Arbeitszeit-Erhöhung: Philologen sagen Ausstieg vieler Lehrkräfte voraus – und rufen Kollegien zum Dienst nach Vorschrift auf

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Die angekündigte Erhöhung der Arbeitszeit für Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt könnte aus Sicht des örtlichen Philologenverbandes zu einem Eigentor der Landesregierung werden – es drohe eine Verschärfung des ohnehin schon dramatischen Lehrermangels. Auch der Bundesverband meldet sich zu Wort. Er warnt die Kultusminister der anderen Bundesländer, dem Beispiel zu folgen. Und fordert Lehrkräfte auf, nicht mehr Zeit als vorgeschrieben zu arbeiten.

Wählen bald noch mehr Lehrkräfte den Notausgang? Foto: Shutterstock

«Die Lehrerinnen und Lehrer werden diese weitere Mehrbelastung, so sie diese gesundheitlich noch stemmen können, mit einer verstärkten Flucht aus dem Arbeitsleben beantworten», erklärte der Landesverbandsvorsitzende Thomas Gaube am Montag. «Der Attraktivität unseres Bundeslandes als künftigen Arbeitsort für Lehrerinnen und Lehrer haben Sie mit dieser Maßnahme einen Bärendienst erwiesen», sagte er in Richtung der Landesregierung.

Diese hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass Lehrerinnen und Lehrer künftig eine Stunde pro Woche länger unterrichten sollen (News4teachers berichtete). Für Grundschullehrer und -lehrerinnen bedeutet das in der Summe 28 Stunden pro Woche, für Lehrkräfte an Sekundarschulen und Gymnasien 26.

Damit erreicht Sachsen-Anhalt laut Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den deutschen Durchschnitt. Die Verpflichtung zur Mehrarbeit soll zeitlich befristet sein und wird entweder vergütet oder auf einem Arbeitszeitkonto angespart. Laut Haseloff kann mit dieser Maßnahme in etwa die Hälfte von rund 1000 fehlenden Kräften an den Schulen kompensiert werden.

„Die Erhöhung des Arbeitspensums ist keine Lösung für den gravierenden Lehrkräftemangel, sondern ein weiteres Hindernis auf dem Lösungsweg“

Der Philologenverband erklärte weiter: «Da der Dienstherr seine Fürsorgepflicht für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Dienstfähigkeit nur unzureichend wahrnimmt, wird der Verband Lehrkräfte unterstützen, Belastungsausgleiche außerhalb des Pflichtunterrichts zu finden und umzusetzen, um einer weiteren Zunahme der Gesamtarbeitsbelastung entgegenzuwirken.»

Der Deutsche Philologenverband spricht sich unterdessen mit Blick auf die anderen Bundesländer deutlich gegen eine Erhöhung der Regelstundenzahl für Lehrkräfte nach dem Vorbild Sachsen-Anhalts aus. „Die Erhöhung des Arbeitspensums ist keine Lösung für den gravierenden Lehrkräftemangel, sondern ein weiteres Hindernis auf dem Lösungsweg“, kritisiert die Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing. Eine weitere Erhöhung der Arbeitsbelastung würde nicht dazu führen, dass sich mehr Menschen für den Beruf des Lehrers oder der Lehrerin begeistern. Des Weiteren arbeiten Lehrkräfte meist sowieso über ihr Pensum hinaus, ohne dafür einen Ausgleich zu erhalten.

„Die Zeit der pädagogischen Hingabe ist vorbei, wenn das Land Sachsen-Anhalt die Lehrkräfte nun noch weiter belasten will“

Lin-Klitzing weiter: „In Sachsen-Anhalt wird jetzt politisches Versagen auf dem Rücken der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler ausgetragen. Wir tragen eine weitere Erhöhung der Regelstundenanzahl für Lehrkräfte nicht mit. Das Maß ist übervoll!“

Sie ruft die Lehrkräfte zum Dienst nach Vorschrift auf: nur noch genauso viel zu arbeiten wie gesetzlich vorgeschrieben. Lin-Klitzing: „40 Stunden als Vollzeitlehrkraft an fünf Tagen die Woche. Als Teilzeitlehrkraft entsprechend weniger. Die Zeit der pädagogischen Hingabe ist vorbei, wenn das Land Sachsen-Anhalt die Lehrkräfte nun noch weiter belasten will.“ News4teachers / mit Material der dpa

Lehrermangel: „Wir stehen vor einem Flächenbrand“ – GEW will Klassenarbeiten und Lehrplan-Inhalte zusammenstreichen

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48 Kommentare
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Ron
1 Jahr zuvor

Ziel scheint es zu sein, ein Leerkräftepool nach angelsächsischen Vorbild aufzubauen. Dazu bedarf es zunächst der Dekonstruktion der jetzigen Strukturen und Bildungsstandards. Danach kann dann neu mit Billiglösungen ohne Qualifikation aufgebaut werden. Wohlhabende schicken dann zur Privatschule. Der Rest bleibt…

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Dazu passend würden dann die deutschen Gesamt-„high schools“ der Zukunft etwa am heutigen nordamerikanischen System schon weitgehend ablesbar sein. Die Schultage vergingen mit viel Humpa-Tätterä, einer Menge medialem Glitzer (natürlich von wissenschaftlich begleiteter erster Sahne) und immerzu Events von gesellschaftsproblematisierender ganz tiefer Ausprägung in besonders frommen Worten und Motivationsfloskeln, weil you can do it. War diesen Monat schon ein VIP da?

Schule als melting pot (Kernschmelze) der Zukunft der Gesellschaft; dazu reicht man Popcorn und Soda im hochdigitalisierten Motivationsspektakulum, damit auch mal jemand anwesend ist, und finally: Make my exam photo great again. Mei, gut schaut’s aus! Es versteht sich von selbst, dass dort null und gar nichts an social or cultural background eine Rolle spielt, it’s true.

Die Fächerkombinationen zum Abschluss und das Geld auf/von der Bank würden entscheiden, zu welchen Eingangsprüfungen in Unternehmen oder an Hochschulen man überhaupt zugelassen würde, wobei diese Eingangs- oder vielmehr Abweisungs-Prüfungen quasi flächendeckend erfolgen dürften und im Grunde Schulendzeugnisse in ihrer Restbedeutung vollends ablösen. Privatschulen, insbesondere die teureren, und auch die besser gestellten öffentlichen Schulen, die natürlich genauso gleich wie die anderen gleichen sind, erkennen die Entwicklung und bieten vorteilhafte Sprungbrettangebote with best practice, während die breite SuS-Masse anderswo ihre Schulzeit durchläuft, nein experienct (!), immerzu gelobt wird, weil Motivation und so und z.B. Bälle schlägt und Puschelchen rumwedelt, awesome, aber dafür gibt es halt den Applaus. Man nennt es cheerleading und es erzeugt Jubel auf Knopfdruck (über die Einführung im Unterricht denke ich nach).

Frei erfunden. Nichts glauben. Selber ganz genau hingucken.
Und in 10 (in Worten: zehn) Jahren Rückmeldung geben.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Wird so laufen, denke ich.

Studienrat
1 Jahr zuvor

Anstatt die Stundenzahl weiter zu erhöhen, müsste sie eigentlich runtergeschraubt werden; in den letzten Jahren sind viel zu viele (außerunterrichtliche) Aufgaben dazu gekommen.

Lakon
1 Jahr zuvor
Antwortet  Studienrat

Bei uns werden derzeit Aufgaben von den Sekretärinnen an die Lehrer verlagert, z.B. Formulare selber ausdrucken.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lakon

In Bielefeld hat sich die Stadt was ganz besonders Feines ausgedacht.
Die Klassenleitungen müssen nun die „Konten“ für „Bildung und Teilhabe“ für ihre SuS eröffnen und führen. Nun gut – man kennt es aus Deutschland, insbesondere NRW und ganz besonders in Bielefeld – dieser Vorgang wird durch fehlerhafte Zugangsprogrammierung behindert / erschwert … die Erstellung dieser „BuT-Konten“ fluppt demgemäß nicht so einfach – hey – aber kein Problem:
Die KuK folgen dieser absurden Anweisung aus der Stadtverwaltung offenbar ohne größere Widerstände…macht nen Haufen Arbeit – gehört ins Kerngeschäft des jeweils zuständigen DLZs (Dienstleistungszentrum – so nennt sich das Sozialamt in Bielefeld unter der Leitung des Sozialdezernenten Ingo Nürnberger und klingt irgendwie auch bürgerfreundlicher – hier muss ein Kotz-Emoji stehen) und wurde von dort einfach per Beschluss den Schulen zugeschoben.

Neee….is klar – heißt ja auch „Bildung und Teilhabe“ – da kommt Bildung drin vor und die gehört doch an die Schulen.

Die haben alle Lack gesoffen…und allein deshalb stehe ich absolut auf mein Konzept des „angemessenen Arbeits- und Leistungsverhaltens“ – sonst müsste ich darüber nachdenken, diesem System endgültig den Rücken zuzuwenden – und das wäre – nach fast 30 Jahren harter und engagierter Arbeit vllt im Sinne des Landes NRW (die würden sich meine Pensionskosten sparen) – ich müsste jedoch mit ner Bahnschwelle gepudert sein, wenn ich die letzten Jahre nicht auch noch durchziehen würde.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Hans Malz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Nur nach schriftlicher Dienstanweisung. Danach Beschwerde bei den übergeordneten Dienststellen und Verband …dann ggf. Klage.

Karo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Da die Stadt nicht Arbeitgeber bzw. Dienstherr ist, kann die ja viel fordern. Selbst Schuld, wer das mitmacht.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Und was haben wir SL uns dagegen gewehrt. Eine Remonstration reihte sich an die nächste. Es kam immer nur ein Achselzucken vom Sozialamt und der Schulträger ging d‘accord. Die Sparkasse hat es dann schnell möglich gemacht , dass LuL Treuhandkonten selber einrichten konnten. Eine Verwaltung über die Sekretärin mit entsprechenden Mehrstunden sei auch nicht möglich, da die Schulen unterschiedlich stark betroffen sind (klar, Grundschule Hoberge reibt sich die Hände….).
ich bin genauso empört wie Sie!

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Hat da der örtliche Personalrat nichts zu sagen?

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Hat er, erfolglos….
Der Gedanke dahinter war ja ursprünglich auch nicht schlecht. Im Rahmen der Digitalisierung bekommen die Kunden des Sozialamtes eine Fördernummer und alle Leistungen werden zukünftig von den Anbietern über genau diese Nummer abgerechnet. Vorher musste für jede Leistung ein Antrag geschrieben werden, eingereicht werden und vom Sozialamt einzeln geprüft und genehmigt werden. In Schule übernahmen diese Einzelanträge die Sozialarbeiter nach BuT. Die ertranken in den Anträgen. Um die Anträge zu vereinfachen, bekamen also alle Bezieher eine Fördernummer und die Leistungsanbieter regiestrierten sich als Anbieter und können zukünftig alle Leistungen über diese Nummern abrechnen.
Das Problem in Schule als Leistungsanbieter ist, dass es Aufwand ist, alle seine berechtigten Kinder in das System einzupflegen und zu verwalten, denn die Sozialarbeiter sind um diese Aufgabe entlastet….zumal es Schulen eigentlich auch nicht erlaubt ist, Konten zu führen…..da es den KuK aber erlaubt ist, hat man es auf die KuK abgewälzt….perfides System….aber angeblich rechtlich wasserdicht….

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Gruselig, obwohl inhaltlich und organisatorisch nachvollziehbar.

Was mich hier aber auch umtreibt …

Sozialarbeiterys werden entlastet – von uns
Sekretariat wird entlastet – von uns
Hausmeister wird entlastet – von uns

…..

Irgendwie scheint jede Berufsgruppe, die außer uns mit Schule zu tun hat, von KuKs entlastet werden zu müssen.

Und wenn diese ent-lastet werden, grübel, werden andere überbelastet.

Wieso ist das nur sooo egal?

PS – danke für die umfassende Info 😉

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Um- und Neueinsteiger*innen gesucht, die diesen Post gelesen haben.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Die Stadt Bielefeld ist Ihnen gegenüber nicht weisungsbefugt.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Wurde aber, wie das Fräulein Rottenmeier ja erläutert hat, faktisch von der Stadt angewiesen…eine Weigerung wäre evtl erfolgreich gewesen, wenn sie flächendeckend schulformübergreifend erfolgt wäre…aber auch hier greift wieder die „pädagogische Hingabe“ vieler KuK, die völlig reibungsfrei und ohne vernehmlichen Protest diesen Job erledigen.

Für mich völlig unverständlich.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Unmittelbar nicht, aber mittelbar schon, denn die SL ist qua ADO zur vertrauensvollen Zusammenarbeit verpflichtet.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Hä?? Laut „unserem“ Amt im südlichen NRW dürfen wir wegen des Datenschutzes nicht mal wissen, welches unserer Kinder Anspruch auf BuT hat. Wie soll man da denn einen Antrag stellen? Gegen die Einrichtung eines Treuhandkontos auf meinem Namen würde ich mich allerdings, notfalls rechtlich beraten, wehren.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lakon

Neue Lehrkräfte gesucht mit Verwaltungskenntnissen oder ohne, im Grunde egal.

Canishine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Man denke mit Mitgefühl an diejenigen aus der Verwaltung, die ganz enthusiastisch als Quereinsteiger in den Lehrerberuf wollen, um dann festzustellen … (seufz).

Kristine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lakon

Ist bei uns schon seit Jahren so und wird immer mehr! Die Pflichtstundenerhöhung hatten wir im Saarland schon vor 20 Jahren für mehrere Jahre. Das führte darzu, dass ich plötzlich 2 Klassen leiten musste. Im Jahr darauf bin ich in Teilzeit gegangen und habe seitdem nie mehr als 3/4 gearbeitet. Der daraus resultierende freie Tag pro Woche tut mir sehr gut!

tingel
1 Jahr zuvor

In NRW haben wir die 28 Pflichtstunden in der GS ja schon länger…nicht auszudenken, wenn da noch eine Stunde oben drauf kommen sollte. Es sind ja jetzt schon alle am Limit und darüber hinaus.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  tingel

Stimmt. Aber umso witziger ist es, dass die Lehrer in Sachsen Anhalt jetzt so moppern. Schließlich arbeiten andere Lehrer seit Jahren so viel. Ohne Auszahlung!

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Schlimm genug. Die Arbeitszeit in den Grundschulen muss runter und das Gehalt rauf. Siehe alle anderen Schularten. Wir müssen uns wehren, sonst werden sich die Bedingungen noch mehr verschlechtern.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  tingel

…und in Hessen sind es seit Jahr und Tag 28,5 (!!!!!!!) Pflichtstunden in der GS.
Plus 1 Stunde … Wo würde DAS hinführen?
Zu noch höheren Krankenständen, noch mehr Burnout, noch weniger LK’s im Unterricht, Kündigungen, …
Nun, die glorreichen 16 kriegen dann schon, was sie bestellen! (Für den Fall, dass das noch andere Kumis mitmachen wollen) Also:
Herzlichen Glückwunsch!

simmiansen
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren es 29 Stunden.
Wurde gnädigerweise um eine halbe Stunde reduziert, was als Berechnung für eine Unterrichtsstunde weniger deklariert wurde.
Finde den Fehler!

Bald geschafft!
1 Jahr zuvor
Antwortet  tingel

In Bayern gibt es schon das 2. Jahr eine Stunde Mehrarbeit für die meisten Grundschullehrer, also dann 29 Stunden, gedacht fünf Jahre lang. Außerdem gibt es ohne Kinder kaum mehr Möglichkeiten, Teilzeit zu beantragen. A13 soll irgendwann für die Mittelschullehrer kommen, und noch irgendwann später für Grundschullehrer.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  tingel

„Eine geht noch, eine geht noch drauf! Eine geht noch, eine geht noch drauf!“

Chor der Glorreichen.

Anna
1 Jahr zuvor

Ja, Arbeitszeiterhöhungen von LuL sind definitiv das falsche Signal!
Andererseits haben Beamtinnen an Berliner Grundschulen
* bei geringerer Besoldung als in S-A (momentan geringfügig)
* seit Jahr(zehnt)en
* eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden (Angestellte 40 Stunden)
* eine Unterrichtsverpflichtung von 28 Unterrichtsstunden und
* (vielleicht nicht nur an meiner Schule) automatisch im Stundenplan 2 Springstunden eingebaut für Vertretung an der eigenen Schule (ab 3 Stunden Mehrarbeit muss diese ja bezahlt werden!!!)
Selbst wenn man in diesen Springstunden nicht vertreten musste, konnte diese Zeit nicht sinnvoll genutzt werden, weil:
• 2 PCs und ein s/w-Drucker vorhanden (dreizügige, sechsjährige Grundschule mit Nachmittagsbetreuung Kl. 1-4 =für 18 Klassen- und etliche Fachlehrerinnen, Erzieherinnen und ggf. weiteres Schulpersonal)
• der Kopierer besetzt oder defekt war
• kein Arbeitsplatz vorhanden war – ein ruhiger schon gar nicht
• der eigene Klassenraum belegt war
Wer immer noch behauptet, Lehrkräfte würden in der freien Wirtschaft nicht bestehen, hat KEINE Ahnung, unter welchen Bedingungen LK in D nicht nur arbeiten müssen, sondern dabei das ganze System am Laufen halten und tw. finanzieren! (Ich musste wegen Ermangelung selbst für Klassenraummöbel und meinen Schreibtisch im Klassenraum sorgen!)
ALLERHÖCHSTE Zeit für eine …Zeitenwende und ein …Sondervermögen!!!

Last edited 1 Jahr zuvor by Anna
Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Und wie machen sich die 42 Stunden gegenüber den 40 bemerkbar? Gar nicht! Angestellte und verbeamtete Lehrer haben in Berlin die gleiche Unterrichtsverpflichtung. Der Rest ist Zeit für Vorbereitung und Nachbereitung.

Meines Wissens muss man bis zu 3 Stunden Vertretung im Monat unentgeltlich leisten. Danach, also ab der 4. muss es Freizeitausgleich oder Bezahlung geben – nach Abzug von Minusstunden natürlich.

Wir sitzen in den Springstunden im Lehrerzimmer, wenn wir nicht vertreten müssen. Wir nutzen es zur Kontrolle von Tests, zur Absprache oder Unterhaltung mit Kollegen, zum Kopieren oder zum Chatten mit dem Smartphone.

Sie übertreiben maßlos.

Last edited 1 Jahr zuvor by Hornveilchen
Senkrechtstarter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Ich finde auch, als Lehrer auf die längere Wochenarbeitszeit der Beamten ggüb. den Angestellten zu verweisen, ist schon fast eine Täuschung der Öffentlichkeit. Das wirkt sich ja nur bei den Beamten/Angestellten mit einem „Bürojob“ aus. Wie das Hornveilchen schon anmerkt, ist bei den Lehrern diesbezüglich überhaupt kein Unterschied zu bemerken. Die Unterrichtsverpflichtung ist nämlich GLEICH !!

Hier ergäbe sich aber vielleicht ein Nachteilsausgleich für nicht zu verbeamtende Lehrer. 2 Stunden weniger als die verbeamteten. War ja auch mal so ähnlich versprochen worden.

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Verwaltungsbeamtinnen – also mit „Bürojob“ – müssen nur 40 Wochenstunden arbeiten.

Ansonsten verweise ich Sie auf meine Antwort an „Hornveilchen“ – insbesondere wegen Ihrer Behauptung „fast schon Täuschung der Öffentlichkeit“. Starker Tobak…

Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Hallo Hornveilchen,

ich beschrieb die tatsächliche Situation an MEINER Schule, wenn Sie andere Erfahrungen mit besseren Bedingungen haben, freue ich mich sehr für Sie. Vielleicht lesen Sie aber auch nochmal nach.
Und natürlich macht sich der Unterschied der Wochenarbeitszeit bemerkbar! Als es nach der Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden für alle Lehrerinnen Proteste gab, wurde die Erhöhung für Angestellte zurückgenommen. Als „Ausgleich“ der höheren Wochenarbeitszeit von Beamtinnen (42 h) gegenüber Angestellten (40 h) wurden für Beamtinnen 2 freie Tage – sog. „Bögertage“ (ehem. Schulsenator) eingeführt. Ein Tag ist immer fest vor den Sommerferien frei, deshalb beginnen diese immer einen Tag früher als in Brandenburg.
Der andere Tag ist flexibel. Der Unterricht für diesen freien Tag wurde trotz GK-Beschlusses von einigen Kolleginnen nicht vorbereitet!
Der „Ausgleich“ wird ausgehebelt/der Unterschied bleibt bestehen, weil die Angestellten auch beide freien Tage bekommen!!! Die Beamtinnen müssen also zusätzlich die zahlreichen Angestellten vertreten (in Berlin wurde viele Jahre nicht verbeamtet).
Möglicherweise sind Sie zu jung, um die ganzen Hintergründe zu kennen, aber bitte stellen Sie dann nicht derartige Behauptungen auf!

Schöne Grüße
Anna

P. S. Was genau ist „Freizeitausgleich“ für Lehrerinnen bei Mehrarbeit? (staunender Smiley)

Last edited 1 Jahr zuvor by Anna
DerDip
1 Jahr zuvor

Die staatlichen Schulen werden geschwächt. Die privaten Schulen werden bei finanziell gut ausgestatteten Familien immer beliebter werden.
Insgesamt wird dies langfristig zu einer zwei Klassen Bildung führen.

Wird ähnlich wie bei der Gesundheitsversorgung sein. Die GKV wird verglichen mit der PKV immer schwächer.

In anderen Gesellschaftlichen Bereichen gibt es ähnliche Entwicklungen.

Das frühere Versprechen mit „Wohlstand für alle“ wird nicht mehr gelten.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Wir werden ein zweites Amiland. Traurige Entwicklung.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Sprachlich sind wir es ja schon.

Senkrechtstarter
1 Jahr zuvor

Die Flucht der Kollegen aus den Schulen ist eine Illusion. Sehr wenige werden das tun. Es macht auch keinen Sinn. Erst las man hier immer von den Vorteilen der Verbeamtung (Pension, unbegrenzte Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle, Familien- und Kinderzuschlag etc.), nun sollen Lehrer freiwillig darauf verzichten? Glaub ich nicht. Das werden Ausnahmen sein. Und was wollen die dann machen? Versicherungsvertreter? Bibliothekarin? Nachhilfelehrerin? Für das halbe Gehalt??

Und Dienst nach Vorschrift? Ich kenne kaum einen Kollegen, der mehr macht als Dienst nach Vorschrift. Frag mal einen, ob er nach seinem Unterricht noch etwas mit dir zu besprechen bereit ist. Sie können alle nicht. Sie haben alle Termine. Täglich sozusagen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Senkrechtstarter
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Bei der fehlenden Flucht stimme ich zu.

Es gibt aber auch immer die Möglichkeit, krank zu werden oder rechtzeitig die Notbremse zu ziehen und sich ein oder zwei Tage die notwendige Erholung zu verschaffen – auf legalem Weg, quasi vertragskonform.

Kollegys nicht greifbar? Da bin ich raus, weil andere Erfahrungen oder drin, weil Selbstfürsorge. Ich kenne die Motive nicht.

Bei uns wird sehr viel zu viel gearbeitet, auxh wenn man krank ist – moralischer Imperativ. Macht die „Preise“ kaputt.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Hi,hi,hi…………. an den Missfallensbekundungen sehen Sie, in was für ein Wespennest Sie da gestochen haben….

Ja, wie Riesenzwerg schreibt, kaum jemand verlässt den Lehrerberuf und gibt die Vorzüge des Beamtentums auf. Leider bleibt bei zu vielen Belastungen nur die Auszeit. Immer noch besser 3 Tage als 3 Monate wegen Burnout.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Es ist m.E. auch vollkommen nachvollziehbar, dass verbeamtete Lehrkräfte nicht scharenweise um Entlassung aus dem Dienst bitten.

Es ist eine Zuckerbrot- und Peitschenverbindung mit Du-kriegst-keine-Pension-Klausel, die wir eingegangen sind.

Und dreißig, vierzig Jahre arbeiten ohne Pension zu erhalten, können sich die wenigsten leisten.

Und ehrlich – ich bin auch zu bockig, zickig und zu stur.

Als angestellte Lehrkraft hätte ich tatsächlich während Corona aufgehört.

Mit meiner Ausbildung vor der IHK kriege ich tatsächlich außerhalb der Schule einen Job.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Sie müssten nur einfach den Arbeitnehmeranteil nachzahlen, den Sie ja als Beamter gespart haben. Oder Sie geben sich mit einer entsprechend geringeren Rente zufrieden. Sie konnten doch jahrzehntelang sparen! Sie hatten doch netto immer mehrere hundert Euro mehr als die Angestellten!

Wollen Sie nun wirklich von den Angestellten Lehrern bedauert werden? Setzten Sie sich je für eine Beseitigung der Benachteiligung ein?

Last edited 1 Jahr zuvor by Hornveilchen
Anna
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Beamtinnen zahlen (aktiv) keinen Eigenanteil in die Pensions(- nicht Renten)kasse ein, weil dieser Betrag gleich vom BRUTTOgehalt abgezogen und vom Dienstherrn angelegt wird! Dieser Fakt wird gern vergessen, unterschlagen, …
Vielleicht um Unmut und Uneinigkeit in den Lehrerzimmern zu schüren? Nur so ’ne Idee. Denn was wäre, wenn Lehrerinnen alle an einem Strang zögen…

Bei mir betrug der einbehaltene Betrag im Vergleich zu einem Arbeitnehmer aus dem nichtöffentlichen Dienst übrigens stolze 1.500,00 € (in Worten: eintausendfünfhundert).
Pro Monat versteht sich.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anna

Das würde ja bedeuten, dass die Beamten „in Wirklichkeit“ noch viel üppiger verdienen, wenn man da 1500 Euro auf das Netto aufschlagen muss, weil diese 1500 gleich vom Brutto abgezogen werden für die Pension.

Bei angestellten Lehrern wird der Rentenbeitrag übrigens auch vom Brutto abgezogen.

Hier wiederum steht (Google):
Wer zahlt die Pension für Beamte aus?
Im Gegensatz zur beitragsfinanzierten gesetzlichen Rente werden Beamtenpensionen in der Regel aus den Haushalten des Bundes und der Länder bezahlt – also aus Steuermitteln. Seit 1999 baut der Bund eine Versorgungsrücklage auf, indem er 0,2 Prozent von jeder Erhöhung der Bezüge einbehält.

Können Sie Ihre Aussagen auch irgendwie nachweisen?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Nicht unbedingt – Rechtskenntnis regelt.
Zwing nen Beamten mal zu was, am besten auf maliziöse Weise…ganz, ganz schlaue Idee.

Lehrer sind da die unrühmliche Ausnahme.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Senkrechtstarter

Und wenn die Flucht verbaut ist, was machen die Leute dann? Selbst die feigsten?
Richtig, angreifen.

Und an wem wird das ausgelassen?
Richtig, den Schülern.

Schon mal darüber nachgedacht?
Wahrscheinlich nicht.

Wenn Sie mit ihrem Kollegenbashing was zu besprechen hätten, hätte ich auch keine Zeit.

Zu groß die Gefahr, dass Sie nebenbei noch an Schulleitungen petzen, sich auf die Seite von Problemeltern und gegen KuK stellen …oder ähnliche Nettigkeiten in petto haben.

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Das sind doch alles hohle Phrasen. Die verbitterten Beamten-Lehrer greifen die Schüler an, weil sie ja nicht streiken dürfen???

Es MUSS sich niemand verbeamten lassen. Man kommt da auch raus mit einigen Konsequenzen halt. Das machen immer wieder welche. Die leben noch!

Last edited 1 Jahr zuvor by Aleidis, von edlem Wesen
Andre Hog
1 Jahr zuvor

Der Begriff „pädagogische Hingabe“ ist ein hübscher Euphemismus für den Vorgang der „Selbstausbeutung bis zum Burn-Out“ und „bedingungslose Unterwerfung unter die Phantastereien der KuMis“.

Hat bei mir einige Jahre gedauert, bis ich mich davon mit einem guten Gewissen lösen konnte…seitdem geht es mir besser, habe wieder mehr Lust auf mein Kerngeschäft – die unterrichtliche Arbeit mit den SuS – und den Energiefressern verweigere ich meine Kooperation.

Das kann man auch Dienst nach Vorschrift nennen – ich nenne das „lebenserhaltendes Arbeits- und Leistungsbewusstsein“ – mit dem Ziel, das Pensionsalter überhaupt zu erreichen.

Wenn sonst schon keiner für uns sorgt – dann müssen wir das eben selber tun.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Carsten
1 Jahr zuvor

Hat nicht der niedersächsische Verfassungsgerichtshof Stundenerhöhungen ohne Erhebung der Belastung kassiert ?

Gerry Brunauer
1 Jahr zuvor

Als Quereinsteiger und mit inzwischen 13 Jahren Erfahrung in diesem Beruf kann ich nur sagen: in absehbarer Zukunft ohne mich! Bei Vollzeit gibt es so gut wie keine Ferien und Wochenenden. In der Freizeit hat man ständig die Probleme der Schule im Kopf. Ausserschulisches Engagement wird zwar gefordert, aber nicht honoriert. Trotz Überqualifikation werden Beförderungen oder die Übernahme ins Beamtenverhältnis verweigert – sowas bekommen nur „Amigos“. Alles hängt von der Willkür des Schulleiters ab. Teilzeit wird zwar angeboten, ist aber nicht gern gesehen, gute Beurteilungen bleiben dann aus. Von den Problemen der Schüler:innen und Eltern, die ihre mangelnde Erziehung auf Lehrer:innen versuchen abzuwälzen ganz zu schweigen.