Umfrage unter Deutsch-Lehrkräften: Handschreiben von Schülern hat in der Pandemie gelitten (Berufszufriedenheit auch)

33

MÜNCHEN. Im Deutsch-Unterricht der weiterführenden Schulen haben während der Pandemie besonders die Schreibkompetenzen der Schülerinnen und Schülern gelitten. Das ist das Ergebnis einer Studie, deren erste Ergebnisse Michael Rödel von der Ludwig-Maximilians-Universität in München am Freitag vorstellte. Vor allem die handschriftlichen Fähigkeiten, die auch für die Entwicklung von Textkompetenz wichtig sind, sind nach Einschätzung von Lehrkräften beeinträchtigt – mutmaßlich durch fehlende Übungsmöglichkeiten, wie die Autorinnen und Autoren konstatieren.

Deutsch-Lehrerinnen haben sich in der Krise belasteter gefühlt als ihre männlichen Kollegen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

In der Online-Erhebung hatte das Team von Rödel bundesweit 947 Deutsch-Lehrkräfte an weiterführenden Schulen zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Schulalltag, den Deutschunterricht und die Effekte für Lernende und Lehrende befragt. Dabei ging es nicht nur um die Folgen von Distanzunterricht, sondern auch von Quarantänephasen, Stoffkürzungen oder Einschränkungen in der Unterrichtsgestaltung. Laut Studie schließen sich 73 Prozent der Lehrkräfte der Aussage «Die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler, flüssig mit der Hand zu schreiben, hat sich negativ entwickelt» ganz oder weitgehend an.

Im Gegenzug zu den verschlechterten handschriftlichen Fähigkeiten sahen die Lehrkräfte keine positive Entwicklung beim Tastaturschreiben. Nur 35 Prozent der Lehrkräfte stimmten der Aussage ganz oder weitgehend zu: «Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Tastaturschreiben verbessert».  Einschränkend sei aber festzuhalten, dass sich viele Lehrkräfte nicht in der Lage sehen, die Kompetenzen im Tastaturschreiben zu beurteilen. Weiter heißt es in der Studie: «Im Vergleich dazu wird die Entwicklung der Motivation, Klassenlektüren zu lesen, deutlich weniger negativ gesehen. 64 Prozent der Lehrkräfte berichten von einer konstanten oder sogar gestiegenen Motivation; bei Lehrkräften am Gymnasium sind es sogar 71 Prozent.»

«Ohnehin ist Deutsch mit einer Anzahl von Unterrichtsstunden ausgestattet, die als knapp bis nicht ausreichend gelten muss»

Fazit der Autorinnen und Autoren: «Wenn sich die Schreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern schlechter entwickeln als üblich, dann betrifft das − ähnlich wie das für den Bereich der Lesefähigkeit zu konstatieren ist − nicht allein den Deutschunterricht. Im Gegenteil greifen fast ausnahmslos alle Fächer des schulischen Fächerkanons auf die grundlegenden Kulturtechniken des Schreibens (und Lesens) zu. Zwar ist an der Kompetenzentwicklung im Schreiben nicht allein der Deutschunterricht beteiligt, doch die entscheidenden Maßnahmen werden in ihm angelegt. Eine mögliche schulpolitische Folgerung aus den oben erörterten Ergebnissen wäre, den Deutschunterricht mit zusätzlichen Kapazitäten für die grundlegenden Kulturtechniken Schreiben und Lesen auszustatten, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Schülerinnen und Schüler abzufedern. Ohnehin ist das Fach Deutsch angesichts der ihm zugeschriebenen Aufgaben in den meisten Bundesländern, Schultypen und Klassenstufen mit einer Anzahl von Unterrichtsstunden ausgestattet, die als knapp bis nicht ausreichend gelten muss.»

Anzeige

«Ein zweites wichtiges Ergebnis ist, dass der Arbeitsaufwand für die Lehrenden deutlich zugenommen hat», erläuterte Studienleiter Rödel. So heißt es in Papier: «Der individuelle Arbeitsaufwand der Deutschlehrkräfte ist nach ihrer Einschätzung während der Corona-Pandemie klar gestiegen. Das ist insofern bemerkenswert, als das Fach Deutsch ohnehin als arbeitsintensiv gilt. Von 944 Lehrkräften, die diese Frage beantwortet haben, empfindet sogar ein Anteil von 45 Prozent, der Arbeitsaufwand sei deutlich gestiegen.» Als belastend empfunden wurden unter anderem die parallelen Planungen für anwesende und in Quarantäne befindliche SchülerInnen oder Begleiterscheinungen der Digitalisierung wie der Druck, ständig per Lernplattform oder App erreichbar zu sein.

«Da im Fach besonders viele Frauen unterrichten, wird diese gesamtgesellschaftliche Problematik zu einer fachspezifischen»

Die Auswertungen zeigten zudem, dass das insbesondere für weibliche Lehrkräfte gilt. «Das konvergiert mit der in der Öffentlichkeit immer wieder diskutierten Beobachtung, dass in Familien die zusätzlichen Belastungen weitaus stärker von Frauen als von Männern getragen werden. Da im Fach besonders viele Frauen unterrichten, wird diese gesamtgesellschaftliche Problematik zu einer fachspezifischen: Sie betrifft das Fach Deutsch überproportional stark.» Das Fach Deutsch wird überproportional häufig von Frauen unterrichtet.

Mit der Belastung sanken während der Pandemie die Zufriedenheitswerte der Deutsch-Lehrkräfte deutlich. «41 Prozent geben an, ihre Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit als Deutsch-Lehrkraft sei konstant geblieben. Hingegen ist bei 56 Prozent die Zufriedenheit gesunken oder stark gesunken. Der Zusammenhang zwischen Zufriedenheitsentwicklung und Arbeitsaufwand ist erkennbar und signifikant: Je stärker sich der Arbeitsaufwand durch die Pandemie gesteigert hat, desto negativer entwickelten sich die Zufriedenheitswerte», so schreiben die Autorinnen und Autoren. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zu den vollständigen Ergebnissen der Studie.

IFS-Studie: Lesefähigkeit von Viertklässlern „alarmierend“ gesunken – ihnen fehlt ein halbes Schuljahr

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

33 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Ach P-App-erlap-App, für die schöne Handschrift gibt es Tablets oder Ei-Päds (Produktname verfremdet). Darauf wird jeder Krakel wunderhübsch zurechtgedengelt und in ein (scheinbar) zusammenhängendes (scheinbar sinn- und problemerfassendes) Gesamtschema eingeflochten, mehrdimensional in unendlichen (Un-/)Bewusstseins-Räumen.

In Kürze dürfte dann die KI dieser Geräte auch die letzten paar Funktionen der SuS vollends übernommen haben – im Grunde sind diese auch jetzt schon nur noch routinemäßige sensorisch-anatomische Eingabeprozesse. Das wird man bald in den Griff(el) kriegen und dann schreiben die Brettchen von ganz alleine, was sie für richtig und gut halten.

Die beta-Version (nicht Corona!) für Überprüfungen, KAs und Kurztests liefert auch schon sehr überzeugende Ergebnisse und ermöglicht nun erstmals die der gewünschten Schul- und Abschlussart adäquate Aufspielung der Schülerimitationssoftware-Bundle („SchüliSoft“) über Wie-Wo-WasLAN. Klassenräume werden in diesem Zuge auf die Größe eines gängigen Server-Schränkchens schrumpeln und mit der Abwärme kann man den Rest der Schule selbst im tiefsten Winter über dem Gefrierpunkt halten, wie man es eben kennt. Z.B. das Landes-Abitur (zukünftig „Appitur“) findet dann locker auf der Kapazität eines 2.0 USB-Sticks Platz, während die (noch) Biomasse-basierten Anteile der SuS im Federbettchen zuhause liegen und Energie abgeben (noch nicht elektrisch in die Matrix, aber doch schon wärmedynamisch in das Universum).

Man munkelt, es wäre bereits nun durchaus mehr möglich, aber es würde aus Gründen eines schonenden Überganges noch zurückgehalten; erstaunlich ist ja, dass so manche Notiz über Nacht anscheinend wie von digitaler Zauberhand geradezu auferblüht (wird). Und man fragt sich, ob über Audio- und Bildeingang – nebst diverser Dateninputs zu den aktuellen Umgebungs- und Körperfunktionen – nicht doch eher das Helferlein den Taktstock schon selber schwingt. Bleibt noch die Programmierung vollkompatibler LuL-Ersatzeinheiten, denn there’s an app for that!

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ich hätte gerne so eine kleine LuL- Ersatzeinheit ala „machtdenmüdenlehrermunter“, d.h.
zeitweises digitales Zwischentuning.
Wurde da schon dran gedacht,
@ Dil ?

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

Eine große bekannte Firma hat zum Thema ( händisch geschrieben) gerade ein für viele Kids geradezu unerfüllbares Ansinnen gestartet.
In den Bewerbungsunterlagen wird
Ein > ausführlicher handgeschriebener Lebenslauf <
gefordert .
Es dürfte klar sein, warum .

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sissi

@Sissi: Ja, man nennt es „Film anschauen“ ;o)

Mathy
1 Jahr zuvor

Nur Handschreiben?
Ich muss leider feststellen, dass sehr viele SuS in der SEK I nicht mal das kleine 1×1 richtig beherrschen.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mathy

Das liegt aber nicht an Corona, sondern an Faulheit.

ekzwaized
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mathy

Den Sportunterricht bitte nicht vergessen!
Bei vielen SuS fragt man sich: Koordination – was ist das?
Nicht alle SuS, aber mittlerweile immer, immer mehr!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  ekzwaized

Es gibt schon seit einigen Jahren Kids, die beim Umfallen direkt auf die F….. knallen, weil der Reflex zum Abfangen des Sturzes fehlt.

ICH kann beim Rückentraining die Übungen, die Zehnjährige! (was machen die da eigentlich?) nicht können und ständig umfallen.

Nicht schön, aber funny

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mathy

Und die Vokabeln, die sie tw. seit Klasse 2 lernen, sind in Klasse 5 immer wieder Neuland…..

Aber
mit Apps wird alles anders
mit Apps wird alles besser
mit Apps wird es nie mehr so, wie’s war

App schließt selbstverständlich alle Weichware zum Lernen mit ein.

Und wieso wir alle auf Fenster und Büros von Winzigweich-Gründer Bill zugreifen müssen, ist mir ohnehin schleierhaft.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Nun. Für Deutschlehrer ist das wahrlich eine neue Erkenntnis – ach, nee.

DIE wissen es schon lange.

Für alle anderen scheint sie neu und vor allem überraschend zu sein.

Und dass das Lesen darunter leidet – der Hammer!

Meine Güte – auch andere Fächer sind betroffen? Schreck lass nach! Wer hätte das auch nur ahnen können?

ALLE!

Das ist seit Jahren so, wurde durch Corona aber sehr viel deutlicher und kommt endlich zu Tage.

Wird das was bringen? Nein.

Es gab Zeiten, da wurde in a l l e n Fächern mit der Hand geschrieben. SO wurde schreiben gelernt.

Es gab Zeiten, da wurde in a l l e n Fächern gelesen. SO wurde lesen gelernt.

Ach ja, es wurden auch Hausaufgaben in dieser Art aufgegeben und angefertigt.

Und nun wird sich gefragt und gewundert, weil Lesen und Schreiben nicht mehr klappt?

Abgesehen von dem Digitalkrams (auch hier klappt die Sache mit dem Lesen und dem Rumhämmern auf der Tastatur ja nur bedingt) sind auch die hübschen Ankreuzaufgaben verantwortlich. Diese sind aus einer Not geboren und tragen munter dazu bei, den Teufelskreis zu verstärken, Spirale abwärts.

Wir mussten in Geschichte, Bio etc. (den sog. Neben- bzw. Kurzfächern) ausformulierte Fragen mit ausformulierten Texten beantworten.

SO wurde auch das Formulieren, das im Kopf entsteht, trainiert und gefordert.

Heute ist alles anders. Soll so sein.

Dann jetzt bitte nicht meckern.

Prüfungen mit Kreuzchen und Lösungsbögen zum Kontrollieren und gut ist.

Vielleicht auch auf Sprachnachrichten ausweichen. NEE, setzt ja schon wieder Formulierungen voraus…..

Seufz, ein Teufelskreis …. Gewollt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Riesenzwerg
Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Lieber Riesenzwerg,

kann Ihnen aus meiner jahrzehntelanger Unterrichtserfahrung nur beipflichtigen!

Uralte erkenntnisbasierte Lehrererfahrungen wie „Schreiben lernt man nur durch Schreiben“ und „Lesen lernt man nur durch Lesen“ wurden als Lernmethoden der Ewiggestrigen, der „Pauker“ alter Schule und völlig anno Tobak, als nun „obsolet“ über Bord geworfen.

„Multiple choice“ soll nun einer der „Königswege“ in der neuen, digitalisierten Lernwelt sein.

In dem von BildungspolitikerInnen – unter dem Einfluss einiger WissenschaftlerInnen im Elfenbeinturm – angestrebten, im teilweise auch bereits realisierten, neuen Lernparadies der standardisierten Tests und der sog. Kompetenzorientierungen als Lernziele.

Natürlich „gekrönt“ durch sog. Evaluierungen durch externe Forschungsinstitute, einschließlich Vergleichstesteritis.

Der Irrweg, Multiple choice oft als „die“ Leistungsmessungsform und im Übermaß anzuwenden, wird bald noch offenbarer werden.

Auch die Schulung und Perfektionierung der Feinmotorik durch’s Schreiben, genauso wie die Entwicklung einer individuell ausgeprägten, persönlichen und charakteristischen Handschrift bleiben so auch auf der Strecke.

Verlust von Kulturtechniken droht!
Kurznachrichten mit Akronymen, Emojis, Abkürzungen gemäß Insider- bzw. gruppeninternem Slang, anglisierter Orthografie … sind angesagt und nehmen immer mehr zu.

Das Schreiben handgeschriebener privater Briefe wird entsprechend weniger, E-Mails nehmen auch dort überhand.

Nicht nur in der Kollegstufe des Gymnasiums werden neben Wendungen, also Wortbausteinen, ganze Passagen per „copy and paste“ häufig unkritisch und auch ohne Unrechtsbewusstseins wegen des Diebstahls geistigen Eigentums abgeschrieben, also plagiiert.

Deshalb kommen bei der Korrektur und Bewertung von z.B. Facharbeiten inzwischen auch Suchmaschinen zum Einsatz. Bauchgefühl, Erfahrung des Korrektors, oft mit fast „kriminalistischem“ Spürsinn, sind dabei unabdingbar.

Das Absenken des Niveaus der Leistungsanforderungen, beschleunigt durch Corona, geht einher mit dem Absinken des Leistungsvermögens der SchülerInnen.

Und gleichzeitig erleben wir seit Jahren eine zunehmende Noteninflation.

Die Entwicklung des Gymnasiums zur de facto „Hauptschule der Nation“ ist ja politisch gewollt, wenn man die Übertrittszahlen mit denen von vor Jahrzehnten vergleicht.
Dass dabei auch die Schreibe- und Lesefähigkeit, auch das Textverständnis, in Mitleidenschaft gezogen werden, verwundert nicht.
Die Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten, also echte Studierfähigkeit, leidet jedoch sehr.

Aber auch Ausbildungsbetriebe beklagen inzwischen immer öfter sprachliches Unvermögen, mangelndes Textverständnis und erhebliche Defizite beim Schreiben, Formulieren und der Rechtschreibung ihrer Azubis.

Fazit:
Auch hier sind dringend mehr Problembewusstsein und Korrektur von angedeuteten Fehlentwicklungen dringend vonnöten, wenn wir die Zukunftsfähigkeit unseres Industrieastandortes nicht gefährden wollen.

Auch hier gibt’s also viele Herausforderungen, neue Baustellen tun sich auf.

Tina plus 2
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Wir waren vor einigen Jahrzehnten insgesamt zwei Kinder aus den zwei Grundschulklassen, die zum Gymnasium rübergewechselt sind.

Bei K1 waren es sechs Kinder aus nur einer Klasse.

Entweder waren meine Mitschüler damals alle strunzdumm oder von den sechs Kindern hätten mind. zwei oder drei nicht aufs Gymmi gehört. Nach all den Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern in den letzten Jahren tippe ich auf Letzteres.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Liebe Gabriele,

auch von meiner Seite volle Zustimmung – leider. Denn es ist eine – HALLO BILDUNGMINISTERIEN AUFPASSEN! – Katastrophe sondergleichen, die sich da durch die Schullandschaft zieht.

Unsere Noten werden auch immer besser, sie steigen exponentiell, während das Wissen exponentiell im Tiefflug ist.

Eine Vier hieß mal, dass die Hälfte des Lehrstoffes verstanden wurde. Heute reicht es, einmal anwesend gewesen zu sein, dann dreimal gemeldet (kann ich auf Klo? Ich find mein Buch nicht! Welche Seite?) und schon muss es wegen guter Beteiligung als Ganzjahresnote (erstes Halbjahr 5) ein Ausreichend geben! So der Wille von ihr wisst schon wem.

Copy and paste

Bei uns hat ein Schüler für seine Projektpräsentation a l l e s kopiert. Der konnte keinen einzigen Satz selbstständig formulieren. Natürlich wussten wir das und konnten das nach traditioneller Art belegen. Doch Mama fand, sie werde mal einen Rechtsanwalt einschalten…. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass sie es tut! Doch um keine potentiellen Eltern im kommenden Schuljahr abzuschrecken, …

Das Gymnasium wird zur Hauptschule der Nation …

– erst war ich empört. Doch dann habe ich an die Inhalte gedacht, die ich mit Hauptschülern bearbeiten konnte – damals. An die Leistungen kommen wir schon lange nicht mehr ran.

Nun, sie waren nie die Überflieger, doch sie haben ihre Sachen gut gemacht und man konnte sie als überwiegend verantwortliche Persönlichkeiten entlassen.

Schlimm finde ich, dass es zur Zeit absolut keine Rolle zu spielen scheint, was die Kids können.

Bei uns machen die Ausbildungsbetriebe Werbung für sich und laufen den Schüler:innen nach.

Das Fach Deutsch muss sich wohl bald geschlagen geben. Mein Schulleiter sagte bereits vor 10 Jahren, dass wir auf eine Veränderung hinsteuern werden.

Aus Chemie, Bio und Physik wurde NaWi (Naturwissenschaften).
Aus Geographie wurde Weltkunde.
Aus Haushaltslehre wurde Verbraucherbildung.
Aus Deutsch wird – Germanistik!

Aus dem Hauptschulabschluss wurde der ESA (Erster Allgemeiner Schulabschluss).
Aus dem Realschulabschluss wurde der MSA (Mittlerer SchulAbschluss).

In SH wird mit lustigen Worten nur so um sich gehauen.

Mein Mathe-Prof hat vor vielen, vielen Jahren schon gesagt: „Nur, weil wir die Hauptschule abschaffen, sind die Hauptschüler doch nicht weg.“

Stimmt. Und es wurden und werden immer mehr.

Defence
1 Jahr zuvor

Alles hat in der Pandemie gelitten und leidet auch noch. Trotzdem ist es eine Krise. Und in Krisenzeiten gibt es Ausnahmeregelungen, damit eben möglichst wenig „gelitten“ wird.
Weniger geschrieben wurde an meiner Schule nicht… Im Gegenteil: Die Schülerinnen und Schüler mussten Ihre Aufgaben einreichen.

Ich habe zwar keine Studie, aber beobachte die fehlende Schreibkompetenz seit einigen Jahren. Auch schon vor der Pandemie. Ich erkläre mir das im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Durch das Smartphone schreiben die Kinder kaum noch. Fehler werden durch die Autokorrektur sofort korrigiert, so dass kein Lerneffekt stattfinden kann.

Früher gab es Brieffreunde und dergleichen. Manche Kinder hatten sogar Briefhefte und haben sie mit Freunden in der Schule ausgetauscht.

Smartphone ist eben nicht nur Segen, sondern auch gleichzeitig ein Fluch.

Meine Meinung.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Defence

Bin voll Ihrer Meinung.

Aber die wollen die „Digital first – Bedenken second“ – Hyper ja nicht hören.

Nun ham wa den Salat, der vor Jahren abzusehen war.

Ich hätte gerne nie Daumen runter Klicks erklärt bekommen! Worauf beziehen die sich? Den Namen? Den Inhalt? Teile des Inhalts?

Oder ist das ein Zeichen des Nicht-Formulieren-Lesen-und-Schreiben-Könnens?

Sean Lerby
1 Jahr zuvor

Schade, dass Spahn und dann Lauterbach die Vor- und Nachteile der Einsperrung der Bevölkerung abgewägt haben, sondern einfach voll drauf gehauen haben. Und wer sind die Leidtragenden? Die, die keine Lobbyisten (organisierte Politikerbestecher) haben. Die Kinder.

Anne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sean Lerby

Oh man, immer noch die „eingesperrte Bevölkerung“???

Kölnerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sean Lerby

Und wer hat die „Eingesperrten“ davon abgehalten, ihre schreibmotorischen, kognitiven und orthographischen Kompetenzen zu schärfen? Sie hatten da doch die beste Zeit und Gelegenheit dazu!

Realo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kölnerin

Also ihren Kommentar finde ich schon sehr unüberlegt. Sie haben wahrscheinlich, wenn überhaupt, ein Kind. Stellen Sie sich mal vor, wie es für bildungsferne Familien mit mehreren Kindern in beengten räumlichen Verhältnissen gewesen sein könnte.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realo

Ja, da erinnert man sich wieder daran, wie es vor mehr als 20 Jahren war, als Eltern sich noch um ihre Kinder kümmern mussten und nicht alles dem Staat übergeben konnten.

Die waren vielleicht nicht immer weit vorne bei der Bildung. Doch hatten viele davon die Nase vorn beim Sozialverhalten.

Das ist nicht ironisch gemeint.

Tina plus 2
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sean Lerby

Klar, zwangsdurchseucht zu werden mit einem Virus, das laut britischem Gesundheitsdienst sogar beim „milden“ Omikron und auch nach 3 Impfungen noch ca. 5-6 % der Bevölkerung LongCovid / PostCovid beschert, ist natürlich viel erstrebenswerter für die Kinder!

Und jetzt kommen Sie mir bloß nicht mit „Kinder nicht betroffen“! Zum einen sind alleine nur in Deutschland bisher 83 Kinder im Zusammenhang mit Corona gestorben und mind. 854 haben diagnostizierte PIMS-Folgeerkrankungen. Diejenigen, die „nur“ im ganz normalen Leben nicht mehr die Treppen raufkommen oder sich plötzlich mittags hinlegen müssen, sind da größtenteils noch gar nicht drin enthalten.

Coronatote in Deutschland nach Alter | Statista

PIMS-Survey-Update: 2022, Kalenderwoche 20 » DGPI: Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie

Und zum anderen leben Kinder nicht in Schulen sondern zuhause mit Eltern, die es dann „erwischt“ und viele sogar schwer oder gar tödlich. Nur dank der angeblichen „Einsperrungen“ sind nicht noch viel mehr Kinder zu Waisen geworden und müssen mit dem Wissen leben, dass sie es waren, die den Tod aus der Schule mit nach Hause gebracht haben!

laromir
1 Jahr zuvor

Bei uns wird mehr oder weniger die Tabletnutzung gepredigt. Schlechte Chancen für Handschrift und Co. Sämtliche Einwände gegen eine permanente tablet werden ( haha, kleiner Witz) weggewischt. Kritiker als old school und Technik unfähig abgestempelt. Wie soll sich in einem solchen Umfeld das Schreiben entwickeln oder verbessern?

Echt
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Sehe ich genauso. Bei uns soll die Digitalisierung des Unterrichts auch gegen jegliche Einwände durchgesetzt werden. Das Handschriftliche kommt m.M.n. mittlerweile eh schon zu kurz. Ich habe leider den Eindruck, dass das Abschreiben von der Tafel vielfach als Zeiverschwendung betrachtet wird. Der Körper, seine Funktionen, werden auf „wisch und weg“ reduziert. Mit Lernen fürs Leben und realem Kompetenzerwerb hat das nichts mehr zu tun, sondern nur mit Wirtschaftsinteressen. Die eigene Handlungsfähigkeit wird auf diese kleine Geräte reduziert. Das Erfahren von Selbstwirksamkeit, das Selbst“bewusstsein“ wird kaum mehr ausgebildet. Das eigene Selbst erleben viele Menschen in Abhängigkeit von diesen Geräten. Der obrige Artikel der Erzieherin über das Verhalten der heutigen Kinder als Reaktion auf eine digitalisierte, gehetzte und m.M.n. zunehmend bindungsarme Gesellschaft beschreibt die Entwicklung sehr gut. Es geht nicht um das Wohl der Kinder und Schüler. Die Digitalisierung entfremdet Menschen von sich selbst, natürlichen Abläufen und Zusammenhängen und macht sie in dieser Form eher unzufriedener.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Echt

Vollste Zustimmung!

Ich bin froh und dankbar, wenigstens hier auf Zweifler und Skeptiker (innen) zu treffen.

Hypen ohne Sinn und Verstand kann jede(r).

Mir scheint, zur Reflexion über Inhalte und Vorhaben sind nicht mehr viele in der Lage. Traurig.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Ich gehöre auch zu den old fashions und digital enemies….

Und auch zu denen, die diese Entwicklung voraussagen – einsame Rufer in der digitalen Wildnis.

Nun ham wa den Salat und wer ist Schuld? Die Deutschlehrer:innen. Die schaffen es nämlich nicht, lesen und schreiben (von Sinnentnahme oder Erkennbarkeit der kryptischen Etwasse auf dem rausgerissenen, bemaltem Blatt mal nicht anzufangen) beizupulen.

Und stimmt! Schaffe ich nicht. Muss Schüler:in schaffen. Ich kann lesen.

Kids entwickeln beim leidlichen Lesen kein Kopfkino. Infos, Handlung, Wörter, Buchstaben … Alles bleibt auf Armlänge weg.

Wenn das der Weg sein soll – bitteschön!

ysnp
1 Jahr zuvor

Ich hatte noch nie einen solchen Kampf mit der Handschrift wie in meiner aktuellen 4. Klasse. Das liegt in meinen Augen daran, dass durch den langen Distanzunterricht viele Schüler sich eine schlechte/ungenaue Handschrift angewöhnt haben (in der GS geht es in den untereren Klassen noch um Buchstabengenauigkeit), weil die Lehrkraft nicht so korrigierend eingreifen konnte wie im Präsenzunterricht. Außerdem waren die jetzigen 4. Klassen beim 1. Lockdown in der 2. Klasse und gerade beim Einüben der Handschrift, die von den Lehrkräften nicht so wie im Präsenzunterricht überwacht werden konnte.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Ich habe auch diesen Jahrgang, aber ich hatte die Kinder schon in Klasse 1 und auch da war es schon besonders schwierig. Sehr viele hatten eine auffallende Stifthaltung, hätten weit über die Unterrichtszeit hinaus Übungen benötigt, Einsicht zur Verbesserung war kaum zu vermitteln.

Distanzlernen hat es sicher verschärft, aber es geht generell um Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen oder Neugier und Interesse.
Die generelle Lernbereitschaft ist nicht so, wie vor Jahren, die Grundannahme, das Kinder lernen wollen, bestätigt sich bei weniger Kindern. Irgendwie sind sie satt mit dem, was sie haben.

Anne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Schön ist auch immer wieder die Reaktion von Eltern, wenn man ihnen sagt, dass die Übungszeit in der Schule bei weitem nicht ausreicht und sie bitte auch zu Hause schreiben (und lesen) trainieren sollen. Manche sind regelrecht entsetzt über eine solche „Zumutung“, manche erklären rundheraus, dazu hätte das Kind am Nachmittag keine Lust (womit wir wieder bei der Bedürfnisorientierung sind, siehe der Artikel zum KiGa).

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne

Wo kommen da nur die Nichtmögens her?

Fehlende Lesekompetenz?
Fehlende Formulierungskompetenz?
Fehlende Schreibkompetenz – trotz dem „Segen“ der Autokorrektur?
Fiehle Eltern hier?

Leute – wer nicht oder nur unzureichend lesen kann, hat keine Teilhabe am Leben.

Er oder sie
kann locker über’s Ohr gehauen werden
kann sich keine eigene Meinung bilden
kann nicht lernen, zwischen Fakten und Fake zu unterscheiden
kann Aufgaben nicht verstehen, selbst wenn er-sie die Aufgabe lösen kann
wird immer jemand:in brauchen, der-die ihm-ihr vorliest und wird n i e m a l s unabhängig sein können.

Wollt ihr das?
Den digitalbasierten Rückschritt ins Mittelalter?

derindieGlaskugelschaut
1 Jahr zuvor

Wenn man sieht, wie gut die Programme jetzt schon gesprochenen Text in Schriftform umwandeln, und die KI zukünftig das noch weiter verbessern, wird über kurz oder lang das Thema Handschrift noch weiter zurückgedrängt.

In der Zwischenzeit wird einem unter dem Thema Barrierefrei auch nahezu jeder Text auch vorgelesen. Das wird sich auch auf die Lesekompetenz auswirken.

Wobei Text lesen bzw. hören schon wieder langweilig ist, wenn nicht das entspre hende Bildmaterial in Form eines Videosclips beigesteuert wird.

Na ja, wenn dann die Abiturienten in 10 Jahren ihr Deutschabitur schreiben, ähhh ablegen, müssen sie in schalldichte Kammern und ihre „Arbeit“ in Form von TikTok Sequenzen erstellen. Dann ist auch das Thema LRS endlich Vergangenheit.

Tina plus 2
1 Jahr zuvor

Wieso gibt es hierzu bisher nur sieben Daumen runter?
Alle den Sarkasmus dahinter nicht gesehen?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tina plus 2

Das – liebe Tina plus 2 – hat bestimmt was mit fehlender Lesekompetenz zu tun.

Wer nur die Wörter liest, dem bleibt manch wichtiger Inhalt verborgen.

Sich Gedanken zum Inhalt machen scheint auch hier bei vielen out zu sein.

Ich muss da mal was loswerden
1 Jahr zuvor

Da sind doch bestimmt wieder die fiesen Masken dran schuld… 😉