Nach dem Iglu-Schock: Erste Landesregierung erwägt eine „Kindergartenpflicht“ – für Fünfjährige mit Sprachproblemen

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STUTTGART. Immer mehr Grundschüler in Deutschland können schlecht lesen und schreiben. Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg ist sich einig, dass man viel früher ansetzen muss – im Kindergarten. Wird dafür die Schulpflicht vorgezogen?

Schulpflicht schon mit fünf? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Ergebnisse der letzten Bildungsstudien waren regelrecht niederschmetternd für das Land: Immer mehr Grundschüler erreichen die vorgeschriebenen Standards nicht mehr, haben Probleme beim Lesen, Schreiben, Rechnen und Zuhören. Erst am Dienstag ergab die sogenannte Iglu-Studie, dass jeder vierte Viertklässler in Deutschland beim Lesen nicht mehr das Mindestniveau erreicht. Nun wird in Baden-Württemberg über eine Idee diskutiert, die es in sich hat. Sie lautet: Wer als Vorschulkind Probleme mit der Sprache hat, muss früher in die Schule.

Die grün-schwarze Koalition zeigt sich jedenfalls offen für den Gedanken einer vorgezogenen Einschulung bei Sprachproblemen. «Ausschließen tue ich mal sicher gar nichts», sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. «Wie weit das konkretisiert wird, muss man dann sehen.» Derzeit würden bereits durchschnittlich rund 95 Prozent der Vorschulkinder einen Kindergarten besuchen, sagte er. Da müsse man schauen, wie man eine Verbindlichkeit herstelle. «Ob man dann formell die Schulpflicht ändert, muss man erstmal klären.» Das wäre dann auch vielmehr eine «Kindergartenpflicht», sagte Kretschmann.

«Da Sprachprobleme die größte Hürde für den Lernerfolg sind, müssen alle Kinder am ersten Schultag auf einem sprachlich vergleichbaren Niveau sein (Hamburger Modell)»

Der CDU-Landesvorstand hatte am Montag ein Positionspapier beschlossen, nach dem das Schulgesetz geändert und für Kinder mit Förderbedarf die Schulpflicht ein Jahr vor dem eigentlichen Schuleintritt eingeführt werden soll. Ein vorheriger Test zweieinhalb Jahre vor Schulbeginn sei dafür sinnvoll. «Da Sprachprobleme die größte Hürde für den Lernerfolg sind, müssen alle Kinder am ersten Schultag auf einem sprachlich vergleichbaren Niveau sein (Hamburger Modell)», heißt es darin.

Bis 2026 soll zudem mehr Geld in den Bereich der frühkindlichen Bildung fließen, heißt es weiter in dem Papier, damit dieser «als vorrangige bildungspolitische Aufgabe behandelt wird». «Politik heißt vor allem, Prioritäten zu setzen – unsere Priorität liegt ganz klar auf unseren Jüngsten», hatte CDU-Landeschef Thomas Strobl der «Südwest Presse» gesagt.

«Jede neue Idee wird aufgenommen, wenn sie praktikabel und zielführend ist», sagte Kretschmann am Dienstag. Die Vorschläge der CDU seien im Grundsatz richtig. Man müsse Sprachtests machen und daraus Konsequenzen ziehen für eine bessere Förderung. Die Schnittstelle zwischen Kindergarten und Grundschule sei entscheidend. Das Kabinett hatte sich vergangenes Jahr darauf verständig, ein landesweites Förderkonzept zu entwickeln. Wenn man früher bei einer Einschulungsuntersuchung Förderbedarf identifiziere, müsse man sehen, dass das auch verbindlich gefördert werde.

Auch Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) reagierte offen auf die Vorschläge. «Wir haben immer gesagt, auf den Anfang kommt es an. Ich freue mich, dass der Koalitionspartner das genauso sieht, wir ziehen da an einem Strang», erklärte die Grünen-Politikerin. Schopper betonte in einem Interview mit «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» am Dienstag, dass sie die Grundschule ins Zentrum ihrer Schulpolitik stellen werde. «Da lasse ich auch nicht mehr locker.» Zur Personallage sagte Schopper den Blättern: «Es bleibt dabei, dass wir eine Durststrecke von schätzungsweise zehn Jahren vor uns haben.» News4teachers / mit Material der dpa

Iglu-Studie: Philologen fordern verpflichtendes Vorschuljahr, um Kinder besser vorzubereiten

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Lehrer
10 Monate zuvor

Das gehört aber unbedingt in die Hand der Schulen. Sprachförderung durch Kindergärtnerin ist schon viel zu oft gescheitert!

emma
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Ich hoffe, das ist sarkastisch gemeint. Ich kenne hervorragende Sprachförderung in Kindergärten. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  emma

Warum soll Siammsen seine Worte sarkastisch gemeint haben? In jedem Beruf gibt es erheblich unterschiedlich geeignete Fachkräfte. Ich fand die Sprachförderung in den Kitas in NRW nirgendwo „hervorragend“. Mir kam sie meist eher mittelmäßig vor, aber manchmal auch wirklich nicht gut genug.

1997 war ich entsetzt über das Niveau eines Zertifikatskurses zur Sprachförderkraft. Der Ausbildungsleiter ließ die Schülerinnen mit Chiffontüchern tänzeln und es wurde wiederholt, was wir an der Erzieherfachschule gelernt haben, um zuerst staatlich anerkannte und später staatlich geprüfte Erzieherin werden zu können.

Ich halte mich jetzt zurück, um nicht sarkastisch zu werden. Wegen des Schulunterrichts für Erwachsene. Auch da könnte angesetzt werden, wenn man erreichen möchte, dass Kinder besser gefördert werden.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Mit „mittelmäßig“ möchte ich die Arbeit anderer selbstverständlich nicht herabsetzen. Mit mittelmäßig meine ich, dass eine akzeptable Leistung erbracht wurde. Also das, was man erwarten kann und nicht mehr. Eine Leistung, mit der man selbst auch zufrieden sein könnte! Grandiose Höchstleistungen kommen eher selten vor.

Lehrer
10 Monate zuvor
Antwortet  emma

Nein. Realistische Erfahrung.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  emma

Und wo bitte stimmen die Rahmenbedingungen?

Ich kannte eine solide, unaufdringliche Sprachförderung durch aufmerksames Zuhören und behutsames Verbessern. Es wurde zwar am Tisch Memory gespielt, aber man ging nicht davon aus, dass man mit den neuesten Bildkärtchen eine effektive Sprachförderung auf die Reihe bekommen würde.

Die Farben, Kleidungsstücke, Lebensmittel und Gegenstände aller Art lernen Kinder im Alltag, so wie sie sie zum besseren Verständnis ihres Alltags brauchen – und bestimmt manchmal etwas früher durch den verschulten Einsatz von Bildkärtchen. Aber wann sagt man Lücke, Loch, Ritze oder Riss? Was sich nur fühlen, riechen oder hören lässt, kann man natürlich durch Kim-Spiele „trainieren“, aber werden Kinder zu sehr gefordert und gefördert, entstehen auch Erfahrungs- und Wissenslücken, weil man Kindern zu wenig Zeit für sich selbst gelassen hat.

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Wir sollten uns fragen, was wir Kindern vorenthalten, wenn wir zulassen, dass sie sich über viele Stunden des Tages in großen Gruppen aufhalten müssen.

Wie viele Kitas habem Ihrer Schätzung nach denn Rahmenbedingungen die stimmen – und wie viele gibt es, die trotz unzureichender Rahmenbedingungen noch eine Sprachförderung bieten können, die Kindern einen guten Start in der Schule ermöglicht?

simmiansen
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Wie oben zu lesen: Es geht um die VorSCHULE, keinen Kindergartenbesuch, auch wenn der so manchem Kind gut tun würde – unter normalen Bedingungen, versteht sich!
Vorschule gehört in Lehrerhand, allerdings in dafür ausgebildete.
Spätestens hier befinden wir uns bestimmt in Wolkenkuckucksheim!

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  simmiansen

Mit guten Geschichten und Sachbüchern für Kinder kann man so viel erreichen, damit Kinder sich auf das Lesen und die Schule freuen. Bildend sind gute Bücher allemal. – Aber was uns Erziehern manchmal als „Fachliteratur“ angeboten wird, spottet jeder Beschreibung. Und diese Kritik bezieht sich nicht nur auf den Verlag, dessen Name schon mal von kritischen Leuten zu „Ökodoofia“ umgemodelt wurde.
Wer es nicht glauben möchte, kann sich mal Sprachförderprogramme, Bücher und Arbeitsmappen ansehen, die fix nach dem die Bildungspläne geschaffen wurden. Nur ein Link: https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/schule-und-unterricht/foerdermaterialien/4399/keiner-ist-so-schlau-wie-ich-i

simmiansen
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich stimme Ihnen zu – bis auf das Verständnis von Vorschule, das täglichen, altersgerechten UNTERRICHT beinhaltet. Vor Jahren waren das täglich 4 Stunden. Wie es momentan läuft, weiß ich nicht.
Das ist durch einen Kindergarten nun wirklich nicht zu leisten.

Wünschenswert wäre allerdings, dass die Kindergärten wieder Ressourcen für ihre eigentliche Erziehungs- und Bildungsarbeit bekämen – ganz zu schwiegen von vielen ideologischen Hemmnissen,
die u.a. zu der extremen Altersspreizung in den Gruppen führte, das Beobachten der Kinderentwicklung vor die Unterbreitung von Angeboten zur Entwicklungsförderung stellte, offene Gruppen forcierte, so dass Kinder jahrelang Angebote vermeiden können, die ihnen nicht gefallen oder so usw.

Das würde bestimmt so manche Vorklasse verkleinern. Mal ketzerisch angemerkt.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  simmiansen

Ich stimme Ihnen ebenfalls zu. Städte und Gemeinden ordnen manchmal als Träger die Arbeit in offenen Gruppen an. So lässt sich Personal- und erst recht Fachkräftemangel besser verschleiern. In großen Kitas verlieren Eltern oft den Überblick, schaffen es aber gerade deswegen, sich zur Krönung der Misere alles schönzureden. Kindern kann man es nicht verübeln, wenn sie bevorzugt in der Nähe der Erzieher sind, die sie besonders mögen. Diese sind dann aufgrund ihrer Beliebtheit überfordert und die weniger beliebten können sich einreden, dass sie pädagogisch konsequenter wären und die anderen sich nur an die Kinder anbiedern würden. Manchmal stammen die schönsten, liebevollsten Bildungsdokumentationen der Kinder von den Fachkräften, die den wenigsten Kontakt zu den Kindern haben! Entlassen werden kann ja ohnehin niemand. Ohne die finanziellen Verbesserungen hätten vermutlich angesichts der jetzt wirklich von allen zu stemmenden, zu großen Arbeitsbelastung, mehr berufsmüde ErzieherInnen gekündigt. Wir stecken in einem Dilemma. Jetzt werden auch psychisch überhaupt nicht labile Fachkräfte in den Burnout getrieben.

Ich kann nur für wenige Kinder eine Vorschule befürworten, weil ich die etablierten Förderprogramme nie ernst genommen habe und mehr darauf geachtet habe, nichts, aber auch gar nichts für den schönen Schein zu tun. Da bereits in Grundschulen der Übergang vom Kindergarten zur Schule so gestaltet wird, dass Kinder den neuen Lebensabschnitt nicht als bedrohlich empfinden, bin ich überzeugt, dass Vorschulen bedürftigen Kindern sehr wohl helfen können und ihnen nicht schaden. Allerdings kenne ich auch ErzieherInnen, die sich wunderbar auf Autisten einstellen können und die Schulerfolge mancher Heimkinder sind auch oft Erziehern oder Sozualpädagogen zu verdanken, die intuitiv erfasst haben, was die Kinder gebraucht haben, um besser lernen zu können.

Schade finde ich, dass Kinder, die zur Vorschule gehen, manchmal mitbekommen, dass sie „nicht so gut“ wie andere Kinder wären.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Meine Tochter ist Erzieherin und hat an einer sehr teuren, zeitintensiven (über Monate nach Feierabend und am Wochenende) und arbeitsintensiven Fortbildung an der PH für Sprachförderung teilgenommen und musste für das Zertifikat Leistungsnachweise erbringen. Leider ist ihre Gruppe überfüllt, die KiTa ist unterbesetzt, ihr fehlt leider die Zeit und der Raum, betroffene Kinder zu fördern.
Ich bin Lehrerin und kann Ihnen nur sagen, dass ich NICHT das Know-how hätte, bei meinen SuS eine Sprachförderung durchzuführen.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Darf ich fragen, wie hoch war die Durchfallquote bei den verschiedenen Fortbildungen ihrer Tochter war? Bei der Führerscheinprüfung fallen immer Prüflinge durch, beim Jagdschein sogar besonders viele. Aber üblicherweise bekommen fortgebildete ErzieherInnen am Ende alle ein Zertifikat…

Kann es nicht sein, dass Ihre Tochter durch Sie und andere Familienmitglieder schon recht gut gelernt hat, wie man Kinder sprachlich fördert? Eine gute Grundlage als Basis aus der eigenen Kindheit kann helfen, aus den Erfahrungen schnell zu lernen, wie man geschickt und vorbildhaft auf Kinder eingeht.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ich weiß nicht, wie viel durchgefallen sind.
Sicherlich verfügt meine Tochter durch ihre Sozialisation über einen guten Wortschatz, aber Strategien, wie man einem entweder sprachlich retardiertem Kind oder einem Kind mit Migrationshintergrund und defizitärem Sprachschatz das Sprechen beibringen kann, hat sie in der Familie nicht gelernt.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Mit Fortbildungen, die online stattfinden, kenne ich mich leider nicht aus, aber bei Präsenzversanstaltungen war es üblicherweise so, dass alle, die regelmäßig an einer längeren Fortbildung teilnahmen, ein Zertifikat über das erfolgreiche Bestehen bekamen. Wer schon früh nicht mehr hinging, war meist unzufrieden und bekam natürlich keine Urkunde. – Eigentlich fiel nie jemand durch.

Selbstverständlich gibt es auch sehr gute Fortbildungen, so wie es auch gute Fachbücher gibt. Aber es gibt auch das Gegenteil.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Meine Tochter musste eine Präsentation halten und eine schriftliche Ausarbeitung abgeben.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Die beste Sprachförderung für Kinder findet für mich immer noch im Alltag statt. Wenn kein Schall wabert und Kinder die Endungen verstehen können, wenn Kleinkinder (möglichst daheim) Fingerspiele und Reime durch Menschen kennenlernen, die zu ihnen einen innigen, liebevollen Blickkontakt haben. Und sobald die Kinder älter sind, sollte Erzieher und Lehrer mal drüber nachdenken, wie peinlich der „Leise- oder Schweigefuchs“ sind. Oder dieses „Wir nehmen jetzt alle unserern Schlüssel und dann schließen wir uns den Mund ab.“

In guten integrativen Kitas haben Logopäden oder andere Fachkräfte Kinder mit besonderem Förderbedarf meist mit einem oder zwei Spielpartnern an ihrer Förderung teilnehmen lassen. – Leider wurden auch kleine, integrative Kitas schon kaputtgespart und die Kinder, die in einer kleinen, integrativen Kita besser hätten gefördert werden können, kommen nun mit einer persönlichen Assistenz (meist unausgebildet) in den Kindergarten.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

„[…] wenn Kleinkinder (möglichst daheim) Fingerspiele und Reime durch Menschen kennenlernen, die zu ihnen einen innigen, liebevollen Blickkontakt haben.“
Ja. Aber genau da liegt doch der Hase im Pfeffer!!! Was nutzt es, wenn einem nicht deutsch sprechenden Kind zuhause in einer anderen Sprache Fingerspiele beigebracht werden? Was nutzt es, wenn (auch deutsch sprechende!) Kinder zuhause keine Zuwendung bekommen, keine Fingerspiele gemacht werden, sondern mit dem Daddelteil ruhiggestellt werden? Wenn die Eltern selbst unartikuliert mit schmalem Wortschatz mit dem Kind (manchmal) sprechen?
Meine Tochter arbeitet übrigens in einer integrativen KiTa. Die Gruppen sind überfüllt, es gibt keine Logopäden. Die kämpfen täglich ums Überleben. Bildungsangebote in Kleingruppen oder. gezielte Sprachförderung ist nicht nachhaltig möglich.
Ich kann Ihre Auslassung über die Qualität der Fortbildung und über die Qualität der Fortgebildenden in diesem Zusammenhang nicht ganz nachvollziehen. Übrigens: Für mich stellt eine Fortbildung an der PH mit ausgebildetem Fachpersonal eine bessere Alternative dar als ungelernte Hilfskräfte, die VIELLEICHT Fingerspiele kennen, vielleicht aber artikuliert sprechen können, aber keine Fingerspiele kennen und den Kindern möglicherweise nicht in die Augen schauen.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Lehrkräfte wissen, dass Kinder auch für ihre Lehrer und Lehrerinnen lernen und sich anstrengen, wenn sie diese mögen. Bei Kleinkindern ist es eigentlich nicht anders. Doch Schichtdienst und Personalfluktuation überfordern sie.

Wenn Kinder, für die Deutsch die Zweit- oder Drittsprache ist, eine Sprache gut gelernt haben, fällt es ihnen in der Regel viel leichter, eine neue Sprache schnell und gut zu erlernen. Deshalb sagen Fachkräfte auch öfter zu Eltern mit Migrationshintergrund, das sie mit ihren Kindern ruhig viel in ihrer Sprache sprechen sollen.

SanSan
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

So traurig diese Realität ist… So wahr ist sie leider auch. Wir sind ja schon froh, wenn es ein Tag ohne Verletzungen gibt

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Außerdem ist es m.E. zu spät, wenn man erst in der Schule anfängt, die Kindlein zu fördern.
I

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Da kenne ich sehr viele Gegenbeispiele. Ich habe in einem emanzipatorischen Mädchentreff gearbeitet. Bevor der Besuch einer OGS üblich wurde, war bei uns die Hausaufgabenhilfe auf Wunsch der Mädchen ein Schwerpunkt. Die Erfolge sprachen sich rum. Einige Male wurden spätere Stammbesucherinnen von ihren Eltern zu uns gebracht, nachdem ihre Tocher auf eine damals noch so genannte „Sonderschule“ gehen sollte. Keines der Mädchen kam dort hin. Mit Geduld und viel Lob erreichten die Kinder ausnahmslos ihr Klassenziel. Einige haben später sogar studiert. – Für mich war es anfangs ungewohnt, immer auf die Stärken aufmerksam zu machen und zu loben. Aber es erwies sich als sehr werkungsvoll und je mehr wir den Kindern wirklich zugetraut haben, um so besser wurden ihre Schulleistungen.

Astrid Lindgren hat es zu einer Zeit zum Ausdruck gebracht, als bei uns das Schlagen von Kindern noch nicht verboten war: „Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln,“
Wollen wir Kinder immerzu auf ein gleiches Niveau bringen, verpassen wir ihnen „Seelenprügel“.

Ale
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Na ja,
gleichzeitig hat man doch verlängert, dass 1 Fachkraft durch eine Nichtfachkraft ersetzt werden darf (temporär) und längerfristig eine Fachkraft durch 2 Nichtfachkräfte. Finde den Fehler!

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Achja, ich erinnere mich noch gut, wie ich in der Schule zu sprechen lernte.
Wir könnten auch die Kindergärten RICHTIG ausstatten und wie Bildungseinrichtungen behandeln – die sie sind.
Aber das kostet Geld und ist unbequem. Wer will das schon
Stattdessen halten wir ab sofort genau fest, wie oft und wie sehr wir die Kinder im Stich lassen

Lehrer
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Kindergärten sind Bildungseinrichtungen????? Selten so gelacht!

Emil
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Beobachtung heute morgen: kiddies spielen, eine Kindergärtnerin lehnt am Haus, eine andere mit Händen in den Hosentaschen.
Bildung????? Ja ne, ist klar!

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Emil

Hallo Emil,
Ihre damalige „Kindergärtnerin“ möchte Sie und Ihre Eltern zum Gespräch einladen. Dringend. Es geht um Fremd- und Eigenwahrnehmung und faires Spielen miteinander.

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
DerechteNorden
10 Monate zuvor
Antwortet  Emil

Ach so, Hände in den Hosentaschen haben und sich irgendwo anlehnen gehen nicht, wenn man in Bildung tätig ist? Das erzähle ich mal meinen Kolleg*innen in meiner GemS. Die werden genau wie ich wohl sofort kündigen. Mann, sind wir alle schlecht!
Was geht denn noch alles nicht?

NichtErnstZuNehmen
10 Monate zuvor
Antwortet  Emil

Die gleiche Beobachtung kann man sicher auch in eurem Unterricht machen, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt.

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Emil

Ach, da haben Kinder morgens „gespielt“???!!! Igitt, igitt, igitt. Und Erzieherinnen haben mit den „Händen in der Hosentasche“!!! und „an der Wand lehnend“!!! zugesehen???!!!
Skandal! Verklagt die blöden Weiber. Kinder haben nicht zu spielen! Kinder haben sich von morgens bis abends gefälligst SINNVOLL und PÄDAGOGISCH HOCHWERTIG von ERWACHSENEN ANGELEITET dem Lernen zu widmen.
Kinder lernen beim Spielen nämlich ABSOLUT NICHTS.
Die müssen da nicht miteinander kommunizieren. Deshalb lernen sie da sprachlich schon mal gar nix. Auch motorisch, ob grob oder fein, wird beim Spielen üüüüüüüüüberhaupt nix trainiert.
Freies Spielen, ohne Anleitung von Erwachsenen sollte in Kindergärten alleallerallerstrengstens verboten werden. Und wenn die blöden Weiber da das nächstemal mit Händen in den Hosentaschen rumstehen, anstatt die lieben Kindelein gezielt zu fördern, dann hackt ihnen die Hände ab. Oder verbietet zumindest Hosen mit Taschen in der Kita.

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Volle Zustimmung! 😉

Besser wäre natürlich, Programm pur, so dass Du das Elend gar nicht so mitkriegst…..

Lieber Emil, diese Beobachtungszeit “ an der Wand “ bringt sehr viel – Sozialverhalten und Sprache, Logik, Kreativität sind im Spiel gut zu erkennen…..wenn man will.

Mona
10 Monate zuvor
Antwortet  Emil

Ach, der Emil wieder. Immer noch bei „vollständiger Induktion für Depperle“ (1 -> alle, immer) hängen geblieben? Ich hatte so sehr gehofft, du hättest so langsam mal deine Mathekenntnisse etwas aufgefrischt und den Horizont erweitert. Oder langt dafür dein Niveau nicht?

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Mona

Immer wenn sich die Gelegenheit ergibt, auf Erzieherinnen einzudreschen, kriecht der Emil aus seinem Loch und packt die Keule aus.
Müßte man eigentlich ignorieren.
Aber tun wir ihm halt den Gefallen. Ärgern wir uns. Wenn es dem kleinen Emil dann besser geht, hat sich die Mühe doch gelohnt. Ich helf da gerne. 😉

Bayer
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Keine Keule, ist wohl ein Fernglas oder Hochleistungsfernrohr – so dass er die Blümchen auf den Kaffeetassen der dauerkaffeetrinkenden Betreuer*innen sofort hier vermelden kann.

Man könnte meinen, es liege ein frühes Kigatrauma vor oder der fS-Ruf der LuL muss jetzt für alle im päd. Gewerbe gelten – wellcome to the Club, Marion. 😉

TaMu
10 Monate zuvor
Antwortet  Emil

Das freie Spiel ohne Anleitung mit gleichzeitiger Beaufsichtigung für die Sicherheit sind ein wesentlicher Bestandteil in der kognitiven Entwicklung der Kinder.
Durch reines Beobachten der frei spielenden Kinder fallen die Stärken und Schwächen auf, die bei Gelegenheit wieder gefördert oder korrigiert werden. Beobachten geht am besten von einem ruhigen Platz etwas abseits, gerne in entspannter Haltung und mit den Händen in den Hosentaschen.
Sie haben also etwas völlig Gesundes und Förderliches beobachtet.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Definiere Bildung ohne Großkopfeterei. Ganze Sätze, sonst Punkte weg.

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Na ja, wenn ich die Bildungsangebote anschaue, dann sind das kleine Unterrichtsstunden, die vorbereitet werden. Die Bildungsangebote meiner Tochter hatten in ihrer Ausbildungsphase die Qualität von Unterrichtsentwürfen der Primarstufe. Ja, da hab ich dann nicht mehr gelacht, als ich das Korrekturlesen musste. Übrigens haben die meisten Kitas einen Planungstag NACH einem 8 stündigen Arbeitstag einmal in der Woche. Und thematisiert werden da auch die Bildungsangebote der Woche.
Wenn man aber jetzt Hinz und Kunz in die Kitas holt, ja, dann wird halt die bisherige Qualität möglicherweise leiden. Wie eben in anderen Bereichen auch.

Sandra
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Bei Rahmenbedingungen nahezu 100% Migrationshintergrund in einer Gruppe – 27 Kinder – 1 Erzieherin(!) als einziges Sprachvorbild – da KANN keine hervorragende Sprachförderung stattfinden. Da ist es auch egal wie kompetent die Kollegin vor Ort ist und es ist auch egal, ob es sich um eine Lehrkraft oder pädagogische Fachkraft handelt.
Erzieher*innen sind für ihre Tätigkeit hochqualifiziert, so wie die Lehrkräfte für ihre Aufgaben.
WIR müssen mit dem Berufbashing aufhören und an die Wurzeln des Problems gehen. Unzureichende Rahmenbedingungen mit überforderten Fach- und Lehrkräften. Es ist zu einfach, die Schuld dem jeweils anderen zuzuschieben.

Ach ja: ich kann beide Seiten beurteilen.

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Sandra

Ich kenne auch mehrere Seiten und bin deshalb unbedingt für Selbstkritik an der eigenen Arbeit und auch für fundierte Kritik an der Arbeit der eigenen Berufsgruppe. Pausschalob wird keinem der genannten Berufe gerecht. Es ist das Gegenteil von „Berufsbashing“.

Wir können nicht mehr leugnen, dass der Erziehermangel dazu geführt hat, dass ungeeignete Begtreuer im Berufsfeld landen und dort verbleiben. Der Mordfall Greta hat gezeigt, dass eine in der Praxis stets als unempathisch und ungeeignet empfundene Kollegin trotz des Fehlens akzeptabler Arbeitszeugnisse immer wieder eine Stelle beommen konnte. In Viersen bekundete die Bürgermeisterin, dass es heute normal sei, keine Arbeitszeugnisse mehr zu lesen. Laut Wegemann sollen sie ohnehin nicht mehr aussagekräftig sein. Sie sprach von „Warrebällchen“…

Mam muss nur Pressemeldungen und Gerichtsurteile zur Kenntnis nehmen, um erkennen zu können, dass
wir uns mit Pauschllob nur beweihräuchern und ausblenden, dass es zum Hellfeld noch das Dunkelfeld der Vorfälle gibt, die nicht an die Öffentlichkeu dringen.

„WIR müssen mit dem Berufbashing aufhören und an die Wurzeln des Problems gehen. Unzureichende Rahmenbedingungen mit überforderten Fach- und Lehrkräften.“

Was ist eigentlich „Berufsbashing“? Außer Selbstkritik ist doch wohl auch die Kritik an der Leitung oder dem Team etwas, was ausgesprochen werden darf. Wir sind Teil der Rahmenbedingungen und was den Alltag in Kitas angeht wohl vor Politkern die „Verantwortlichen“.

Ça me fatigue
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Das Problem beginnt doch schon viel früher: die von der Krankenkasse verschriebenen Geburtsvorbereitungskurse sollten auf beide Elternteile ausgeweitet werden.

Es sollte ein Erziehungsseminar mit praktischen Übungen dabei sein und für alle, die das wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht verstehen, ein Deutschkurs … beides mit Erwerb eines Zertifikats (also Prüfung am Ende) …. wie lese ich Elternbriefe, wie funktioniert unser Schulsystem, wie schreibe ich Briefe, wie verfasse ich Mails (Umgangsformen, Höflichkeit), wie vermittle ich das meinen Kindern, wer haftet bei Missbrauch von Whatsapp durch unter 16- jährige usw.

Wenn man alles unterbringen möchte, ist das ein langes Seminar, das pber die Geburt hinausgeht.

ysnp
10 Monate zuvor

Vor ca. 35 Jahren war ich in Stuttgart. Da hatten wir eine der Schule angegliederte Vorschule für zurückgestellte Kinder. So weit ich mich erinnere, waren dort Lehrkräfte und andere Berufe vertreten.
In Bayern haben wir schulvorbereitende Einrichtungen, wo mehre Berufe sich um die Kinder kümmern. Der Besuch ist dort freiwillig und auf Empfehlung, die Platze sind rar.

Nachdem es immer mehr Kindern bei der Einschulung an vielen Grundlagen fehlt, muss man hier etwas installieren, das verbindlich ist: Entweder verpflichtenden Kinderplanbesuch mit verpflichtendem „Lehrplan“ z. B. in den letzten beiden Jahren vor derEinschulung oder im letzten Jahr vor der Schule eine Schulvorbereitungsklasse, die auf bestimmte Weise verbindlich ist. Deutsch als Zweitsprache muss eine gesonderte Förderung erhalten und ebenfalls verbindlich sein (wird in Bayern bereits ab dem Kindergarten von Lehrern durchgeführt).

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  ysnp

Kostet leider alles Geld und Personal. Deshalb wird eine Pflicht in BW „erwogen“. Klingt gut und vermittelt Betriebsamkeit….Bildung, Schüler, Kinder sind nichts wert. Das sieht man seit Jahrzehnten. Warum sollte sich das jetzt, in Zeiten klammer Kassen und eines eklatanten Fachkräftemangels plötzlich ändern?
Beschwichtigen, erwägen, laut denken… darin zeichnet sich die aktuelle Landesregierung und unser Landesvater hervorragend aus.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor
Antwortet  Konfutse

Ich erwäge z.B. auch, dass man vielleicht neben Geld, gutem Personal, passender Qualifikation auch mehr Räume dafür brauchen könnte, oder man geht eben auf home pre-schooling … ich glaub, ich merk schon, dass ich was spür.

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Oberkrämer
10 Monate zuvor

Wenn das nur für 5-Jährige mit Sprachproblemen ist, ist es praktisch schon gescheitert. Dann kann man sich eh herummogeln, dass das Kind angeblich oder nach Gefälligkeit keine Sprachschwierigkeiten habe, wenn man es nicht in den Kindergarten schicken will. Und wenn es irgendwelche Tests gibt, kann man sie strenger und milder machen, sodass mehr oder weniger Kinder „durchs Netz“ fallen. Das ist alles schon wieder gescheitert, bevor es ausgesprochen wurde.

Ragnar Danneskjoeld
10 Monate zuvor

Wenn 95% aller Vorschulkinder den Kindergarten besuchen, dann sollte es theoretisch doch keine wesentlichen Sprachprobleme geben – nur gibt es sie praktisch eben doch.
Da stellt sich die Frage, ob die aktuelle Ausbildung zur Erzieher*in wirklich ausreicht, das nötige Maß an Diagnose- und Förderkompetenz zu vermitteln.

Last edited 10 Monate zuvor by Ragnar Danneskjoeld
Lehrer
10 Monate zuvor

Wir bilden Erzieher der nahen Schule für Erzieher aus. Das Niveau: Unterirdisch. Da wundert einen gar nichts mehr….

NichtErnstZuNehmen
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Das Niveau des Unterrichts liegt aber schon immer noch am Lehrer.

A.J. Wiedenhammer
10 Monate zuvor

Nein, nicht nur.

Mona
10 Monate zuvor
Antwortet  Lehrer

Liegt ja vielleicht an so unterirdischen Ausbildern wie dir, „Lehrer“?

Konfutse
10 Monate zuvor
Antwortet  Mona

Ich verstehe Lehrers Kommentar anders: Leider ist es so, dass durch die Nivellierung der Abschlüsse und das Nichteinfordern oder Nichteinlösen von Primärtugenden (von den Eltern auch oft unterstützt) leider junge Menschen aus den Schulen entlassen werden, die nicht ausbildungsfähig sind. Dieses Problem haben wir seit einigen wenigen Jahren, verschärft sich auch immer mehr. Daraus resultiert unser Fachkräftemangel. Ich werde von Ärzten, bei denen ich als Patient sitze, schon angesprochen, ob ich an meiner Schule nicht jemanden hätte, der halbwegs was taugt und zu dem evtl. der Job als Sprechstundenhilfe passen könnte. Mir wurde sogar schon ein „Kopfgeld“ angeboten.
Ich muss SuS einen Abschluss hinterherschmeißen, die seit 2 Jahren eine 3-4 Tagewoche hatten (teilweise schon viel) und die Schule als Betreuungsanstalt von ihnen und deren Eltern gesehen wurde.
Die Prüfungen sind auf einem dermaßen niederen Niveau, dass man sogar ohne fundierte (Recht)schreibkenntnisse eine 4 in der Deutschprüfung schaffen kann, obwohl der Schüler weder einfache Texte versteht noch einen einzigen Satz fehlerfrei und inhaltlich nachvollziehbar verfassen kann.
Dann kommen diese Kindlein, gewohnt eine 3-4 Tagewoche gehabt zu haben, teilweise Gleitzeit, oft mit einem völlig leistungsungebundenem Selbstbewusstsein in eine weiterführende Schule oder Lehrstelle und die Ausbilder gucken blöd aus der Wäsche und wundern sich, wie so jemand überhaupt einen Abschluss geschafft hat.
Übrigens: Diese Kinder kriegen dann auch mal Kinder und erziehen diese auch…das wird spannend.

petra
10 Monate zuvor

Oder es ausreichend Erzieher gibt, welche Zeit haben die Kinder beim Deutschlernen zu unterstützen?

Blau
10 Monate zuvor

Wieso nicht gleich wie in Frankreich?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/%C3%89cole_maternelle

Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Mometan kann der Staat es sich angesichts des Erziehernabgels nicht leisten. Obwohl: Die dreijährigen Schüler der école maternelle, die noch Windeln brauchen, wickeln sich vermutlich auch noch nicht selbst. Und so eine Pflicht, die ein Eingriff in die Rechte der Kinder und ihrer Eltern ist, würden auch bei uns viele dulden.

Macron fand wohl auch die Hoheit über den Kinderbetten erstrebenswert.

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Blau

Gut. Das nehm ich jetzt mal ernst.
In ihrem link steht, daß in französischen Kindergärten auch Frontalunterricht stattfindet und sehr großer Wert auf Ordnung und Disziplin gelegt wird.
Wie geht das dann jetzt genau zusammen, mit der bei uns vehement eingeforderten individuellen Förderung, die Kindern die Freiheit läßt, selbst zu entscheiden, wann sie sich womit, mit wem, wie lange in ihrem eigenen Tempo beschäftigen und gar niemals nicht zu irgendetwas gedrängt, gezwungen oder überredet werden dürfen?
Würde ich das machen, was sie hier empfehlen, würde ich von deutschen Erziehungsexperten wegen „autoritärer Erziehungsmethoden und Mißachtung des kindlichen Willens“ geteert, gefedert und gevierteilt.
Im Übrigen halte ich Frontalunterricht im Kindergartenkinder für völlig indiskutabel. Ich kann mir nicht vorstellen, daß in Frankreich die Dreijährigen artig in ihren Bänkchen sitzen, während Frau Lehrerin vorne Erbauliches zum Besten gibt. So funktioniert Lernen mit kleinen Kindern nicht.
Ich bin schon grundsätzlich auch dafür, daß Kinder lernen sich an Regeln zu halten und ein gewisses Maß an Respekt gegenüber anderen Menschen an den Tag zu legen.
Beim milden Lächeln, das manche Eltern zeigen, wenn der vierjährige Nachwuchs sie als „blödeMama“ oder „blöder Papa“ betitelt, treibt mir jedes mal die Fremdschämröte ins Gesicht. Aber eine totale „Verschulung“ der Kindheit schon ab drei Jahren lehne ich aus tiefstem Herzen ab.
Ich bin der Überzeugung, das Kinder heute nicht mehr, von Erwachsenen angeleitete, Beschäftigung brauchen, sondern wieder mehr freie Kindheit mit ein bißchen Wildheit und Anarchie, fern von eingezäunten, eigens für sie entwickelten Spielflächen, wo sie bei jedem leisesten Hauch einer potenziellen Gefahr, beim leisesten Hauch von Risikobereitschaft vom wachsamen pädagogischen Personal, zur Raison gebracht werden.
ES LEBE PIPPI LANGSTRUMPF, MICHEL AUS LÖNBEBERGA, KASPERL, SEPPEL UND DER RÄUBER HOTZENPLOTZ.
Ach ja, und PUMUCKL und DIE OLCHIES!

Marion
10 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Übrigens, der Widerspruch, der sich hier auftut:
Einerseits Kinder, die immerzu selbst entscheiden können und nie was müssen und andererseits ständige Überwachung und Anleitung durch Erwachsene, sowie sofortiges Einschreiten, wenn Kinder mal etwas „wagen“, der existiert wirklich so in den Kitas.
Es gibt unterschiedliche Beschäftigungsangebote oder „Projektgruppen“, wo jedes Kind selbst entscheidet, ob und wobei es mitmachen will.
Das führt dann dazu, daß Klein-Hanno in der ersten Klasse keine Ahnung hat, wie man mit einer Schere umgeht.
Wenn aber die kleine Anna im Garten mal austesten will, wie weit sie sich auf den Baum hinauf klettern traut, dann entscheidet selbstverständlich das pädagogische Aufsichtspersonal ganz individuell, wo die Risikobereitschaft endet.
Und zwar nicht individuell nach der „Traute“ der kleinen Anna, sondern nach der eigenen.
Bei der Erzieherin mit der Höhenangst endet das Abenteuer regelmäßig bereits am Fuß des Baumstamms.
„Auf Bäume klettern ist halt einfach zu gefährlich „

Angelika Mauel
10 Monate zuvor

Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. – In diesem Sinne bin ich gegen eine Kindergartenpflicht. Seit Kinder zwischen eins und sechs in einer Gruppe betreut werden, muss zwingend mehr auf die Kleinsten eingegangen werden. Darüber kommt dann die solide Förderung der älteren Kinder, die es früher einmal gab, zu kurz.

Solange Öffnungszeiten der Kitas nicht verlässlich eingehalten werden und Träger sich das Personal nicht mehr aussuchen können, sondern nehmen müssen, wenn sie kriegen können, finde ich es schon dreist, wenn Politiker das Wort „Kindergartenpflicht“ in den Mund nehmen.

Anne
10 Monate zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Tja, wo es eine Pflicht für die Älteren gibt, ist leider für die Jüngsten kein Platz mehr. Damit erledigt sich auch das Problem der intensiveren Betreuung.

Dil Uhlenspiegel
10 Monate zuvor

Selbststempler „Hausaufgaben nicht gemacht“

https://shop.4teachers.de/Selbststempler-Hausaufgaben-nicht-gemacht

(Denkbare Bezüge zum Artikelthema sind rein zufällig.)

Last edited 10 Monate zuvor by Dil Uhlenspiegel
Angelika Mauel
10 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Gibt es den Spruch auch für Sakkos und Blazer? Und dann eine Uniformpflicht für Abgeordnete…

Gelbe Tulpe
10 Monate zuvor

Noch mehr Schule. Die armen Kinder. Am Ende können sie noch weniger, weil sie noch mehr an Informationsüberflutung leiden.

Rainer Zufall
10 Monate zuvor

Es wird nichts ausgeschlossen, solange es nichts kostet, keine größere Veränderung erfordert und auf die Schwächsten in der Gesellschaft abgewälzt werden kann.
Weiter so

petra
10 Monate zuvor

Und wenn die Kinder im Kindergarten auch nicht richtig Deutsch lernen?
Ich kenn da ein Kind, das betroffen ist. Und vor der Schule musste es keinen Sprachtest machen, da es ja im Kindergarten war.
Wichtig wäre ein verpflichtender Sprachtest, für alle Kinder die eingeschult werden.
Dann weiß die Schule wenigstens vorher Bescheid und kann mit Förderunterricht oder ähnlichem helfen.

Schade
10 Monate zuvor
Antwortet  petra

Danke petra,
dies sind auch meine Bedenken. Wie will man denn z.B. in sozialen Brennpunkten sicherstellen, dass die Kinder sich tatsächlich bis zur Einschulung sprachlich ausreichend weit entwickelt haben? Im Extremfall sind die ErzieherInnen ja die einzigen sprachlichen Vorbilder – das wird nicht reichen!
In unserer Region gibt es auch das Phänomen, dass Kitaplätze von einigen Familien zwar angenommen werden (Kostenübernahme vom Amt), die Kinder aber nur sehr sporadisch in der Kita erscheinen (krank, Eltern krank, verreist, zu müde, was auch immer), so dass der Sprachstand der Kinder sich nicht signifikant verbessert. Was soll man dann tun außer das Gespräch mit den Eltern zu suchen? Ein verpflichtender Sprachtest vor der Schule erscheint mir da auch sinnvoller.

Anne
10 Monate zuvor
Antwortet  petra

Schule weiß Bescheid: ja.
Schule kann mit Förderunterricht helfen: nein. Ist nämlich grad Lehrermangel. Unsere kommenden 1. Klassen werden 26/27 Kinder haben und jeweils 1 Klassenlehrerin, die zusehen muss, wie sie jedem da halbwegs gerecht werden kann. Teamteaching? Keine Kollegen da. Extra Förderung? Keine Kollegen da. BuFDi? Manchmal da, dann oft Rettung in der Not.

Alice Luva
10 Monate zuvor

Das Problem ist eher das es nicht genug Kindergartenplätze gibt und das Kinder mit Sprachproblemen die besonders häufig aus Haushalten mit Eltern mit wenig Geld oder Schlechter Deutschkenntnisse kommen strukturell bei der Kitaplatz Vergabe benachteiligt werden. Wir brauchen mehr Kitaplätze und wenn ein Verpflichtendes Vorschuljahr dann für alle am besten und nicht nur für ein paar. Alles natürlich unter der Vorausetzungen das es genug ausgebildetes Personal geben würde.

Melissentee
10 Monate zuvor

Leider kommunizieren wir in Kita und Schule nicht offen und rechtzeitig mit den Eltern, was für eine erfolgreiche Bildungskarriere nötig ist und dass die Eltern unterstützen müssen bzw wo sie Hilfe bekommen.

Von Krippe bis zur Schule gab es keine Aufklärung, wie wichtig bspw vorlesen ist. Eine verpflichtende Aufklärung mit Beratung zu (Hilfs)Angeboten für ALLE Eltern (ja, auch die Mutti im Boss-Sacko liest nicht zwingend vor) Wie wäre es, das zum Inhalt des Aufnahmegesprächs in der Kita zu machen, ein Schreiben mit der Adresse der örtlichen Bücherei und Beratungsstellen (auch auf bspw Arabisch) in die Hand zu geben und klar zu sagen: Ihr Kind spricht kein/schlecht Deutsch. Es besteht die Gefahr, dass es in der Grundschule nicht mitkommt. Bitte arbeiten sie daran, hier hilft man Ihnen. Das ist ihre Pflicht als Eltern.

So!?
10 Monate zuvor
Antwortet  Melissentee

Falsch, spätestens nach der GS Anmeldung und nach dem „Schulspiel“ wird im Gespräch mit den Eltern Tacheles geredet und das auch schriftlich festgehalten. Ebenso noch vor der Einschulung am ersten Elternabend. Gerne geben wir den Eltern auch ein Schul -ABC an die Hand, einschließlich Hinweise zum Medienkonsum etc. Interessiert manche Eltern nicht, erst wenn das Kind einen Rücktritt machen soll, wachen manche Eltern auf. Manche aber auch selbst dann nicht..

Last edited 10 Monate zuvor by So!?
Ansgar
10 Monate zuvor

Toll, endlich sagt uns jemand, was wir mit den Kindern machen sollen. Bisher bin ich 20 Jahre lang total planlos in jeder Stunde gefahren und habe immer mal geguckt, worauf ich am Ende hinaus will! Am besten noch zwei, drei verpflichtende Statistiken zur Lernstandserhebung pro Jahr hinzu, endlich das zweiunddreißigste Kind in der Klasse und das Verhalten der 12 auffälligen Kinder auch noch zusätzlich dokumentieren, da man mehr ja eh nicht machen kann und für diese null Unterstützung bekommt. Die ganze tobende Meute wird natürlich individuell mit Arbeitsplänen schön für jedes Kind bespaßt, wenn ich krank bin oder eine andere Kollegin, dann machen Studierende den Job weiter. Finde ich gut! So lernen die noch rechtzeitig, sich bloß schnell einen anderen Job zu suchen!

K.S.
10 Monate zuvor

…ZU SPÄT….erst mit 5 Jahren
Sprachförderung beginnt in den ersten 5 jahren muss schon zu Hause beginnen.

Dafragichmich
10 Monate zuvor
Antwortet  K.S.

Dein Deutsch ist leider auch nicht gerade gut.