NAUMBURG. An einer Schule im sachsen-anhaltinischen Naumburg (Burgenlandkreis) haben bislang unbekannte Täter eine in Regenbogenfarben bemalte Treppe überstrichen. Es wurden Ermittlungen aufgenommen und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet, wie die Polizei am Montag mitteilte. Demnach gehe man von einer politischen Intention aus. Das Bildungsministerium verurteilte die Tat.
Auf Fotos, die das regionale Demokratie-Bündnis „Partnerschaft für Demokratie” im Internet teilte, ist zu sehen, dass die Stufen zur Albert-Schweitzer-Schule mit den Farben schwarz-weiß-rot übermalt wurden. Die Farben seien nicht zufällig gewählt und eindeutig der rechten und somit antidemokratischen Szene zuzuordnen, schrieb das Bündnis in einer Mitteilung – zumal sie mit der Aufschrift „Mann+Frau=Familie“ versehen wurde. Die sogenannte Reichsflagge gelte als eines der häufig verwendeten Symbole der Szene. Das Bündnis wird durch Mittel des Bundesfamilienministeriums finanziert.
„Durch das öffentliche Zeichen soll gezeigt werden, dass der Mensch zählt, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung”
Vor rund elf Tagen hatte das Jugendparlament Naumburg die „LGBTQ+-Treppe“ an der Schule als „Zeichen für Toleranz und Vielfalt” gestaltet, wie es damals in einer Mitteilung hieß. Und weiter: „Das Jugendparlament Naumburg stieß in der Albert-Schweitzer-Sekundarschule auf offene Ohren, als sie ihre Idee vorstellten. Durch das öffentliche Zeichen soll gezeigt werden, dass der Mensch zählt, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung.” Auf der Facebook-Seite des Jugendparlaments wurde in den folgenden Tagen über die Symbolik der Regenbogenflagge diskutiert.
„Dass die Treppe durchaus auch auf ‘Missfallen’ stoßen könnte, war allen bewusst”, so heißt es. Nun allerdings seien die Jugendlichen erschrocken über so viel Intoleranz. In der Projektarbeit mit Schülerinnen und Schülern seien Themen wie sexuelle Orientierung und unterschiedliche Lebensentwürfe kein Problem. Die Aktivistinnen und Aktivisten berichteten allerdings davon, dass „Erwachsene und ihr Lebensumfeld damit Probleme haben, wenn Menschen von den zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Normen abweichen”. Dass solche Debatten noch immer geführt werden müssten und sich einige Bürgerinnen und Bürger sogar eine Staatsform, die Menschen unterdrückt, zurückwünschen, sei bedenklich. „Keine andere Erklärung lässt das Übermalen der Treppe mit den Farben der Reichsflagge zu.”
„Das ist eine inakzeptable und demokratiefeindliche Symbolik, die an Schule keinerlei Platz haben darf”
Die Tatzeit liegt nach Angaben einer Polizeisprecherin zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen. Bisher gebe es keine konkreten Hinweise auf die Täter. Es sei „eine inakzeptable und demokratiefeindliche Symbolik, die an Schule keinerlei Platz haben darf”, teilte Staatssekretär Jürgen Böhm über die Twitterseite des Bildungsministeriums mit. Zudem kündigte Böhm ein Gespräch vor Ort an, um die Schule zu unterstützen.
In Brandenburg haben zwei Lehrkräfte nach rechtsextremen Anfeindungen die Versetzung von ihrer Schule beantragt – und damit bundesweit für Schlagzeilen gesorgt (News4teachers berichtete). Sie hatten im April in einem Brandbrief tägliche rechtsextremistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Seitdem werden immer mehr Fälle bekannt. News4teachers / mit Material der dpa
GEW fordert mehr Schutz von Lehrkräften vor rechtsextremen Bedrohungen

