SCHWERIN. Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) will das Leistungsniveau im Abitur im Land stärker an die anderen Bundesländer angleichen – nach unten. «In elf Ländern ist eine verpflichtende Prüfung im Grundkurs Mathematik nicht vorgesehen», sagte sie hierzu am Montag in Schwerin. Aufgrund dieses Unterschieds seien die Prüfungsergebnisse in Deutschland nicht vergleichbar.

Oldenburg bezog sich auf eine Vereinbarung der Kultusministerkonferenz und erklärte: «Mathematik gehört zu den Fächern, die in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe als Grundkurs oder als Leistungskurs zu belegen sind. In Mecklenburg–Vorpommern ist darüber hinaus eine Abiturprüfung im Fach Mathematik verbindlich».
Ob die verpflichtende Matheprüfung im Nordosten zukünftig entfällt, darüber soll eine Lenkungsgruppe entscheiden. Dieses aus Praktikerinnen und Praktikern bestehende Gremium berate seit mehr als einem Jahr «ergebnisoffen» über die Weiterentwicklung des Abiturs. Ziel ist demnach, die Vergleichbarkeit zu stärken und eine Benachteiligung der Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg–Vorpommern zu vermeiden.
«Dazu gehört auch, welche Veränderungen in der Anwahl von Prüfungsfächern oder der Prüfungspflicht von Fächern notwendig sind, um die Vergleichbarkeit des Abiturs bundesweit zu verbessern und damit eine Benachteiligung der Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg–Vorpommern zu vermeiden», erklärte der Oldenburgs Sprecher.
Die CDU-Fraktion vermisst Klarheit: Die Bildungsministerin «möchte lieber ein Abitur ohne Matheprüfung und wahrscheinlich eine Schule, an der Leistung nicht das ausschlagende Kriterium für Erfolg ist», sagte der bildungspolitische Sprecher Torsten Renz. Er vermutete jedoch, dass der Koalitionspartner SPD hier anderer Meinung sei, weswegen Oldenburg jetzt zurückrudere. Am Wochenende hatte die «Ostsee-Zeitung» berichtet, Oldenburg plane eine Abschaffung der Prüfungspflicht im Fach Mathematik. News4teachers / mit Material der dpa
Auf dem Weg zum Deutschland-Abitur? Philologen wollen mehr Vergleichbarkeit
Früher war Mathematik auch kein Prüfungspflichtfach im Abitur, und unsere Leistungen waren damals besser. Daher ist es nicht erforderlich, jedes Hauptfach noch in den zentralen Abitursprüfungen abzuprüfen.
Es wird aber kaum so sein, dass Mathe als Nicht-Prüfungspflichtfach und bessere Leistungen ursächlich zusammenhängen, auch wenn es früher so gewesen sein sollte. Ich finde die Tendenz zu immer weiterer Absenkung von Anforderungen ziemlich beängstigend.
“Limbo” trifft es gut!
Der mögliche Output muss maximiert werden, nicht der Input.
Was meinst du mit früher? Die schriftliche Mathematikprüfung im Abitur war jahrzehntelang verbindlich. Und benachteiligt ist sicher niemand, wenn er sich mit Mathe (logische Denk-Schulung) etwas mehr auseinandersetzt.
Ich konnte Ende der 80er noch Mathe in der 13 abwählen (NRW). Das gab es also wirklich schon mal. Eigentlich finde ich es aber besser, wenn alle Hauptfächer durchunterrichtet werden.
Nachdem ich später in den informationstechnischen Bereich eingestiegen bin, fand ich persönlich das nicht so gut, dass ich weniger Kenntnisse in Mathematik hatte. War dann auch viel Arbeit sich das alles draufzuschaffen.
Bei meinem Abitur wurde Mathematik bis zum Ende der 13. Klasse entweder als Leistungs- oder als Grundkurs obligatorisch belegt. Die Grundkursler mussten aber keine Abitursprüfung in Mathe belegen.
Wieso nicht andersherum und Mathe als Pflichtprüfungsfach integrieren? In den meisten Studiengängen sind Mathekenntnisse erforderlich, wieso können wir das dann auch nicht von den Abiturienten erwarten? Einerseits ständig lamentieren, dass die Abischnitte immer besser werden, obwohl die Absolventen immer weniger können, aber gleichzeitig das Niveau weiter herabsetzen.
In Baden-Württemberg kann man im grundlegenden Niveau um die Prüfung in Mathematik herumkommen.
Aber mit dem Grundkurs von früher hat das grundlegende Niveau nichts zu tun. Da sind Welten dazwischen. Ich bin jetzt schon so alt, beides vergleichen zu können. Zeit, zu gehen. Die Gründe für die Abschaffung von Grund- und Leistungskurs klingen mir noch in den Ohren.
Die Prüfung allein sichert den Wisssenserwerb (oder muss ich hier Kompetenzerwerb schreiben?) auch nicht.
Niveau abwärts, Abiturientenquote aufwärts, Studienabbrecherquote aufwärts, psychische Erkrankungen aufwärts.
In vielen Bundesländern gibt es keine Pflicht zur Absolvierung einer Abiprüfung im Fach Mathematik. Dort sagen die Lehrkräfte zu Beginn der Qualifikationsphase ganz offen, dass die Schüler lieber andere Abi-Fächer wählen sollen. Höchstens mündlich wäre Mathe sinnvoll, weil die Prüfung dann schulintern erstellt wird.
In der Realität werden dann größere Teile der Lehrpläne gar nicht oder nur sehr oberflächlich behandelt. Im Studium kommt dann das böse erwachen, wenn man trotz Brückenkurs kein Land sieht, weil die Schule nichtmal in die Nähe des Brückenbeginns geführt hat.
In der DDR: Zentrales (DDR-einheitliches) Abitur schriftlich für ALLE in Ma, D, eine Nawi. In anderen Fächern mindestens 2 mündliche Prüfungen.
“Drüben war es leichter” ein Medienbericht aus 1990:
“Der Staatssekretär im Bildungsministerium der DDR, Siegfried Schwanke, stellte seinem Schulsystem eine Zensur aus: ungenügend.
Die Reifeprüfung, vertraute er dem bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) an, sei mit dem westdeutschen Abitur überhaupt nicht vergleichbar.”
Die Leistungen seien meist schlecht, die Noten »übertrieben hoch« und eigentlich »nicht viel wert«. In der DDR werden, bestätigt Dieter Hass, Rektor der Ost-Berliner Humboldt-Universität, Abiturienten zumeist eine Note besser zensiert als im Westen.”
https://www.spiegel.de/politik/drueben-war-es-leichter-a-548dc5bf-0002-0001-0000-000013499353
Na wenn das einer sagt, der jahrelang Staatssekretär im Bildungsministerium der DDR war, muss es ja stimmen.Wie kam man eigentlich in der DDR auf so einen Posten? Was ist eigentlich nach 1990 aus dem guten Mann geworden, ich habe leider nichts dazu gefunden. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er Karriere im Westen macht.
Das mag z.B. in den Fremdsprachen so gewesen sein, nicht aber in Mathematik. Wenn ich mir meine alten Mathebücher aus der Oberstufe ansehe, dann entsprechen diese dem Leistungskursniveau zuzüglich erheblich mehr Beweisen. Letztendlich auch kein Wunder, denn der Matheunterricht war durchgängig 5-6stündig. Heute? Vierstündig in der Sek 1, sogar nur dreistündig im E-Jahrgang.
Wer dem “Spiegel” “glaubt” … 🙂
Was wissen Sie vom DDR-Abitur?
Haben Sie es abgelegt?
Berichten Sie von Ihren wertvollen Erfahrungen.
Danke.
In 1990 war wahrscheinlich die Sichtweise noch nicht so verklärt, da ein frischer zeitnaher Vergleich möglich war.
@Chapeau Claque
Glauben Sie wirklich, dass es so etwas gibt:
Ein Staatssekretär für Bildung, der das Bildungssystem seines (Bundes-)Landes so genau kennt, dass er weiß:
und der gleichzeitig genauso gut über das Bildungssystem seines Nachbar-(Bundes-)Landes Bescheid weiß, um beide Bildungssysteme miteinander vergleichen und bewerten zu können?
Die Studienerfolge der ostdeutscher Abiturienten? Auch dort gab es hochqualifizierte Ärzte, denen man sich als Patient anvertrauen könnte. Mir ist ein heutiger leitender Arzt im Land Brandenburg persönlich bekannt, der 1985 sein Abitur an einer ostdeutschen EOS erworben hat.
In NRW war Mathe vor 45 Jahren auch kein Prüfungsfach, wenn im Abi eine andere Naturwissenschaft gewählt wurde. Man konnte es bei entsprechender Verlagerung der Stunden auf Bio, Chemie und Physik nach der 12 sogar abwählen. Ich verstehe das Problem nicht. Die, die sich heute beklagen, dürften doch damals von dieser Lösung profitiert haben und sind trotzdem leistungsfähige Arbeitskräfte geworden. Vielleicht, weil das Anforderungsniveau generell höher war?
Das Abiniveau hängt nicht an einzelnen Fächern, sondern am Niveau, auf dem Schulbildung 13 Jahre lang stattfindet. Und das ist definitiv erheblich gesunken, vermutlich, um die Zahl der Abbrecher nicht noch mehr zu erhöhen und die Abschlussstatistiken präsentabel zu gestalten. Wir machen uns an den falschen Stellen etwas vor.
Mittlerweile denke ich: Warum nicht?
Es wird ja eh so lange rumgedoktort, Kollegen in der Probezeit drangsaliert, an Vornoten rumgepfuscht und und und… in Wirklichkeit soll das einfach jeder haben.
Die Abschaffung von Mathe, Deutsch, Englisch im Abitur hätte dann einen konkreten Vorteil:
Die entsprechenden Lehrkräfte hätten dann auch was anderes vom Sommer, als der Sonne vom Schreibtisch aus zuzusehen.
Ich wäre für das Blanko-Abi mit Eintritt ins Schulhaus, da fiele vielen viel Stress weg … hatten wir ja neulich schon.
An den Prüfungen liegt es bestimmt nicht. Ich durfte in den Achtzigern Mathe und Englisch als Prüfungsfächer abwählen. Und dennoch komme ich mit beidem klar. In anderen Ländern ist es übrigens so, dass man sich schon in der Oberstufe auf seine Studienrichtung orientieren kann. In Mecklenburg-Vorpommern will man es vermutlich ändern, weil sonst bei bundesweiten NSC Fächern ihre Studenten benachteiligt werden. Die Forderung müsste sein: Besserer Unterricht und mehr Stunden, nicht mehr Prüfungen. Oder vertraut man darauf, dass es dann die Eltern mit Hilfe von Nachhilfeinstituten irgendwie privat organisieren?
Ist das der berühmte Wettbewerb, von dem jeder spricht? Je weniger Anforderungen, desto kuschliger. Prof. Kroetz hat schon recht.
Nein, hat er nicht.
Zu dem Bild: Wie wär’s denn, wenn man die Damen im Bikini als Mathe-Lehrkräfte anwerben würde? Wenn sie im Sommer auch im Bikini unterrichten, steigert das vielleicht die Attraktivität des Faches.
In welchem Bundesland ist es denn zur Zeit zu 100% verpflichtend eine Prüfung in Mathematik abzulegen? Ich hoffe, dass ich nichts übersehen habe. Es gilt überall die Belegungs- und Einbringungspflicht für Mathematik. Für die Belegung als Prüfungsfach gilt:
Also alles in Ordnung. Es geht ja nicht darum, dass Mathematik abgewählt werden darf. Schön wäre es natürlich, wenn es deutschlandweit gleichwertige Anforderungen gäbe.