Debatte: Tun Schulen zu wenig fürs Gemeinschaftsgefühl – nach der Corona-Krise?

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MÜNCHEN. Schule muss nach der Pandemie völlig neu gedacht werden, ist die Berliner Schulsozialarbeiterin Karolin Kroggel überzeugt. Aktuell gehe es weniger um Lücken und Bildungsdefizite, sondern darum, Schule wieder zu einem Schutzraum zu machen, in dem junge Menschen Erfolgserlebnisse sammeln könnten.

Kann die Schule Belastungen auffangen? Foto: Shutterstock

Die Folgen der Corona-Pandemie führen bis heute zu psychischen Belastungen bei fast drei Viertel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kam der Abschlussbericht „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ einer Interministeriellen Arbeitsgruppe aus Bundesfamilienministerium und Bundesgesundheitsministerium. Die Kommission empfiehlt der Politik, insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche stärker zu unterstützen.

„Der Bericht macht wissenschaftlich fundiert deutlich, welche Bedarfe es bei Kindern und Jugendlichen in Folge der Pandemie-Jahre gibt“, erklärt Karolin Kroggel, Schulsozialarbeiterin bei SOS-Kinderdorf Berlin im Interview. „Ein großer Schwerpunkt ist der Bereich Mental Health, was ich aus meiner beruflichen Praxis nur unterstützen kann“. Schule müsse nach der Pandemie völlig neu gedacht werden. Die Kinder wieder ans Lernen zu gewöhnen sei sehr schwierig. Viele fühlten sich abgehängt und litten unter Verhaltensauffälligkeiten – erklärt sie im folgenden Gespräch.

Wo liegen die größten Bedarfe für junge Menschen nach Corona?

Karolin Kroggel: Aktuell geht es bei einigen Kindern und Jugendlichen weniger um Lücken in Schulfächern oder Bildungsdefizite, als vielmehr darum, deren psychische Gesundheit wieder herzustellen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie wieder einen Schutzraum haben, in dem sie Erfolge sammeln können, in dem sie gemäß ihren Bedürfnissen individuell gefördert werden. Und das passiert gerade nicht überall. Ich beschreibe das den Kindern als eine Art Nebel, in dem sie sich bewegen.

Können Sie das genauer erklären?

Karolin Kroggel: Wie sollen Grundschulkinder, die psychisch nicht stabil sind, das Einmaleins lernen? Erst muss sich dieser Nebel lichten, um an etwas anknüpfen zu können. Die Wissenschaft bestätigt, dass vor allem Kinder aus bildungsarmen Familien betroffen sind.

Sie plädieren in diesem Zusammenhang für die Stärkung der Psychohygiene…

Karolin Kroggel: Richtig. Hygienemaßnahmen waren während Corona überall präsent. Aber von Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit von Kindern war kaum die Rede. Corona hat mit den Kindern viel gemacht, sie fühlten sich benachteiligt und stark verunsichert, weil vieles verboten war. Viele junge Menschen leiden seither unter Angststörungen, Depressionen oder diversen Verhaltensauffälligkeiten. Zur Gesundheit gehört auch Resilienz, sprich Achtsamkeit und Reichtum sich selbst gegenüber. Dort gibt es genauso Förderbedarf.

Wie hat sich der Schulalltag seit Corona verändert?

Karolin Kroggel: In der ersten Zeit nach den Lockdowns und Schulschließungen war die Kommunikation untereinander ziemlich aggressiv. Unsere Themen waren daher Gewaltprävention und auch gewaltfreie Kommunikation. Viele Kinder und Jugendliche hatten Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu benennen. Wir haben auch verstärkt Identitätskrisen bemerkt, vor allem bei Mädchen, die sich zum Beispiel nicht mehr getraut haben, die Masken abzunehmen, weil sie sich ohne hässlich fühlten.

Und aktuell?

Karolin Kroggel: Aktuell bemerke ich sehr viel schul-distanziertes Verhalten, sprich, die Kinder und Jugendlichen wollen nicht lernen. Sie haben Angst davor, den Lernstoff nicht zu verstehen. Die Kinder wieder ans Lernen zu gewöhnen, ist schwierig. Auch die Beratung von Lehrkräften sowie von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern hat zugenommen. Viele fühlen sich überfordert.

Welche Bedeutung messen Sie dem schulischen Klima zu?

Karolin Kroggel: Eine extrem hohe. Kinder sehnen sich nach coolen Chill-Ecken und sie vermissen diese wunderbaren Momente, mal gemeinsam abseits des Schulalltags auf einem Weihnachtsbasar im Schulhof zu stehen. Das Gemeinschaftsgefühl ist durch Corona verloren gegangen und viele Schulen tun zu wenig dafür, dies wieder herzustellen. Das würde den Kindern das Gefühl geben, dass sie beteiligt werden und ihren Raum mitgestalten dürfen.

Wie können kurzfristige Hilfsangebote aussehen?

Karolin Kroggel: Niedrigschwellige Hilfen können zum Beispiel von der Schulpsychologie kommen – und zwar an der Schule oder der Kita. Zuerst müssen die Kinder, die Bedarfe haben, benannt werden und dafür brauchen wir Fachkräfte, die sie im Blick haben und dann Diagnosen stellen. Selbst Kinder oder Jugendliche mit suizidalen Gedanken haben keine Möglichkeiten, schnell einen Therapieplatz zu finden, daher müssen wir verlässlich überbrücken. Ich selbst habe gute Erfahrungen damit gemacht, Kindern und Jugendlichen oder deren Eltern in Erziehungs- und Familienberatungen zu vermitteln, zum Beispiel Erziehungs- und Familienberatungsstellen. Das ist für den Übergang zu einer Therapie erstmal besser als nichts.

Das Bundesfamilienministerium startet 2023 das Modellprogramm „Mental Health Coaches“ an Schulen. Ein guter Schritt?

Karolin Kroggel: Absolut. Vor allem, wenn wir Strukturen nutzen, die bereits vorhanden sind. Warum sucht man nicht Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, denen man eine solche Ausbildung anbietet und finanziert? Dadurch gibt man Fachkräften einen Anreiz, eine Stelle anzunehmen und gleichzeitig nutzt man Strukturen, die es eh schon gibt. Ich weiß nicht, wie sinnvoll es ist, einen Mental Health Coach für fünf Schulen zu haben. Mental Health hat schließlich etwas mit Vertrauen und Beziehungsarbeit zu tun.

Was müsste sich langfristig in unserem Schulsystem ändern?

Karolin Kroggel: Schule muss völlig neu gedacht werden. Wir müssen viel mehr fächerübergreifend und projektbezogen arbeiten, mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Professionen. Es wäre eine deutliche Entlastung, wenn Fachkräfte aus Bereichen wie IT, Psychologie, Handwerk oder Grafikdesign in den Schulalltag miteinbezogen oder Kaufleute aus Führungsetagen die Schulleitungen entlasten würden. Wir müssen multiprofessioneller und interdisziplinärer denken.

Dem Lehrermangel würde dieses Modell obendrein entgegenwirken.

Karolin Kroggel: Das ist Teil meines Ansatzes. Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte so aufgestellt werden, dass diese auch wieder Spaß an ihrer Arbeit haben. Viele Lehrkräfte sind schlichtweg überlastet. Sie haben hohe Ansprüche und merken, dass sie es nicht schaffen, die Kinder zu fördern und ihrer hohen Verantwortung gerecht zu werden.

Abschlussfrage: Ihr persönlicher Wunsch für die Schule von morgen?

Karolin Kroggel: Ich wünsche mir, dass Kinder und Jugendliche gern zur Schule gehen und Freude am Lernen haben, weil sie merken, dass man dort gesehen wird, selbstwirksamer werden kann, Freunde findet. Dazu müssen Lerngruppen kleiner werden, aber das ist nur einer von vielen Bedarfen. Am Ende sollten doch wir Erwachsenen den Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben, um auf diese Frage zu antworten. (ots)

Ethikrat fordert: Schulen sollen psychisch belasteten Kindern Unterstützung anbieten

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DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Machen wir uns doch nichts vor, das steht und vor allem fällt damit, dass die Politik für alles, was in Schulen notwendig ist, keine Mittel bereitstellt. Und da die Eltern es auch nicht einfordern, wird sich nichts ändern.
Auch in der vorschulischen Betreuung scheint es den allermeisten Eltern nur darum zu gehen, dass die Kids untergebracht sind, nicht darum, wie sie untergebracht sind.

Allerdings habe ich bei einigen Sozialpädagog*innen auch das Gefühl, dass sie, wenn sie sich so wie die Interviewte äußern, irgendwie nur psychische Ursachen sehen.
Was die geringere Lernwilligkeit anbelangt, würde ich aus meiner Erfahrung aus dem echten Schulalltag sagen, dass die Kids sich im Corona-Modus „eingegroovt“ haben. Während Corona haben sie lauter Geschenke erhalten, ohne sich anstrengen zu müssen. Da dauert es natürlich, bis man wieder auf höhere Touren kommt.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Klar.

Ich habe in der Coronazeit in meiner Region genug Parties und „Freiluftevents“ gesehen, um dem offiziellen Narrativ der „ach so belasteten“ Schüler Realerfahrung entgegen zu setzen. (Was die Überlastung einiger weniger SuS nicht ausschließt).

Nur sieht das von Medien über Politik bis zur (höheren) Schulleitung jeder anders, das Narrativ muss ja passen.

Nun joa, sag ich halt „Jawoll, Herr Hauptfrau“…

Jan
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Ich hab keine gesehen, auch wenn ich großes Verständnis gehabt hätte.

PObert
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Episodische Beobachtung. Fragen Sie mal die Sozialpädagogen an den Schulen. An unserer Schule haben sich die Betreuungsfälle verdoppelt – von vorher kaum bewältigbar zu unmöglich bewältigbar. Wir reden hier von Fallzahlen im dreistelligen Bereich an einer mittelgroßen Schule.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  PObert

Bei uns nicht. Ich frage mich, warum es anderswo jetzt mehr Betreuungsfälle gibt. Was sind denn die konkreten Anlässe, weshalb man S*S zu den Sozialpädagog*innen schickt?
Man sollte sich das Ganze mal genauer anschauen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Nachtrag: Vielleicht liegt es daran, dass die Kids sich auch hier erst einmal (wieder) daran gewöhnen müssen, sich an Regeln zu halten, weil sie das zu lange nicht brauchten.
Und weil S*S das nicht tun, sondern stören, werden sie dann eben zu Schulpädagog*innen geschickt, damit sie beaufsichtigt sind.
Daraus aber irgendwelche psychischen Probleme ableiten zu wollen, hielte ich für – vorsichtig formuliert – gewagt.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  PObert

Wie gesagt: Die (in Teilen sogar lebensbedrohlichen) psychologischen Nebenwirkungen stelle ich garnicht in Frage.

Dass die Mehrheit den Lockdown als „1,5 Jahre schulfrei mit sehr viel Playsi und Versetzungsgarantie“ durchgefeiert hat nur halt genau so wenig.

Jan
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

„Dass die Mehrheit den Lockdown als „1,5 Jahre schulfrei mit sehr viel Playsi und Versetzungsgarantie“ durchgefeiert hat nur halt genau so wenig.“

Einfach nur eine unverschämte, durch nichts belegte, Unterstellung.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Ich habe solche Parties auch nicht gesehen, jedoch trotz ziemlich bildungsnaher Schülerklientel im Distanzunterricht eine noch breitere Streuung nach unten erlebt. Die Fleißigen waren fleißig wie immer, die Faulen noch fauler als sonst.

An was für einer Schule sind sie tätig?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Wenn Sie meinen, meinen Sie das. Ist ok.

Haben Sie meine Aussage zur lebensbedrohlichen psychischen Lage einer Minderheit der Schüler überhaupt zur Kenntnis genommen?

Tipp: Es können mehr als eine Aussage gleichzeitig auf den gleichen Themenkomplex zutreffen.

Jan
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

„Auch in der vorschulischen Betreuung scheint es den allermeisten Eltern nur darum zu gehen, dass die Kids untergebracht sind, nicht darum, wie sie untergebracht sind.“

Das machen Sie woran fest? Oder behaupten Sie einfach was und suggerieren, dass es stimmt, indem Sie das Wort „scheint“ verwenden?

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Ganz einfach: Niemand geht auf die Straße für eine bessere Qualität. Wenn man von Klagen hört, dann geht es nur um den Platz, der einem ja gesetzlich zusteht, den man aber nicht bekommen hat.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Verwahrung ist wichtiger als Bildung.

Ron
1 Jahr zuvor

„Aktuell gehe es weniger um Lücken und Bildungsdefizite, sondern darum, Schule wieder zu einem Schutzraum zu machen, in dem junge Menschen Erfolgserlebnisse sammeln könnten.“

Um Himmels Willen. Macht einfach mal Unterricht. Der ist nämlich Hygiene für den Kopf.

Robert
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Über den Spruch der Schulsozialarbeiterin habe ich auch nur den Kopf geschüttelt und ähnlich gedacht wie Sie.
Macht Schule wieder zum gemeinsamen Lernort für Unterrichtsstoff, dann fühlen sich die Kinder wieder heimisch und können Erfolgserlebnisse sammeln!

Lehrer
1 Jahr zuvor

Ich kann dieses ganze Theater um die angeblichen Coronafolgen nicht mehr hören!

Das ist nämlich nur eine billige Entschuldigung für die Generation “ Und Mama trägt mir noch den Tornister in die Klasse, nach der 200m_Fahrt im SUV, weil der Schulweg ja so gefährlich ist“.
Tatsache ist, dass Kinder in den letzten 20 Jahren zunehmend verwöhnt, verzogen und gepampert wurden. Herausgekommen sind unselbständige, fast lebensunfähige Lebewesen. Und das völlig unabhängig von Corona.
Nebenbei sind die Eltern von der Politik genauso gepampert worden, denn Erziehung ist ja heute unzumutbar.

Und was die schlaue Sozialpädagogin betrifft: Schulen sind Bildungseinrichtungen und keine „Mental-Health-Einrichtungen“ . Und für das Chillen sind die Sozialpädagogen selbst zuständig und nicht die Lehrer!

So, das musste mal raus!

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrer

In einem funktionierendem System hätten Sie Recht.

Ich kann nur sagen:
Wenn ich mir den Bimbamm und Kokolores mit ***massig Unterrichtsausfall*** anschaue der seit Corona schon wieder aufgelaufen ist, STATT ENDLICH MAL SCHULE ZU MACHEN weil Emotionalisierung und Politgefälligkeit die Schulen regieren…was obendrein null bringt, weil Schule weder Familie noch originär soziale und spaßige Interaktion ersetzen KANN…habe ich die Wahl:
1. Immer überall anecken, auf Fachunterricht vergeblich pochen, immer der Buhmann sein.
2. Relaxo-Programm fahren, youtube-Unterricht und rumemotionalisieren…und entspannt nach Hause kommen, „gemocht“ werden.

Tja, ich nehme schamlos Option 2, diese Bildungsdrohne senkt jetzt mal sauber die Betriebsspannung und den Akkuverbrauch.

Geliefert wie bestellt.
Richtigen Unterricht (mit Lernen und Wissen) gibt es nur noch für unverdächtige, von sich aus motivierte Schüler.

Katinka
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Option 1 geht auch. Man gewöhnt sich dran und ist dann trotzdem irgendwann entspannt. Die Schüler und Schülerinnen haben dann aber mehr gelernt und damit geht es mir persönlich besser! Mein Job ist es nicht, gemocht zu werden, sondern mein Job ist es, den Schülern und Schülerinnen so viel beizubringen, dass sie am Ende des Schuljahres deutlich mehr können als am Anfang. (Klar, ganz ohne Lücken geht es bei den wenigsten.) Wenn wir alle Option 2 wählen, wird es nicht besser werden. Mich persönlich würde das sehr frustrieren und ich würde meine Aufgaben und Pflichten als Lehrerin permanent in Frage stellen – auf lange Sicht auch alles andere als gesund!

Tim Bullerbü
1 Jahr zuvor
Antwortet  Katinka

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe immer von SuS gespiegelt bekommen, dass anspruchsvoller, gut vorbereiteter Unterricht durchaus geschätzt wird. Und mein Ziel ist es nicht „gemocht“ zu werden, aber gegenseitige Wertschätzung und Respekt wäre sicherlich hilfreich. Und zu Wertschätzung gehört für mich auch, dass ich mein Bestes gebe.
Und nein, das ist nicht naiv, mache ich weit 26 Jahren und bin noch immer mit Freude dabei.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Katinka

Zunächst einmal schätze ich Ihre Haltung sehr.

Für mich persönlich kristallisiert sich allerdings immer mehr heraus, dass ich schlicht nicht Prügelknaben und/oder Sündenbock für eine Gesellschaft mache, die die verantwortlichen Zustände und Forderungen selbst aktiv und willentlich (!) herbeiführt.

Meine „Lehrbefriedigung“ ziehe ich aus dem fördern und fordern der wenigen richtigen Schüler, die da sind wo sie hingehören.

Der Rest kriegt, was er will.

Meiner Gesundheit geht es bestens – und das wird auch so bleiben, ich beabsichtige meine Gehaltszahlungen, Beförderung und andere Lebensleistun (die sich gerade richtig rentieren) in vollen Zügen zu genießen.

Tim Bullerbü
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Darf ich nach der Schulform fragen?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Gesamtschule, das ist aber weniger der Punkt…von den Gymnasien der Gegend hört man die gleichen Storys – die ich auch hier auf der Seite im wesentlichen so wiedergegeben finde.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Mir scheint, Option 2 ist diejenige, die — jedenfalls in Berlin — von der Schulinspektion positiv aufgenommen und in Berichten gelobt wird. Da geht es dann bei einer Grundschule um die „inklusive Haltung des Kollegiums bei der gemeinsamen Beschulung“, um „soziale Kompetenzen“ sowie „demokratisches Handeln“, um eine „Angebotsvielfalt“, um „Konfliktlotsen“ und „Kulturpiloten“ usw., aber wie gut die Kinder Lesen, Schreiben, Rechnen können, das wird darin nicht erwähnt, auch nicht, was beim Sachunterricht nachweislich gelernt wird. Von VerA 3 wird gesprochen, aber die Ergebnisse werden nicht mehr mitgeteilt.
Es wäre eigentlich eine Aufgabe der „höheren“ Instanzen, auf Option 1 zu dringen, aber die machen das nicht, schon gar nicht bei einer rot-rot-grünen Regierung. Irgendwas hat das nämlich auch mit Politik zu tun.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Das kann ich Ihnen so voll bestätigen – Beförderungsprozess läuft.

Johannes
1 Jahr zuvor

Die Lernlücken sind riesig und unsere Aufgabe ist Unterricht. Alles andere ist nicht mein Business.

mama51
1 Jahr zuvor

Ich kann dieses ganze Gedöns um die angeblichen Coronafolgen nicht mehr hören und will mich damit auch nicht mehr beschäftigen:
Ich lebe und unterrichte auf dem platten Land. Hier haben die allerallerwenigsten Kinder weder Lernrückstände noch psychische Probleme, nicht in den GS noch in den wfS. Jedenfalls keine, die sie nicht vorher auch schon gehabt hätten!!! Damit leben und arbeiten wir seit Jahren.
Dass es in Großstädten, Ballungsgebieten und Problemquartieren solches gibt – keine Frage! (Oder doch?) Aber immer nur alles im Rundumschlag zu verallgemeinern halte ich für falsch! Das verunsichert nur die „Nichtbetroffenen“ und führt zu sinnlosen Ängsten.
LuL sind angetreten, um Bildung zu vermitteln, nicht um die „Work-Life_Balance“ der Eltern zu gewährleisten.
Das heißt nicht, dass ich mich nicht um das Wohl meiner SuS kümmere, ich bin gerne für alle da, in vielen Lebenslagen, mit und ohne Corona, aber irgendwann ist auch mal „Ende Gelände“. Genug „Sozial- Lies´chentum“!!!

OlleSchachtel
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Die vielen Psychologen haben dazu geführt, dass Eltern statt zu erziehen und ihre Kinder zu begleiten sie mit Entscheidungsfreiheit überlasten wo es keinen Sinn macht. Die Folgen dieser seltsamen Erziehungshaltung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass ich inzwischen die halbe Klasse in der Grundschule voll sitzen habe mit Kindern mit Diagnostiken und mit Tabletten ruhig gestellt. Die Kinder werden krank gemacht! Und jetzt reden wir unseren faulen Teenagern ein, dass sie prokrastinieren. Und im Studium sind sie überfordert ob der Leistung die sie bringen sollen und reden Depressionen herbei. (Ja, es gibt Menschen mit echten Depressionen und diese sollte man sehr ernst nehmen). Aber es kann dich nicht sein, dass seit 10 Jahren fast jeder Schüler bereits beim Psychiater war und alle LRS und Dyskalkulie sowie ADHS/ADS haben. Eigentlich wachsen die Kinder immer behüteter auf und sie sind kränker als in meiner Kindheit.

BrunoG
1 Jahr zuvor

Als ich das Interview gelesen habe wusste ich schon welche Kommentare kommen. Hier auf der Plattform vorhersehbar, in meinem Umfeld gibt es solche Kommentare zum Glück nicht.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  BrunoG

Sie dürfen gerne dagegen argumentieren, anstatt die Pauschalkeule herauszuholen.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  BrunoG

Lieber BrunoG, das haben wir als intelligente und emphatische Menschen vorhergesehen und wir wollten Sie in Ihrer Erwartungshaltung auf keinen Fall enttäuschen.

So what?? 😉

Tim Bullerbü
1 Jahr zuvor

Vielleicht fängt die Politik/fangen die Kommunen/die Landkreise/die Städte mal damit an, den SuS mit WERTSCHÄTZUNG zu begegnen.
Das fängt damit an, dass ihnen bei Regen nicht das Wasser auf das Schulbuch tropft und endlich (seit 2 Jahren!!!) mal die Toiletten repariert werden, damit sie in ihrer Pause nicht anstehen müssen, wenn sie mal aufs Klo wollen.
Das könnte auch damit beginnen, dass es endlich ein Mittagessen gibt, das den Namen auch verdient und nicht die kalte Pampe, die seit Jahren angeliefert wird.
Das beginnt damit, dass Klassenräume nicht aussehen, als hätte man den letzten Möbelschrott vom Sperrmüll geholt. Und vielleicht, total absurd, dass sie Stühle und Tische haben, die zu ihrer Körpergröße passen!
Das fängt damit an, dass ich mir nicht einen Beamer von zu Hause mitbringen muss, um Unterricht zu machen.
Das beginnt damit, dass sie nicht auf dem Weg zur Schule 60 Minuten stehen müssen, weil der Landkreis sparen muss und zu wenig Busse einsetzt.
Ich freue mich, wenn andere die List fortsetzen.

Minna
1 Jahr zuvor

Es ist nicht „nach der Pandemie“ (siehe WHO), wir sind nur „nach den Schutzmaßnahmen“, bzw. vor dem Wiedereinführen, weil es nicht funktionieren wird (Luftfilter, Tests). Metauntersuchungen zeigen, dass 16,5 % der Kinder als Folge EINER Infektion „mental disorders“ entwickeln, 10 % Fatigue. 1/3 der schwedischen Jugendlichen leidet etwa unter „Brain fog“. Das Immunsystem nimmt Schaden (laut Emanuel Wyler irgendwo zwischen Rhinovirus und HIV), andere Infektionen nehmen entsprechend zu, verlaufen schwerer. Das sind nur die Kinder. Hinzukommen angeschlagene Eltern und Lehrer.
Es ist die Zeit der kognitiven Dissonanz, das belastet auch.

B. aus A.
1 Jahr zuvor

Och… die kleineren Lerngruppen hätte ich auch gern… Paßt ja super zusammen mit dem aktuellen Lehrermangel!

Carsten60
1 Jahr zuvor

Müssen wir eigentlich angesichts des Lehrermangels und der schwachen Ergebnisse in Schulleistungstests jetzt auch noch über ein vages „Gemeinschaftsgefühl“ jammern, das angeblich fehlt? Es droht eine Verzettelung, wenn jede(r) ein Spezialthema in den Mittelpunkt schiebt. Wie wär’s denn mal mit etwas Konzentration auf das Wesentliche? Und wurden da nicht von kompetenten Leuten (auch aus der Wissenschaft) schon die Basiskompetenzen benannt?
„Schule muss völlig neu gedacht werden“, sowas sagen auch Leute wie Herr Precht. Nur wer garantiert dann einen Erfolg, wenn man diesen Leuten folgen würde? Vorhandene Strukturen zerschlagen ist leicht, etwas Nachhaltiges aufbauen ist überhaupt nicht leicht und kann scheitern.

Katinka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

An meiner Schule wird sehr viel für das Gemeinschaftsgefühl gemacht, meiner Meinung nach zu viel. Es gibt so viele außerunterrichtliche Aktivitäten, die sicher schön sind und Spaß machen, aber der Schwerpunkt wird nicht (mehr) aufs Lernen und auf den Unterricht gelegt. Dementsprechend schaffen es viele nicht, die Lücken, die in den letzten Jahren entstanden sind, zu schließen. Und dann ist natürlich die Lehrkraft und das Schulsystem wieder Schuld – der Klassiker.

Sternschnuppe
1 Jahr zuvor

Finde ich nicht, dass Schulen zu wenig tun. Kinder orientieren sich am stärksten am familiären Umfeld. Schule kann noch so viel tun, bringt aber nichts, wenn es zu Hause nicht gelebt und umgesetzt wird. Und die Gesellschaft lebt es ja auch nicht vor. Manchmal hat man das Gefühl, es sind nur noch Egoisten und Individualisten unterwegs. Es mangelt an Solidarität, Verständnis, Verantwortung, Mitgefühl, Anstand und Respekt. Daran müssen alle arbeiten und Vorbild sein.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Diese ganzen „Experten“, hier eine Schulsozialarbeiterin (aus Berlin) haben durchaus gute Ansätze, verkennen aber in ihrer sehr von der Zielgebung ihres eigenen Aufgabenfeldes die Zuständigkeiten der Schule komplett und verlieren den Auftrag der von der ihren unterschiedlichen Institutionen aus den Augen. Schule kann eben nicht die gesamten Widrigkeiten des Lebens und die Fehlentscheidungen der Politik auffangen. Und bevor man an den Symptomen herumdoktert, die finanziell sowieso nicht umsetzbar sind, sollte man doch vielleicht mal mehr an die Ursachen der Missstände herangehen. Was nützen den Schülern und Lehrern die schlauen Erkenntnisse, wenn sie doch keine Konsequenzen haben? Individuelle psychologische Betreuung übersteigt das Aufgabenspektrum der Schulen, und für das Gemeinschaftsgefühl sind unter anderem auch die einzelnen Schüler verantwortlilch. Leider hat das Engagement für Teamwork und gemejnsamen Aktivitäten unter Schülern sehr nachgelassen, und das nicht erst seit Corona. Woran mag das wohl liegen?
Immer nur der Schule eine Art Bringschuld aufzuoktroyieren führt zu nichts, da dann alle Seiten unzufrieden werden.
Und Schule als Schutzraum? Schule ist weder eine Wellness Oase noch ein Sanatorium. Und gute Lehrer fördern von jeher die Gemeinschaft, wobei diese Bemühungen heutzutage oft nicht mehr von den Schülern angenommen werden.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Hmmm, Bedarf bei „mental-health-Angeboten“ habe ich auch … nur ob ich mir deswegen bereits ab März einen dauerhaften Weihnachtsbasar antun möchte – das weiß ich nicht.
Bei uns in der Anstalt machen die meisten Kinder und Jugendlichen einen verhältnismäßig entspannten Eindruck, wenn es um normalen Unterricht und den geregelten Schulbetrieb geht.

Aber vllt sieht das jemand aus der Sicht eines SOS-Kinderdorfes ja völlig anders.

MB aus NRW
1 Jahr zuvor

Ob ich jetzt alle Forderungen und Ideen, die hier geäußert wurden, sinnvoll finde, sie mal dahingestellt, aber in einem Punkt bin ich zu 100% bei Frau Kroggel:

Wir (ALLE an Schule Beteiligte, das schließt auch Eltern und die Kinder selbst ein) müssen das „Wir“-Gefühl / den Wohlfühlfaktor oder wie man das auch immer nennen möchte dringend (!) wieder stärken.

Über die Gründe (Post-Covid bis hin zu Kindern, die 2 Jahre lang nichts getan haben und jetzt vor allem völlig die Fähigkeit verloren zu haben scheinen, in einer Gruppe mit anderen (mit Rücksicht auf andere) zu agieren) wird ja auch hier viel gestritten, wahrscheinlich ist es wie so oft ein bisschen was von allem (ja, es gab diese Partys, ja, mir haben Schüler bestätigt, während der Pandemie völlig abgetaucht zu sein und nur noch gezockt zu haben – das ist ohnehin zunehmende ein Problem und nein, das betrifft nicht einmal in Ansatz alle, das sind nur wenige) – aber ich kennen keinen Lehrer, der nicht den Eindruck hat, dass es einfach noch nicht wieder richtig läuft.

Klar spielen da noch zusätzliche Dinge mit hinein (ich liste hier mal einige auf, kann gerne ergänzt werden):

  • viele sind enttäuscht, wie mit uns Lehrern umgegangen wurde und wird, von mangelnder Wertschätzung bis hin zu maroden Gebäuden mit maroder Technik, in denen trotz großer Versprechen nichts passiert
  • der Krieg ist für viele eine große Belastung, das darf man nicht vergessen
  • das unglaublich kurze Schuljahr (NRW, extrem frühe Ferien) sorgt für Mehrbelastung und viel Stress zwischen den ganzen Arbeiten und Korrekturen
  • Kinderbetreuung ist ein Riesenproblem (die Kita hat dauernd geschlossen / Notbetrieb oder was auch immer) – Erwachsene und Kinder sind gefüht dauernd krank
  • …muss sicher noch um einige Punkte ergänzt werden, mir fehlt gerade ein bisschen die Zeit, ich gucke nachher noch einmal hier rein

Ich erlebe seit einem Jahr momentan einfach viele „belastete“ Kinder (ob jetzt wirklich belastet oder „gefühlt“ ist ja fast egal), die einfach eine unglaublich geringe Frustrationstoleranz haben und in der Klassengemeinschaft große Schwierigkeiten, die extrem empfindlich sind, aber selbst laut und oft beleidigend gegenüber anderen etc. und die vor allem AG-Angebote und Ensembles als „Druck“ und „Zusastzarbeit“ verstehen, der man sich unbedingt entziehen muss – gerade hier (und natürlich in der Klasse – und natürlich muss da zur Not auch mal Fachunterricht ausfallen, wenn es in der Klasse nicht funktioniert, Lernatmosphäre ist extrem wichtig meiner Meinung nach – ich übernehme lieber eine fünfte Klasse, in der es massiv an Fachwissen fehlt (kann man den Kindern schnell beibringen) als eine Klasse mit großen zwischenmenschlichen Schwierigkeiten) kann aber so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl enstehen und das sind – neben den Fahrten – doch oft die Highlights aus dem Schulleben, an die man sich lange erinnert.