Website-Icon News4teachers

Personalnot immer schlimmer: Viele Kitas müssen ihre Wochenstunden reduzieren

DÜSSELDORF. Berufstätige Eltern, die in der Kita etwa 45 Wochenstunden Betreuung für ihren Nachwuchs gebucht haben und plötzlich auf nur noch 35 Stunden zurückgeworfen werden, haben ein akutes Problem. Kein Einzelfall, wie das Beispiel Nordrhein-Westfalen zeigt.

Immer mehr Kitas schließen frühzeitig. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

In etlichen Kindergärten Nordrhein-Westfalens haben Eltern derzeit mit gekürzten Wochenbetreuungsstunden zu kämpfen. «Aktuell sind in NRW die Kitas vielerorts gezwungen, die Betreuungszeiten einzuschränken oder gar Gruppen zusammenzulegen», berichtete die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ayla Çelik. Die SPD-Opposition kündigte am Montag Anfragen an die Landesregierung an, wie umfangreich das Problem landesweit sei und wie das Familienministerium darauf reagieren wolle.

Nach Erkenntnissen der GEW sind zwangsweise Einschränkungen der Wochenbetreuungsstunden mehr als bloße Einzelfälle und unter anderem aus Düsseldorf, Essen und Bonn bekanntgeworden. Çelik mahnte, wenn sich zusätzlich zum landesweiten Fachkräftemangel auch noch eine Krankheitswelle niederschlage, sei die Not groß. «Dann ist weder frühkindliche Bildung noch Betreuung bedarfsgerecht möglich».

Anzeige

«Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Krankheitswellen und ein andauernder Fachkräftemangel bringen die Einrichtungen in eine besonders herausfordernde Lage»

Familienministerin Josefine Paul (Grüne) sagte, es sei erkennbar, dass die Meldungen zu Personalunterdeckungen bei den Landesjugendämtern im Monat Januar zunächst zurückgegangen, im Februar aber erneut angestiegen seien. «Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Krankheitswellen und ein andauernder Fachkräftemangel bringen die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung in NRW in eine besonders herausfordernde Lage», räumte die Ministerin ein. «Auch für die Kommunen, die für die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Betreuung zuständig sind, ist das eine schwierige Lage.»

Der Fachkräftemangel sei für alle Akteure eine der größten sozialen Herausforderungen der nächsten Jahre. Mit einem «Sofortprogramm Kita» ergreife die Landesregierung zusammen mit den Trägern bereits «kurzfristig erste notwendige Maßnahmen in dieser akuten Situation». Klar sei, dass der Status quo darüber hinaus mittel- und langfristig verändert werden müsse, damit alle Kinder bestmögliche Chancen auf gute Bildung und gesellschaftliche Teilhabe hätten.

Auch in der Diakonie sind aktuell Einschränkungen in Kitas bekanntgeworden. Allerdings seien das Notfallmaßnahmen, die nicht überall vorzufinden seien, berichtete Kita-Expertin Sabine Prott vom Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe aus örtlichen Rückmeldungen. Wenn der Fachkräfte-Mindestschlüssel in einer Einrichtung nicht eingehalten werden könne, gebe es im Prinzip zwei Optionen: nur noch Notgruppen für wenige anzubieten oder aber die Wochenstunden zu reduzieren.

Aus Protts Sicht treffen hier struktureller Fachkräftemangel und die jahreszeitlich übliche Krankheitswelle nach den Strapazen der Corona-Pandemie «auf ein erschöpftes System». Dass den Kitas deswegen massenhaft ausgebrannte Erzieherinnen und Erzieher davonliefen, sei dem Diakonischen Werk von den örtlichen Einrichtungen allerdings nicht zugetragen worden.

GEW-Landeschefin Çelik forderte das Familienministerium auf, jetzt schnell an der Entlastung des Personals und besseren Beschäftigungsbedingungen zu arbeiten. Der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Dennis Maelzer konstatierte, inzwischen sei der Fachkräfte-Flaschenhals zum «Nadelöhr» geschrumpft. Schon zum Jahresende seien in NRW mehr als 1300 Kitas wegen Personalmangels von Teil- oder Komplettschließungen betroffen gewesen. «Für das kommende Kita-Jahr verheißt das nichts Gutes», stellte der Oppositionspolitiker fest. Die Ministerin müsse umgehend mit mehr Geld und zusätzlichem Personal gegensteuern. News4teachers / mit Material der dpa

Kita von halb sieben bis 21 Uhr? Fachkräfte schreiben DIHK-Chef einen bösen Brief: „Kitas sind keine Aufbewahrungsanstalten“

Die mobile Version verlassen