DÜSSELDORF. Die Bildung und Förderung von Kleinkindern leidet einer Umfrage zufolge unter dem Personalmangel in deutschen Kindertagesstätten. Fast neun von zehn Kitaleitungen gaben negative Auswirkungen des Personalmangels auf die pädagogische Qualität an. Das geht aus Zahlen zum Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) am Dienstag in Düsseldorf hervor.
«Das sind erschreckende Ergebnisse, die deutlich machen, dass die Politik ihrer gesetzlichen Verantwortung nicht gerecht wird», sagte Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) mit Blick auf die DKLK-Studie. «Sie sind ein eindringlicher Hilferuf und die Verpflichtung zum Handeln.»
Der Umfrage zufolge haben hochgerechnet etwa 10.000 Kitas im vergangenen Jahr in Deutschland in mehr als der Hälfte der Zeit mit so wenig Personal gearbeitet, dass die Aufsichtspflicht nicht wie vorgeschrieben erfüllt werden konnte. Das seien zweieinhalbmal so viele wie noch 2021 und 1000 mehr als 2022. „Anders ausgedrückt: Diese Kitas konnten den Betrieb im Durchschnitt an mehr als jedem zweiten Tag nur unter Gefährdung der Sicherheit der zu betreuenden Kinder aufrechterhalten“, kommentiert Neckov. „Das sind erschreckende Ergebnisse, die deutlich machen, dass die Politik ihrer gesetzlichen Verantwortung nicht gerecht wird. Sie sind ein eindringlicher Hilferuf und die Verpflichtung zum Handeln.“
„In den kommenden Jahren wird ein großer Teil der Leitungspositionen in Deutschlands Kitas neu zu besetzen sein”
Unter dem Personalmangel litten auch die Mitarbeiter: Viele Erzieherinnen und Erzieher seien deswegen unzufrieden und hätten weniger Freude an ihrer Arbeit. Ein Viertel der Kitaleitungen hat nach den Zahlen in den vergangenen zwölf Monaten Kündigungen als Konsequenz des Personalmangels erhalten.
Fast 95 Prozent der Kitaleitungen geben laut Studie an, dass sich der Personalmangel in den vergangenen 12 Monaten verschärft habe, es schwieriger geworden sei, passendes Personal zu gewinnen, oder Personal eingestellt wurde, welches vor Jahren wegen mangelnder Passgenauigkeit nicht eingestellt worden wäre. Weitere Ergebnisse:
- Fast 9 von 10 Kitaleitungen geben negative Auswirkungen des Personalmangels auf die pädagogische Qualität an.
- Fast 9 von 10 Kitaleitungen sagen, dass pädagogische Angebote in den letzten 12 Monaten entfallen mussten.
- Fast alle Kitaleitungen sagen, dass die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen führt.
- Mehr als 8 von 10 Kitaleitungen geben an, dass Mitarbeitende unzufrieden mit der pädagogischen Arbeit sind und sich der Personalmangel negativ auf die Freude an der Arbeit auswirkt.
- Ein Viertel der Kitaleitungen gibt Kündigungen von Mitarbeitenden als Konsequenz des Personalmangels in den letzten zwölf Monaten an.
- Bei 64 % (U3-Bereich) und 78 % (Ü3-Bereich) der Kitaleitungen ist die angegebene tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation schlechter als wissenschaftlich empfohlen (U3-Bereich: 1:3, Ü3-Bereich: 1:7,5), jeweils eine nochmalige Verschlechterung gegenüber 2022.
Neckow: „In den kommenden Jahren wird ein großer Teil der Leitungspositionen in Deutschland neu zu besetzen sein, der Ganztagsanspruch verstärkt den Personalbedarf zusätzlich, von der Wirkung aktueller Missstände auf den dringend benötigten Nachwuchs ganz zu schweigen. Es besteht akuter Handlungsbedarf.“ News4teachers / mit Material der dpa
DKLK-Studie: Personalmangel wächst Kita-Leitungen über den Kopf – VBE: „Katastrophe“