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“Klimakiller”: Umwelthilfe fordert Sanierungsoffensive für marode Schulgebäude

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BERLIN, MÜNCHEN, DÜSSELDORF. Auf rund 14,5 Milliarden Euro taxiert die Deutsche Umwelthilfe den Sanierungsstau an Schulen – allein in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Ein neu geschmiedetes Aktionsbündnis fordert daher ein groß angelegte Sanierungsoffensive von Bund und Ländern.

Ein Baustellenschild müsste an so manchem Schulgebäude hängen. Foto: Shutterstock

Fast 40 Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Deutschland gehen in Bayern oder Nordrhein-Westfalen zur Schule. Knapp 14,5 Milliarden Euro betrage der Sanierungsstau allein in diesen beiden Bundesländern, moniert die Deutsche Umwelthilfe (DUH).
Der Zustand deutscher Schulgebäude sei katastrophal, die Lernumgebungen der Schülerinnen und Schüler dabei oftmals baufällig, schlecht gedämmt und teils gesundheitsschädlich, konstatiert die DUH in einem Forderungspapier an Bauministerin Klara Geywitz und Verantwortlichen der Länder.

Ein von der DUH organisiertes Aktionsbündnis fordert darin eine sofortige, groß angelegte Sanierungsoffensive, damit bis 2040 alle Schulen klimazielkonform saniert und gebaut seien. Flankiert von zusätzlichen Landesförderprogrammen müsse der Bund dafür ein Sonderförderprogramm für Bildungseinrichtungen zur Bewältigung der Corona- und Klimakrise in Höhe von 10 Milliarden Euro pro Jahr bereitstellen.

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Barbara Metz, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH fasst zusammen: “Der desaströse energetische Zustand öffentlicher Schulgebäude ist mitverantwortlich dafür, dass die Klimaziele des Gebäudesektors im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge verfehlt wurden. Statt Vorbild beim Klimaschutz zu sein, sind Schulen echte Klimakiller und gefährden die Gesundheit und Bildungschancen unserer Kinder. Wir fordern Bauministerin Klara Geywitz und die Verantwortlichen der Länder dazu auf, eine groß angelegte Sanierungsoffensive für klimazielkonforme Schulen zu starten und dabei die schlechtesten Gebäude zuerst anzugehen. Grundlage dafür muss eine transparente Datenerfassung sein.”

Zusammen mit Schülervertretern startete die DUH zwei zusätzlich Petitionen in Bayern und NRW für eine umfassende Sanierungsoffensive in Schulen. Moritz Meusel, Schülervertreter aus Bayern, sieht auch soziale Faktoren im Zustand der Schulen: “Hunderttausende junge Menschen gehen in Deutschland für mehr Klimaschutz auf die Straße. Die Chancengerechtigkeit nimmt seit Jahren stark ab. Spätestens seit der Corona-Pandemie befindet sie sich im Sturzflug. Dennoch müssen Schülerinnen und Schüler weiter in völlig maroden Schulhäusern sitzen, die nicht nur die Klimakrise weiter befeuern, sondern gleichzeitig Katalysator für Ungleichheit und Armut in Deutschland sind. Obwohl die Fakten auf dem Tisch liegen, weigern sich Bundes- und Landesregierung dagegen vorzugehen. Damit muss jetzt Schluss sein! Die Sanierung von Schulgebäuden ist nicht nur eine Frage des Klimas, sondern auch der Chancengerechtigkeit.”

Johanna Börgermann, sieht es als ein Armutszeugnis für die Gesellschaft, dass Schülerinnen und Schüler in maroden Schulgebäuden lernten. „Es ist eine Frage von Generationengerechtigkeit, nun einen Schlussstrich zu ziehen und sich für die Zukunft unserer Generation einzusetzen. Bildung und Klimaschutz beschäftigen uns intensiv. Es kann nicht sein, dass es gerade in der Bildung einen Sanierungsstau in Milliardenhöhe gibt. Schluss mit Stillstand in Bildung und Klimagerechtigkeit!”, so die Landesschülervertreterin in NRW.

Unterstützung findet die Aktion auch bei Bei Bau-Experten und Umweltvertretern, so etwa bei Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag: “Investitionen in den Schulbau sind Investitionen in die Zukunft! Der Investitionsstau bei den bayerischen Schulen ist allerdings enorm. Schulsanierung ist ein verschlafenes Dauerthema seit über einem Jahrzehnt und damit schwer aufzuholen. Wir dürfen die Kommunen hier nicht im Regen stehen lassen! Bayern muss dringend mehr Geld in den Schulbau und -unterhalt einstellen, die Fördermittelgeber mit ausreichenden Ressourcen ausstatten, Bürokratie abbauen und die Fördermittelprogramme praxisnah gestalten.”, so Sowa.

Clemens Richarz, 1. Vizepräsident der bayerischen Architektenkammer: “Nachhaltiger klimaneutraler Schulbau ist wesentlich zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele und relevanter Baustein für einen dringend erforderlichen gesellschaftlichen Wertewandel. Die Bildungsumgebung unserer Kinder und Jugendlichen muss unbedingt auf die maßgeblichen Ziele des Klimaschutzes und des sozialen und fairen Zusammenlebens ausgerichtet werden. Damit übernimmt die heutige Generation Verantwortung für eine zukunftsgerechte Lernumgebung und verankert Klima- und Umweltschutz im Bewusstsein der nächsten Generationen. Hierfür sollten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. Allem voran muss der Schulgebäudebestand, vor ressourcen- und energieintensiven Neubauten, in eine zukunfts- und klimagerechte Lernumgebung transformiert werden.”

Auch Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern, verleiht den Forderungen Nachdruck: “Das bayerische Klimaschutzgesetz bleibt weit hinter den Möglichkeiten des Freistaats zurück. Klare Vorgaben für mehr Klimaschutz vor allem im Gebäudesektor fehlen. Da können auch Markus Söders vollmundige Klima-Ankündigungen nicht drüber hinwegtäuschen. Wir wollen endlich Taten sehen! Beispielsweise auch beim Schulsektor. Es kann nicht sein, dass die meisten unserer Schulgebäude fossile Energieverschwender sind und unsere Schülerinnen und Schüler Schimmel und undichten Fenstern ausgesetzt sind. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie dieses Problem endlich angeht und die energetische Sanierung unserer Schulgebäude mit Nachdruck vorantreibt.” (ots)

Schulsanierung kommt mit Landesmitteln voran – in Schleswig-Holstein jedenfalls

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