Prien erklärt jahrzehntelangen Streit um Gemeinschaftsschulen für die CDU als beendet

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KIEL. Die Richtung stimmt, aber Defizite gibt es auch – Experten zeichnen in einem Bericht für Schleswig-Holstein ein recht positives, aber differenziertes Bild der Entwicklung des Schulwesens. Bemerkenswert: Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Prien, die beim bevorstehenden Bundesparteitag der CDU für das Amt der stellvertretenden Parteivorsitzenden kandidiert, erklärt en passant den gesellschaftlichen Streit um die Gemeinschaftsschule für beendet.

Macht sich für Präsenzunterricht stark: KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU). Foto: Frank Peter / Land Schleswig-Holstein

Experten haben der Entwicklung der Schulbildung in Schleswig-Holstein ein gutes Zeugnis ausgestellt. Er ziehe insgesamt ein positives Fazit, sagte Stefan Kühne vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) am Montag in einem Online-Pressegespräch. Er hat mit einem Team des Instituts einen 70-seitigen Bildungsbericht für das Land erstellt. In den vergangenen zehn Jahren habe Schleswig-Holstein in den meisten Bereichen eine positive Entwicklung genommen, sagte Kühne. Defizite machten die Fachleute aber auch aus, zum Beispiel bei Schulabschlüssen.

«Gute Bildung gelingt nur, wenn sie stets weitergedacht und -entwickelt wird», erklärte Bildungsministerin Karin Prien (CDU), die zum Zukunftsteam von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet gehörte, bei der Gelegenheit. «Dafür braucht es eine solide und verlässliche Datenbasis und die liefert uns der vorliegende Bildungsbericht.»

Der Bericht fasst wesentliche Daten zu Rahmenbedingungen, Gestaltung, Ergebnissen und Wirkungen des Schulsystems zusammen. Ein Beispiel für Handlungsbedarf aus Priens Sicht: In Nordfriesland und Dithmarschen gebe es gute Angebote bei Gymnasien und beruflichen Gymnasien, aber keine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe. Dies müsse man sich genau angucken und die sehr niedrige Bevölkerungsdichte berücksichtigen. Deshalb könne man nicht einfach sagen: «Da bauen wir jetzt noch einfach zwei hin, jeweils eine im Kreis.» Darüber brauche man eine Debatte und Lösungen.

«Ich bin nicht dafür, überall Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe neu zu ermöglichen und das Gymnasium zu verdrängen»

Unter Kommunalpolitikern und Schulträgern werde auch auf CDU-Seite niemand ernsthaft gegen eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe argumentieren, wenn man sie denn am Ort brauche, sagte Prien vor dem Hintergrund früheren Strukturstreits zwischen SPD und CDU. Die Gemeinschaftsschulen waren vor Jahren aus den Real- und Hauptschulen hervorgegangen. «Ich bin nicht dafür, überall Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe neu zu ermöglichen und ich bin vor allem nicht dafür, das Gymnasium zu verdrängen», sagte Prien.

Mit der Zweigliedrigkeit fahre das Land sehr gut. Eine große neue Schulstrukturdebatte werde nicht gebraucht. «Aber wir müssen uns anschauen, wie die Chancengerechtigkeit im Land auch mit Blick auf den Zugang zu unterschiedlichen Schulformen gewährleistet ist.» Die Zeit ideologischer Auseinandersetzungen darum sei vorbei. Ob man für Nordfriesland eine Gemeinschaftsschule brauche, sei keine ideologische Frage, auch nicht für die CDU.

Prien hob die Anstrengungen bei der Digitalisierung gerade in der Corona-Pandemie hervor: Rund 80 Prozent der Schulen hätten schnelles Internet, nach 14 Prozent 2014. «Wir haben in 85 Prozent der Schulen fest installiertes Wlan, wir haben die Endgeräte-Relation mehr als verdoppelt.» Und alle bedürftigen Schüler und Schülerinnen hätten Leihgeräte bekommen. Es gebe auch eine große Bereitschaft der Lehrkräfte, sich fortzubilden. Zwischen Januar 2020 und Mai 2021 habe es 1500 Online-Seminare mit knapp 27 000 Teilnehmer gegeben.

Als weiteren Schwerpunkt stellte Prien die kulturelle Bildung heraus, die ihr auch als Präsidentin der Kultusministerkonferenz besonders am Herzen liege. «Hier sind wir in Schleswig-Holstein sehr weit», sagte sie. Der Norden sei hier eines der Vorreiterländer. Bei der Lesekompetenz seien die Grundschüler vor Corona gut vorangekommen, unabhängig von der sozialen Herkunft. In der Pandemie habe die Lesekompetenz wegen weggefallenen Präsenzunterrichts aber gelitten.

DIPF-Experte Kühne lobte die Ganztagsangebote, Fortschritte bei der Digitalisierung, die Entwicklung der Gemeinschaftsschulen und die hohe Inklusionsquote. Von der hohen Durchlässigkeit des zweigliedrigen Schulsystems profitierten aber nicht alle Kinder und Jugendlichen. Von diesen verließen zu viele die Schule ohne Abschluss und landeten nicht direkt in einer Ausbildung. Das hänge auch mit der politisch gewollten extrem hohen Inklusionsquote zusammen, sagte Prien.

Bildungsbericht: Kein anderes Land geht beim Digitalpakt so unfreundlich mit den Schulträgern um

Der Bildungsbericht zeige, was bisher liegengeblieben sei und wo die nächste Landesregierung Schwerpunkte setzen müsse, meinte SPD-Bildungsexperte Martin Habersaat. Es hänge noch immer vom Zufall ab, welche digitalen Angebote Schüler vorfänden. Das Land habe viele Mittel aus dem Digitalpakt mit dem Bund noch nicht abgerufen. «Das liegt vor allem daran, dass jede Schule ein individuelles Konzept entwickeln und das Rad jeweils vor Ort neu erfunden werden soll.» Kein anderes Land gehe beim Digitalpakt so unfreundlich mit den Schulträgern um, was die Eigenbeteiligungen und den Einsatz von Landesmitteln angehe. 2005/06 habe Schleswig-Holstein bei Ganztagsangeboten über dem Bundesschnitt gelegen, 2019/20 darunter, kritisierte Habersaat. News4teachers / mit Material der dpa

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DerechteNorden
2 Jahre zuvor

Wenn Frau Prien oder die Nachfolgeregierung dann mal dafür sorgt, dass sämtliche Gemeinschaftsschullehrkräfte nicht mehr als Gymbasialkräfte arbeiten müssen, wäre viel gewonnen. Die Gemeinschaftsschulen müssen immer mehr abfedern. Wir haben eine sehr heterogene Schüler*innenschaft, die uns sehr beansprucht. Und durch den Mangel an Förderschullehrkräften müssen wir auch deren Arbeit zu einem großen Teil mit übernehmen. Also sollten wir sofar weniger arbeiten müssen als Gymnasiallehrkräfte, wenn wir zusätzlich auch noch Abitur abnehmen müssen. Danke, Frau Prien, im Voraus für ihren Einsatz! – Okay, wird nicht kommen. Wir können ja nicht mal richtig lüften.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

„Wir haben eine sehr heterogene Schüler*innenschaft, die uns sehr beansprucht.“

Die haben wir mittlerweile auch an Gymnasien und sogar auf der Oberstufe!
In Hessen gibt es Oberstufen, die für alle ‚relevanten‘ Fächer – Deutsch, Mathe, Fremdsprachen – Förderkurse anbieten und darauf auch stolz sind.

Man könnte ja auf den Gedanken kommen, dass sich hier Niveauanforderungen in einer Weise verschoben, verwässert, verzerrt haben, die an der gesamten Bildungsstrategie zweifeln lässt.

Was spricht eigentlich gegen durchlässige (d.h. aufstiegsfreundliche) Bildungsgänge (am besten vier mit zwei Arten von Gymnasien), die auf Leistungs- und Zielsetzungshomogenität ausgelegt sind und sämtlichen Verrenkungen ein Ende machen würden?

Was in Gemeinschaftsschulen u.a. Blüten treibt, sind Mobbing- und Diskriminierungsexzesse, gegen die die Kollegien machtlos sind und die genau das Gegenteil dessen darstellen was an ’sozialem Miteinander‘ gebetsmühlenartig propagiert wird.

Umgekehrt würde man aber auch keiner Fachhochschule Diskriminierungsförderung unterstellen, weil sie, wenn naturwissenschaftlich orientiert, die Geisteswissenschaften ‚ausgrenzt‘ oder umgekehrt.

Personell und sächlich gut ausgestattete Hauptschulen mit einer klaren Orientierung hin zu Ausbildungsberufen (ja, auch solche , die körperliche Arbeit bedeuten) wären doch ein Traum, und zwar einer, den man verwirklichen könnte, wenn man den exorbitanten Fachkräftemängel endlich mal zur Kenntnis und ernst nehmen würde.
Und eine Realschule, die auf den Dienstleistungssektor ausgerichtet ist, in der u.a. die Beherrschung der Schriftsprache großgeschrieben wird, wäre ebenso zielführend.

Es gibt nun einmal unterschiedliche Eignungen ebenso wie unterschiedliche Arbeitsmarktanforderungen, was soll das ganze ideologische Trara, mit dem so getan wird, als könnten eigentlich alle dieselben Laufbahnen einschlagen, vorzugsweise solche mit langen Schul- und Studienzeiten, wenig Arbeit und hohem Einkommen?!

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

Leider kennen Sie nur die gängigen Vorurteile bzw. bringen total anekdotenhafte Beispiele, die auch an Gymnasuen vorkommen. Aber die Gymnasiallehrkräfte scheinen nicht einmal zu bemerken, dass ihre schlauen Schülis sehr gewieft mobben. Und die soziale Komponente haben Sie irgendwie gar nicht so drauf.
Kids, die nicht „funktionieren“, werden einfach nach unten durchgereicht, was an Gemeinschaftsschulen nicht geschieht. Die kommen nämlich alle spätestens in den 9. und 10. Jahrgangsstufen zu uns. Wir haben recht viele Abiturient*innen mit Migrationshintergrund oder aus schwierigen Verhältnissen oder mit anderen Problemen, die es an Ihrer Schule never ever geschafft hätten. Nicht vergessen: Gemeinschaftsschulen sind Schulen für alle Kinder. Und deshalb müssen sie besser ausgestattet werden. So, wie ich es beschrieben habe.
Übrigens bin ich ausgebildete Gymnasiallehrkraft (tatsächlich am Gymnasium). Ich nehme jedes Jahr ESA, MSA und Abiturprüfungen ab. Was Sie als heterogen bezeichnen, bezeichne ich als fast homogen. Sorry, aber wenn man nur Vorurteile hat, aber selbst noch nie an einer Gemeinschaftsschule unterrichtet hat, sollte man sich solche Urteile verkneifen. Zuletzt: Ich bin nicht für die Abschaffung des Gymnasiums. Besonders leistungsstarke Kids sollen gern dorthin gehen. Aber Real- und Hauptschulen sind überflüssig.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Irrtum, ich habe an der IGS, an kooperativen Gesamtschulen, an grundständigen Gymnasien und an einem Oberstufengymnasium gearbeitet und weiß, wovon ich rede.
Und natürlich gibt es Mobbing an allen Schulformen, an Gemeinschaftsschulen aber keinesfalls in geringerer Ausprägung, ganz im Gegenteil.
„Wir haben recht viele Abiturient*innen mit Migrationshintergrund oder aus schwierigen Verhältnissen oder mit anderen Problemen, die es an Ihrer Schule never ever geschafft hätten.“
Woher wollen Sie das wissen? An ‚meiner‘ Schule (Oberstufengymnasium) schaffen es alle Schüler aller Nationalitäten, Herkünfte und sozialen Schichten, die die entsprechenden Leistungen bringen, und leider auch ein nicht zu unterschätzender Prozentsatz, der schlau genug ist, ohne entsprechende Eignung irgendwie bis zum Abitur durchzukommen, gerne auch weit nach dem 20. Geburtstag. Das hat damit zu tun, dass es bei der von mir beklagten Heterogenität (nicht der Herkunft, sondern der Befähigung und Leistung bzw. Leistungsbereitschaft) auch kaum anders sein kann, wenn die Schule nicht in den Ruf kommen will, eine exorbitante Versagerquote zu produzieren.
Dies ist eben das strukturelle Problem, wenn die Schüler von der tollen Gemeinschaftsschule in die Oberstufe gehievt werden und wir dann irgendwie damit klarkommen müssen.
„Gemeinschaftsschulen sind Schulen für alle Kinder.“ Solche vorwurfsvollen Statements suggerieren, dass in einem gegliederten Schulwesen nicht „für alle Kinder“ gesorgt sei, es ist aber genau entgegengesetzt. Begabungsgerechte Bildungsgänge sind für alle Kinder richtig!

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

Im Gegensatz zu mir, die ich nichts gegen das Gymnasium habe, scheinen Sie etwas Bestimmtes gegen einen Schultyp zu haben. Ihre Darlegungen klingen für mich sehr dünkelhaft. Warum sollen S*S unterschiedlicher Begabungen nicht an dieselbe Schule gehen? Es ist außerdem nachgewiesen, dass es Kids aus bestimmten Milieus schwerer haben, obwohl sie begabt sind. Und Gemeinschaftsschulen können diese Ungerechtigkeit von ihrer Organisation her besser ausgleichen. Wie oft habe ich das erlebt?! Tut mir leid, aber allein die Tatsache, dass Sie hier das Mobbing so hervorheben, lässt mich erahnen, wo der Hase eigentlich im Pfeffer liegt.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

Und? Wo liegt der Hase im Pfeffer? Es waren doch Sie, der die -systemischen – Überlastungen an Gemeinschaftsschulen beklagt haben.
Und ich habe aufzuzeigen versucht, warum es kaum anders sein kann und wie dem abzuhelfen wäre.
Es ging ja auch nicht primär um die Frage, ob alle Kinder in getrennten Schulformen unter einem Dach unterrichtet werden sollen – m.E. ist das gerade für die Benachteiligten nicht so gut, schon allein wegen der Größe der Schulen -, sondern darum, ob Haupt- und Realschüler in einem Schulzweig oder einer Schulform zusammengefasst werden sollten, was ich ganz klar ablehne.
Ich finde nach Bildungsgängen getrennte Schulen mit spezifischer Ausstattung und in überschaubarer Größe besser als Gesamtschulen mit ihrem organisationsaufwändigen Überbau, und das nicht aufgrund von Vorurteilen, sondern auf der Basis von jahrzehntelanger Erfahrung.
Sie hingegen wollen ein ineffizientes System, dessen Ineffizienz Sie selbst beklagen, durch diverse Boni gepäppelt sehen, das unterscheidet uns.
Das Mobbing habe ich nur erwähnt, weil das faire ’soziale Miteinander‘, wenn ‚alle unter einem Dach‘ sind, nach meiner Erfahrung und zahlreichen Schülermeinungen illusionär ist und hauptsächlich von denen als existent propagiert wird, denen Ihre Überzeugung wichtiger ist als die Realität.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

„beklagt hat“ (3. Zeile: oder „der Sie … beklagt haben“) und „ihre“ klein (vorletzte Zeile)

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

@amalie: Wissen Sie, weshalb es in SH neben den Gymnasien nur noch Gemeinschaftsschulen gibt? Weil u.a. die Hauptschulen insbesondere in den Städten sehr, sehr problematisch waren, weil sie 1. in den Klassenstufen 5-7 kaum Schülis hatten und ab Stufe 8 lauter schwierige Fälle von den anderen Schulen bekamen und 2. keinerlei Unterstützung durch die Politik erfuhren.
Man hat das – keine Unterstützung gewähren – dann weiterhin so gehandhabt. Erst an den Regionalschulen, die es kurzzeitig gab, und dann bis heute andauernd an den Gemeinschaftsschulen.
Der Schultyp ist gut, es ist die Vernachlässigung durch die Politik, die uns die Arbeit erschwert. Man hat uns damals bei der Umbenennung von IGS auf GemS einfach mal die Stundenzahl (auf 27) erhöht, so, als hätten wir plötzlich weniger zu tun. Ich schrieb es bereits, ich nehme ESA, MSA und Abitur ab und unterrichte Förderschüler*innen, ohne Unterstützung, da es kaum noch Förderschullehrkräfte gibt. Das Mindeste, was man da erwarten kann, ist doch entweder eine signifikante Verkleinerung der Lerngruppen oder eine bemerkbare Reduzierung der Pflichtstunden.
An meiner Schule (ehemalige IGS) fing man damals vor 51 Jahren mal mit 16 S*S pro Klasse und 20 Stunden bei voller Stelle an. Ehemalige S*S, die bei uns immer noch engagiert sind, schwärmen heute noch davon.
Wie gesagt, es hat nichts mit dem Schultyp zu tun. Kein Schultyp kann richtig gut funktionieren, wenn die Bedingungen durch die Politik kontinuierlich verschlechtert werden.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

„weil sie 1. in den Klassenstufen 5-7 kaum Schülis hatten und ab Stufe 8 lauter schwierige Fälle von den anderen Schulen bekamen und 2. keinerlei Unterstützung durch die Politik erfuhren.“

Aber darum geht es doch! Dass sie kaum „Schülis“ hatten, liegt wohl am Vorlauf bzw. mangelnder Verbindlichkeit des Grundschulabgangszeugnisses für die weitere Schullaufbahn, und die schwierigen Fälle im Jg. 8 wären zu einem nicht unerheblichen Teil sicher weniger schwierig gewesen, wenn sie gleich in der passenden Schule gelandet wären. Das wäre also für sie selbst und für die Schule besser.
Und natürlich kann eine Schule, die nicht adäquat unterstützt wird, auch keine gute Schule sein, da stimme ich Ihnen zu.
Dass frühere Schüler von der IGS schwärmen, hat aber vielleicht nicht nur damit zu tun, dass die internen Verhältnisse besser und die Klassen kleiner waren, es waren auch andere Zeiten.
Ich weiß aber auch, dass gerade im Norden es schon vor mehreren Jahrzehnten für Kollegen fast unmöglich war, von einer IGS ans Gymnasium zu wechseln, in die andere Richtung hingegen immer: Gymnasium war der begehrte Arbeitsplatz, IGS nicht, und das in erster Linie wegen der schon damals überbordenden Konferenznachmittage, die viele Energien aus dem ‚Kerngeschäft‘ abgezogen haben, und wegen des ständigen Kampfes mit der Schülerlenkung.
Wenn die Hauptschule nicht (mehr) funktioniert hat, dann vielleicht deshalb, weil sie auch gar nicht mehr funktionieren sollte.
Schüler, die eine topp ausgestattete Hauptschule vorfinden, dazu motivierte, qualifizierte Lehrkräfte bei entsprechendem Personalschlüssel, werden vielleicht daraus mitnehmen, dass sie keinesfalls minderwertig und abgehängt sind, sondern dass gerade ihrer Bildung und Berufsfindung großer Wert beigemessen wird.
Diese Erfahrung machen sie auf einer IGS oder GemS eher weniger, denn dort erfahren sie immer nur, dass sie die Schlusslichter der Schule sind, und so werden sie auch von den anderen gesehen.
Dasselbe gilt für die so hoch gelobte Binnendifferenzierung: Fragen Sie doch mal Schüler, wie sie sich fühlen, wenn sie immer die einfachsten, anspruchslosesten Aufgaben bekommen. Die sind ja nicht blöd, die wissen genau, wo sie einsortiert werden, und haben immer den Vergleich mit den ‚besseren‘ vor der Nase.
In einer Hauptschule sähe das Ranking für sie ganz anders aus und damit die Chance, Erfolgserlebnisse zu haben und selbstbewusst ihren Weg ins Berufsleben gehen zu können.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

@amalie: Tut mir leid, aber ich weiß, dass meine Schülis das nicht so sehen. Und es gibt an meiner Schule in vielen Fächern eine Dreierdifferenzierung (habe ich in diesem Thread dargelegt). Ich habe außerdem einen Bruder, der „nur“ an einer Hauptschule war und genauso hat er es auch gesehen, von daher ist Ihr Einwand nicht zutreffend. Kids an Hauptschulen empfinden sich eher selbst als Loser. Mehr als an GemS.

Viele Kids machen sich erst später. Da ich selbst am Gymnasium gearbeitet habe, kenne ich das Problem, dass zu viele Lehrkräfte dort leider solche Dünkel aufweisen, wie Sie es tun.
Sie wollen Kids gleich in eine Schublade packen, so dass es ihnen schwer gemacht wird, mehr zu erreichen. Es ist nachgewiesen, dass Kids aus eher prekären Verhältnissen es sehr viel schwerer haben. Ich möchte auch solche Kids unterrichten und ihnen mehr ermöglichen. Das dreigliedrige Schulsystem erschwert es diesen Kids jedoch. Haupt- und Realschulen neben dem Gymnasium sind weder nötig noch sinnvoll.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Die ‚Schubladen‘-Problematik sehe ich anders. Wie gesagt, Haupt- und Realschulen müssten die Wertschätzung erfahren, die ihnen zukommt, als Bildungsgänge mit anderer Zielsetzung betrachtet werden und nicht als schlechtere mit schlechterer Zukunftsprognose für ihre Schülerschaft.
Eine Eingruppierung nach Jahrgang 4 ist prinzipiell richtig, wobei es allen Schülern möglich sein muss, bei entsprechenden Leistungen in einen anderen Bildungsgang überzugehen, z.B. spätestens nach Jg. 8 oder auch schon nach der 6 in die Realschule und mit einem Realschulstart nach Jg. 10 in die Oberstufe (z.B. BG), ggf. auch schon nach Jg. 8 ins Gymnasium.
Diese Durchlässigkeit muss gegeben sein bei im Übrigen bestehendem Prinzip der Leistungs- und Zielsetzungshomogenität in den einzelnen Bildungsgängen.
Die „Kids“, die „es schwerer haben“, sind nicht der Nabel der Welt und ihre Problematik darf nicht dazu führen, dass alle anderen mit einem gestörten, ausbremsenden und demotivierenden Lernklima leben müssen: Wenn Sie das als „Dünkel“ bezeichnen, bin ich gerne bekennende ‚Dünklerin‘ – oder so.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

Doch Sie haben Dünkel. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Die Kids, die es schwerer haben, spielen bei Ihnen nämlich keine Rolle. Wahrscheinlich sind Sie sogar eine Person, die sich dann auch noch über diejenigen, die nicht aus sich gemacht haben und Hartz-IV erhalten, aufregt.
In meiner 8.Klasse herrscht jedenfalls kein gestörtes, ausbremsendes und demotivierendes Lernklima. Das ist geradezu unverschämt gegenüber allen Kids, die es aus unterschiedlichsten Gründen schwerer haben. Zum Glück sehen sehr viele Menschen es hierzulande inzwischen anders, so dass das dreigliedrige Schulsystem immer weiter zurückgedrängt wird.
Und das – davon bin ich nach dem Austausch mit Ihnen noch mehr überzeugt – zurecht.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es wird erst einmal auf ein zweigliedriges System hinauslaufen. Privat geführte Gymnasien erwarte ich noch deutlich länger. ob diese Nivellierung auf niedrigem Niveau gut für Deutschland ist, bleibt abzuwarten. Ich habe da meine Zweifel.

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

@Georg: Ich glaube gar nicht, dass diesbezüglich etwas abgewartet werden muss, m.E. steht das Ergebnis längst fest.
“Nivellierung auf niedrigem Niveau” und damit einhergehend große Verluste für den Arbeitsmarkt, weil die potentiellen Arbeitskräfte sinnloser- und ressourcenverschwendenderweise endlos in den Schulen abhängen, anstatt ihren Lebensweg aktiv zu gestalten.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Jahre zuvor

Man sieht es an Baden-Württemberg: Die aus grün-roten Bildungsideologien entstandenen Gemeinschaftsschulen sind ein absoluter Irrweg. Viele Schüler kommen mit dem selbstständigen Arbeiten überhaupt nicht zurecht und ein Blick auf das Länder-Ranking zeigt, dass das dreigliedrige Schulsystem noch immer die besten Abschlüsse generiert. Bald hat man also nur noch die Wahl zwischen Gymnasium und Resteschule, gleichzeitig wird die phantastische Arbeit von Realschulen völlig untergraben.

NichtSchonWieder
2 Jahre zuvor

Dieses Vokabular lässt sehr tief blicken Rüdiger. Resteschule also? Und du willst Sozialarbeiter sein? Klingt alles eher nach FDP was du hier so von dir gibst.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  NichtSchonWieder

Ein Sozialarbeiter muss kein politisch korrekter Diplomat sein. Wieso sind die Gemeinschaftsschulen Ihrer Meinung nach mindestens genauso gut wie das gegliederte System? Rein moralische Argumente zählen bei mir nicht, ich brauche belastbare Fakten. Meine Fakten sind zum Beispiel die Abschlussnoten, die an den Gesamtschulen in NRW deutlich schlechter sind als an den Gymnasien. Die soziale Geschichte mit dem Elternhaus lasse ich angesichts einer Gymnasialquote von an die 50% auch nicht mehr gelten, weil die nur durch Bildungsnahe Familien nicht mehr gestellt werden kann, den Begriff Elite aus demselben Grund auch nicht.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ach bitte, natürlich ist auch bei 50% die soziale Komponente zu betrachten. Es sind nämlich auch lauter Kids an Gymnasien, die eigentlich nicht dorthin gehören. Deren Eltern sind aber ehrgeizig und haben die Kohle für Nachhilfe. Intelligente Kids aus einem bestimmten Milieu und/oder mit einem problematischen sozialen Umfeld schaffen es dort nicht hin. Von daher sind Gemeinschaftsschulen sinnvoll.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich bezog mich nicht auf Sie, ich bezog mich auf Nichtschonwieder und dessen wie immer sehr polemischen Schreibstil.

Zur Sache: Ja, es gehen viel zu viele Kinder auf die Gymnasien, die dort nicht hingehören. 30% des Jahrgangs reichen locker aus. Diese 20% an den Gesamt- oder Gemeinschaftschulen wären ein Segen für die Schulform, weil sie dort zu den Leistungsstärksten gehören dürften. Der umgekehrte Fall, also Kinder aus problematischen Mileus oder Gegenden, dürfte weitaus seltener vorkommen, ist aber viel tragischer. Aber das darf man nicht zu laut sagen, ohne in eine rechte Ecke geschoben zu werden.

NichtSchonWieder
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Da kommt wieder der Studienrat rüber, der keine Ahnung vom Leben ausserhalb der Gymnasien hat Georg. Gymnasien gehören abgeschafft, sie sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Das gesamte Bildungssystem in Deutschland ist kaputt, da helfen auch keine Quoten oder sonstiges.
Und in der rechten Ecke sitzt du doch schon lange. Das haben ja schon einige hier mittlerweile mitbekommen.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  NichtSchonWieder

Warum sind Gymnasien nicht mehr zeitgemäß und woher wissen Sie, dass ich nicht schon mehrere Grundkurse an einer Gesamtschule durch die ZP gebracht habe?

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  NichtSchonWieder

Das von Herrn Vehrenkamp benutzte Vokabular benennt doch einfach Fakten. Hätten sie es lieber wie in Orwells „1984“?
Es SIND Restschulen, ob man sie nun so nennt oder nicht. Und ich kenne Eltern, die ihre Kinder wider besseres Wissen in den Gymnasialzweig boxen, weil sie zu Recht den ‚Restzweig‘ und seine leistungsmindernden Auswirkungen auf potentielle Realschüler fürchten.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

Ich hatte diesen Beitrag noch nucht gelesen, als ich meinen anderen Beitrag verfasste. Aber nun steht für mich fest, dass Sie einfach eine irrationale Aversion gegen Gemeinschaftsschulen haben.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor

Da muss ich wirklich widersprechen. Gemeinschaftsschulen haben sich bewährt. Sie sind durchlässiger und geben vielen Kids bessere Chancen.
Des weiteren gibt es unterschiedliche Ausgestaltungen. Meine Schule bietet Binnendifferenzierung und äußere Differenzierung. Das Einzige, was ich kritisiere ist das, was ich eingangs beschrieben habe. Und das ist unabhängig von der Ausrichtung der Politik. Da ich ca.25 Jahre Erfahrung mit unterschiedlich zusammengesetzten Landesregierungen habe, weiß ich, dass das größte Problem die schlechte Versorgung mit Lehrkäften bzw. die hohe Arbeitsverdichtung und immer neue zusätzliche Aufgaben der Lehrkräfte sind. Die CDU hat nichts getan, um die allgemeine Situation zu verbessern.
Schule muss anders gedacht und gemacht werden. Drei- respektive Viergliedrigkeit ist nicht sinnvoll. Kleinere Schulen mit kleineren Lerngruppen an Gemeinschafts- und Gesamtschulen. Und für besonders leistungsstarke Kids Gymnasien. So geht’s.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Kann man gerne machen, solange es eine Außendifferenzierung spätestens ab Klasse 7 gibt. Dann hat man das mehrgliedrige Schulsystem unter einem Dach.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Jepp, machen wir genauso. Ab 7. Jahrgang Dreierdifferenzierung in Mathe und Englisch, ab 8. in Deutsch und ab 9. Nat nach Fächern UND auf drei Niveaus.
Vor 15 Jahren war noch alles gut, inzwischen s.o.

Kluhni
2 Jahre zuvor

Danke für das Aussprechen dieser unverblümten Wahrheit. Doch leider wird im überwiegenden Teil der Medien sowie in den Verbänden nicht näher hingeschaut. Vor Ort schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen. Eine Schulart, die weder den starken noch den schwachen Schülern einen Mehrwert bietet.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Kluhni

Pauschale Urteile bzw. Vorurteile helfen nicht weiter!

Georg
2 Jahre zuvor

Die Realschulen wurden faktisch abgeschafft, weil deren Klientel weitestgehend an den Gymnasium das Abitur besteht. Die übrig gebliebenen Realschulen haben somit die Rolle der ehemaligen Hauptschulen übernommen oder wurden mit selbigen zu Gemeinschafts- oder Sekundarschulen zusammengelegt.

Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe halte ich für überflüssig, weil deren Oberstufenangebot viel zu klein sein wird. Spätestens seit die Gymnasien auch wieder auf G9 umgestiegen sind, gibt es keinen Standortvorteil der Gemeinschaftsschulen mehr.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Oh, Mann, besuchen Sie meine Schule. Die ist nicht Überflüssig.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wenn an Ihrer Schule jedes Jahr eine mindestens drei- bis vierzügige Oberstufe zusammenkommt, ist die Oberstufe in der Tat nicht überflüssig. Ein mit Glück 30-35er Jahrgang mit vielen knappen Abituren (Schnitt etliche Zehntel schlechter als an den Gymnasien vor Ort) ist dagegen überflüssig.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Vier- bis fünfstufig sogar.

Tom
2 Jahre zuvor

Beim Thema „Abitur“ schaue ich immer wieder gern nach Finnland: höhere Abiturquote (90 Prozent?) im Vergleich zu Deutschland, besseres Ranking bei PISA, höheres BIP pro Kopf, höhere Lebenszufriedenheit…
Für mich gehören die Gymnasien „eingestampft“, mit Ausnahme vielleicht von Beruflichen Gymnasien.

Klarsteller
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tom

Sie wissen aber schon, dass Finnland bei Pisa-Studien so gut angeschnitten hat, weil die Bevölkerungsstruktur sehr homogen war bzw. ist? Diese Tatsache können Sie doch nicht einfach ausblenden und behaupten: „Wenn wir es wie die Finnen machen, werden wir auch gleichzeitig diesen Erfolg ernten können!“

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Klarsteller

… und zu dem Zeitpunkt des Pisa-Märchens der erst kurz vorher stark frontale Unterricht abgeschafft wurde. Seit dem nehmen die Leistungen ab und unabhängig davon die Heterogenität zu.

Brian Cohn
2 Jahre zuvor

Man hätte das bewährte dreigliedrige Schulsystem niemals anrühren dürfen.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Brian Cohn

Mit Verlaub, wenn man keine Ahnung hat, … Ja, es gibt schlechte Gemeinschaftsschulen. Allerdings sollte man sich mal sämtliche Modelle anschauen, bevor man sich ein Urteil erlaubt.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Prinzipiell war die Einführung der Gemeinschaftsschule vor vielen Jahren in unserem Kreis in SH gut. (In anderen Kreisen scheint es ähnlich, aber darüber kann ich nichts mit Gewissheit sagen.)
Es gab damals jeweils eine Hauptschule, eine Realschule, eine Gesamtschule und ein Gymnasium in den Kleinstädten im Kreis.
Der „run“ auf die GS war groß, die Zugangsbeschränkung auch. 3-zügig mit max. 25 SuS pro Klasse, je ein Drittel mit Gymnasial-, Real- und Hauptschulempfehlung.
Ganz schnell wurde klar, dass die 33% Gymnasialkinder nicht zu erreichen waren, denn die meisten gingen dann, Überraschung!, aufs Gymnasium.
Also wurden die besten Real- und Hauptschüler heraussortiert, so dass es zu 10% Gymnasial-, 56% Real- und 33% Hauptschulempfehlungen kam.
Diese Gesamtschulen hatten einen guten Ruf, sie können sich bis heute vor Anmeldungen kaum retten.

Die Realschulen waren bald ausgeblutet, die Gymnasien überlastet, also wurde neu verteilt. Die ehemalige Haupt- und Realschulen wurden zu einer zweiten Gesamtschule umetikettiert und es wurde je ein zweites Gymnasium eröffnet.
Diese zweiten Gesamtschulen, die überwiegend aus Hauptschülern bestehen, locken keinen einzigen Gymnasiasten an. Sie verkommen immer mehr zu Resteschulen, für alle Kinder, die es weder auf ein Gymnasium schaffen, noch von den „guten“ GS aufgenommen werden.
Die „guten“ GS nehmen nur noch Kinder, deren „überfachliche Kompetenzen“ (die früheren Kopfnoten Ordnung, Fleiß, Betragen) überdurchschnittlich sind, oder die eine Gymnasialempfehlung mitbringen.
Jedes Jahr entbrennt ein erbitterter Streit zwischen den LuL und den Eltern der Viertklässler , um die „Kreuze“ in den Bereichen: Arbeitsorganisation, Konzentration, Methodenkompetenz, Selbständigkeit, Engagement, Teamfähigkeit und Konfliktfähigkeit!
Je weiter “ hinten“ die Kreuzchen stehen, umso mehr schwindet die Hoffnung, auf den „guten“ GS zu landen.
Im Zweifel bleiben dann doch nur die Resteschulen, die alle aufnehmen müssen, die woanders nicht untergekommen sind! Auch wenn sie zu Beginn des Bewerbungsmarathons kaum Anmeldungen haben, voll werden sie trotzdem!

Aber, laut Frau Prien, ist ja alles gut und gerecht!

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Frau Prien interessieren nur die Gymnasien. Sie hat absolut nichts für die Gemeinschaftsschulen getan. Es gibt die sog. Perspektivschulen, von denen jeder weiß, dass sie Brennpunktschulen sind. Ja, da will niemand hin, weil nur das Einzugsgebiet entscheidet und dort zu viele Kids, die aufgrund ihres Hintergrundes schwieriger sind, das beste System aushebeln. Die sind aber nicht alle Hauptschülis. Amalie denkt das. Frau Prien vielleicht auch? Das Problem ist nicht der Schultyp, sondern die Rahmenbedingungen. Oder glaubt hier irgendjemand, dass es im dreigliedrigen System keine solchen unbeliebten Schulen gäbe?

amalie
2 Jahre zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Andersherum: Es gibt sicher auch gute Gemeinschaftsschulen, was aber nicht heißt, dass das System gut ist.
Im Übrigen lässt Ihre Art, jede/n abzuqualifizieren, der/die nicht Ihrer Meinung ist, tief blicken.
Sie sind hier nicht die Instanz, die bestimmt, wer sich ‚ein Urteil erlauben‘ darf.
So sehr, wie Sie auf Ihr Modell fixiert sind, bezweifle ich auch Ihre umfassende Kenntnis ’sämtlicher Modelle‘.
Und @Tom: Es hat sich inzwischen weitgehend herumgesprochen, dass Finnland nicht für Vergleiche taugt aufgrund von Parametern, die wir hier nicht haben.
Ich finde, Gymnasien sollten gerade in Abgrenzung zu den Beruflichen Gymnasien genau auf diejenigen ausgelegt sein, die eine rein akademische Laufbahn anstreben, und ich finde auch, dass wir eine Art ‚Bildungs- und Wissenselite‘ gut gebrauchen können. Alle anderen Abiturfähigen gehören dann auf’s BG, das das duale System ‚beliefert‘. Und wer einen Ausbildungsberuf anstrebt, sollte im Haupt- und Realschulbereich bleiben mit der Sicherheit, zwischen beiden Bildungsgängen wechseln zu können und sich ggf. später für eine Weiterqualifizierung am BG mit Zugang zum dualen System entscheiden zu können, wenn die Voraussetzungen gegeben sind.
Dann hätten wir alle andere Zukunftsaussichten, weil junge Leute dahin gelenkt werden, wo sie gebraucht werden und sich adäquat verwirklichen können.

DerechteNorden
2 Jahre zuvor
Antwortet  amalie

Du meine Güte, warum muss man dazu verschiedene Schultypen haben? Das hat meine Schule unter einem Dach. Und wenn 14-Jährige sich super entwickeln, dann brauchen sie nicht die Schule zu wechseln. Ja, nicht einmal die Klasse. Was kann man bitte dagegen haben?

Tom
2 Jahre zuvor

@amalie
Was macht man aber mit denen, die nicht in Ihr Schema passen, z.B. den abgeschulten 6Klässler oder denen mit einem Abi von schlechter als 3,0 oder denen, welche nach der 12. Klasse kein Bock (mehr) auf Uni haben? Ach und dann gibt’s auch noch die vielen Studienabbrecher usw… Das Modell einer Gesamtschule mit integrierte Oberstufe (G9) ist doch toll. Warum sollte ein Gesamtschüler mit tollen Noten nicht die Chance bekommen, ein Abitur machen zu dürfen?

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tom

So ein Gesamtschüler wechselt auf das Gymnasium. Fertig.

Unerträglich
2 Jahre zuvor

Ich bin entsetzt über das Vokabular, was einige hier an den Tag legen.
Es geht um Schüler:innen. Um Menschen. Wer Menschen, die nicht aufs Gymnasium gehen, als Reste bezeichnet, der hat ein Menschenbild, das sie oder ihn bestimmt nicht dazu befähigt, mit Kindern zu arbeiten. Es ekelt mich extrem an, wie hier geschrieben wird. Auch ein Studienrat benötigt jemand, der seine volle Mülltonne leert, sein Brot backt oder sein verstopftes Klo wieder in Ordnung bringt. Ich kann mir schon vorstellen, wie diese Das-sind-die-Reste-Fraktion Handwerker und Dienstleister behandelt. Davon bekommt man ja oft von eben jenen berichtet. Sich für etwas besseres halten zeugt nicht von menschlicher Größe, es ist einfach nur erbärmlich.

Esther Friederike Sommer
2 Jahre zuvor

Die Gesellschaft produziert durch die mangelhafte finanzielle Ausstattung und die viel zu großen heterogenen Klassen an den Gemeinschaftsschulen nicht nur Schulabbrecher, Unterprivilegierte, und Repräsentanten der Unterschicht sondern auch Kriminelle. Das sind die Verlierer, die keine Chance mehr sehen die Ungerechtigkeit einer Gesellschaft zu überwinden, die selektiv besser verdienende Eliten aus denen bildet, die unkritisch und herzlos vorgehen. Das kann und darf unsere Politik nicht länger ignorieren!

DerechteNorden
2 Jahre zuvor

DAS hat aber nichts mit dem Schultyp zu tun, sondern lediglich damit, dass die Politik die gesellschaftlichen Veränderungen komplett ignoriert und nichts dafür tut, dass an Schulen viel besser auf all diese Veränderungen reagiert werden kann.
Wir kriegen immer mehr aufgebürdet, machen Catering, psychologische Beratung für Kids und Eltern, machen die Buchhaltung usw. Nebenbei sollen wir auch noch Wissen vermitteln.
Aber, wie bereits gesagt, dass würde man eben auch an Hauptschulen oder Realschulen erleben, wenn man die so vernachlässigte.

Tom
2 Jahre zuvor

@Georg
Kann man machen, geht aber auch nicht überall. Aus meinem Freundeskreis weiß ich, dass es in HH zwei Säulen gibt: (G8-)Gymnasien und (G9-)Stadtteilschulen… Es gibt auch noch die BG (G9)… Die Aufstockung von G8 auf G9 bei den Gymnasien steht in HH nicht auf der Agenda. Also machen die SuS der Stadtteilschulen ihr Abitur in den Oberstufen ihrer Schulen. Ihre Leistungen sind durch das Zentral-Abi vergleichbar und nicht unbedingt schlechter.

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tom

Haben Sie Statistiken, die das „nicht unbedingt schlechter“ belegen? Ich habe sie auf die Schnelle nicht gefunden, weiß aber für NRW, dass die Gesamtschulen im Abitur deutlich schlechter abschneiden. Falls die Zahlen tatsächlich gleich sein sollten (Durchschnitt und Leistungsspitze <= 1,2 im ABI), dann stellt sich mir die Frage nach dem Wert des Abiturs.

Tom
2 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

https://www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/14016476/2020-06-26-bsb-hamburger-abiturdurchschnitt-2020/
„Die durchschnittliche Abiturnote liegt in diesem Jahr an Stadtteilschulen bei 2,52, an Gymnasien bei 2,27 und an den Beruflichen Gymnasien 2,47“

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tom

Vielen Dank. Als Hamburger Senat würde mich interessieren, weshalb die privaten Träger beim Abitur egal ob Gymnasium oder Stadtteil so viel besser abschneiden als die staatlichen Träger.

Tom
2 Jahre zuvor

@Georg
Ein besseres Abitur ist kein Garant für einen späteren beruflichen Erfolg (nach einem Studium). Man kann sich draußen eigentlich die Einstellungstests sparen, wenn man gleich die nach Noten besten Abiturienten aussucht… Macht man aber oft nicht…
Beim Googeln bin ich auf einen Artikel der „Münstersche Zeitung“ vom 21.01.2022 gestoßen. Hier ist von einem Gymnasium in Münster die Rede, das sich in der Übergangsphase von G8 auf G9 befindet. Es steht das Angebot im Raum, dass Seiteneinsteiger auf das Gymnasium wechseln dürfen, wenn Voraussetzungen/ Qualifikationen gegeben sind. Konkret angesprochen sind SuS von „Realschule, Hauptschule oder integrierte Schule“. Machen diese SuS nun ein viel besseren Abitur, weil sie auf den G9-Gymnasium wechseln dürfen? Das sind vielleicht auch die SuS, die man zunächst nach der 6. Klasse von dort abgeschult hatte…
Wieso müssen Gymnasien von G8 auf G9 wechseln? War G8 nicht das Aushängeschild für ein tolles Abitur gewesen?

Georg
2 Jahre zuvor
Antwortet  Tom

Bezogen auf die Durchschnittsnoten und der Quote wurde das Abitur in der Tat immer besser. Das liegt aber eher am Zentralabitur und der Kompetenzorientierung bzw. den damit einhergehenden verringerten Anforderungen.

G8 hat die Regierung damals vermurkst, indem sie die Mittelstufe gekürzt hat. G9 neu wird auch vermurkst, weil nicht zum Niveau von G9 alt zurückgekehrt wird und aufgrund der zentralen Prüfungen in der 10 wohl eher auf die und nicht auf die Anforderungen einer Oberstufe, die den Namen auch verdient, hingearbeitet wird.

Tom
2 Jahre zuvor

@Georg
https://www.hamburg.de/bsb/pressemitteilungen/14016476/2020-06-26-bsb-hamburger-abiturdurchschnitt-2020/

„Die durchschnittliche Abiturnote liegt in diesem Jahr an Stadtteilschulen bei 2,52, an Gymnasien bei 2,27 und an den Beruflichen Gymnasien 2,47“