Bildungsmonitor attestiert Deutschland „dramatisch sinkendes Bildungsniveau“ – KMK-Präsidentin will Vorschulpflicht

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BERLIN. Grundschüler schneiden in Studien beim Lesen und Textverständnis immer schlechter ab. Sollten Kinder mit Deutsch-Problemen deshalb vor der Schule ein Kita-Pflichtjahr machen? Ja, findet die wirtschaftsnahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die heute ihr alljährliches Bildungsranking der Bundesländer vorgelegt hat – und bekommt Unterstützung von der KMK-Präsidentin.

Fünfjährige, die nicht genug Deutsch sprechen, sollen besser gefördert werden – notfalls zwangsweise. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Katharina Günther-Wünsch (CDU), unterstützt eine gegebenenfalls auch mit Bußgeldern durchgesetzte «Vorschulpflicht» für Kinder mit Sprachschwierigkeiten. Die Berliner Bildungssenatorin verwies am Mittwoch auf entsprechende Pläne für Kinder in Berlin: «In der letzten Instanz werden wir auch die Maßnahme der Bußgelder nicht scheuen, weil es darum geht, Kindern von Anfang an die besten Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.»

Anlass war die Vorstellung des jährlichen «Bildungsmonitors» der wirtschaftsnahen «Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft» (INSM) – einem Vergleich der Bildungssysteme der Bundesländer anhand verschiedener Kriterien «aus einer explizit ökonomischen Perspektive», wie es heißt. Es war die 20. Auflage der Studie. Die INSM kommt anlässlich der Vorstellung zu dem Schluss, dass sich das Bildungsniveau in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert habe. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gebe es negative Entwicklungen.

«Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?»

«Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt», sagte Studienautor Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Folge sei, dass die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten besonders stark gesunken seien.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben forderte eine «Zeitenwende in der Bildungspolitik». Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, seit einigen Jahren auch in der Bildungspolitik, so Alsleben: «Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?»

«Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert»

Alsleben sieht es sehr kritisch, dass immer mehr Kinder in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen: «Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert. Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren. Wir brauchen eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen.» Schulen mit hohem Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Sprachdefiziten müssten viel besser ausgestattet und die betroffenen Lehrkräfte mehr unterstützt werden, so die Forderung der INSM.

In Berlin soll es nach den Plänen der CDU-SPD-Regierung ab 2025 eine Vorschulpflicht geben. Hier heißt das Modell «Kita-Chancenjahr». Ab Herbst 2024 sollen Kinder, die nicht zur Kita gehen, zu Sprachstandstests verpflichtet werden, wie Günther-Wünsch am Mittwoch ausführte. Ab Frühjahr 2025 würden Kinder, bei denen einen Förderbedarf festgestellt wurde oder die nicht zu den Tests erschienen sind, dann zum Kita-Besuch verpflichtet.

Bußgelder für Eltern, die dabei nicht mitwirken, seien nicht vorrangig das Ziel, sagte die CDU-Politikerin, «sondern wir wollen tatsächlich beratend und unterstützend zunächst mit den Eltern arbeiten. Wir werden die Kita-Sozialarbeit ausbauen, um aufsuchende Beratung dann noch mal zu machen.» Wenn alles nicht greife, würden aber Bußgelder umgesetzt. Wer soll aber die zusätzliche Sprachförderung in den Kitas leisten? Bundesweit – auch in Berlin – herrscht ein akuter Kita-Fachrkräftemangel. Eine Umfrage unter Kitaleitungen im März ergab, dass etwa 10.000 Kitas im vergangenen Jahr in Deutschland in mehr als der Hälfte der Zeit mit so wenig Personal arbeiten mussten, dass nicht mal mehr die Aufsichtspflicht wie vorgeschrieben erfüllt werden konnte (News4teachers berichtete).

Im am Mittwoch vorgestellten Bildungsmonitor stand wie schon in den Jahren zuvor erneut Sachsen auf Rang eins mit dem nach Ansicht der Autoren leistungsfähigsten Bildungssystem im Land. Dahinter landeten Bayern, Thüringen und Hamburg. Schlusslicht in der Rangliste war Bremen, hinter Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. Doch auch an der Spitze sei das Niveau in den letzten zehn Jahren gesunken, hieß es. Baden-Württemberg, aktuell auf Platz 5 im Ländervergleich, hat gegenüber 2013 am deutlichsten verloren (- 9,6 Punkte).

Die Untersuchung wird seit 2004 jährlich im Auftrag der INSM gemacht, die sich selbst als überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bezeichnet. Sie wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall-und Elektroindustrie finanziert. Hauptfragestellung im Bildungsmonitor sei es, in welchem Umfang ein Bildungssystem gute Voraussetzungen zur Förderung des wirtschaftlichen Wachstums und von Bildungsgerechtigkeit schaffe.

Untersucht wird dabei etwa, inwieweit das jeweilige Bildungssystem zur Fachkräftesicherung beiträgt oder Aufstiegsmöglichkeiten für den Einzelnen schafft. Dabei wird beispielsweise das Verhältnis der Bildungsausgaben pro Schüler zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro Einwohner untersucht, verglichen werden zudem die Investitionen in Schulen und Hochschulen, der Betreuungsschlüssel in Bildungseinrichtungen oder die Klassengrößen. Zudem fließen Ergebnisse aus Bildungsstudien ein, etwa zur Lesekompetenz von Grundschülern. News4teachers / mit Material der dpa

Ansehen der Schulen im Sinkflug, Bürger wollen mehr Investitionen in Bildung

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potschemutschka
7 Monate zuvor

Und wo kommt das Personal für die Vorschule her? Nur Aufbewahrung wird es nicht richten. Dafür braucht es sehr gut ausgebildetes und erfahrenes Personal, sonst bringt es nichts!

Rainer Zufall
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Aber jetzt kommt ja eine „Zeitenwende“!
Die Politik würde doch niemals hohle Phrasen dreschen, wenn es um die Kinder geht 😉

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

In der DDR war das Aufgabe der Kindergärtnerinnen und die waren dafür auch sehr gut ausgebildet! Bildung der Kinder begann da auch schon viel früher (altersgerecht, nach lernpsychologischen Grundlagen), nicht erst mit der Vorschule. Aber das war ja ganz böser Drill! (Der letzte Satz ist Sarkasmus!)

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Genau! Und die kommunistische Indoktrination ab der Krippe nicht zu vergessen! 😎
(auch Sarkasmus)

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Genau! Das war so schlimm, dass fast alle Kinder bei der Einschulung wirklich schulreif waren! (kein e Ironie)

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Heute in der „Berliner Zeitung“ – Sachsen im Bildungsmonitor auf Platz 1, vor Bayern und Thüringen. Als ein Grund wurde z. B. die frühkindliche Förderung durch gut ausgebildete Kita-Erzieherinnen genannt. Ein weiterer Grund sei, dass nicht ständig irgendwelche Bildungsreförmchen die Lehrer belasten, es wird Wert auf Kontinuität in der Bildung gelegt.

KARIN
7 Monate zuvor

Seit Jahren gefordert:

Kleinere Klassen
Mehr Sport
Rechtschreibung/ Mathe wieder richtig üben
Weniger Teamarbeit und weniger freies Arbeiten
Hausaufgaben sind nicht freiwillig sondern Pflicht
Kein Stundenausfall
2 Lehrkräfte pro Klasse
Auswendig lernen von Liedern/ Gedichten
Weniger am Computer/ Tablett arbeiten
Raus in die Natur, Lehrgänge
Erlesen des Textes üben, Textverständnis prüfen
Nicht mehr schreiben nach Gehör sondern gleich richtige Rechtschreibung!
Viel Schreiben üben, Laufdiktate usw.
Hand, Augen, Gehör und Bewegung zum Lernen nutzen!
Je mehr Kanäle eingesetzt werden, umso besser sitzt es!

Alles seit Jahren bekannt aber vom KM immer wieder neue Vorgaben, welche ob sinnvoll oder unsinnig, innerhalb kurzer Zeit umgesetzt werden müssen!

Depression
7 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Ich stimme Ihnen größtenteils zu. Wenn ich zurück denke, was in den letzten 10+ Jahren an Themen aufgekommen ist:
Aufklärungsbroschüren, Gendern, Inklusion mit der Brechstange ohne Personal, G9,G8,G9… Kompetenzen (Labern), Schreiben nach Hören, keine Rechtschreibung, Verwässerug der Benotung, Gruppenarbeit in Fluren, usw. usw.

Wenn ich sehe, daß HH im Ranking ganz oben ist, dann muss man auch mal das Ranking hinterfragen.

Hab mich vor 10 Jahren mal als Quereinsteiger beworben.
Ich hatte einige Bewerbungsgespräche.
Die Maroden Schulgebäude die ich gesehen habe, (Asbestverseuchte Lehrerzimmer, Schulklos mit abenteuerlichsten Installationen. Turnhallen abrissreif, haben bei mir ein Eindruck wie bei der Zombie Apokalypse hinterlassen. Anders kann ich das nicht in Worte fassen.

Wer will sich das noch freiwillig antun?
Selbst mit Verbeamtung und dem ganzen Urlaub kann man sich höchstens noch das Gymnasium aussuchen um nicht komplett zu verzweifeln.
Eventuell noch ein paar Schulen in der Provinz.

Es ist ein Trauerspiel wie die Zukunft D. in den Untergang gesteuert wird.

Ich würde ja gerne noch was positives Schreiben, aber der Zug ist abgefahren.
Man müsste das Schulsystem komplett Resetten.

Ihre „Anleitung“ wäre da schon mal ein Anfang.

Wie geht der Spruch? „Viele Kultusminister verderben den Brei.“

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor

Laut „ZDF Heute“ erzielte Baden-Württemberg im Ranking 9,6 Punkte weniger als im Jahr 2013. Im Jahr 2011 gewannen die Grünen erstmals die Landtagswahlen und koalierten mit der SPD, die unter Herrn Stoch als Kultusminister den Bereich Bildung übernahm. Es wurden Gemeinschaftsschulen eingeführt, Hauptschulen sowie Werkrealschulen vermehrt geschlossen, die verbindliche Grundschulempfehlung fiel weg und das Unterrichten nach Niveaustufen begann.

Das Ergebnis sehen wir jetzt. Man hat ein funktionierendes Schulsystem an die Wand gefahren und mit unnötigen Reformen zerstört. Oder hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre etwas verbessert? Falls ja, teilen Sie es mir bitte mit.

Wiebke
7 Monate zuvor

Neuerungen mit hohlen Versprechungen für die Zukunft täuschen allerdings über ruinöse Reformen in der Vergangenheit immer wieder hinweg. Es steht doch jetzt schon fest, dass zumindest das Personal für die Vorschulpläne fehlen wird.
Ich kann mich über die ständige Volksverdummung nur noch wundern. Noch verwunderlicher ist vielleicht, wie viele sich weiterhin verdummen lassen und still halten, wenn mal wieder ein tolles Gesetz oder eine segensreiche Reform beschlossen wird.
Mit schönen Worten kann man in diesem Land anscheinend alles verbrämen und verkaufen.

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor
Antwortet  Wiebke

Schaue ich mir die vom Kultusministerium veröffentlichten Videos zum Thema Gemeinschaftsschule an, scheint es sich um die ultimative Schulart zu handeln, die alle Probleme löst (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=w75paov-WbM).

Die Aussagen betroffener Lehrkräfte, Eltern und Schüler, mit denen wir zusammenarbeiten, sowie kritisch berichtender Medien und jetzt die Ergebnisse des Bildungsmonitors sprechen aber eine ganz andere Sprache. So ist es nur sympthomatisch, dass die Kommentarfunktion unter dem Video deaktiviert wurde.

Sim
7 Monate zuvor

Die beiden im Video gezeigten Schulen funktionieren tatsächlich sehr gut. Die Ergebnisse von VERA und Prüfungen liegen meist über dem Landesdurchschnit. An einer von beiden ist mein Mann der Rektor und mein ältester Sohn Schüler. Allerdings muss man sagen, dass diese Schule auf dem Land liegt und die Schule in Konstanz sicher v.a. vom Bildungsbürgertum besucht wird. Meiner Meinung nach ist nicht die GMS das Problem, sondern die Zunahme von Migration, Sprach- und Erziehungsdefiziten.

Depression
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

Als ich mir das Video angesehen habe ist mir als erstes aufgefallen, dass das Thema Diversität an dieser Schule (zumindest im Video) noch nicht angekommen ist.

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor
Antwortet  Wiebke

PS: Die Elternvertreterin, die in dem Video zur Gemeinschaftsschule zu Wort kommt, stand 2021 übrigens für die SPD als Kandidatin für den Landtag zur Wahl, folglich braucht man sich über die positiven Aussagen nicht wundern. Immerhin hatte sie den Schneid und hat ihre Kinder wirklich auf eine Gemeinschaftsschule geschickt und nicht an einer Privatschule angemeldet.

( https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/landtagswahl-2021-spd-kandidatin-petra-rietzler-reicht-s-sie-will-in-die-politik-um-bewegung-ins-thema-bildung-zu-bringen;art372448,10743020)

123
7 Monate zuvor

Das ist ganz spannend, weil Hamburg und Schleswig-Holstein ebenfalls Gemeinschaftsschulen haben, die alle integriert sind und damit keine so großen Defizite eingefahren haben. Gerade Hamburg geht offensichtlich relativ erfolgreich mit einer sehr heterogenen Schüler:innenschaft um. Ich denke, das Problem legt eher im Detail, die Gemeinschaftsschulen sind da nicht das Problem, sondern sicher auch Teil der Lösung.
Nur die Frage, wie man ein solches System ausstattet, damit es funktioniert.

Hamburger Stadtteilschulen haben z.B. mehr Ressourcen und kleinere Klassen als die Gymnasien.

Maya
7 Monate zuvor
Antwortet  123

Dafür haben die Hamburger Stadtteilschulen gegenüber den Hamburger Gymnasien die ungleich schwierigere Schülerschaft.

Lehrerin
7 Monate zuvor

Exakt!! Die Niveau-Absenkung durch GMS-Pädagogik (jeder macht, wozu er gerade Lust hat, Abschaffung von Notengebung und Klassenarbeiten, „Gelingensnachweis“ kann nach Belieben einfach mit denselben Aufgaben wiederholt werden, wenn er nicht ausgefallen ist wie erwünscht), Verachtung von intellektueller Leistung als „Selektion“, Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung, Duldung von Respektlosigkeit, pädagogischen Experimenten wie Schreiben nach Gehör, gewollte Heterogenität in den Klassen und noch viel mehr kam unter Grün-Schwarz 2011.
Ab dem Zeitpunkt kam der Abstieg von BW, das sehr lange an der Spitze war.
Noch Fragen?

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  Lehrerin

Es gibt kein „Schreiben nach Gehör“. Die Methode heißt „Lesen durch Schreiben“ und ist -richtig angewandt!!!- erfolgreich.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Haben Sie dafür Quellen?

Riesenzwerg
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Ich kenne es unter „Lautgetreues Schreiben“ unt da koomen schohn mahl gans zonterbare schreipwaisen for.

Dumm isst nur, das dabei immähr neue kreatiefe schreipweisen endschtehen und sich kein eindäutigess wortbillt ei np reg en kan n, zu mal ja das verbun den e Schrei ben auc h ekahl izt.

A.J. Wiedenhammer
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Egal, wie das Kind heißt, wir alle wissen, was gemeint ist.
Erfolgreich war die Methode nie (ggfs. Gegenteil belegen), oder sie wurde nie richtig angewandt, was natürlich auch einf Erklärung wäre.

Klara
7 Monate zuvor

Nein, es ist nicht egal, wie die Methode heißt, ich beziehe mich auf „Lesen durch Schreiben“. Wenn die Methode nicht gut oder richtig angewandt wird, liegt der Misserfolg nicht an der Methode, sondern an den Lehrenden, die sich …vielleicht nicht ausreichend damit befasst haben oder Didaktiklücken aufweisen.

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Falls es noch jemand liest:
@potschemutschka
Ich bin kein Quellen- und Studienjunkie ;-), ich kann mich nur auf meine eigenen Erfahrungen beziehen.
@Riesenzwerg
Die Methode heißt aber „Lesen durch Schreiben“ und nicht „Lautgetreues Schreiben“ sh. weiter unten
@A. J. Wiedenhammer

https://www.kita.de/wissen/lesen-durch-schreiben/
Das war die Ursprungsidee, die im Laufe der Jahr(zehnt)e weiterentwickelt wurde. Es eignet sich hervorragend für die notwendige Binnendifferenzierung, weil Kinder sich entsprechend ihrer Vorkenntnisse und Lernfornschritte selbst Silben, Wörter, Texte aneignen können. NATÜRLICH muss das alles durch die Lehrkraft mit den Kindern vor- und aufbereitet werden. Einfach reinreichen und „Macht mal!“ geht nicht!
– Grundvoraussetzung: deutlich sprechen! Nicht „hörn“ sondern „hören“. Nicht „Oart“ sondern „Ort“.
– „Laute hören“ üben und visualisieren z. B. mit Gesten: laaaaange Vokale, kurze Vokale
– gemeinsam lautgetreue Wörter schreiben üben (lautgetreue Wörter = man HÖRT jeden Laut deutlich)
z. B.: Dino, Melone, Ananas
– zunehmend Einführung von Rechtschreibregeln ab Klasse 1!!!
Z. B. verlängern von Wörtern: nicht Hunt, weil Hunde!

Es gab oder gibt einen sehr guten Lese-Schreiblehrgang für Klasse 1 und 2: „Konfetti“ (Diesterweg? Cornelsen?), der auf der Reichen- Methode aufbaut und diese weiterentwickelt hat.
LK wurde hier schon viel Arbeit abgenommen (außer den Durchsicht der Ergebnisse der Kinder) und viel gutes Material, Spielvorlagen u. ä. (hier machte sogar das Lesen des Lehrerbegleitheftes Freude) an die Hand gegeben.
Natürlich hatte ich parallel dazu den „Buchstaben der Woche“, der hoch und runter geübt wurde (hören, erkennen, lesen, richtig schreiben) und den ich frei wählte je nach Themen in der Klasse/Schule. Gingen wir alle zum Zahnarzt, war das Z dran. Usw. Emotionales Lernen!
Mein schönster Erfolg: Eine absolute Nichtleserin bei Einschulung konnte bis zu den Herbstferien (8 Wochen) lesen und war stolz wie Bolle, weil sie es „sich selbst beigebracht hatte“. 😉
(Grundschul-)Didaktik muss man natürlich ‚draufhaben!!!

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor
Antwortet  Lehrerin

2011 kam erst grün-rot. Die Koalition mit der CDU gibt es erst seit 2016 und bis dahin hatte Herr Stoch (SPD) als Kultusminister genug Zeit, ein funktionierendes Bildungssystem in Baden-Württemberg mit seinen ideologiegetriebenen Reformen flott an die Wand zu fahren.

AlexB
7 Monate zuvor

Ach, hier sind es die Grünen auch Schuld – wie alles im Lande.
Nein, das ist ein parteienübergreifendes Phänomen.

In NRW haben es alle Parteien geschafft, das System an die Wand zu fahren, besonders heftig aber die FPD und aktuell die CDU, historisch war’s die SPD und zwischendurch stellten fünf Jahre auch die Grünen die Schulministerin. Niemand hat je ernsthaft gefragt, was die Schulen brauchen, jede/r wollte und will seine politische Ideologie durchsetzen, die möglichst aber nichts kosten darf, weil das Finanzministerium immer den Daumen drauf hat. Dazu kommt der elende Bildungsföderalismus.

Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen, frühkindlicher Bildung und Schulbildung wollte niemand ernsthaft sehen, egal von welcher Partei.

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor
Antwortet  AlexB

Die Verschlechterung des Bildungssystems begann in BW mit der Regierungsübernahme durch Grüne und SPD. Das haben Sie hier via Bildungsmonitor sogar schriftlich. Das bedeutet natürlich nicht, dass andere Parteien nicht auch Fehler machen. Ich finde es aber bezeichnend, dass man den Abstieg vor allem in Bundesländern, die von SPD und Grünen geführt werden, zu sehen bekommt.

Gelbe Tulpe
7 Monate zuvor

Ich sehe eine Vorschulpflicht kritisch, denn dann werden Erzieher aus der Arbeiterschicht und dem Kleinbürgertum Kinder aus dem Bürgertum und Adel noch mehr verziehen und die Eltern müssen die Fehlerziehung noch mehr korrigieren.

Finagle
7 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Wow…

Ironic
7 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

War diese Konstellation nicht immer so? Oder glauben Sie, es finden sich noch adelige Gouvernanten und Hauslehrer?

Tja, man hat es nicht leicht: Überall wird man von diesem Plebs bedient…

Gelbe Tulpe
7 Monate zuvor
Antwortet  Ironic

Es ist wirklich schwierig, wenn man den Kindern Fruchtzwerge und eine fast handbrechende Haltung von Messer und Gabel ausreden muss.

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ja, das Problem kenne ich!
…von der Lehrer*innenseite aus gesehen.
Gesunde Ernährung und korrekte Haltung von Stift oder Besteck kann in der Schule schon lange nicht mehr vorausgesetzt werden.

Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Wir hatten diese Diskussion schon bezüglich eines verbindlichen Kindergartenbesuchs. Aber die Plätze reichen immer noch nicht und eine Partei machte sich extra stark dafür, dass Kinder daheim erzogen werden. Hm …

Ich wusste auch gar nicht, dass anscheinend nur Zuzüge die schlechten Ergebnisse verursachten. Ich denke, diese Probleme gab es schon bedeutend länger.
Naja, Hauuptsache, die Schulen werden nicjt mehr von der Politik im Stich ge… ich meine, von den Situationen überfordert 😛

Maggi
7 Monate zuvor

Wie die Bildung wird schlechter, wenn man jahrzehntelang im Bildungssystem Einsparungen vornimmt. Das war nicht vorhersehbar, genauso wie der Lehrkräftemangel. Aber hey, lasst uns das Niveau noch mehr absenken und die Schüler*innen weiterhin im Kuschelkurs beschulen. Scheitern darf niemand, deshalb wird auch fast jeder versetzt. Zu viele schlechte Noten von einer Lehrkraft und diese muss sich rechtfertigen, dass diese nur das bisherige Niveau hält und die Schüler*innen dieses zum Teil nicht erreichen ist dann das Problem der Lehrkraft. Einfach zu sagen: „Wer das Niveau nicht erreicht kann halt kein Abitur machen und studieren, sondern muss halt erstmal eine Ausbildung machen.“ Das ist unvorstellbar. Man bekommt nur gute Ergebnisse, wenn man diese einfordert und die Schüler*innen fördert diese zu erreichen. Im Kuschelkurs ist das leider oft nicht zu erreichen, da die intrnistische Motivation oft nicht hoch genug ist und die Schüler*innen einen verbalen Arschtritt benötigen. Außerdem müssen für das Fördern auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden: kleine Klassen, mehr Anrechnungsstunden für Förderunterrricht, auch für die Guten, Bibliotheken in Schulen und Arbeitsräume…

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

An meiner Schule ( 2 jährige Berufsfachschule)sollten Schüler ins 2 te Jahr versetzt werden, welche in meinen Fächern unlesbare, unsinnige Texte formulierten, gestellte Fragen nicht beantworten konnten( sehr schlechte Deutschkenntnisse!!) aber anscheinend in Deutsch und Mathe auf 4 standen.
Meine Fächer waren keine Hauptfächer!
Bei meiner Nachfrage, wie denn bei diesen sehr schlechten Deutschkenntnissen Deutscharbeiten oder in Mathe Textaufgaben geschrieben, verstanden und gelöst werden konnten, kam heraus, dass die Schüler eigentlich in beiden Fächern auf mindestens 5 standen.
Man wollte den Schülern entgegenkommen, den weiteren Werdegang nicht verbauen , da sie immer im Unterricht waren und sich unauffällig und freundlich verhalten hatten!
Weiterreichen um sie nicht ein weiteres Jahr in der Klasse zu haben!
Die Schüler wurden beide nicht versetzt ( ohne meine Anfrage wären sie 100% versetzt worden!) und verließen im Laufe des Schuljahrs die Klasse, da sie weiterhin überfordert waren!
Wenn Schüler , nur um sie los zu werden oder ihnen nicht den weiteren Werdegang zu erschweren oder zu verbauen, notenmässig gehoben werden, ist das der falsche Weg!
Was in Grundschule oder falls angeboten Vorschule nicht gelernt wird ( deutsche Sprache) kann später kaum nachgeholt werden, da dann keine Stunden zusätzlich als Förderstunden mehr angeboten werden können. Es herrscht Lehrermangel, und es werden kaum oder keine Stunden dafür mehr ausgewiesen, da keine Stunden dafür übrig sind!
Das sind die Tatsachen und bestimmt keine Einzelfälle mehr!
,

Mo3
7 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Wenn ich das System der Gesamtschule in NRW richtig verstanden haben, gibt es dort bis zur 9. Klasse auch keine Versetzungen (man kann freiwillig wiederholen), sondern man kommt automatisch in die nächste Stufe …

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

So ist das.

Ende 9/Anfang 10 nehmen sowohl die Dramen als auch Frechheiten und Beeinflussungsversuche von „oben“ auf einmal massiv zu.

Meine Lieblingshassformulierung -und typischer Pädagogen-Manipulationssprech- ist immer noch das ständige „Der Schüler BRAUCHT aber Note X für Abschluss Y“.

einer
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Bin Lehrer am BK in NRW und sehe es genauso. Schüler, die halbwegs normal sind bleiben an der Gesamtschule und erhalten dort ihr Abi. Nicht, dass sie das Fachwissen wirklich hätten, aber sie bekommen den höchsten deutschen Schulabschluss, denn durch die Vornoten ist die Note der Abitur-Prüfung eigentlich völlig egal. Und außerdem „brauch der Schüler doch die Note X in der Abiprüfung für den Abschluss“. Damit dürfen sich dann die Profs an der Uni mit rumärgern.

Wer das Abi an der Gesamtschule nicht schafft, der geht an die Berufskollegs und versucht sein Glück um den zweithöchsten deutschen Schulabschluss zu erlangen. Bei uns am BK stellen wir dann fest, dass die meisten dieser Schüler nichts können. Ich hatte heute einen Schüler, er hat 10 Jahre deutsche Schulbildung genossen und irgendwer hat entschieden ihm die mittlere Reife zu bescheinigen (!), der, den Google-Übersetzer benutzt hat um sich an einer englischsprachigen Web-Seite anzumelden. Dort sollte er einige Daten angeben; First Name, Name, „further instructions will send by email“. Grundrechenarten können sie nicht, Prozentrechnung und Rechtschreibung auch nicht. Lesen geht noch, aber sie verstehen nicht was sie lesen und mehr als eine halbe Seite ist eine Zumutung. Hausaufgaben machen ist ebenso eine Zumutung. Sich länger als fünf Minuten auf etwas zu konzentrieren absolut unmöglich.
60 % der Schüler brechen daher die HöH ab oder wiederholen das erste Jahr. Nur sehr wenige schaffen es, wie vorgesehen, in zwei Jahren. Wer vorher 6 oder sogar 10 Jahre nichts gelernt hat, lernt auch in zwei Jahren nichts.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  einer

Das entspricht zu 100% meiner Erfahrung.

Zwei globale Unternehmen bei uns stellen mittlerweile praktisch keine Gesamtschüler mehr ein – oder nur solche mit dem Ausnahmenotenbild (1,xx-Schnitt), dass man von normalen Menschen mit all den Erleichterungen und Schummeltouren an einer GS in NRW erwarten kann.

Bildungssozialusmus halt: Hauptsache Noten und Abschlüsse verschleudern und den Schülern indirekt schwere Steine in den Weg legen – sich aber dabei groß auf die eigene Schulter klopfen, wie „schülerorientiert“ man sei.

Nach der Schule kommt dann für viele das harte Brett – aber dann sind die ja im Schulkosmos „weg“…schade und ziemlich verantwortungslos den Jugendlichen gegenüber.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  447

„Bildungssozialismus“ in der heutigen Zeit? Verstehe ich nicht? Es wird hier doch immer wieder bemängelt, dass im Sozialismus nicht jeder Abitur machen konnte!

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  einer

Bei uns war ein einjähriges BK Richtung Hauswirtschaft im Angebot!
Was dort sich an Schülern traf war teils unsäglich!
Teilweise verließen relativ viele während des Schuljahrs die Klasse, da sie eine Ausbildung gefunden hatten oder eine Arbeit!
Hauptgrund für die Wahl dieser Schulart: wussten nicht was sie machen sollten, weitere Kindergeldzahlung dadurch, von den Eltern angemeldet, damit sie nicht zu Hause rumhängen, um ihre Mittlere Reife zu verbessern.
Diese Einjährige Schulart führt nicht zu einem höheren Abschluss , obwohl eine Prüfung am Ende stattfindet.
Ab kommendem Jahr gibt es ein 2jähriges BKEE, mal sehen ob sich dadurch etwas ändert, vor allem im Anspruch, da dieser zuvor nur sehr niedrig angesetzt war!

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Was im ELTERNHAUS bis zum Eintritt in die Grundschule an Deutschkenntnissen nicht erlernt wurde, kann in der Grundschule (kaum) aufgeholt werden!!!
Es zieht sich danach nur weiter wie der berühmte rote Faden bis in die höheren und Berufsschulklassenstufen.

GriasDi
7 Monate zuvor

Zu Beginn des Schuljahres in NRW wurde der Leiter einer Grundschule interviewt. Er sagte, dass einige neu eingeschulte SchülerInnen das Niveau von 3jährigen haben. Wie soll da sinnvoller Unterricht stattfinden? Selbst Grundschullehrkräfte, Spezialisten in individueller Förderung und Individualisierung im Unterricht stoßen hier an ihre Grenzen.

Mo3
7 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Da gibt es eine Schuleingangsuntersuchung, die vielleicht Förderbedarf feststellt, aber nicht dazu fürhrt, dass Kinder zurückgestellt werden, auch wenn ein Jahr mehr, vor allem bei den ganz jungen Kindern mit Förderbedarf schon viel helfen würde, bzw. eine spätere Einschulung für alle Beteiligten (das Kind/die Eltern/die Lehrer) die bessere Lösung wäre.

Lanayah
7 Monate zuvor
Antwortet  Mo3

Bei uns passiert weder noch. Die Kinder werden eingeschult. Die Feststellung von Förderbedarf wird erst genehmigt. wenn das Kind 1x eine Klasse wiederholt hat. Falls die Eltern keinen Antrag auf freiwilliges Zurücktreten stellen, hat das Kind dann schon 3 Schuljahre hinter sich in denen es zielgleich unterrichtet werden musste. Problematisch ist auch, dass einige Erstklässler sich sozial und emotional noch auf dem Level von Kleinkindern bewegen.
Die Frage ist ja auch, sind dies überhaupt Kinder mit Förderbedarf, oder sind es Kinder bei denen einfach unheimlich viel an Zuwendung und Erziehung in dem ersten Lebensjahren verpasst wurde. Diesen Eindruck habe ich ganz oft, und leider auch, dass ein so gravierendes Versäumnis später nicht mehr wirklich auszugleichen ist.

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  Lanayah

In Berlin kann seit Jahren nicht mal mehr die Schuleingangsuntersuchung für JEDES schulpflichtige Kind gewährleistet werden. Fördermaßnahmen (Lern- oder z. B. Sprachbeeinträchtigungen, emotional-soziale Defizite, Legasthenie, Dyskalkulie usw.) DÜRFEN laut Schulgesetz erst ab der 3. Klasse beantragt werden. Bis dahin sind betreffende Kinder derart demotiviert, dass die notwendige Förderung erheblich erschwert wird.
Nach 20 Jahren in Klasse 1 und 2 empfand ich den Wechsel in Klasse 3 und 4 als eine Wohltat.

AvL
7 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Diese Schüler hätten in diesem Fall um ein Jahr zurückgestellt werden müssen.

Laubi
7 Monate zuvor

Danke KARIN für ihren Beitrag.

Sie sprechen mir aus dem Herzen.

Das Leistungsprinzip MUSS zurück!

Karl Heinz
7 Monate zuvor

Die INSM ist ein Tochterunternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Sie strebt u.a. eine wettbewerbsorientierte Bildungspolitik an.

Wenn solche Lobby-Vereine Forderungen stellen, weiß man doch, woran man ist. Das wohl der Kinder haben die jedenfalls nicht im Sinn.

Vielleicht sollte man in der Politik, und gerade in der aktuellen Situation, auf Leute hören, die von Bildung auch wirklich Ahnung haben.
Und dann sollte die Wirtschaft, schon aus eigenem Interesse, mal das Geld locker machen, um vernünftige Ziele schnell umzusetzen.

uesdW
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Tja, ich war immer der Meinung, das Bildung Sache des Stattes werden. Wenn die Wirtschaft hier Geld locker macht, will sie davon etwas haben. Wenn die Wirtschaft in dem aktuellen System keinen Sinn sieht, wird sie auch keinen Geld investieren. Das würde dann dazu führen, das ein paralleles System aufgebaut würde. Die Folgen kann sich jeder ausmalen.

Mo3
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Es wäre ja schon mal ein Vortschritt, wenn die Länder voneinander lernen würden und anerkennen würden, dass es anderswo besser läuft und man deshalb das Rad nicht noch einmal neu erfinden muss. So hat man den Eindruck dass 16 Kultusminister mit Scheuklappen völlig ineffizient das gleiche tun und dass Vergleichsstudien ja eine schöne Sache sind, aber man sich am Ende doch nichts davon annimmt, weil …

Ironic
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Diejenigen, die bei Kita und GTS nur an die Verfügbarmachung von Arbeitskräften denken, haben das auch nicht. Die Kinder müssen geboren werden- wegen der Rente und als Arbeitskräfte, sollen aber dann möglichst wenig bei der Wertschöpfung stören. Und da es weder Geld noch Personal gibt, wird die Devise weiter lauten: Hauptsache untergebracht.

Pit2018
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Warum schimpft man eigentlich so gern auf Lobbyvereine der Wirtschaft? Bei ihnen sehe ich noch einen gewissen Sinn, denn sie wollen zumindest noch, dass die Schulabgänger anständig Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt haben sowie „Sekundär“-Tugenden wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Anstrengungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, Sorgfalt oder Gründlichkeit.
Und kommen diese Fähigkeiten nicht auch den Schülern selbst zugute, ihrem späteren Privat- und Berufsleben? Die Wirtschaft immer nur als Ausbeuter darzustellen, ist eine verbreitete und gefährliche Unsitte. Wer unsere soziale Marktwirtschaft halbwegs versteht, sollte wissen, dass eine florierende Wirtschaft Arbeitsplätze und Lohnarbeit schafft. Außerdem zahlt auch sie kräftig Steuern an den Staat, der ohne sie seine notwendigen Auf- und Ausgaben (u.a. im Sozialbereich) gar nicht stemmen könnte.
Was soll also die latente Wirtschaftsfeindlichkeit, die besser zu einer sozialistisch/kommunistischen Staatsideologie passt? Geht es den Menschen in Staaten mit diesen herbeigeredeten „Arbeiterparadiesen“ etwa besser?
Sogar China, einstmals ein erzkommunistisches Land, hat sich nach der mörderischen Kulturrevolution Maos, bei der Schätzung ca.100 Millionen Menschen starben, für marktwirtschaftliche Gedanken geöffnet. China ist zwar immer noch eine Diktatur ohne Menschen- und Bürgerrechte, doch wirtschaftlich geht es Land und Leuten weit besser als zuvor. Westliche Staaten zittern inzwischen vor dieser wirtschaftlichen Weltmacht, so auch Deutschland.
Man kann eine Wirtschaft auch zugrunde richten oder in die Ferne treiben durch die Aufbürdung zu großer Lasten und dadurch entstehende Nachteile im internationen Wettbewerb.
Im Moment sieht es keineswegs rosig aus, wie wir täglich aus den Medien erfahren. Von allen namhaften Wirtschaftsnationen steht Deutschland am schlechtesten da. Dennoch ist das Gerede vom reichen Deutschland und der ausbeuterischen Wirtschaft einfach nicht totzukriegen.

Kalle
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dass die Weltwirtschaft schwächelt und es Deutschlands Wirtschaft besonders schlecht geht, ist kaum zu bestreiten.

Zum Begriff „reiches Deutschland“:
Beim Geldvermögen pro Kopf steht Deutschland laut Statistik von 2021 vergleichsweise schlecht da, jedenfalls weitaus schlechter als vermutet. Unter 30 ausgewählten Ländern weltweit steht Deutschland an 18. Stelle – noch hinter Italien – mit einem Pro-Kopf-Vermögen von 69.290 Euro.. Das Vereinigte Königreich (England) nimmt den 12. Platz ein.
Von „reiches Deutschland“ kann also schwerlich die Rede sein.
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164626/umfrage/geldvermoegen-pro-kopf-2009/

Wer sehen will, wo Deutschland tatsächlich steht, muss auf „Statistik ausklappen“ klicken, um die untere Hälfte sichtbar zu machen.

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wer etwas zum Thema wissen will, sieht hier nach:
https://www.ubs.com/global/en/family-office-uhnw/reports/global-wealth-report-2023.html

Dort findet man u.a. (ab Seite 45, sowie Seite 16):

Mean wealth, Germany, 2022: 256.179 USD, global rank: 16
Median wealth, Germany, 2022: 66.735 USD, global rank: > 20

Mean wealth, Italy, 2022: 221.370 USD
Median wealth, Italy, 2022: 107.315 USD

In Europa sind bezüglich des „mean wealth“ die Schweiz, Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Belgien, Frankreich, United Kingdom und Schweden „reicher“, bezüglich des „median wealth“ sind es Belgien, Dänemark, die Schweiz, United Kingdom, Norwegen, Frankreich, die Niederlande, Spanien, Italien und Irland.

Egon
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Also kommen die rechnerischen Vermögenszuwächse zu einem großen Teil aus der Immobilienblase?

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion
Na das ist ja beruhigend, dass es noch Länder gibt, die schlechter dastehen. Dann kann ja alles so bleiben, wie es ist.

Teacher99
7 Monate zuvor

Ich stimme Karin auch zu. Der Leistungsgedanke muss zurück.

Ich kann mich noch an eine Deutsch Vorlesung im Studium erinnern:
„Schreiben sie keine Diktate mehr, die vielen Fehler demotivieren die Kinder. Das ist nicht gut für sie“.

Wahnsinn.

Die Gemeinschaftsschule in Ba-Wü ist jetzt da und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Schulen sind oft auf dieses Konzept für viel Geld umgebaut worden. (Wände raus für Lernbüros usw.) Klassenzimmer sind für normalen Unterricht nicht mehr genug vorhanden.

Schwierige Situation….. was machen wir jetzt.

Sim
7 Monate zuvor
Antwortet  Teacher99

Ja, der Leistungsgedanke ist wichtig. Diktate sind dafür aber das schlechteste Beispiel, was man wählen kann. Diktate demotivieren Kinder so sehr, dass sie oft keine Lust mehr haben, sich weiter mit RS zu befassen und diese zu lernen. Das Problem an Diktaten ist, dass sie gar nicht geeignet sind, im Unterricht vermittelte Rechtschreibfähigkeiten abzuprüfen. Sie können sich darüber gerne im Internet informieren, was die berechtigten Kritikpunkte an Diktaten sind. Ein kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Ihr Kind (Klasse 4) kommt nach Hause und sagt, sie würden nächste Woche eine Arbeit schreiben, in der alle Themen, die jemals im Sachunterricht behandelt wurden, bis ins letzte Detail (nicht nur oberflächlich im Sinne von Allgemeinwissen) abgeprüft werden. Vermutlich schlucken sie da schon das erste Mal. Wenn das Kind dann aber noch sagt, dass man bei 90 Prozent richtigen Antworten eine 6 bekommt, würden Sie denken, dass die in der Schule einen Knall haben! Und jetzt vergleichen Sie das mal mit Diktaten: Es wird alles abgeprüft, was die Kinder je gemacht haben, nicht nur oberflächlich im Sinne von Regelkenntnis, sondern bis ins letzte Detail, jedes Wort. Und wer 90 Prozent richtig hat, bekommt eine 6….

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

Steuererklärungen demotivieren Bürger so sehr, dass sie keine Lust auf Steuern mehr haben!

Die vielen komplizierten Verkehrsregeln demotivieren Fahrschüler so sehr, dass sie keine Lust auf Verkehrsregeln haben!

Gott bewahre, Hippieunlogik im Quadrat…

…das Aufrechterhalten einer ganzen lebenswerten Gesellschaft beruht darauf, NICHT dem Lustprinzip zu folgen!

Lust ist Lohn für Leistung!!

DieHoffnungstirbtzuletzt
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

Das kommt drauf an wie man sich an die Diktate herantastet. Nachschriften von bekannten Texten, Laufdiktate, ohne Groß- und Kleinschreibung und so weiter. Ich stelle nur sehr häufig fest, das manche Schüler ihre eigene Schrift kaum lesen können…und die richtige Stifthaltung spielt in der Grundschule leider auch keine Rolle mehr…wenn ich hier Kritik übe, bekomme ich immer zu hören, dass der Kindergarten hier versagt hat…Schreiben, Rechnen und Lesen das wäre toll, wenn darauf Wert gelegt werden würde und zwar nur darauf…es ist nicht Alles besser geworden…

Lera
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

Es gibt auch geübte Diktate, d.h. der Text ist vorher bekannt und schwierige Wörter wurden geübt. Diese sind mE sehr gut geeignet, um hierbei den Lernerfolg festzustellen.

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Genau!
Bei einem meiner Söhne habe ich über Wochen nur Wortlisten mit schwierigen Worten geübt!
Der Maler malt, der Müller mahlt das Korn , trotzdem, nämlich, bisschen usw., hat gut geholfen . Bei ihm ging man von einer Lese – Rechtschreibschwäche aus!
Deutschlehrer: viel vorlesen lassen, Diktate , Wörter üben!
Beim Vorlesen hat er entweder sehr genau gelesen aber den Text nicht verstanden oder er hat schnell gelesen, ungenau (Fieberbusch statt Fliederbusch), den Text aber weitgehend verstanden!
Augenarzt: sieht wie ein Adler!
Dann habe ich per Zufall einen Bericht in der Landesschau BW gesehen, da ging es um ein Blicklabor in Freiburg ( Hirnforschung), welches ein Gerät ähnlich eines gameboys (war zwischen 1994 – 2000 ) entwickelt hätten. Zu sehen war ein Junge im Alter meines Kindes, welches auf die Tasten des Geräts drückte und dessen Bildschirm betrachtete!
Habe recherchiert, dort angerufen und wurde zu einem Termin eingeladen.
Mein Kind wurde dann ohne mich, mindestens eine Stunde getestet??? und ich bekam im anschließenden Gespräch mitgeteilt, dass das Gerät bei ihm höchstwahrscheinlich etwas bewirken würde!
Ich musste in Form eines Schecks! eine Kaution ihnen zuschicken und bekam wenige Wochen später das Gerät zugeschickt! Kosten der Untersuchung und der Ausleihe wird von der Kasse bezahlt! Zumindest damals.
Mein Kind übte soweit ich es noch weiß, 1x am Tag für sehr kurze Zeit( 5 – 10 Min) an diesem Gerät Blicksprung und Fixation, die Auswertung wurde automatisch im Gerät gespeichert! Dies ca. 1 Woche lang.
Dann schickte ich es zurück.
Scheck kam zerrissen, mit der Auswertung des Gerätes, als Brief wenige Tage später bei uns an.
Empfohlen wurde, ihm eine Jugendzeitung zu kaufen mit Themen , welche ihn ansprechen, in diesem Fall war es Kickers, da er Fussball spielte.
Ich sollte ihn nicht zum Lesen auffordern sondern nur anbieten und schauen was passiert. Siehe da, er nahm sie anfänglich nur zögernd in die Hand, schaute
die Bilder an und dann erwischte ich ihn nach einigen Tagen lesend!
Welch ein Erfolg nach so kurzem Einsatz dieses Wundergerätes!
Den Aussagen der Fachleute in diesem Labor nach, hätten die Augen nicht in gleicher Form reagiert, dadurch ein verschwommenes, welliges Sehen. Mit Leseübungen, Brille usw. wäre da nichts zu machen gewesen!
Seine Augen hätten sich so beim Lesen konzentrieren müssen, dass für Textverständnis keine Konzentration mehr übrig war!

Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Und was hatte das „Wundergerät“ nun bewirkt, dass Ihr Sohn nach der einwöchigen Nutzung fortan freiwillig las und verstand? (Ernst gemeinte Frage)

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Da er jetzt, mit wesentlich weniger Augenanstrengung/ Konzentration auf die Schrift und das Erlesen der einzelnen Buchstaben, Texte lesen und gleichzeitig erfassen konnte, hat er die Scheu vor dem Lesen selbst verloren!
Es war wirklich verblüffend was dieses Training, welches auch nicht wiederholt werden musste, bei ihm innerhalb dieser kurzen Zeit bewirkt hat.
Zudem hatte er auch kaum noch, bis gar nicht mehr Kopfschmerzen nach dem Lesen oder den Hausaufgaben.

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Blicklabor googlen, viel Info dazu zu finden!

Cuibono
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

Ihr Beispiel hinkt gewaltig.
Es ist doch ein Unterschied, ob sie reines Faktenwissen in beträchtlicher Menge abrufen können oder Dinge, die einmal gelernt wurden nun Tag für Tag angewendet, eingeübt und automatisiert werden. Also ähnlich wie beim Erlernen eines Instruments: hier baut Wissen aufeinander auf – früher Gelerntes wird jedesmal mitgenommen, eingeschliffen, automatisiert und damit wieder und wieder eingeübt.

A.J. Wiedenhammer
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

So ein Unfug!
90 Prozent eines Diktates (mit vielen Wörtern wie „ich, du, es, der die, das usw.) ist z.B. nicht zu vergleichen mit 90 Prozent richtigen Matherechenwegen und -ergebnissen.

Klara
7 Monate zuvor

Aber, aber …
Die Lösung für eine Niveausteigerung wird doch mitgeliefert: In JEDER Klassenstufe Vergleichsarbeiten. …heute in den Nachrichten. :-O

mama51
7 Monate zuvor
Antwortet  Klara

Jajaja = Blablabla! sollen „sie“ schreiben, was sie wollen!
Ich mache es genau sooooo!

  • Der Erfolg gibt Antonia, Sim und mir absolut Recht!
Klara
7 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Als Mutter und Nicht-Lehrerin haben Sie meine Ironie offenbar nicht verstanden… :-O

Antonia
7 Monate zuvor

Ich weiß, dass viele das gar nicht hören wollen, aber für mich ist nach den mangelnden (Deutsch-) Kenntnissen und Fähigkeiten zu Schulbeginn und der immer mehr fehlenden Unterstützung zuhause (die OGS wird es nicht richten können und hat auch nicht den Anspruch es zu tun, die 1zu1 Betreuung durch die Mütter fällt halt immer mehr weg und die Schulen können das nicht auffangen) auch das ganze freie Arbeiten und jeder arbeitet an einer anderen Seite im Buch…mit ein Grund für das Absinken des Niveaus.
Ich fahre meinen Unterricht immer noch nach meinen alten Prinzipien und fahre vom Niveau der Klassen her damit sehr sehr gut (auch bei Vera).
Bei mir arbeiten alle Kinder am gleichen Thema und müssen zumindest den Grundstock der Lerninhalte am Ende der Reihe beherrschen. Kinder, die fit sind, arbeiten an weiterführenden Aufgaben zum Thema oder sind Expertenkinder für die anderen. Hausaufgaben gibt es quantitativ wie qualitativ auf 2-3 Niveaus, aber alle sind am gleichen Thema. Freies Arbeiten findet nur beim automatisierenden Üben (in Mathe) statt.
Die ganzen „Sperenzken“ zum Beispiel bei der schriftlichen Subtraktion 3 verschiedene Verfahren vorstellen und jeder kann sich eins aussuchen lasse ich weg (mir egal, was im Mathebuch steht). Das verwirrt die Kinder nur. Bei mir lernen die Kinder 1 Verfahren (das von früher) und das können dann wirklich alle am Ende anwenden.

Freiya
7 Monate zuvor
Antwortet  Antonia

Im Prinzip ok, aber die Nachhilfetätigkeit nur der MÜTTER einzufordern ist nicht ok. Es gibt auch Väter, die könnten das genauso. Im Prinzip…
Tatsächlich aber arbeiten beide Elternteile, oft am Limit. Nachhilfetätigkeit einzufordern ist da eine Zumutung. Es hülfe allerdings ungemein, wenn sich Eltern wieder für die von ihnen in die Welt gesetzten Kinder – einfach nur – interessierten! Mit ihnen REDETEN, also so von Angesicht zu Angesicht! Ihnen vorläsen statt ihnen ein elektronisches gadget in die Hand zu drücken. Sie einbänden in tägliche Verrichtungen. Sich für ihr Fortkommen interessierten und dies zeigten, indem sie auf schulische Veranstaltungen ihres Kindes kämen (BEIDE Elternteile!) Und indem sie aufhörten vor ihrem Kind Schule, Bildung, Lernen, Lehrer schlecht zu reden. Das können sie MIT Schule und Lehrern. Aber vor ihren Kindern einen Großteil des kindlichen Lebens zu diffamieren ist einfach völlig daneben und entspricht übler Nachrede und Mobbing.

Katinka
7 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Danke!! Mir kam auch zuerst der Gedanke: Und die Väter??

Antonia
7 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ich habe die Mütter erwähnt, da das in meiner Generation nich so üblich war, dass Mama zuhause war und sich gekümmert hat. Da gab es bis auf sehr sehr wenige Ausnahmen keine Väter zuhause. Und das ist halt immer weniger der Fall.
Heutzutage kann das gerne auch der Papa machen. Das meinte ich nicht explizit, dass das die Mütter machen. Und ich weiß auch, dass das heute durch die Berufstätigkeit beider Elternteile gar nicht mehr so möglich ist.
Nur die Schulen können diese Entwicklung nicht auffangen.

Antonia
7 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ich meinte noch so üblich war!

DieHoffnungstirbtzuletzt
7 Monate zuvor
Antwortet  Antonia

Vielen Dank. Schön zu lesen, dass man nicht der einzige Dinosaurier ist. Frontalunterricht, Hausaufgaben, selbstständige Textproduktion von jedem Schüler, viel gemeinsames Lesen, Diktate, mal ein Gedicht auswendig lernen und über aktuelle Themen sprechen (das ist mein moderner Unterrichtsteil :-). Ich bin mir sicher diese alten Methoden werden wieder zurück kommen…ich unterrichte in der 9/10 Klasse (Hauptschule…jetzt Mittelschule getauft, um das Image zu verbessern). Die Schüler müssen gefordert werden, Spaß an der eigenen Leistungsfähigkeit bekommen, wenn das gelingt, dann geht auch was vorwärts. Ich bin aber auch immer öfter am verzweifeln…weil ich auf die Frage was verstehst Du nicht? (hier haben Schüler gelernt, dass dann ja der Lehrer mehr Schuld hat an der Situation…) Immer häufiger ALLES höre…aber mit einem freundlichen Verweis auf die Klassenstufe sind ein Teil der Schüler bereit selbst aktiv zu werden. Liegt aber daran, dass ich im M-Zweig die Möglichkeit habe den Schüler in die Regel-Klasse zu versetzten. Fördern und fordern…wenn das Handeln keine Konsequenzen hat, wieso sollte es dann verändert werden…so tickt der Mensch. Das ist nur manchem Gutpolitiker, der zwar entscheidet wie wir handeln sollen, es aber selber meist nie gemacht hat…leider selten zu vermitteln, da der dafür nötige gesunde Menschenverstand deutlich rückläufig ist. Lasst Euch nicht verbiegen. Dieses Forum ist für meine Psychohygiene ein wahrer Jungbrunnen.

Pit2020
7 Monate zuvor

@DieHoffnungstirbtzuletzt

„Frontalunterricht, Hausaufgaben, selbstständige Textproduktion von jedem Schüler, viel gemeinsames Lesen, Diktate, mal ein Gedicht auswendig lernen und über aktuelle Themen sprechen“

Psssssssst …:
Das funktioniert sogar mit zugewanderten SuS (verschiedene Herkunftsländer und Altersstufen, verschiedene Gruppen bis 10 SuS – also auch hübsch heterogen) – aber leider mit der Einschränkung, dass nur diejenigen lernen, die auch lernen wollen!
(Stichwort „intrinsische Motivation„.)
Unterstützung bekommen die SuS immer. Ihnen den A…. hinterhertragen hilft nie.

Diejenigen, die bei jeder Möglichkeit (also so gut wie immer 😉 ) in ihrer Herkunftssprache sprechen, verfügen auch nach mehr als 1 Jahr über Deutschkenntnisse in der Größenordnung „Ich nix verstehe.“ oder auch „Ich weiß nicht.“ Btw: Selektives Verstehen – leider nicht im Kontext „Lernen“ – klappt manchmal besser …, da funktioniert dann die intrinsische Motivation. 😉 Ein weiterer Versuch wird dann nicht unternommen, die „heilige Ruhe“ wird gewissenhaft gepflegt. Das hat den Vorteil, dass man mit Aufgaben – auch nach langer Zeit gibt es immer noch das Angebot einfachster Aufgaben – gar nicht anfangen kann: Man versteht ja nach 1 Jahr immer noch nicht, dass man sein Arbeitsmaterial auspacken soll. … Und wie jetzt? Zum Schreiben braucht man einen Stift? Und Papier? … Aber ach: Wenn man doch wenigstens diese beiden Worte verstehen könnte, dann … ja dann … Und was machen diese anderen seltsamen Geschöpfe da eigentlich mit … (für Eingeweihte: Stift und Papier, um Missverständnissen vorzubeugen: Beide Gegenstände sind aus den Herkunftsländern bekannt.)?

Diejenigen, die bei jeder Möglichkeit (auch mehrere Kinder mit derselben Herkunftssprache in einer Gruppe zusammen mit Kindern anderer Herkunftssprachen) Deutsch sprechen, weil sie selber an einem Austausch interessiert sind, verstehen nach teilweise 6 Monaten erste kurze (ca. eine 3/4 Seite) Geschichten im Hinblick auf den Gesamtkontext aus regulären Deutschbüchern der Klasse 5 mit nur geringen Einhilfen (= Erklärung einzelner Wörter).
Sich selber verständlich machen wird bei jeder Gelegenheit versucht.
Ebenso werden schon ab dem zweiten Tag mit Begeisterung die ersten gelernten Floskeln z.B. bei der Begrüßung angewendet. („Guten Tag, wie geht es Ihnen/dir?“ – „Danke, mir geht es gut.“) Natürlich wird ganz schnell gelernt, was man sagen kann, wenn es einem nicht gut geht, was ja auch beim Arztbesuch oder in der Unterkunft extrem hilfreich ist. So merken diese Kids sehr schnell, dass Vokalbellernen (z. B. Körperteile benennen, Empfindungen benennen, Gegenteile benennen, …) sehr sinnvoll ist.
Diese Kinder fragen dann tatsächlich (!) auf Deutsch – auch bei gemeinsamer Herkunftssprache – den Sitznachbarn z. B. nach dem Radiergummi und sind stolz wie Bolle, wenn das klappt. Sie erklären dann auch in ihrem bestmöglichen Deutsch „Musst du mache so.“ Hauptsache am Anfang ist, dass man ins Tun kommt, der Rest ist ein ständiges Verbessern, was sie dann selber merken und was bei den Kids für große Freude sorgt. Btw: Auch bei mir! 🙂
Schöner Nebeneffekt, der dann wiederum das fachliche Lernen unterstützt (ein Kreislauf): Es ergeben sich sehr schnell soziale Beziehungen, Bekanntschaften und sogar Freundschaften über die „Grenzen“ von Herkunftsländern und Altersstufen hinweg.

Bei der o.g. Gruppe ohne intrinsische Motivation beschränkt sich der soziale „Austausch“ auf Streit und Kloppereien mit allem, was sich von selbst bewegen kann und nicht schnell genug auf dem sprichwörtlichen Baum ist oder sonstwie für maximale räumliche Distanz sorgt. (Selbstverständlich sind immer „die Anderen“ Schuld, auch wenn man denen notfalls hinterherläuft, um Streit anzufangen.)
Offensichtlich sorgt es mächtig für Frust, wenn man 14 oder 15 Jahre alt ist, seit mehr als 1 Jahr eine Schule besucht und jemand, der erst 10 oder 11 Jahre alt ist, in 4 Wochen mehr Erfolge hat – und dem entsprechend sichtbar Vergnügen empfindet … Da juckt es in der Faust. 🙁
Und wenn man dann bedenkt, dass diese Kinder und Jugendlichen ähnliche Startbedingungen haben insofern, dass sie alle nicht freiwillig auf die große „Wanderung“ gegangen sind …

Ursula
7 Monate zuvor
Antwortet  Antonia

Meiner Meinung nach ist Ihr Ansatz der einzig vernünftige Ansatz. Dieses Lernen an Stationen, die Rennerei im Klassenzimmer, Gruppenarbeit, bei der einer arbeitet und der Rest sich ausruht… Dabei entsteht auch so eine Unruhe, dass sich viele Kinder gar nicht mehr konzentrieren können und sich schützen, indem sie sich zurückzuziehen und ganz abschalten. Die Verfahren von früher waren gut nachvollziehbar und vor allem nachhaltig. Ich sehe heute noch meine Mathelehrerin an der Tafel stehen und das schriftliche Dividieren erklären. Auch zum Beispiel die heutige Methode, den Dreisatz zu erklären, ist völlig unübersichtlich. Unsere Schulpraktikanten im Betrieb können alle keinen Dreisatz und keine Prozentrechnung, obwohl die mindestens in der 9. Klasse sind. Da muss dringend etwas passieren.

potschemutschka
7 Monate zuvor
Antwortet  Antonia

@Antonia
Machen Sie etwa ganz bösen Frontalunterricht? – Ich finde es gut und gerade für schwächere und „faulere“ Schüler ist das m.M.n. die bessere Variante. Das heißt nicht, dass man nicht auch phasenweise andere Lernmethoden einsetzen kann und soll, aber das Hautaugenmerk sollte auf frontal vermittelte allgemeine Lerninhalte gelegt werden!

Georg
7 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Damit würden Sie als Referendar durch die Prüfung fallen.

Inder Sache haben Sie recht. Je lernschwächer, bildungsferner, leistungsunwilliger die Klasse ist, desto mehr direkte Instruktion braucht es. Die hochgelobte individuelle Förderung und Binnendifferenzierung setzt intrinsische Motivation voraus, an der es in den oben genannten Gruppen hapert.

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Georg

In meiner Ausbildungszeit zum Lehrer (fertig 1981!!) Wurde uns im Seminar erzählt, dass, falls die Schüler zu Beginn oder während des Unterrichts sehr laut wären, ich als Lehrkraft immer leiser werden solle, so dass sich die Schüler bemühen müssten mich zu verstehen oder sich gegenseitig zur Ruhe auffordern sollten,
Erst, wenn Ruhe eingekehrt ist, soll wieder Unterrichtbgehalten werden.

Oder, ich solle den Raum verlassen und wenn Ruhe ist soll der Klassensprecher mich wieder reinholen!

Da hätte ich oft unverrichteter Dinge nach der Stunde den Raum verlassen oder die Stunde vor dercTür verbracht! 😉

Sim
7 Monate zuvor
Antwortet  Antonia

Sehe ich genauso! Ich unterrichte nach wie vor mit vielen lehrerzentrierten Plenumsphasen. Und in Mathe kommen die guten Schüler schon von selber und fragen, ob sie das auch anders rechnen dürfen.

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Sim

Mein jüngster Sohn hatte in der Realschule die Stahlensätze durchgenommen.
Zusätzlich wurde zu Hause von der Schülerhilfe zum Üben und Verstehen ein Mathewerk eingesetzt, auch weil es in interessiert hat.
Mathearbeit wurde geschrieben und seine Lösungen in diesem Bereich mit 0 Punkten, obwohl richtig bewertet!
Am nächsten Tag hat mein Sohn das Buch der Schülerhilfe samt einem höflichen Brief meinerseits seinem Lehrer überreicht!
Er hat den Brief gelesen, in dem Buch die markierten Seiten angeschaut, die Klassenarbeiten von allen Kindern eingesammelt und nachkorrigiert!
Volle Punktzahl!
Bei dem nächsten Elternabend habe ich ihn darauf angesprochen und er meinte, dass er nur die üblichen, vermittelten Lösungen für die Bewertung im Kopf gehabt hätte und gar nicht mit weiterem Denken und richtigem Schlussfolgern gerechnet hätte!
Dadurch keine Überprüfung seinerseits erfolgte, er aber daraus sehr viel gelernt hätte und das weitere Umsetzen der Regeln des Strahlensatzes meines Sohnes natürlich ein wirkliches Begreifen der Regeln war, was super wäre!
Zu seiner Entschuldigung, es war ein relativ junger Lehrer, welcher noch lernfähig war! Bei den Schülern war er dadurch sehr in ihrer Achtung gestiegen und auch beliebt!

447
7 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Wenn ein Schüler Sachen richtig hat und man falsch korrigiert hat, berichtigt man das eben.

Kommt zwar fast nie vor, aber passieren kann es.

Was mich wundert: Da freue ich mich doch eher, dass es ’ne bessere Leistung ist…

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Hä?? Ich habe nur eine Tatsache berichtet!
Gefreut haben wir uns beide natürlich sehr!
Dass ich das hier aber noch extra erwähnen muss? Das erschließt sich doch von alleine!

lehrer002
7 Monate zuvor

Die effizienteste Lösung wäre anstatt eines Kita-Pflichtjahres die Wiedereinführung der Schulkindergärten!

Kathrin
7 Monate zuvor
Antwortet  lehrer002

Genau, mit der Abschaffung des Schulkindergartens nahm das Desaster volle Fahrt auf. Jetzt allerdings müssten die Schulkindergärten sehr groß sein. Wir sagen inzwischen bei sehr vielen Erstklässlerchen: „Wäre ein Kind für den Schulkindergarten.“
Ein großes Problem ist m.E. zudem die Aufkündigung der Erziehungspartnerschaft von Elternhaus und Schule.

Die Forderung nach einer Vorschule ist müßig. Wer sollte dort arbeiten und wo sollte die Vorschule bei dem akuten Raummangel stattfinden?

447
7 Monate zuvor

Je komprimierter und die Leistung steigernder – umso kürzer können Schultage werden.

Oder „könntEN“, müsste ich eher schreiben.

Da der inoffizielle Schulzweck mittlerweile „Verwahren und Beaufsichtigen bei Bildungssimulation (Simzlation, damit niemand sich schlecht fühlt)“ ist, wäre so ein Vorgehen natürlich heute undenkbar.

potschemutschka
7 Monate zuvor

Sie werden es nicht glauben, aber die meisten Kinder lernen sehr gern etwas Neues, von Geburt an, wenn man sie dabei altersgerecht unterstützt, fordert und fördert.

Torsten
7 Monate zuvor

In den Kommentaren spiegelt sich das ganze Dilemma der deutschen Schulpolitik wieder.
Richtig ist, dass Entscheidungsträger selbst mal in den Schulen unterrichten sollten
Richtig ist, dass viele Schulen marode sind, dass auch Lehrer ( Plural) mitunter überfordert oder auch überarbeitet sind, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen.
Wichtig ist, dass man endlich mal einheitlich handelt, einheitliche Vorgaben gibt, die auch realisierbar sind, gesamtdeutsch denkt und nicht mit 16 verschiedenen Bundesländer-Varianten aufwartet und man sich darum streitet oder glaubt, welche die beste sei.

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor
Antwortet  Torsten

Alle Bundesländer sollten sich einfach an den vorderen Rängen orientieren. Aber ideologische Parteipfründe verhindern dies.

Melissentee
7 Monate zuvor

Wenn wir den Fachkräftemangel in Kitas nicht in den Griff bekommen, bleibt eine Förderung Wunschdenken. Mehr noch: Durch noch schlechter Bedingungen (mehr Kinder) wird sich das Niveau noch weiter verschlechtern, da die Kinder sich vermehrt selbst überlassen werden (Offenes Modell). Hilft es ihnen, nur andere Kinder Deutsch sprechen zu hören?
Oder werden Kitaplätze nach Sprachdefiziten priorisiert? Werden Eltern mit Bildung, Engagement für ihr Kind – kurz: die, die es selbst fördern können – sich exkludieren? Private Kita oder Mutti bleibt daheim? Gibt es dann Herdprämie für alle, die dann daheim bleiben und einen Kitaplatz frei machen und eine Erfolgsprämie für selbst herbei gegeführte Schulfähigkeit?

Genug der Polemik.

Aber mich nervt die Tendenz bei vielen Eltern alles bei ihren Kindern laufen zu lassen. Nicht trocken mit 4? Ach, jedes Kind hat sein Tempo. Sprachfehler noch kurz vor der Schule? Wächst sich aus (Zahnwechsel, Spange) Kann noch keine Schere halte zur Einschulung oder ordentlich ausmalen? Ach, die Unterschiede zwischen den Kindern sind soooooi groß, bis zu 3 Jahre, da sind die Lehrkräfte doch drauf eingestellt.

Frank Bracker
7 Monate zuvor

Lässt man die Frage der Bildung von Migranten einmal außen vor, befindet sich die Bildung in Deutschland einfach auf dem Holzweg. Eine gute Bildung setzt immer auch eine sichere, vertraute Bindung und die Förderung von Kernkompetenzen im frühen Kindesalter voraus. In der heutigen Zeit werden Kinder über weite Strecken wegorganisiert. Bildung und letztendlich auch Bindung werden Heerscharen von Fachleuten überlassen. Ich habe beruflich mit Dreijährigen zu tun gehabt, die im Laufe eines ganz normalen Tages mit zehn verschiedenen Bezugspersonen klarkommen mussten, bevor sie dann am Abend in die Obhut der durch den stressigen Arbeitstag völlig geschafften Eltern gegeben wurden. Kinder werden krank in die Kita oder in die Schule gegeben, weil die Eltern zur Arbeit müssen; beim Mittagessen in der Kita brechen diese Kinder vor Übermüdung zusammen. Hinzu kommt die Tatsache, dass einige überforderte, gestresste und beruflich angespannte Eltern, die eigentlich keine Zeit für ihre Kinder haben, dennoch meinen, die Fachkräfte in Kita und Schule für „falsche Erziehung“ zu kritisieren, was für zusätzlichen Frust bei diesen Fachleuten sorgt. Wann merkt unsere Gesellschaft eigentlich, dass schon Zwei- und Dreijährige sozial vollkommen überfordert sind? Und während bundesweit festgestellt wird, dass in den Elternhäusern nicht mehr genug gelesen, geschrieben, gespielt wird, dass die Kinder zu viel Zeit vor Bildschirmen jeglicher Art verbringen und dass es immer mehr alarmierende motorische Entwicklungsverzögerungen gibt, schreien alle nur noch lauter nach mehr Betreuung und nach mehr digitaler Bildung. Warum lässt man die Kinder nicht spielen? Ganz sicher gibt es Familien, in denen beide Elternteile arbeiten müssen, damit man nicht in die Armut rutscht. Aber lasst den Kindern doch bitte eine schöne, sorgen- und stressfreie Kindheit mit wenig Anforderungen – dort, wo es möglich ist. Nur Menschen, deren Lebenskräfte nicht schon in früher Kindheit regelrecht ausgesaugt wurden, werden später auch zu souveränen Menschen mit Initiative, Rückgrat und Humor!