Kopftuchverbot für Lehrerinnen vor dem Aus: „Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung“

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BERLIN. Das Berliner Neutralitätsgesetz hat schon für viele Debatten gesorgt. Die Justizsenatorin kündigt an, ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrerinnen werde es in Berlin in Zukunft nicht mehr geben.

Lehrerinnen in Berlin durften bislang kein Kopftuch tragen – das wird sich nun ändern. Foto: Shutterstock

Der Senat will sich noch einmal mit dem Berliner Neutralitätsgesetz beschäftigen, das Lehrerinnen pauschal das Tragen von Kopftüchern verbietet. Das auch innerhalb der Regierungsparteien SPD, Grüne und Linke umstrittene Gesetz hat in der Vergangenheit mehrfach für Debatten gesorgt. Nachdem es zuletzt ruhiger um das Thema geworden war, ist es mitten im Wahlkampf nun wieder da.

Ein Sprecher des Bundesverfassungsgerichts hatte  mitgeteilt, dass eine Beschwerde des Landes Berlin gegen ein entsprechendes Urteil des Bundesarbeitsgerichts schon Mitte Januar nicht zur Entscheidung angenommen wurde. Das Bundesarbeitsgericht hatte 2020 klargestellt, dass Lehrerinnen das Tragen von Kopftüchern nicht pauschal verboten werden kann.

«Ein pauschales Kopftuchverbot für Pädagoginnen wird es in Berlin in Zukunft nicht mehr geben»

Eine Sprecherin des Senats teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, der Senat werde sich zeitnah mit dem weiteren Vorgehen befassen. Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) betonte: «Ein pauschales Kopftuchverbot für Pädagoginnen wird es in Berlin in Zukunft nicht mehr geben.» Das Bundesverfassungsgericht habe bestätigt, dass die – unter anderem von der Linken geäußerte – Kritik hinsichtlich der Verfassungsmäßigkeit des Neutralitätsgesetzes berechtigt sei, sagte Kreck. «Damit muss das Neutralitätsgesetz Berlins umgehend angefasst werden.»

Ein Sprecher der Bildungsverwaltung teilte auf Anfrage mit, die Verfassungsbeschwerde, die das Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen habe, sei schon in der vergangenen Legislaturperiode zur Prüfung eingereicht worden. «Damit wollte Berlin in dieser kontrovers diskutierten Frage eine Klärung durch das oberste deutsche Gericht herbeiführen.» Es sei außerdem bereits im Koalitionsvertrag 2021 vereinbart, das Neutralitätsgesetz in Abhängigkeit von der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts anzupassen.

Auf die Koalitionsvereinbarung wies auch die Sprecherin für Antidiskriminierung der Linksfraktion, Elif Eralp, hin. «Das durch das Neutralitätsgesetz bewirkte Bekleidungsverbot für Lehrpersonal an öffentlichen Schulen muss sofort abgeschafft werden.» Frauen müssten beim Zugang zu Berufen des öffentlichen Dienstes die gleichen Chancen haben wie alle anderen auch. «Das Neutralitätsgesetz in seiner jetzigen Form verdrängt Frauen aus dem öffentlichen Leben.»

Die Sprecherin für Antidiskriminierung der Grünen, Tuba Bozkurt, ergänzte, es sei an der Zeit, dass muslimische Frauen in Berlin nicht länger von Staats wegen diskriminiert würden. «Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist ein großer Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft, eine große Erleichterung in religiösen Communities.»

Die kirchenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Cornelia Seibeld, sagte dagegen, es könne nicht geduldet werden, wenn religiöse Symbole wie das islamische Kopftuch in staatlichen Einrichtungen demonstrativ zur Schau gestellt würden. «Das würde den Frieden und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gefährden», sagte sie. «Im Gegensatz zu Grünen, Linken und leider auch Teilen der SPD stehen wir weiter zum Ziel des Berliner Neutralitätsgesetzes.»

«Der Senat muss jetzt eine rechtlich einwandfreie Möglichkeit finden, das Neutralitätsgesetz zu erhalten und Schüler vor religiöser Indoktrination zu bewahren»

Seibeld kritisierte, es sei der Koalition von SPD, Grünen und Linken über Jahre nicht gelungen, eine gemeinsame Linie zum Berliner Neutralitätsgesetz zu finden. «Wir sehen diese Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts als klaren Auftrag, dieses Gesetz so fortzuentwickeln, dass es rechtssicher wird.»

Die AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker sagte, religiöse Bekundungen hätten in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden wie Verwaltungen und Gerichten nichts zu suchen. «Der Senat muss jetzt eine rechtlich einwandfreie Möglichkeit finden, das Neutralitätsgesetz zu erhalten und Schüler vor religiöser Indoktrination zu bewahren.»

Im Berliner Neutralitätsgesetz heißt es unter anderem, Lehrkräfte dürften in öffentlichen Schulen keine sichtbaren religiösen oder weltanschaulichen Symbole, die eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft demonstrieren, und keine auffallenden religiös oder weltanschaulich geprägten Kleidungsstücke tragen.

Das Bundesarbeitsgericht hatte bereits im August 2020 einer Kopftuch tragenden Muslimin, die nicht in den Schuldienst übernommen worden war, eine Entschädigung von rund 5159 Euro zugesprochen, weil sie wegen ihrer Religion diskriminiert worden sei. Es bestätigte damit eine Entscheidung des Landesarbeitsgerichts vom November 2018, gegen die das Land Berlin in Revision gegangen war. Nach dieser erneuten juristischen Niederlage hatte die damalige SPD-Bildungssenatorin Sandra Scheeres dafür plädiert, das Bundesverfassungsgericht anzurufen.

In anderen Bundesländern war das Kopftuchverbot für Lehrerinnen aufgehoben worden, nachdem das Bundesverfassungsgericht 2003 eine Ungleichbehandlung mit christlichen oder jüdischen Symbolen für unrechtmäßig erklärt hatte. Das Berliner Neutralitätsgesetz verbot Staatsbediensteten bislang sämtliche religiösen Symbole. News4teachers / mit Material der dpa

CDU-Abgeordnete lassen bundesweites Kopftuchverbot an Schulen rechtlich prüfen

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Georg
1 Jahr zuvor

Kopftuch als Form von Gleichberechtigung? Die Frauen im Iran müssen sich verarscht vorkommen. Die Frauen in Deutschland, denen das Tragen des Kopftuchs aufgezwungen wurde, genauso.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Natürlich ist die Begründung Quatsch, klar. Trotzdem (oder gerade deswegen) war für mich der Ausgang des Prozesses klar.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Im Iran demonstrieren auch Frauen mit Kopftuch. Gegen den Kopftuchzwang.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Vielleicht, weil ihnen ihr Leben lieb ist?

uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

Keine Ahnung warum, aber noch mal: Im Iran demonstrieren auch Frauen mit Kopftuch gegen den Kopftuchzwang.

Ron
1 Jahr zuvor

Ein Kopftuch ist aus sich heraus noch keine religiöse Bekundung. Insofern ist das Urteil richtig. Auch Frauen mit Röcken dürfen ja weiterhin unterrichten, obwohl manche in ihnen etwas Rückwärtsgewandtes zu erkennen suchen.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ein Kopftuch ist keine religiöse Bekundung? Aha

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Nein, ist es nicht. Es ist wahlweise ein reines Kleidungsstück oder ein Zeichen der Unterordnung und des Verdeckens. Muss man nicht gut finden, aber ist aus sich heraus eben kein klares religiöses Zeichen mit religiös appellierendem Charakter. Der muslimische Prophetenbart, sozusagen der männliche Pedant des weiblichen Kopftuchs, ist schließlich auch erlaubt und erfreut sich unter woken, bionasigen Scheinintellektuellen doch auch einer gewissen Beliebtheit.

Negin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ein Hijab unterscheidet sich in vielen Punkten von einem als bloßes Kleidungsstück getragenen Kopftuch: weder Haar noch Ohren dürfen zu sehen sein, ebenso muss der Hals bedeckt sein, und vor allem darf Trägerin nicht selbst darüber entscheiden, wann und wo sie ihn trägt. Dieses legen religiöse Regeln fest, und ein freiwilliges Tragen zeugt von einem Bekenntnis zu diesen Regeln. Deshalb ist ein Hijab, um den es ja in Wirklichkeit geht, ein religiöses Kleidungsstück.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ganz einfach: Wenn es nur der Koran wäre, würden die Brüder, Väter, Cousins usw. bei den Schwestern, Töchtern, Cousinen nicht auf das Tragen des Kopftuchs, die Jungfräuligkeit bis zur Ehe usw. bestehen.

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Das ist rein sachlich richtig. Allerdings ist das Kopftuch selten nur ein modisches Accessoires (Denn dann würde die Person Mal mit und Mal ohne Kopftuch kommen), sondern das Kopftuch zeigt, für welchen Kulturkreis eine Person steht. Vermutlich wird es im Laufe der Zeit an einigen Schulen immer mehr Lehrerinnen mit Kopftuch geben, genauso unter den Schülerinnen. Vielleicht wird es an manchen öffentlichen Schulen auch die Mehrheit werden. Das ist aber letztlich eine Konsequenz der Migrationspolitik der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte.

Ob an solchen Schulen dann auch die Mädchen ohne Kopftuch gut integriert sein werden? Bin gespannt. Es gibt ja schon jetzt genug Schulen, an denen die (männlichen) Schüler den Lehrerinnen sagen, ihre Kleidung sei Haram…

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Die kirchenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion […] es könne nicht geduldet werden, wenn religiöse Symbole […] in staatlichen Einrichtungen demonstrativ zur Schau gestellt würden.“

Wofür steht gleich nochmal das Symbol „C“?

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Compromisslos 😉

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Chaotisch

447
1 Jahr zuvor

Das Urteil war absehbar, jedenfalls für mich keine Überraschung.

An meinem persönlichen Arbeitsalltag in der Schule ändert es nichts.

Ob da jetzt jemand mehr oder weniger Kopftuch trägt ist mir persönlich völlig gleichgültig.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Mir nicht.

Kynnefjäll
1 Jahr zuvor

Das wundert mich nicht, in Berlin funktioniert doch überhaupt nichts mehr. Ich finde es unmöglich, wenn Lehrerinnen Kopftücher tragen – religiöse Symbole haben in der Schule nichts zu suchen. Es muss nicht jeder wissen, an welchen Gott man glaubt, das ist absolut privat. Außerdem wissen wir ja alle, warum die muslimischen Männer wollen, dass die Frauen Kopftücher tragen und das macht es noch schwieriger zu akzeptieren.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Schwieriger als das sichtbare Kopftuch ist eventuell der Geist der dahinter steckt. Ich hätte für mein Kind ungern eine Lehrerin, die eventuell stark islamisch fundamentalistisch geprägt ist. Oder der ihre Religion wichtiger ist als jedes Neutralitätsgebot

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Genau so wissen wir alle, wieso … aber he, da muss eben mehr empirische Erfahrung her.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

„religiöse Symbole haben in der Schule nichts zu suchen“ – Sehe ich genau so: weg mit den Kreuzen in den Klassenzimmern!

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Und weg mit Schulgottesdiensten! Es ist unglaublich, wie oft ich als Atheistin noch in der heutigen Zeit, immer wieder klarstellen muss, dass ich nicht bereit bin an Gottesdiensten teilzunehmen.

Alx
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Wieso können sie als Atheistin nicht einem Gottesdienst beiwohnen?
Wenn Sie jetzt ein Vampir wären, der beim Betreten einer Kirche zu Staub zerfällt würde ich das schon verstehen.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Ein typisches Argument eines Christen. Ich will als Atheistin keinen Gottesdienst besuchen, denn dort wird ein Gott angebetet, an den ich nicht glaube. Natürlich muss ich nicht mitbeten. Ich senke also in dieser Zeit demütig mein Haupt oder betrachte die Betenden etwas befremdet und komme mir dabei voyeuristisch vor. Beides mag ich nicht. Es geht hier um mein Recht auf Glaubensfreiheit, so wir beispielsweise Kinder muslimischen Glaubens auch nicht verpflichtet werden können, daran teilzunehmen, wenn sie nicht wollen.Sollte ich zur Aufsicht verdonnert werden, erlaubt mir das Grundgesetz, den Raum zu verlassen,wenn gebetet wird.
Tatsache ist, dass Atheisten den größten Anteil an der deutschen Bevölkerung bilden. Im Gegensatz zu einigen Christen wollen sie das anderen nicht aufdrängen. Mir reicht es, wenn man mich einfach in Ruhe lässt.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Gerne. Arbeiten Sie dann auch an den kirchlichen Feiertagen? Wäre ja konsequent.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

Nutzen Sie diese Tage immer zum Besuch eines Gottesdienstes? Das wäre dann konsequent.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Das ist doch nicht die Frage. Meine Zugehörigkeit ist durch die Taufe dokumentiert, dadurch der Anspruch legitimiert. Davon abgesehen haben Sie ja auch Urlaubsanspruch, wenn Sie nicht verreisen oder Ihre Butze renovieren.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

Also verstehe ich das richtig, dass Sie durch eine Religionszugehörigkeit das Recht auf einen arbeitsfreien Tag erworben haben. Und was machen Sie an den christlichen Feiertagen der Religion der Sie nicht angehören?

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Na arbeiten, was sonst?

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

Davon abgesehen- Lehrer und -innen arbeiten, wie man hier immer wieder erfährt, auch an Sonn- und Feiertagen.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

„Davon abgesehen haben Sie ja auch Urlaubsanspruch, wenn Sie nicht verreisen oder Ihre Butze renovieren.“
Sie sind da dem Argument, warum es mit fehlender Konsequenz nichts zu tun hat, wenn Atheisten an (an christlichen Feiertagen orientierten) gesetzlichen Feiertagen nicht auf ihren Feiertagsanspruch verichten, dicht auf den Fersen………

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

An diesem sich im Kreis drehenden Argumentationsversuch beteilige ich mich nicht. Jede:r Nichtchrist:in darf und kann die durch die christlich- kirchlichen Gepflogenheiten tradierten Feiertage in Deutschland nach Gusto genießen. Aber bitte nicht immer diese Leier, dass man als Nichtchrist zum Gottesdienst genötigt oder gar gezwungen wird oder ähnliches Mimimi.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

… ich habe Ihnen Ihr Argument gespiegelt und damit gleichsam dekonstruiert. Sie haben sich bereits beteiligt, indem Sie (a) ein unsinniges Pseudoargument geboten und dies (b) von Ihnen kurioserweise unbemerkt auch noch selbst der Lächerlichkeit preisgegeben haben. Und ich glaube, die „Leier“ von Lanayah ist dann insg. doch eine andere gewesen. Ich finde es etwas übergriffig, ihr die entsprechenden Erfahrungen absprechen zu wollen.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Aha?!

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

Auf die Begründung, inwiefern das konsequent sein soll (und nicht einfach dieselbe blöde Standarderwiderung ist, die absolut immer artikuliert wird), bin ich gespannt (denn pssst. Man muss als Nichtchrist an diesen Tagen nichts christliches zelebrieren).

Alx
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Ich kann mit Religionen auch überhaupt nichts anfangen und fühle mich in der Kirche sehr deplatziert.

Trotzdem beaufsichtige ich meine Klasse 2 Stunden im Jahr auch beim Gottesdienst.

Ist das nicht auch eine Form von Toleranz, die ich meinen gläubigen Schülern entgegenbringe?

Wie kann ich Toleranz fordern, wenn ich nicht bereit bin 2 Stunden im Jahr etwas zu tolerieren, das mir nicht behagt?

Ich habe auch schon Erfahrung mit Gläubigen gemacht, die ihren Glauben anderen aufdrängen wollten. Allerdings habe ich auch oft genug Atheisten erlebt, die andere mit Feuereifer überzeugen wollten.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

„Trotzdem beaufsichtige ich meine Klasse 2 Stunden im Jahr auch beim Gottesdienst.
Ist das nicht auch eine Form von Toleranz…“
Nein, das ist eine Form von Dienstpflicht. Toleranz ist hier weder relevant noch gefragt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Atheisten nicht, Agnostiker eher. Erstere würden nämlich auch bei einem zweifelsfreien Gottesbeweis dessen Existenz abstreiten, letzteren wäre auch das egal.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ihnen ist bewusst, dass Atheisten keine homogene Gruppe von Menschen sind, sondern das Atheisten maximal heterogen sein können und außer dem gemeinsamenen Nenner des Nichtglaubens an einen Gott / an Götter (u.ä.) keinerlei Gemeinsamkeiten haben müssen, jede Pauschalisierung in diese Richtung also komplett substanzlos ist?

Und auch in ihrem Nichtglauben sind Atheisten divers:
Die basalste Unterscheidung ist ja bereits die, dass der ’starke‘ Atheist glaubt, dass es keine Götter gibt (positiver Atheismus), während der ’schwache‘ Atheist (ggf. atheistische Agnostiker; die Grenzen sind z.T. fließend, eine starre Differenzierung in Atheisten und Agnostiker, wie Sie sie hier formulieren, verfehlt beide Phänomene) nicht glaubt, dass es Götter gibt (negativer Atheismus). Und das ist bereits erheblich verkürzt (und ich muss widerstehen, hier meinen üblichen Sermon diesbzgl. zu verfassen)… Nicht jeder Atheist ist zudem Antitheist (https://de.wikipedia.org/wiki/Antitheismus), wie ich, der ich mind. einen entsprechend konsequenten Laizismus möchte.

Und wenn Sie salopp meinen, dass Atheisten per se „auch bei einem zweifelsfreien Gottesbeweis dessen Existenz abstreiten“ würden, haben Sie leider nicht verstanden, warum das Gros der Atheisten i.d.R. atheistisch ist (so es sich nicht nur um eine nicht konkreter Rumination o.ä. geschuldeten, sondern lediglich eine anerzogene, unkritisch-affirmative Einstellung handelt), nämlich aus Mangel an Beweisen (inkl. logischer Widersprüche, Falsch- und Fehldarstellungen in den fundamentalen Glaubenstexten u.ä., die gegen konkrete Theismen und zumindest nicht für einen Deismus sprechen – Ockham’s Razer i.V.m. Hitchen’s Razor besorgen dann den Rest).
Und mal ehrlich, die bisherigen „Gottesbeweise“ sind im Gros intellektuelle Beleidigungen, da bleibt allenfalls der kosmologische Gottesbeweis, der aber auch allenfalls einem Deismus das Wort schreiben würde, aber auch nur ein god of the gaps-Argument (Ockham… Hitchens…) ist und bspw. die Alternative eines infiniten Regresses einfach ignoriert. Und fragen Sie bitte nicht danach, was denn ein Gottesbeweis sein sollte, der nach atheistischer Maßgabe zweifelsfrei sein könne, warten wir doch einfach mal darauf, ob den je jemand wird vorlegen können (ich habe da so eine Ahnung) – und mithin, ein allmächtiger Gott kann sich doch sicherlich auf eine Art und Weise offenbaren, die keine Zweifel an seiner Existenz zulässt, oder? 😉

Und auch Agnostiker definieren sich nicht dadurch, dass ihnen alles egal wäre o.ä.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Ich persönlich fange Feuer bei nicht hinreichender Isolierungsfunktion (d.h. Dicke) meiner Außensohle, manchmal beginnen auch Heiligenbilder und -statuen Blut zu weinen, kocht das Weihwasser und wird der Weihrauch zu Schwefel! ^^

Aber ernsthaft:
Lanayah schrieb von fehlender Bereitschaft „an Gottesdiensten teilzunehmen“, nicht von fehlender Fähigkeit. Und da bin ich komplett d’accord.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

🙂 you made my Day

Last edited 1 Jahr zuvor by Fräulein Rottenmeier
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Lanayah schreibt „nicht bereit“.

Ist alles eine Frage der Toleranz – von allen Seiten.

Gleichzeitig aber auch eine Frage der Individualität.

Ebenfalls von allen.

Lassen, loslassen, zulassen. 😉

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Seinlassen.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Dann lassen Sie es doch einfach. Das gilt für Kinder an staatlichen Schulen ebenso. Wo ist das Problem?

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Abstrusine

Ich lasse es, muss es aber zu oft diskutieren. Das Problem liegt in der mangelnden Toleranz, die sich auch hier in einigen Kommentaren wiederspiegelt.

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Man widerspiegelt ohne E- oder spiegelt wider. Sie müssen mir nichts erklären und können glauben, woran Sie wollen- oder eben nicht. Da bin ich völlig tolerant, muss es aber im Grunde nicht sein, denn Ihre private Lebensweise geht mich nichts an. Demzufolge ist sie von mir nicht zu tolerieren maximal zur Kenntnis zu nehmen. Niemand zwingt Sie oder Ihr Kind, einen Gottesdienst zu besuchen. Aber unser (meines und Ihres?) Land ist immer noch christlich geprägt, das müssen Sie hinnehmen oder vor jeder Kirche im Ort die Augen schließen, an kirchlichen Feiertagen arbeiten, umziehen…

Abstrusine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Das fehlende Komma bitte ersetzen.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Sie müssen da nichts ‚klarstellen ‚. Sie brauchen einfach nur nicht hinzugehen. Schluss, aus Nikolaus.
Kann es nicht vielmehr sein, dass Sie das bei jeder Gelegenheit ausdiskutieren wollen- Ihren Atheismus wie eine Monstranz vor sich tragen?

Streuner1
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals Kreuze in der Schule gesehen hätte… in welchen Schulen soll es denn diese Kreuze hängen? Selbst in Bayern ist das doch mittlerweile verboten und der Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte spricht sogar Schmerzensgelder zu, wenn gegen das Verboten wird… und da reden wir gerade über die Erlaubnis islamischer Kopftücher?

Man bekommt immer mehr das Gefühl, dass es nicht um Neutralität, sondern nur um die Bekämpfung der autochthonen Bevölkerung geht.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Also zu meiner Schülerzeit hingen Kreuze in etlichen Unterrichtsräumen meiner Grundschule und auch später am Gymnasium… in NRW (1980er/90er).

Lena Hauenstein
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Als Teil der autochthonen Bevölkerung fühle ich mich durch die freie Religionsausübung anderer Menschen nicht angegriffen.

Fr.M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lena Hauenstein

Zu freier statt dogmatischer oder sogar befohlener Religionsausübung sage ich auch ja.
Besonders stört mich, wenn mich jemand als „Ungläubige“ beschimpft.

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Mir gefällt die Entwicklung mit den Kopftüchern auch nicht. Allerdings muss man ganz neutral zugestehen, dass es im Rahmen der Integration nur eine Frage der Zeit ist, bis dies Normalität wird. Achtung: Integration ist nicht gleich Assimilation!

Wenn wir seit Jahren die Einwanderung aus uns völlig fremdem Kulturkreisen zulassen und diese Menschen hier auf Dauer integrieren wollen, dann wird dies Auswirkungen auf unser zusammenleben hier haben, in der Art, dass die Traditionen, Bräuche und Lebensansichten der Zuwanderer immer stärker in unseren übergehen werden.

Deswegen bin ich stets für eine Begrenzung und Steuerung der Immigration verbunden mit der Bedingung an eine gewisse Assimilation. Das Empfinden aber viele Menschen als böse – wundern sich aber über die Konsequenzen der chaotischen Migrationspoltik.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Genau.
Darum gehen diese „Argumente“ oder auch Urteile immer in die gleiche Richtung.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

«Ein pauschales Kopftuchverbot für Pädagoginnen wird es in Berlin in Zukunft nicht mehr geben.»

Anders als Frau Bozkurt (Wehrwolf 😉 ) sehe ich in dieser Entscheidung weniger den Ansatz, antidiskriminierende Maßnahmen umzusetzen als viel mehr die Erkenntnis, dass auch in dieser Gruppe potentieller Lehrkräfte Hemmnisse für eine Beschäftigung in unseren personell chronisch unterbesetzten Schulen beseitigt werden sollen. Man kann es sich schlicht nicht mehr leisten, eventuelle Aspiranten für den Lehrberuf oder quereinsteigende Unterstützung abzuschrecken, weil denen das Tragen eines Kopftuches vllt wichtiger ist als die nervenaufreibende Erwerbsarbeit in Schulen und diese deshalb ein Engagement im Schulsystem zurückstellen. 😉

Wir werden uns noch wundern, welche bislang ehernen Vorgaben noch fallen werden, nur um die Personalkrise im Bildungssystem zu verringern.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Steht Berlin nicht auch für Diversität?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ja, aber nur die, die die große Mehrheit nervt oder gefährdet oder ohne Mehrwert viel Geld kostet.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Abstrusine
1 Jahr zuvor

Ich kann nicht die Motivation einer Kopftuchträgerin (in Deutschland) beurteilen, auch nicht das mitunter vehemente Einfordern der Erlaubnis z. B. im Staatsdienst.

Doch so lange Kleidung und die entsprechenden Vorschriften derart politisch aufgeladen und als Machtmittel vor allem Frauen gegenüber benutzt und missbraucht werden- nicht nur im Iran oder in Afghanistan, auch bei uns- halte ich ein entsprechendes Verbot im Sinne der Neutralität im Staatsdienst und für Repräsentantinnen entsprechender Einrichtungen für geboten. Es steht jeder frei, woanders zu arbeiten, wenn ihr die „Arbeitskleidung“ nicht gefällt.

Streuner1
1 Jahr zuvor

„Kopftuchverbot für Lehrerinnen vor dem Aus: „Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung““

Das ist kein Zeichen der Gleichberechtigung, sondern ein Zeichen der Islamisierung. Es hat ja seinen Grund warum Erdogan als Erstes das Kopftuch in den Schulen und Universitäten abschaffte, das der in der Türkei hochverehrte Gründervater der Türkei, Kemal Atatürk, von 150 Jahren einführte.

Streuner1
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

„…Grund warum Erdogan als Erstes das Kopftuch in den Schulen und Universitäten abschaffte

Ich meinte natürlich „Kopftuchverbot“ (es wäre schön, wenn das Wort im Text durch die Redaktion ergänzt werden könnte, denn nur so ergibt der Text Sinn).

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streuner1

Genau: Die Rolle des Kopftuchs erkennt man am besten in der Türkei, es hat was mit Politik zu tun.