
Gegen mehr als 1100 Einrichtungen hat sich die Heilbronner Olgakrippe beim Wettbewerb um den Titel «Kita des Jahres» durchgesetzt – entsprechend groß ist die Freude nach der Verleihung. «Wir sind unglaublich stolz», sagte der Oberbürgermeister der Stadt, Harry Mergel, nach der Auszeichnung beim Deutschen Kita-Preis am Montag in Berlin. Das Team und das bei der Stadt zuständige Amt hätten einen prestigeträchtigen Preis nach Heilbronn geholt.
Die Leiterin der Olgakrippe, Monika Karacic, bezeichnete den Titel als «einfach überwältigend». Dank dafür gebühre den mehr als 20 Mitarbeitern in der Kita, den mehr als 100 Kindern und deren Familien. «Ohne unser gutes Miteinander wäre dies nicht möglich gewesen», sagte Karacic. Mit der Auszeichnung des Bundesfamilienministeriums und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ist ein Preisgeld von 25.000 Euro verbunden.
«Die Pandemie wurde als Chance begriffen, Prozesse zu überdenken, Dinge zu verändern und neue Wege zu gehen»
Die Jury lobte bei der Auszeichnung unter anderem die vielen Möglichkeiten für Kinder, im Alltag der Einrichtung im Norden Heilbronns mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen. So dürfen die Kinder dort zwei Mal im Jahr bei «Kindertagen» in die Rollen ihrer Betreuer schlüpfen, über das Tagesprogramm entscheiden und zum Beispiel Telefonate entgegennehmen. Auch bei der für Mittwoch geplanten Feier des Titelgewinns führen nach Angaben der Olgakrippe die Kinder Regie – unter anderem bei der Wahl der Musik.
Im Alltag dürften die Kinder zudem bei der Gestaltung der Räume und der Beschaffung von Material mitbestimmen, sagte Karacic. «Zugleich dürfen sie sich überall einbringen und ausprobieren, beim Kochen und Backen genauso wie bei der Terrarienpflege, der Reparatur von Dreirädern, beim Gärtnern oder auch bei kleinen Büroarbeiten.»
Auch die Einbindung der Familien sei der Olgakrippe wichtig. Nach Angaben der Stadt Heilbronn ist die Einrichtung seit rund zwölf Jahren als Familienzentrum konzipiert. Damit ist sie nicht nur Krippe und Kindergarten, sondern auch Anlaufstelle für alle im Stadtviertel. Angeboten werden zum Beispiel eine generationenübergreifende Nähwerkstatt und Elterndialoge zu Erziehungsthemen.
Während der Corona-Pandemie fanden viele Angebote digital statt, über einen «Kulturzaun» wurden Familien und Anwohner mit Rezepten, Spiel- und Bewegungstipps versorgt. «Die Pandemie wurde als Chance begriffen, Prozesse zu überdenken, Dinge zu verändern und neue Wege zu gehen», lobte die Jury des Deutschen Kita-Preises.
Weiter erklärt sie: «Das Team der Olgakrippe stellt die Partizipation von Kindern klar in den Mittelpunkt. Es ist dem Team wichtig, Kinder an der Gestaltung des Alltages zu beteiligen und sie zu ermutigen, sich in die Gemeinschaft einzubringen sowie Verantwortung zu tragen.» Das Familienzentrum zeichnee sich durch einen «wertschätzenden, stärkebasierten Umgang mit allen Kindern, Pädagog:innen und Familien aus und nimmt deren Heterogenität als besonderen Gewinn wahr.»
«Dafür hat sich das Bündnis die Verwirklichung der Kinderrechte auf die Fahne geschrieben»
Erstplatzierte in der ebenfalls mit 25.000 Euro dotierten Kategorie «Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres 2022» sind die Familienzentren in der nordrhein-westfälischen Kommune Arnsberg. «Die Familienzentren im Arnsberger Modell haben es sich zum Ziel gesetzt, allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen», so erklärt die Jury zur Begründung. «Dafür hat sich das Bündnis die Verwirklichung der Kinderrechte auf die Fahne geschrieben. So gab es beispielsweise einen Kinderrechte-Tag, der durch verschiedene Aktionen und Banner für öffentliche Aufmerksamkeit sorgte. Auch strukturell ist das Bündnis vorbildlich aufgestellt und zeigt eine hervorragende Organisation, die sich im Prozess weiterentwickelt.»
Die Jury lobt die vielen unterschiedlichen Kommunikations- und Organisationselemente wie die Entwicklung einer eigenen App oder Beratungen als «Walk- and Talk»-Angebot, aber auch die festgelegten und verbindlichen gemeinsamen Qualitätsstandards für die pädagogisdche Arbeit. «Die Familienzentren im Arnsberger Modell sind somit auf bemerkenswerte Weise unabhängig von einzelnen Personen und dadurch tragfähig und zukunftsweisend aufgestellt.» News4teachers / mit Material der dpa
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