37 Millionen Euro Fördergelder ausgegeben – bis Schuljahresbeginn sollen nach einer Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) alle Kitas und Schulen mit den Geräten ausgestattet werden. Berlin hat nach eigenen Angaben die Anschaffung von rund 8000 mobilen Luftfiltern mit 14,6 Millionen Euro gefördert. In Mecklenburg-Vorpommern können bereits Gelder aus einem 100-Millionen-Euro-Schulsanierungsprogramm auch für Luftfilter beantragt werden.

Mecklenburg-Vorpommern startet bereits am 2. August als erstes Bundesland in das neue Schuljahr. In den ersten beiden Wochen soll die Maskenpflicht fortbestehen. Damit soll der Gefahr begegnet werden, dass das Coronavirus etwa durch Lehrer oder Schüler, die von Urlaubsreisen aus dem Ausland zurückkehren, eingeschleppt wird. Zudem wird es an den Schulen weiterhin regelmäßige Corona-Tests geben. News4teachers / mit Material der dpa

Warum keine Luftfilter für Kitas und Schulen? Wenn die Argumente ausgehen…

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