Flüchtlingskinder: „Wir werden in Schulen und Kitas zusammenrücken müssen“ – VBE fordert Politik zur Ehrlichkeit auf

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BERLIN. Wie sollen Kitas und Schulen mit der Flüchtlingswelle aus der Ukraine umgehen? Was muss die Politik tun, damit das Bildungssystem die Herausforderung bewältigen kann. Der VBE hat dazu ein Positionspapier entwickelt, das die Forderung postuliert: „Die Bedürfnisse der Kinder müssen im Vordergrund stehen“. Damit das gewährleistet ist, müssen die Lehrkräfte und Kita-Fachkräfte allerdings auch unterstützt werden – und das beginnt schon damit, dass ehrlich gegenüber den Eltern über mögliche Einschränkungen im Betrieb kommuniziert wird.

Mehrere Hunderttausend Flüchtlingskinder aus der Ukraine – hier an der ukrainisch-rumänischen Grenze – werden in Deutschland erwartet. Foto: Shutterstock / Pazargic Liviu

Angesichts der Herausforderungen, die mit der Aufnahme geflüchteter ukrainischer Kinder und Jugendlicher auf Schulen und Kitas zukommen werden, haben der VBE Bundesverband und die 16 Landesverbände ein gemeinsames Positionspapier entwickelt. Darin heißt es: „Kitas und Schulen werden eine zentrale Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderung einnehmen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir werden diese Aufgabe nur als Gesellschaft insgesamt bewältigen können, wenn alle Mitbürgerinnen und -bürger ihren Beitrag leisten und wenn alle Institutionen und Beteiligten offen, unterstützend, pragmatisch und lösungsorientiert zusammenarbeiten.“

Ein wesentlicher Unterschied zur Flüchtlingskrise von 2015: „Viele der aus der Ukraine geflüchteten Menschen kommen mit der Hoffnung zu uns, dass sie bald in ihr Heimatland zurückkehren können. Wann dies möglich sein wird, kann gerade niemand sagen. Vor diesem Hintergrund müssen wir unser bisheriges Verständnis von Integration überdenken und offen dafür sein, wo es andere, neue Antworten braucht.“

VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann fordert von Politik und Gesellschaft deshalb zunächst mal einen differenzierten Blick auf die Situation: „Wir müssen Integration neu denken und dürfen nicht glauben, dass die in der Flüchtlingswelle 2015 entwickelten Verfahren und Strukturen ohne Weiteres für die jetzige Situation passen“, sagt er.

„Das Ziel kann nicht allgemeingültig in einer möglichst schnellen und effektiven Integration in das deutsche Schulsystem liegen“

„An erster Stelle müssen die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen stehen, die zu uns kommen. Dabei geht es zuallererst um Schutz, Frieden und Aufarbeitung der Schrecken, die ihnen zuteilwurden. Viele von ihnen sehnen sich nach einer baldigen Rückkehr in ihre Heimat und damit nach einem Anknüpfen des hiesigen Bildungsangebots an das in der Ukraine. Andere, die bisher kleinere Gruppe der Geflüchteten, erklären, dass sie hierbleiben wollen und deshalb ihre Kinder schnellstmöglich in das deutsche Schulsystem integrieren wollen. Wir vom VBE wünschen uns, dass diese Wünsche respektiert werden und dass die Politik diesen Menschen ein für ihre jeweiligen Bedürfnisse passendes Angebot unterbreitet.“

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Wie kann das bewerkstelligt werden? Im Positionspapier heißt es dazu: „Das Ziel kann daher nicht allgemeingültig in einer möglichst schnellen und effektiven Integration in das deutsche Schulsystem liegen.“ Ruhe, Zeit, das Ankommen in Frieden und Sicherheit sowie Angebote zur Bearbeitung individueller Traumata müssten zunächst Priorität haben. „Die dafür erforderlichen Expertinnen und Experten müssen bereits in den Ankunftszentren und Unterkünften bestmöglich zur Verfügung stehen. Auch in den Schulen und Kitas braucht es Psychologinnen und Psychologen.“ Auch die mögliche Integration ausgebildeter ukrainischer Lehrkräfte und das kurz- und mittelfristige Angebot von Lehrangeboten nach dem ukrainischen Rahmenplan müssten mitgedacht werden, „ohne die Gefahr der Separierung aus den Augen zu verlieren“.

Mit Blick auf mögliche mittel- und langfristigen Zusatzbelastungen für das Bildungssystem, wie vergrößerte Lerngruppen oder räumliche Engpässe, ergänzt Beckmann: „Es sind große gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, vor denen wir stehen. Wir freuen uns über die riesige Solidarität und Offenheit, die den geflüchteten Menschen derzeit entgegengebracht wird. Damit diese Solidarität hält, wenn es zu Einschränkungen an Schulen und Kitas kommt, muss die Politik die Gesellschaft ehrlich darüber aufklären, welche Konsequenzen die große Zahl von Kindern und Jugendlichen, die wir selbstverständlich aufnehmen und denen wir ebenso selbstverständlich ein angemessenes Bildungsangebot machen wollen, für Schulen und Kitas haben kann.“

Fakt sei: „Die zusätzlich zu betreuenden und zu beschulenden Kinder und Jugendlichen stoßen auf ein seit Jahren unterfinanziertes Bildungssystem, mit einer gleichfalls seit Jahren zu dünnen Personaldecke. Sie finden Schulgebäude vor, die an vielen Standorten sanierungsbedürftig sind und fehlende Raumkapazitäten haben. Wir werden in Schulen und Kitas enger zusammenrücken müssen. Dafür die gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen, ist Aufgabe der Politik.“

„Lehrkräfte und Erzieher:innen tun alles, was ihnen unter den gegebenen Bedingungen möglich ist“

Es dürfe nicht Schulleitungen und Lehrkräften überlassen werden, zu rechtfertigen, warum das bisherige Raumangebot weiter eingeschränkt werden muss, um Platz für Willkommensklassen zu schaffen oder warum Lerngruppen noch größer werden. Die Politik kennt die Unzulänglichkeiten, unter denen die Schulen schon vor Corona und durch Corona verschärft arbeiten mussten und müssen. Es darf nicht noch einmal dazu kommen, dass politische Verantwortung auf Schul- und Kitaleitungen abgewälzt wird, und es dem dortigen Personal überlassen bleibt, politische Entscheidungen vermitteln zu müssen, wie dies in den letzten zwei Jahren mit den pandemiebedingten Hygienemaßnahmen oft der Fall war.“

Im Positionspapier heißt es: „Die pädagogischen Fachkräfte sind durch die Pandemie und die damit verbundenen, bereits seit zwei Jahren andauernden Herausforderungen, stark belastet und teilweise überlastet. Die ohnehin bestehende Personalunterdeckung an Schule und Kita hat sich nochmals verschärft. Lehrkräfte und Erzieher:innen tun alles, was ihnen unter den gegebenen Bedingungen möglich ist. Es braucht aber zwingend und dringender denn je schnellstmögliche Unterstützung des pädagogischen Fachpersonals, beispielsweise durch multiprofessionelle Teams.“ News4teachers

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26 Kommentare
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Mika
2 Jahre zuvor

Multiprofessionelles Team bedeutet wie immer: die Lehrkraft betätigt sich neben dem Lehren als Sozialarbeiter, Schulpsychologe, Familientherapeut und Krankenpfleger.
Es gibt doch eh keine personelle Unterstützung von außen, das wissen wir doch inzwischen alle. Wichtiger sind Tankrabatte.
Ich bin absolut desillusioniert.

Nicht mit mir
2 Jahre zuvor
Antwortet  Mika

Vor allem heißt es noch mehr Zeit- und Besprechungsaufwand- oft mit Personen, die nur halbtageweise in irgendwelchen Dienststellen sind (und in den anderen Zeiten nicht so blöd sind wie wir LuL, sondern dann eben nicht erreichbar) bzw. für die man sich zur terminfindung links machen muss, die keinen wirklichen Dunst vom Schulbetrieb haben, denen man also alles (neu) erklären muss (wofür sie nichts können)- die ständig, weil in Zeit- und Projektverträgen oder Elternzeiten, wechseln. Und zur Krönung muss man dann Berichte schreiben, Schweigepflichtentbindungen einholen etc. Und dann erst gibt es u. U. einen Benefit fürs Kind.

Sissi
2 Jahre zuvor

“ Wir werden in Schulen und Kitas enger zusammenrücken müssen. Dafür die gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen, ist Aufgabe der Politik.“
Ich habe gerade festgestellt dass ich ziemlich corona- getrickert denke. Denn:
– Ich lese noch mehr Schüler/ Klasse, Kinder/ Gruppe heraus – Abstandsregel ?
– Die gesellschaftliche Akzeptanz – für das Nichtmehreinhalten der corona- Regeln? – ist zu schaffen
– Von der Politik zu schaffen – also: keine Schutzmaßnahmen mehr fordert der VBE – können die Politiker sagen, na denn.

Rabe aus NRW
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sissi

Aber Corona ist doch ab 2. April abgeschafft? Dann macht das doch nichts, oder? *wunder* (und Ironie aus)

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sissi

Schöne Aussichten, dass wir mit den vielen Ungeimpften (Impfquote unter den Erwachsenen bei ca. 30 %) nun zusammenrücken müssen. Die eiligst aufgestelten Schulcontainer sind aber von 2015 noch übrig und stehen größtenteils leer, nur fehlen die Lehrkrafte dazu. Das Hauen und Stechen um die Kitaplätze wird verschärft werden, oder wurden da schon Sonderregelungen veranlasst? Und wo die vielen Flüchtlinge überhaupt eine vernünftige Wohnung finden sollen, wo doch die Einheimischen schon massive Probleme haben, erschließt sich mir nicht. Oder werden da nun die leetstehenden Luxuswohnungen umfunktioniert? Diese vollmundige Aussage Baerbocks „wir werden alle aufnehmen“ ist ein emotionales Statement ohne Ansatz und ohne Rückendeckung. Den Lehrern wird nun noch etwas draufgepackt, es geht immer noch was, solange die Verantwortlichen díe Lasten nicht persönlich tragen müssen.

TaMu
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sissi

Sissi@ gerade dadurch wird die tatsächliche Gruppenstärke dauerhaft reduziert. Corona wird ohne Schutzmaßnahmen von ganz alleine für den gesicherten Schul- und Kitabetrieb in den so oft geforderten kleinen Gruppen sorgen. Auf jeden Fall führt die „Normalität“ jetzt schon zu erstaunlich kleinen Gruppen und die „Normalität“ ab April wird es nochmal toppen. Da können dann sogar die Extra-Stühle für Flüchtlingskinder im Keller bleiben! Wenn man jetzt noch verschweigt, dass das Personal dadurch ebenfalls permanent reduziert sein wird, hat man den perfekten Schul- und Kitabetrieb!

Sissi
2 Jahre zuvor
Antwortet  TaMu

@ Ta Mu
…….wenns nicht so traurig wär.
Klasse beschrieben, @ TaMu, hoffentlich kommts – im wahrsten Sinne des Wortes! -etwas “ milder“ .

TaMu
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sissi

Sissi@ ich hoffe auch auf „milde Verläufe“, mittlerweile nicht mehr nur bei Corona…

maxi
2 Jahre zuvor

Vielleicht muss man gar nicht so sehr zusammenrücken, wenn alle krank sind. Seht es doch mal positiv.

Birkenstock
2 Jahre zuvor
Antwortet  maxi

Genau.
Moderne Konzepte und flexible Plätze dank „Desk Sharing“ vielleicht.
In 2017 zählten zu den ersten Firmen, in denen es keine festen Schreibtische für die Angestellten mehr gibt: Adidas, BMW, die Lufthansa und die Deutsche Bank.

Warum soll ein bewährtes Effizienzkonzept der Wirtschaft nun zur Ampelzeit und Corona-Ausfällen nicht auch an Schule funktionieren (Flex-Office)?

Oder muss man das Rad wieder mal neu erfinden, wenn es die FLEX-FERNSCHULE NRW bereits gibt. Man macht das Lernen für den Schulabschluss mit besonderen Lebenslagen vereinbar und fördert junge Menschen dort, wo sie leben.
Hier könnte man für Betroffene aus der Ukraine z. B. ansetzen.

Rosa
2 Jahre zuvor

Wie soll ein zusammenrücken gehen wenn zu wenig Kindergarten Plätze vorhanden sind in den Einrichtungen und die Wartelisten sehr lang sind. Das Personal ist ebenfalls nicht vorhanden um dies auffangen zu können und für die Versorgung der Flüchtlingskinder braucht qualifiziertes Personal in den Einrichtungen. Durchen den Personalmangel ist man dazu übergegangen Hilfskräfte als Zweitkräfte einzustellen um die Betreuung in den Einrichtungen aufrechtzuerhalten und zu gewährleisten.https://www.mannheimer-morgen.de/videos_video,-kita-schliessungen-dekan-ralph-hartmann-ueber-fachkraeftemangel-und-die-kriterien-der-platzvergabe-_videoid,9774.html Es gibt auch eine quadratmeterzahl die eingehalten werden muss in den Gruppenräumen und die Flüchtlingkinder brauchen nach diesen schweren Erlebnissen Fachpersonal in den Einrichtungen. Welchen Wert hat die Arbeit am Kind und Jugendlichen noch für die Politik und die KM. Die Belastungsgrenze ist schon lange am Anschlag und die mehr Last kann das Personal nicht mehr tragen, denn die Voraussetzungen sind in den Einrichtungen nicht gegeben. Die Qualtität ist in den Kindergärten schon an unterster Grenze und die Schulen haben kein Aufholprogramm erhalten und der Lernfrust ist an allen Schularten vertreten.

Rosa
2 Jahre zuvor

Die Schulen haben in den Corona Jahren außergewöhnliches geleistet und sind am Limit.https://www.phv-bw.de/phv-bw-zur-aufnahme-von-fluechtlingen-aus-der-ukraine-an-den-schulen-im-land/ Die Politik und die KM haben einen hohen Anspruchkatalog den selbst nicht erfüllen.

Rosa
2 Jahre zuvor

Die Mogelpackungen ohen Inhalt hat Frau Schopper an den Schulen eifrig verteilt. Das Rückenwindprogramm ist bei vielen Schulen nicht eingetroffen und kann leider nicht seine Wirkung entfalten.https://www.phv-bw.de/phv-bw-zur-pressemitteilung-des-kultusministeriums-ferienband-2022-foerderung-ueber-lernen-mit-rueckenwind-auch-in-den-ferien-moeglich-vom-11-03-2022/ Das Talent des Märchen erzählen und falsche Versprechungen verkünden hat Frau Schopper Höchstleistung betrieben. Die Hausaufgabenliste ist nicht abgearbeitet und die Zusagen auf Aufholprgramm ist nur ein Lippenbekenntnis.

Alla
2 Jahre zuvor

Hier nochmals mein Kommentar zum Thema: Flüchtlingswelle.
Mit „Zusammenrücken“ ist es nicht getan! warum wird das nicht bedacht?

Wir haben seit einer Woche ukrainische Flüchtlingskinder an der Grundschule. Die ersten 6 kamen am Montag, inzwischen sind es 10 Kinder. Nächste Woche kommen noch einige dazu, wie viele ist noch unbekannt.
Alle Eltern, Lehrer und Kinder freuen sich, helfen zu können, mit Sachspenden ( Ranzen, Federmäppchen, Heften, Stiften, Turnbeuteln…) oder durch liebevolle Aufnahme und „kümmern“.
Vielleicht sind wir aber etwas naiv herangegangen!

Einige Kinder sind traumatisiert, was sich verschieden äußert. Einige sind völlig zurückgezogen, viele sind nicht in der Lage, auf ihrem Stuhl zu sitzen, rennen schreiend durch den Raum oder rennen aus dem Raum hinaus, setzen sich unter den Tisch, oder hauen andere Kinder. Diese Kinder bräuchten eine Person, die ukrainisch spricht und der sie ihre Probleme erzählen könnten. Auf die russische Sprache reagieren einige ungern oder gar nicht, ist es doch die Sprache des Feindes.
Und nicht jedes Kind kann Russisch!
Ukrainische „Lehrerinnen“ wollen teilweise gar nicht an den Schulen arbeiten, weil sie flexibel bleiben möchten um schnell wieder in die Heimat zurückkehren zu können! Oder sie haben noch kleine Kinder, die sie betreuen, oder Omas, die mitgeflohen sind und nicht alleine bleiben wollen.

Die Bedürfnisse sind so verschieden wie die Menschen, die zu uns kommen!
Wir haben z B. eine geflüchtete ukrainische Mutter mit 2 Grundschulkindern, Deutschlehrerin mit Bachellor, die aber Angst davor hat, von den Berichten der geflüchteten Kinder „getriggert“ zu werden und das nicht zu verkraften. Deshalb kann sie uns und den geflüchteten Kindern nicht zur Verfügung stehen. Und wahrscheinlich hat sie Recht! Sie selbst hat zwar keine Kriegshandlungen erleiden müssen, ihr Mann muss aber in der Ukraine kämpfen und hat keine Ausreiseerlaubnis bekommen! Das ist für sie, ihre Mutter und die 2 Kinder schon angsterregend genug!
Jetzt anzunehmen, dass ALLE ukrainische Lehrerinnen mal eben so bei der Betreuung der ukrainischen Flüchtlingskinder einspringen können ist, gelinde gesagt, naiv!

Leider können wir LK kein ukrainisch, merken aber, dass es nicht reicht, die Kinder einfach in die Regelklassen zu stopfen und zu hoffen, es werde schon gut gehen!
Da gibt es Kinder, die Sirenen und Bombeneinschläge erlebt haben, und nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können! Die sich nicht verständigen können und deshalb natürlich „am Rad drehen“!
Oder Kinder, die ihr gutes Zuhause verlassen mussten, deren Haustier in irgendeinem Tierheim untergekommen ist und die zu viert in kleinen privaten Einliegerwohnungen untergekommen sind und von der „Hilfsbereitschaft“ anderer abhängig sind, Bittsteller geworden sind, gewissermaßen!
Kein wünschenswerter Zustand!
Und die dann in Schulen gestopft werden, in denen sie sich im Deutschunterricht langweilen und, selbst im Matheunterricht, nicht annähernd mitkommen! Egal, was die Konsulin sagt, weiter als unsere Kinder sind die ukrainischen Flüchtlingskinder auf keinen Fall. Eher umgekehrt!
Das ist alles sehr frustrierend, für die ukrainischen Mütter, die Kinder und auch für uns, die Aufnehmenden!

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Ja, Alla. Das sind alles notwendige Überlegungen, die unsere Politiker nicht mal ansatzweise getätigt haben. Man könnte den Satz von Frau Baerbock noch ergänzen, „wir werden alle aufnehmen“ (aber die Umsetzung und Voraussetzungen müsst ihr schaffen). Auch 2015 haben wir eine emotionale Entscheidung erlebt, die uns noch lange beschäftigen wird.
Unser Schul- und Bildungssystem ist vollkommen marode und rückständig, mit überbordender Bürokratie überfrachtet, unflexibel und auf Sparflamme reduziert. Noch mehr Belastung verkraftet das System nicht.
Man sollte die ankommenden Kinder und Mütter erst mal zur Ruhe kommen lassen. Alltag und Routine überfordert die meisten von ihnen sicherlich, auch wenn dies gut gemeint ist. Adhoc Lösungen helfen keinem. Zuallererst geht es um eine vernünftige Unterkunft und Versorgung mit dem Notwendigsten, mehr wollen sie sicher nicht. Man muss die Integrationsbemühungen immer vor dem Hintergrund betrachten, dass diese Flüchtlinge wieder nach Hause wollen und hoffentlich in nächster Zeit, wenn dieser gräßliche Krieg vorbei ist, ihre Heimat wieder aufbauen können. Da gibt es dann genug zu helfen.

Palim
2 Jahre zuvor

Wieder treten die Lehrkräfte in Vorleistung und zusätzliche Leistung, wie schon für die Inklusion, Integration, Digitalisierung und wirklich viele andere Aufgaben.
Entlastung oder Besserung der Arbeitsbedingungen werden nicht umgesetzt
und mit den schlecht ausgestatteten Schulen und vollen Klassen sitzen dann auch wieder die Lehrkräfte und müssen sehen, wie sie es bewältigen, und sich zusätzlich von allen Seiten die Kritik gefallen lassen, was „Schule“ alles nicht leisten würde.

Inzwischen denken ich, dass man sehr viel konkreter fordern muss:

Politiker:innen oder Minister:innen möchten, dass wir zusammenrücken und auch diese Aufgabe übernehmen?
Können wir machen, in der Not kann man das vielleicht für 3 Monate übernehmen, gerechnet ab JETZT, also bis Juni, sagen wir bis zu den Sommerferien.
Dann wird aber JETZT vereinbart, welche Stundenressourcen diese Tätigkeit benötigt, damit sie erledigt werden kann und die KM sorgen dafür, dass bis spätestens zum Sommer zusätzliches Personal dafür eingestellt ist (verbindlicher Schlüssel).
Dazu gehört auch, dass für die Beschäftigten ein System der Arbeitszeiterfassung umgesetzt wird – im Laufe eines Jahres (also spätestens zum Schuljahr 2023/24), damit die dauernde Zusatzbelastung über ein solches System erfasst wird und entsprechende Entlastung ins System kommt.
Und es gehört dazu, dass Beschäftigte Zeit bekommen, sich in die neuen Aufgaben einarbeiten zu können. Die Integration von Kindern anderer Herkunftssprachen ist eine Aufgabe, die Engagement und Einarbeitung benötigt. Entsprechend müssen Lehrkräfte, die sich an Schulen darum kümmern, Zeit bekommen, damit sie die Materialien sichten oder erstellen, Konzepte finden und an den Schulen koordinieren, sich um eine Ersteinschätzung der Schüler:innen kümmern können und genug Zeit haben, sich auch kurzfristig in diesem Bereich zu informieren, sodass sie diese Aufgabe bewältigen können.

Ihr möchtet, dass in den Schulen Digitalisierung erfolgt?
Dann stellt doch bitte das dafür notwendige Personal ein oder ab, damit es Personal gibt, das sich damit beschäftigen kann. Lehrkräfte haben schon mehrere Aufgaben und gerade kommt eine neue hinzu. Da ist es doch sinnvoll, für bestimmte Aufgaben anderes Personal zu finden.
Gleiches gilt übrigens für Bürotätigkeiten und Telefonbetreuung, Notbetreuung und Ganztag, Verwaltung von Abfragen und Statistiken und Schulbuchausleihen und Fahrten und Budget etc. Da sollte man klotzen und nicht kleckern, das muss das Land übernehmen, das die Tätigkeiten in die Schulen gibt und dafür Sorge tragen sollte, dass diese Personen vernünftig arbeiten können und den Lehrkräften den Rücken freihalten.

Es ist absehbar, dass der Bedarf an psychologischer Betreuung zunehmen wird?
Dann sollte man dafür eine verbindliche Versorgung vorsehen, die jetzt vereinbart und zu einem bestimmten Zeitpunkt umgesetzt sein soll – vergleichbar mit einem Gute-Kita-Gesetz.
Wie wäre es mit einer Versorgung mit Schulpsycholog:innen nach dem derzeit in BY gegebenen Schlüssel bezogen auf Schüler:innen wie auch Lehrkräfte?
Wie sieht es mit weiteren Stellen an Schulen aus für Förderlehrer (zusätzliches Personal für de Förderung – keine Sonderpädagogen), Beratungslehrkräfte u.a.? Gibt es dafür einen Schlüssel, in welchem Umfang sie an Schulen vorhanden sind und wie gut sie für diese Tätigkeit freigestellt wurden?
In welchem Umfang sollte landesweit die Versorgung mit Sonderpädagog:innen unterschiedlicher Fachrichtungen vorhanden sein und wie kann sie gewährt werden? Welche Alternativen gibt es für den Fall, dass die Versorgung nicht gewährt werden kann? Fällt die Inklusion aus, weil kein Personal eingestellt wird?

Ihr benötigt Quer- und Seiteneinsteigende, setzt Referendar:innen und Langzeit-Praktikant:Innen in die Schulen, dazu Vertretungen ohne Lehramtsstudium und erwartet, dass sie eingearbeitet werden, damit sie möglichst hochwertige Arbeit verrichten? Dann entlastet die Lehrkräfte, die sich dieser Aufgabe annehmen. Oder ist die Ausbildung doch nicht wichtig? Dann können wir das auch sein lassen. Entsprechend werden noch weniger Menschen den Weg in die Schulen finden und diese Aufgabe nebenbei oder nachträglich erlernen können.

Im sozialen Brennpunkt fehlen die Lehrkräfte, weil die Bedingungen dort noch belastender sind, als an anderen Standorten?
Unterstützt die Lehrkräfte und stärkt gerade diese Schulen mit zusätzlichen Ressourcen, damit die Aufgaben auf mehr Schultern verteilt werden können und mehr Zeit und Kraft für die Begleitung dieser Kinder und Jugendlichen vorhanden ist.

Man erwartet immer und immer wieder, dass Lehrkräfte sich selbstlos jedes Problems und jeder Tätigkeit annehmen, selbst Spenden einsammeln und über Jahrzehnte den Mangel verwalten, aushalten oder irgendwie abmindern.
Lehrkräfte sind häufig idealistisch und versuchen, alle diese Aufgaben trotz ihrer Vielfalt und der viel zu hohen Aufgabenlast irgendwie zu bewältigen. Das klappt aber nicht, weil man es seit vielen Jahren derart übertrieben hat, dass die Lehrkräfte die Last nicht mehr schultern können und von der Mühe der letzten Jahre schon jetzt merklich angegriffen und geschwächt sind.

Zwischendurch gibt es (vielleicht!) ein paar Worte der (manchmal schrägen) Wahrnehmung irgendeines Politikers oder einer Politikerin, so gut wie nie, wenn es um Lohnrunden im sozialen und pflegerischen Bereich geht. Dann verweist man auf irgendeine Krise oder den Lehrkräftemangel, den man selbst durch die Vernachlässigung geschaffen hat.

Ohne erheblich deutlichere Forderungen wird sich gar nichts bewegen und auch diese Aufgabe kommt einfach nur zu den anderen dazu.
Da hilft es gar nicht, dass man als Verband oder Gewerkschaft äußert, dass das Wohl der Kinder in den Blick genommen werden muss.
Muss es, ja.
Das bedeutet aber, dass man die Last der Aufgaben angemessen verteilt und die Schulen (und andere soziale und pflegerische Einrichtungen) zügig entsprechend ausstattet, damit genau dies geschehen kann.

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Palim, fordern kann man gerne, wie lange fordern die Lehrkräfte schon? Sie haben mit allem, was Sie sagen Recht. Aber das Ganze scheitert wie immer erfahrungsgemäß am „bösen“ Budget, das in jeder Situation immer erschöpft ist.

Sissi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ Palim
Danke für Ihre Gedanken, die Erfahrung wiederspiegeln.
Es wäre zu schön, wenn auch nur ein Bruchteil
Ihrer absolut zielführenden Vorschläge umgesetzt würden.
Ich befürchte weitere Flickschusterei – mit Hinweis auf notwendige Solidarität in Krisenzeiten.

“ Wenn der Wegweiser
[ 16 Glorreiche Wegweiser]
blind ist, wie wird es dem Sehenden ergehen ? “
( aus Arabien)

mama51
2 Jahre zuvor

Bei uns heute: (bitte nicht falsch verstehen, ich bin 100% dafür, dass die Kids zu uns kommen!)
Anmeldung des ersten Kindes aus der Ukraine :
Fünf erwachsene Personen, leider kein Dolmetscher dabei, für EIN Kind! (Unangekündigt! Ohne Terminabsprache)
Ohne: Geburtsurkunde, Impfausweis, Impf_und/oder Testnachweise der „Großen“, Nachweis einer Registrierung im Landkreis ,…
Das Schulsekretariat und die Konrektorin waren fast drei (!!!) Zeitstunden mit der Anmeldung beschäftigt … Wie „gut,dass es sich nur um ein Kind gehandelt hat“, wenn mehrere zu gleich kämen… Herzlichen Glückwunsch!
HIER muss informiert und aufgeklärt werden -…von wem? …- „schließlich sind wir in Deutschland, wo gilt: von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare!…“ (Ironie Off!)

Hoffnungverloren2022
2 Jahre zuvor

In NRW laufen kommende Woche die Lolly-Testungen in KiTa’s aus.
Nicht weil sie überflüssig erscheinen, sondern das Land NRW zum Ende März 2022 die Refinanzierung für die Städte komplett streicht.

Marie
2 Jahre zuvor

In Schulen wird auch nur noch bis zu den Osterferien getestet. Ganz großes Kino!

Andre Hog
2 Jahre zuvor

Vielen Dank an den VBE für die vorgebrachten Bedemkem und Forderumgen….sie decken sich mit meinen Erfahrungen, die ich bereits Anfang der 90er Jahre gemacht habe, als Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien zu uns gekommen sind. Habe zu der Zeit zunächst in sog. Asyl- bzw Flüchtlingsspielstuben gearbeitet (Altersspanne 3 bis 15 Jahre) und dann als Lehrerassistenz in einer städtischen Hauptschule (meiner späteren Einstiegsschile in den Schuldienst) in einer sog „Auffang- bzw. Vorbereitungsklasse“.
Dort waren in beiden Einrichtungen und Organisationsformen genau diese problematischen Verhaltensweisen – bedingt durch die Kriegstraumata – zu beobachten. Von Normalität konnte in den meisten Gruppensituationen in den ersten Wochen z.T. sogar Monaten nach der Ankunft der Kinder keine Rede sein. Was die brauchten war zunächst einmal ein sozial geborgenes Umfeld mit dem starke Gefühl von Fürsorge und Verlässlichkeit. Das Gleiche galt für die Mütter / Eltern / Großeltern, die ebenfalls erst einmal Geborgenheit und Sicherheit als verlässlich erfahren mussten. Erst nach längerer Zeit konnten die Erwachsenen dann ihren Kindern dieses sichere Gefühl weitervermitteln und erst dann wurden auch die Kinder ruhiger.

Die KMK plant gerade jedoch, die Kinder möglichst zeitnah nach ihrer Ankunft aus dem Kriegsgebiet in einer völlig fremden Umgebung in die Schulen zu holen, die ihrerseits durch die Pandemie und die gerade hochlaufenden Infektionszahlen bei SuS und bei LuL am Organisationslimit stehen. Dort herrscht – auch wenn viele – vor allem die verantwortlichen KuMis – das nicht realisieren resp. wahrhaben wollen – alles andere als beruhigende Verlässlichkeit.
Heißt: z.T. kriegstraumatisierte Kinder werden in instabile Systeme gezwungen (Schulpflicht!!) , in denen sie bei allen ehrlichen Bemühungen seitens der LuL nicht das Maß an Aufmerksamkeit, Kümmernis und Anteilnahne erfahren können, wie sie es bräuchten, da das System und die darin arbeitenden LuL das einfach nicht mehr umfassend leisten können.
Hilfen, von denen die KMK schwadroniert werden nicht zur Verfügung gestellt…stattdessen erhalten Schulleitungen von den zuständigen BzRs „vertrauliche Mitteilungen – nur für den Dienstgebrauch bestimmt“ , in denen den Schulen bzgl personeller Unterstützung für diese wichtige, drängende Aufgabe klare Absagen erteilt werden. Nicht, dass uns an den Schulen das wundern würde…aber die KMK und die ihr angehörenden „16 Gloreichen“ faseln in der Öffentlichkeit von den großartigen Hilfen, die sie den Schulen bei dieser „großen Herausforderung“ zur Verfügung stellen.

Alles Lüge!!!
Wir sind es gewohnt!!
Skandalös ist es dennoch!!!

Lasst die Kinder und Jugendlichen aus den Kriegsgebieten doch erst mal ankommen, sich hier ein wenig zurechtfinden, zu mehr Ruhe kommen, anstatt sie gleich in die z.T. chaotische Schulsituation in Deutschland zu werfen, wo sie das, was sie brauchen so nicht vorfinden werden – nämlich verlässliche Strukturen!

Gebauer (Poison Yvi) schwafelte am DonnerstagNachmittag im WDR-Radio davon, dass „die Kinder aus der Ukraine ihre Kriegserlebnisse im Miteinander mit anderen Kindern am schnellsten vergessen würden“ …. „vergessen!!!“ Jetzt mal ehrlich!!

Mein Gott, man ist intellektuelle Bankrotterklärungen von der Frau gewöhnt…aber hier hat sie wieder einmal ganze Arbeit geleistet, ihre Ignoranz, ihre Inkompetenz und ihren Willen zur eigenen politischen Karriere zu belegen…hofft sie doch, dass die Menschen im Land dumm genug sind, diesen unfassbaren Blödsinn als Engagement misszuverstehen und bei der Wahl im Mai den Freien Demokraten ihre Stimme zu geben, weil die sich ja so toll um die Belange der Kinder aus der Ukraine gekümmert haben.

Einfach widerlich!!

Sissi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Andre Hog

@ Anrde Hog
Danke für Ihren einfühlsamen Kommentar.
Ja, “ lasst die Kinder und Jugendlichen….doch erst mal ankommen „.
Anbei ein Lied, dass die bei uns auf den Dörfern lebenden Geflüchtet, auch Jugendliche oft abspielen, – mit dem bezeichnenden Titel:
Adios Nonino

https://youtu.be/QZ3MQUr1wHY

Danke@ gehtsnoch, für die wertvolle Info.

gehtsnoch
2 Jahre zuvor

Ein wenig Hintergrundinfo
Reform des Schul­sys­tems hat mit Umset­zung ab dem Schul­jahr 2018/​19 begon­nen

„Neue ukrai­ni­sche Schule“ – Gewinn an Frei­heit im Bildungssystem
https://ukraineverstehen.de/neue-ukrainische-schule/

Offener Brief ukrai­ni­scher Exper­ten an Außen­mi­nis­te­rin Baerbock
https://ukraineverstehen.de/offener-brief-ukrainische-experten-baerbock/

Defence
2 Jahre zuvor

„Schulen sollen die schönsten Orte des Landes werden!“

Die Ampel macht es möglich! Alptraum Schule!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

„VBE fordert Politik zur Ehrlichkeit auf“

🙂 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂 :):) 🙂

das mit den vielen Tränen geht hier nicht – ansonsten – ohne Worte!