Was gutes Lehren und Lernen ausmacht: Jury benennt 20 Schulen, die für den Deutschen Schulpreis infrage kommen

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BERLIN. 20 Schulen aus ganz Deutschland können jetzt auf den Deutschen Schulpreis 2023 hoffen, der im Oktober von Bundespräsident Steinmeier verliehen wird. Eine 41-köpfige Jury aus Bildungswissenschaft, Schulpraxis und Bildungsverwaltung hat die Einrichtungen aus insgesamt 85 Bewerbungen ausgewählt. „Im Mittelpunkt des Wettbewerbs steht die Qualität des Unterrichts und die Frage, wie Schulen das Lehren und Lernen für ihre Schüler:innen am besten gestalten können“, so heißt es in einer Pressemitteilung der Veranstalter. Was das konkret bedeutet, haben wir uns von dem langjährigen (und nun frisch ausgeschiedenen) Jury-Sprecher Prof. em. Michael Schratz erklären lassen.

Die Hauptpreisträgerschule 2022: das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz, Waren. Foto: Max Lautenschlaeger / Robert-Bosch-Stiftung

In den kommenden Wochen werden die nun ausgewählten Schulen von Juryteams besucht. Vor Ort führen die Fachleute Gespräche mit Lehrkräften, Schülern, Eltern und außerschulischen Partnern, besuchen Unterrichtseinheiten und Projekte. Im Anschluss an die Schulbesuche nominiert die Jury Ende Juni bis zu 15 Schulen für den Deutschen Schulpreis 2023, deren Vertreterinnen und Vertreter dann nach Berlin eingeladen werden – zur feierlichen Preisverleihung am 12. Oktober 2023 mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weiteren Gästen, darunter der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke.

Dann wird bekanntgegeben, wer die Preise erhält. Der Hauptpreis ist mit 100.000 Euro dotiert, die fünf weiteren Preise insgesamt mit nochmals mehr als 100.000 Euro. Alle nominierten Schulen, die nicht ausgezeichnet werden, erhalten einen Anerkennungspreis in Höhe von 5.000 Euro.

Was zeichnet die Siegerschulen (den Deutschen Schulpreis gibt es seit 2006) denn aus? „Beim Deutschen Schulpreis gilt für die Preisträger: Sie müssen besser abschneiden als der Durchschnitt vergleichbarer Schulen. Letzteres ist aber wichtig – wir können Brennpunkt-Schulen schließlich nicht mit Schulen in einem gutbürgerlichen Umfeld vergleichen“, betonte der Erziehungswissenschaftler und Bildungsforscher Prof. em. Michael Schratz von der Universität Innsbruck in einem Gespräch mit News4teachers von 2017 (hier geht es zum vollständigen Interview). Schratz wirkte insgesamt 16 Jahre lang als Sprecher der Jury – und ist nun erstmals nicht mehr dabei.

Was macht darüber hinaus eine gute Schule aus? Schratz antwortete: „Wir haben beim Deutschen Schulpreis sechs Bereiche, in denen wir die Schulen begutachten. Erstens, wie gesagt, die Leistung. Zweiter Punkt: Wie geht eine Schule mit Vielfalt um? Unsere Gesellschaft wird immer bunter. Die Schulen stehen vor den Herausforderungen Inklusion und Integration, ob es sich dabei um Flüchtlingskinder oder um Kinder mit Behinderungen handelt – und wir schauen, wie sie diese Herausforderungen bewältigen.“

„Die Kinder sollen Aufgaben bekommen, in denen sie Sinn sehen und sich die Welt erschließen. Und sie sollen keinen engstirnigen Buch-Unterricht haben“

Aber ist das nicht vor allem eine Ressourcenfrage, also eine Frage von genügend Lehrpersonal, auf das die Schulen ja keinen Einfluss haben? Schratz: „Unsere exzellenten Preisträgerschulen haben so viele Mittel wie andere auch. Sie finden aber Lösungen trotz bestehender Ressourcenprobleme. Das können Kooperationen sein. Ich war neulich an einer Schule, die mit einem Theater zusammenarbeitet – und einem Schüler, der stark stotterte, die Hauptrolle gab. Nach zwei Jahren hatte der Junge sein Stottern verloren und er zeigte bessere Schulleistungen. Oder eine andere Schule kooperiert mit einer Musikschule – und ermöglicht es Kindern, ein Instrument zu lernen, die sonst nie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Das sind tolle Beispiele, die zeigen: Es hängt nicht vom Geld allein ab.“

Was checken Sie noch beim Deutschen Schulpreis? Schratz: „Wir achten drittens auf die Unterrichtsqualität. Dabei ist es uns wichtig zu sehen, dass jeder Schüler in seinen Fähigkeiten vorangebracht wird, dass jeder zu Zielen geführt wird, die er sich vielleicht selbst nicht zugetraut hat, dass jeder Schüler herausgefordert wird. Die Kinder sollen Aufgaben bekommen, in denen sie Sinn sehen und sich die Welt erschließen. Und sie sollen keinen engstirnigen Buch-Unterricht haben.

„Wie sorgt das Kollegium dafür, dass es nicht in Einzelkämpfer zerfällt, sondern systematisch an einem Konzept entlang arbeitet?“

Viertens, und das wird bei PISA tatsächlich kaum berücksichtigt: Bekommen die Schüler Verantwortung übertragen? Sie sollen ja in der Schule auch lernen, später einmal als Staatsbürger die Demokratie mitzugestalten. Und dieses gesellschaftliche Engagement fängt in der Schule im Kleinen an – meinetwegen in der Schulkantine mit dem Teller abräumen. Das kann aber auch eine funktionierende Schülermitwirkung sein. Oder, wie an einer Schule in Brandenburg, dass die Schüler einmal im Jahr die Schule einen Tag lang übernehmen – und verantwortlich den Betrieb organisieren.

Die letzten beiden Punkte sind das Schulklima und die Außenbeziehungen – also das Miteinander von Lehrern, Schülern und Eltern – sowie die Schule als lernende Organisation: Wie entwickelt sie sich weiter? Wie sorgt das Kollegium dafür, dass es nicht in Einzelkämpfer zerfällt, sondern systematisch an einem Konzept entlang arbeitet?“ News4teachers

Die Ausgewählten

Diese 20 Schulen gehören zum engeren Kandidatenkreis des Deutschen Schulpreises 2023:

  • Hermann-Brommer-Schule, Merdingen, 79291, Baden-Württemberg
  • Sebastian-Ott-Schule, Sigmaringen, 72488, Baden-Württemberg
  • Grundschule Jettingen-Scheppach, 89343, Bayern
  • Johannes-Kern-Mittelschule, Schwabach, 91126, Bayern
  • Mittelschule Erlangen Eichendorffschule, Erlangen, 91058, Bayern
  • Evangelische Grundschule Babelsberg, Potsdam, 14482, Brandenburg
  • Johann Heinrich August Duncker Oberschule, Rathenow, 14712, Brandenburg
  • Rothenburg-Grundschule, Berlin, 12165, Berlin
  • Berufliche Schule ITECH Elbinsel Wilhelmsburg, Hamburg, 21109, Hamburg
  • Heinrich-Hertz-Schule, Hamburg, 22303, Hamburg
  • Anne-Frank-Gesamtschule Rheinkamp, Moers, 47445, Nordrhein-Westfalen
  • Erich-Gutenberg-Berufskolleg, Köln, 51065, Nordrhein-Westfalen
  • Franziskus-Schule, Erkelenz, 41812, Nordrhein-Westfalen
  • Grundschule am Dichterviertel, Mülheim an der Ruhr, 45468, Nordrhein-Westfalen
  • Josef-Albers-Gymnasium, Bottrop, 46236, Nordrhein-Westfalen
  • Nelson-Mandela-Gesamtschule, Bergisch Gladbach, 51469, Nordrhein-Westfalen
  • Raiffeisen-Campus, Dernbach, 56428, Rheinland-Pfalz
  • Schule am Floßplatz – Grundschule der Stadt Leipzig, Leipzig, 04107, Sachsen
  • Grundschule Op de Host, Horst, 25358, Schleswig-Holstein
  • Leif-Eriksson-Gemeinschaftsschule, Kiel, 24109, Schleswig-Holstein

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49 Kommentare
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Georg
1 Jahr zuvor

Von den sechs genannten Punkten gibt es einen wichtigen (Leistung). Mit Miteinander und Unterrichtsqualität kann ich leben, vorausgesetzt die Leistung geht vor lauter Projekten, die mit Sicherheit positiv bei Unterrichtsqualität und Verantwortung eingehen, nicht unter. Den Rest kann man machen, wenn dadurch die Leistung nicht aus dem Blick gerät.

Übrigens ja, man kann und muss eine Brennpunktschule mit gutbürgerlichen Schulen vergleichen, tut ein Personaler bei Vorstellungsgesprächen ja auch.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Sind dort Brennpunktschulen überhaupt dabei?

Ja, man sollte vielleicht generell diese auch mit aufnehmen, dann würde man mal sehen, wie es realistischer steht.
Dazu müsste man die Schulen mehrmals und ohne großartiges Briefing/Ankündigung besuchen.

Bin mir nicht so sicher, ob sich dann noch „so viele“ melden.

Habe mir mal nur eine Schule zufällig gewählt herausgegriffen:
Mittelschule Erlangen Eichendorffschule
Scheint ja nicht sooo eindeutig super bewertet zu sein. Laut verschiedenen Seiten und Erfahrungsberichten … Schaun wir mal, wie sie dann letztendlich abschneidet und was so die einzelnen Punkte sind.

Ich bin bei sowas recht skeptisch, seitdem ich bei einigen „Auszeichnungen“ von „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ bspw. die Firmenstruktur kenne und wie diese letztendlich bewertet wurden … Mehr Schein, als sein.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Jepp, die Schule aus Kiel ist eine Brennpunktschule. Wer sich auskennt: Die ist in Kiel Mettenhof.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Letzteres kann man eben gerade nicht. Das wissen Sie aber auch, Georg. Selbst Personalabteilungen sind heutzutage progressiver als Sie.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Natürlich weiß ich das, weshalb es wesentlich sinnvoller wäre, sich auf das Kerngeschäft zu beschränken. Allerdings ist das mit Außenwirkung nicht vereinbar und lenkt den Fokus auf die tatsächlichen Probleme.

So!?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Es gibt in meiner Großstadt eine stets ausgezeichnete und allseits als Vorbild hingestellte Grundschule in einem Brennpunktviertel. Kaum eine Kollegin will dorthin, denn Burnout lässt grüßen. Ich habe einen ehemaligen Schüler dieser Schule kennengelernt, der sehr bedauert hat, dass er nie richtig schreiben gelernt habe, weil dort Lesen und Schreiben nach dem Spracherfahrungsansatz gelehrt wurde. Wo viel Licht ist, ist auch Schatten.

NUN-MAL-KLARTEXT
1 Jahr zuvor

Ich find es immer wieder bemerkenswert, dass Schulleitungen alles tun, um nach oben hin
TOLL dazustehen. Vergessen wird hier, wie die Kollegien teilweise gedrängt werden, dabei mit zu machen. Ich war selber zweimal in solchen Schulen. Die Flure werden nur URKUNDENALLEE genannt. Der NORMALE Unterricht wird vollkommen in den Hintergrund gedrängt. Die Schulleitung ist Gesprächen mit Sponsoren so gut wie nie im Unterricht ( der fällt halt aus).
Hauptsache an der Schule ist Französisch als Sprache gesetzt und Sport wird in Englisch gehalten. An diesen Schulen können 80 Prozent der Kinder, weder ihr sog. Muttersprache, geschweige denn einigermaßen deutsch. ABER Hauptsache der HERR MINISTER kommt und lobt die Schulleitung.

Die Politik schreibt jeden Schei… vor. Wann wer as gelernt haben soll. Wann
die Proben geschrieben werden. Wenn ihnen nix mehr einfällt, dann heißt es: ( Zitat km Bayern) wir geben der Schule Freiheiten……. !

Walter Hasenbrot
1 Jahr zuvor
Antwortet  NUN-MAL-KLARTEXT

Sind wir an derselben Schule?

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Bei uns übernehmen die Schüler auch jedes Jahr einen Tag lang die Schule. Das macht der Abschlußjahrgang und nennt sich Chaos-Tag! Ich glaub, wir sollten uns mal bewerben. 🙂

Walter Hasenbrot
1 Jahr zuvor

Ich habe lange an einer Schule gearbeitet, die mehrmals am Deutschen Schulpreis teilgenommen, nie gewonnen aber immer in die Preisränge gekommen ist.

Da ist viel Augenwischerei und Narzissmus im Spiel.

Die Schule war Durchschnitt, mehr nicht. (Auch bei den Lehrstandserhebungen) Man hat der Jury weiß Gott was vorgelogen.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter Hasenbrot

Darum geht’s doch: Außendarstellung.

Meine Schule hat kürzlich den Titel „Mint-freundliche Schule“ erhalten und bewirbt sich auch noch auf „Digitale Schule“ (NRW).

Was aber tatsächlich passiert:
Kurse in Mathematik, Informatik und Physik werden zusammengestrichen.

Die Geräte in den Informatikräume zerfallen zusehens. Von den 16 Rechnern funktionieren nur noch 10 bei einer Klassengröße von 25-30 Schülern.

Hesse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Mein Dozent hat den Lehrpeis 2022 bekommen und wir als Studenten waren auch alle erstaunt 🙂

Lanayah
1 Jahr zuvor

Ich fände, es sollte auch einen Preis für das beste Kultusministerium geben. Was an diesem Schulpreis nervt, ist, dass er suggeriert, jede Schule könnte toll sein, wenn es die Kolleg/innen vor Ort nur richtig wuppen.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

@Lanayah

„Ich fände, es sollte auch einen Preis für das beste Kultusministerium geben.“

Der Grundgedanke ist sehr gut, aber wir brauchen 16 erste Preise. 😉

vhh
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Analog zu den goldenen Himbeeren in Hollywood? Wir wollen schließlich auch jemand auf dem Podium sehen, ’nicht vergeben‘ ist auf Dauer unschön!

Carsten60
1 Jahr zuvor

Die Rothenburg-Schule in einem bürgerlichen Stadtteil von Berlin ist eine recht kleine Schule mit insgesamt 280 SuS in 6 Jahrgängen und mit 28 LuL. Der Migrantenanteil ist mit 26,4 % weit unterdurchschnittlich.
Wer das überprüfen will, muss „Schulporträt“ mit dem Namen der Schule eingeben.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Dann wird die nicht gewinnen.

Selina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

28 Lehrer auf 280 Schüler, ist doch ein Superverhältnis. Ergibt im Schnitt 10 Schüler pro Lehrer. Sollte doch eigentlich ein Traum sein. Woran fehlts?

Julia
1 Jahr zuvor

Das ist mal wieder typisch deutsch! Statt Leuten, die etwas Tolles machen, auf die Schulter zu klopfen und das zum eigenen Ansporn zu nehmen- oder zumindest, wenn man das selbst nicht machen will- die Schnüss zu halten, wird gemeckert, gedisst, relativiert und herabgewürdigt.
2 der genannten Schulen kenne ich persönlich, habe mich selbst für meine mehrfach mit mehr und auch mal mit weniger Erfolg um Auszeichnungen beworben. Natürlich ist der Alltag wie überall- mit allen Problemen und bei aller Kritik. Aber für die Schüler:innen öffnen sich häufig neue Horizonte, oft gibt es Gelder oder andere Möglichkeiten. Man muss halt aktiv werden- machen statt meckern.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Zitat:
„Statt Leuten, die etwas Tolles machen, auf die Schulter zu klopfen“

Es gibt viel zu viele, die tollen Unterricht machen, die ihre Schüler zu enormen Leistungen bringen, die hier auch nicht gewürdigt werden. Es wird nur gewürdigt, wer Schaum schlägt.
Ich erinnere nur an die Berliner Schule, über die hier berichtet wurde, die überproportional viele SchülerInnen in Ausbildung gebracht haben, die bei der externen Evaluation aber durchgefallen ist.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

Was heißt denn „Schaum schlagen“?! Nichts hält die Kolleg:innen, deren Schulleitungen, die Schüler:innen, die Eltern, die Schulträger davon ab, ihren guten Unterricht zu loben, bekannt zu machen oder was auch immer. Nicht zuletzt sind solche Auszeichnungen auch dafür eine Gelegenheit.
Dass es dann, wie an allen Schulen, auch Schwierigkeiten gibt- geschenkt. Oder soll ich sagen, die externe Evaluation der Berliner Schule rückt des Lehrers Welt wieder in Ordnung?
Kleine Spitzfindigkeit am Rande: Man könnte natürlich auch sagen, „tollen Unterricht [zu] machen, die […] Schüler zu enormen Leistungen bringen“ gehört zum Kerngeschäft einer jeden Lehrkraft. Wer das nicht vermag, hat den Beruf verfehlt.

Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Hier möchte ich nochmal insistieren. Für KuK ist der Unterricht wichtig, für SL ist das Drumrum (Schulorganisation, Schulentwicklung, Personalplanung,etc) wichtig. Man kann als SL nicht erwarten, dass KuK über ihren Tellerrand auf die ganze Schule schauen. Daher halten die meisten KuK auch eine SL für überflüssig, denn ein System kann auch ohne SL am Leben gehalten werden, aber eben nur halbwegs organisatorisch. Was eine SL eigentlich so treibt, bleibt den meisten KuK verborgen. Daher sind Vorwürfe sinnlos, aber wir als SL sind gefordert, KuK mitzunehmen….

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Komische K*K an Ihrer Schule. Nichts für ungut.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Externe Evaluation sieht so aus, dass an einem angekündigtem Tag ein Team von „Expert*innen“ anrückt und einen völlig untypischen, da komplett durchgeplanten Schultag erlebt.
Gestützt wird sich auf das Portfolio der Schulleitung, das im Prinzip völlig an den Haaren herbeigezogen sein kann.
Alles schon erlebt.
In der Stadt, in der ich arbeite, gibt es eine GemS o.O., die es mal auf Platz drei in diesem Wettbewerb geschafft hat, weil die so ein „tolles“ offenes und jahrgangsübergreifendes Konzept hat. Meine Schule (GemS mit O.) bekommt – wenn wir Kapazitäten haben – von dort S*S aus den Jahrgängen 9 und 10, weil die Angst haben, dass sie nicht genügend gelernt haben. Und das ist in der Regel wirklich so. Auch kommen immer wieder S*S mit super MSA zu uns in die Oberstufe. Was soll ich sagen? Englisch können die gar nicht. Auf Nachfrage bei der Leitung jener Schule, warum das so ist, hört man, dass wir nicht richtig unterrichten würden. Interessant, ob jemand Englisch überhaupt sprechen und schreiben kann oder eben nicht, unterliegt nicht wirklich einer persönlichen Perspektive.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Daran sehen Sie, dass konservatives und leistungsorientiertes Denken im Schulbereich durchaus seine Berechtigung hat.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Verstehe ich nicht. Kann es denn progressiv UND leistungsorientiert nicht geben?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mir ist in meiner gesamten Lehrerlaufbahn noch nie aufgefallen, dass Lehrplanänderungen die Leistungsanforderungen nicht reduziert haben, aber dafür immer mit progressiven Worthülsen wie inklusiv, Kompetenzorientierung, kein Kind zurücklassen, individuelle Förderung usw. garniert waren. Sie dürfen mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Man kann natürlich auch sagen, tolle Leistungen zu bringen sollte in jedem Beruf dazu gehören. Aber wer kennt sie nicht: die schlechten HandwerkerInnen, ÄrztInnen, IngenieurInnen, usw usw usw.
Das liegt einfach in der Natur der Sache. Wo es gute gibt, gibt es auch schlechte, es sind nicht alle gleich (gut). Damit hätte rund die Hälfte aller ArbeitnehmerInnen aber auch ArbeitgeberInnen ihren Beruf verfehlt, da sie schlechter als der Durchschnitt sind.

Last edited 1 Jahr zuvor by GriasDi
Fräulein Rottenmeier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Ich verstehe Sie und Ihre Ambitionen sehr gut. Was mich aber irritiert, dass Sie schreiben: „habe mich selbst für meine mehrfach mit mehr und auch mal mit weniger Erfolg um Auszeichnungen beworben.“
Sie haben sich beworben, nicht die Kolleginnen und Kollegen und Sie. Das Team ist aber entscheidend. Schulentwicklung funktioniert nur im Team. Alle gehen mit, alle finden Sinn im Ziel, damit es nicht bei nichtssagenden Aktionismus bleibt, bei „Auszeichnungsalleen“.

Tatsächlich haben wir mit Steuergruppe und Lehrerrat auch mal darüber nachgedacht, uns für den deutschen Schulpreis zu bewerben, da wir davon überzeugt waren, in machen Bereichen good practice oder best zu sein, aber dann kam Corona und viele unserer schönen Konzepte konnten plötzlich nicht mehr gelebt werden und nun sind wir gerade dabei, alles wieder zu beleben und stehen vor neuen Problemen (veränderte Lernvoraussetzungen, Lehrermangel), was eine Bewerbung sinnlos erscheinen lässt.

Aber, und das ist glaube ich der Grund für die Ablehnung hier, dass sich Kolleginnen und Kollegen nicht mitgenommen fühlen. Aber genau das ist unsere Aufgabe als SL. Jeder Schritt in der Schulentwicklung muss konsensiert sein, sonst gibt es Widerstände…..

Julia
1 Jahr zuvor

Da interpretieren Sie über und falsch. Ich habe viele Aktionen und Möglichkeiten aufgetan, wo man Dinge, die wir in der Schule etabliert haben, anbringen konnte- auch den einen oder anderen Impuls gegeben. Wurde das goutiert, z. B. in den Fachschaften, habe ich mich drangesetzt und die Bewerbungskonzepte geschrieben. Der Effekt ist bei uns oft gegenteilig zu Ihrer Beschreibung. Wir gehen pragmatisch vor und reichen Konzepte ein, die das verschriftlichen, was läuft oder realistisch ist in der Umsetzung. Löst keinen Widerstand aus, nicht immer Euphorie im Tagesgeschäft, manchmal Stolz auf das, was wir so wuppen trotz allem. Nichts wurde da den KuK übergestülpt, im Gegenteil. Viele profitieren von eingeworbenen Geldern und Möglichkeiten Ablehnung habe ich dabei nie erfahren. Warum auch?

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Gelder, welche dann – v. A. wenn es an den „Musterschulen“ doch eh so super läuft – vielleicht an anderen Schulen (Brennpunktschulen in ärmeren Kommunen) mehr gebraucht werden würden. Nur mal als Gedankengang.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Wir sind eine ganz normale Haupt- und Realschule mit ganz normalen Problemen. Insofern ein Muster wie viele andere, aber keine Muster-, Elite oder Sonstwasschule.
Auch das Vorurteil der finanzpotenten Elternschaft oder was Ihnen sonst im Kopf spukt verfängt nicht.

Bildung_vor_Ausbildung
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Hallo Julia, dieses Verhalten könnte auf kognitive Dissonanz zurückzugeführt werden können: Man hält sich selbst für großartig, muss aber daher Begründungen dafür finden, dass man selbst nicht ausgezeichnet wird. Da sind Relativierungen, Pauschalisierungen, Diffamierungen gerne verwendete Stilmittel.
Auch wenn die Vorwürfe im Einzelfall durchaus berechtigt sein dürften, ist diese Pauschalisierung für eine Lehrkraft eigentlich unwürdig. Schließlich sollten gerade Lehrer doch differenziert(er) (be)urteilen können. Immerhin erwarten sie das von den Schülern auch. (Okay, hier habe ich pauschalisiert)

Last edited 1 Jahr zuvor by Bildung_vor_Ausbildung
Monika VF
1 Jahr zuvor

Yeah. Das ist so so schön . Dass dafür noch Zeit ist. Hätten wir auch gerne . ‍♀️Haben wir aber nicht. Wir freuen uns über kleine Fortschritte. Vertreten uns ständig gegenseitig, damit einigermaßen Unterricht stattfindet. Sagt mir gerne das Geheimrezept .

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika VF

Einsatz, Idealismus, Einbau solcher Projekte in den laufenden Unterricht. 40-Stunden-Woche.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Briefing, Briefing, Briefing. Umstellung und Anpassung während des Zeitraums wie bei einem Theater.
Das als „Alltag“ dann noch verkaufen.
Mit 40-Stunden-Woche ist da eher nichts, wenn die Schulen angeblich nicht mehr Gelder und Personal (Ressourcen generell) zur Verfügung haben/hätten.

Zweifler
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Schreibt jemand, der “ universitär Lehrer ausbildet „. Wie darf ich mir das vorstellen ?
Wurden Sie hochgelobt oder arbeiteten Sie 80h die Woche, Ihren Ansprüchen entsprechend?
Sie können ja wirklich alles. Da muss sich jeder andere verstecken.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Antworten in der Reihenfolge:

Tut jeder ernsthafte Lehrer – ohne wird man nicht Lehrer – klappt nicht wegen der Schülerklientel und den zentralen Prüfungen – Hätte ich gerne auch ohne Projekte

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

40-Stunden-Woche?

Geht bei uns nur mit TZ, max. 10 Stunden. Darunter geht es kaum.

Wir sind keine offizielle Brennpunktschule, haben aber so viele dienstliche Dinge außerhalb des Unterrichts (nein, nicht Vorbereitung oder Nachbereitung, auch nicht Korrigieren…), dass wir von einer 40-Stunden-Woche träumen.

Und dabei sind wir verdammt gut aufgestellt, mit vielen engagierten Lehrkräften bestückt, haben 1 1/2 Schulsozialarbeiter:innen und …. viele überforderte Eltern, die sich nicht in der Lage sehen, sich um ihre Kinder zu kümmern.

Wir machen schon genug Werbung – mehr geht nur, wenn wir den Unterricht sausen lassen.

Was aus irgendeinem Grund nicht erlaubt ist….

So!?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

40-Stunden-Woche bei Teilzeit ;-)? In NRW beträgt die Wochenarbeitszeit für Vollzeitkräfte im übrigen 41 Stunden! Realistischer ist das Ergebnis von HH:
„In der letzten Arbeitsphase der Kommission wurden diese Zahlen noch einmal exakt berechnet. Die Jahresarbeitszeit beträgt danach 1770 Stunden und die Wochenarbeitszeit ca. 46,578 Stunden.“
https://www.hamburg.de/contentblob/58154/66d1d5e97e43c3ceebc4b24aa3d1adfb/data/anlage-009.pdf

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Alles vorhanden. Allerdings sind 40- Stunden Wochen aufgrund Einsatz und Idealismus trotz Teilzeit (19 Unterrichtsstunden) nicht zu schaffen – leider

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

„Einsatz“: Wenn man sich für jedes gesellschaftliche Problem verantwortlich fühlen will… wenn man die Landesschulgesetzte wörtlich nimmt, dann müsste es in der Gesellschaft eigentlichen keine Jobs mehr neben den Lehrkräften geben, denn die müssten dann wirklich ALLES übernehmen

„Idealismus“: Die Garantie für den Burnout nach spätestens 10 Jahren im Beruf. Aber kein Problem: Dann gibt’s ja „frische“ Seiten-, Quer- sowie sonstige Ein- und Aussteiger, notfalls auch mit oder ohne Bachelor mit oder ohne Schulfachbezug… so der Plan der Politik… muss man sich aber nicht zueigen machen…

„Einbau solcher Projekte in den laufenden Unterricht“: Und so macht sich das Lehrerlein die Welt, meine natürlich den Unterricht, so wie es ihm gefällt… wenn da nur die blöden curricularen Vorgaben mit ihrem Kompetenzgeschwurbel und die noch blöderen zentralen Lernstandsergebungen und zentralen Abschlussprüfungen nicht wären… die interessieren sich leider nicht für all die tollen Projekte, die in der Schule gelaufen sind…

„40-Stunden-Woche“: Natürlich IN der Schule… Korrekturen, Konferenzen, Fortbildungen, Unterrichtsvor- und -nachbereitung gehen extra… wozu gibt es schließlich Wochenenden, Feier- und Ferientage…

Nur die Gedanken eines „faulen S…“, bin leider keine „Super-Julia“…

Zweifler
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ob Super – „Julia“ wirklich Lehrerin ist und “ in universitärer Lehrerausbildung“ arbeitet ? Sie erscheint so konstruiert, wie dafür erdacht, LuL zu zeigen, wie unbrauchbare faule S sie sind…….
Einfach als Konstrukt, das noch keine Schule gesehen hat, übersehen.

Hesse
1 Jahr zuvor

Nicht eine Schule aus Hessen 🙂

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

To be or not to be …

Achin
1 Jahr zuvor

Unabhängig von der „Qualität“ der einzelnen Schulen:
Der „Deutsche Schulpreis“ gibt sich einen staatstragenden Anstrich, er wird aber zu 100 % von der privaten „Bosch-Stiftung“ finanziert. Wohl 99% aller deutschen Schulen haben noch nicht an dem Wettbewerb teilgenommen. Kann das Gemeinwohl deckungsgleich mit dem Interesse einer Konzernstiftung sein?

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

ZDF: Schulchaos in Deutschland: Warum gibt es nicht mehr Lehrer

https://youtu.be/sO8xymKpNxQ

Leviathan
1 Jahr zuvor

„Was sollen denn die Leute denken?“ scheint einer der treibenden Gedanken bei vielen Schulentwicklungen zu sein. Statt nach Hilfe zu Fragen, wird für die Außendarstellung das Problem vertuscht. Schulpreise und Leuchtturmprojekte tun da ihr übriges. Schön wäre ein besserer Durchschnitt an Schulqualität und nicht „das Glück“ einzelner an eine nach außen funktionierende Schule zu gehen.

Aber ich bin auch ein altes Dorfkind. Das „was sollen denn die Leute denken“ hat mich schon immer genervt. Und die Nachbarn, die akribisch meine Rasenlänge dokumentieren. Eigentlich hat mich das schon ganz gut auf Schule vorbereitet.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leviathan

Wer aneckt, bekommt nie einen Preis.