Gefahr durch Stress im Schulalltag: Können Fortbildungen helfen?

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STUTTGART. Psychische Belastungen im Job gehören für viele Lehrerinnen und Lehrer dazu. Etwa die die Hälfte des Lehrpersonals fühlt sich im Arbeitsalltag erschöpft und überlastet, wie eine Befragung im Kontext der aktuellen Iglu-Studie zeigte.

Zahlreiche Lehrkräfte sind Burnout-gefährdet. Fortbildungen sollen sie widerstandsfähiger machen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Um pädagogische Fach- und Lehrkräfte vor einem Burnout und den damit verbundenen psychischen Erkrankungen zu bewahren, bietet die Baden-Württemberg Stiftung neue Fortbildungen für Personal in Kitas und Schulen an. „Pädagogische Fach- und Lehrkräfte sind häufiger Lärm und psychischer Belastung ausgesetzt als andere Berufsgruppen“, erklärte die Stiftung in Stuttgart dazu.

Gemeinsamt mit dem Universitätsklinikum Ulm hat die Baden-Württemberg Stiftung für ihr Gesundheitsprogramm „Komm mit in das gesunde Boot“ neue Fortbildungen entwickelt: In kostenlosen Workshops sollen Pädagoginnen und Pädagogen Hintergrundwissen, Übungen und Materialien erhalten, die beim Umgang mit psychosozialen Belastungen helfen und im Schul- oder Kindergartenalltag sowie privat angewendet werden können. Es gehe darum, gesundheitlichen Belastungen vorzubeugen, Stress zu minimieren und die Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, zu stärken. „Nach einer Pilotphase starten die Angebote jetzt landesweit“, hieß es.

Forderung: Auch Arbeitsbedingungen verbessern

Psychische Gesundheit des Personals ist auch bei der Lehrergewerkschaft GEW Baden-Württemberg schon lange Thema. Die GEW setzt sich auch für eine Stärkung von Prävention ein. „Ein wichtiges Instrument wäre, wenn Coaching und Supervision zum Standard würden“, teilte Geschäftsführer Matthias Schneider mit. Gleichzeitig seien jedoch bessere Arbeitsbedingungen wie kleinere Gruppen in Kitas und kleinere Klassen die wirksamste Maßnahme, damit Pädagoginnen und Pädagogen (länger) gesund arbeiten könnten. Das Problem: „Durch den Fachkräftemangel hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verschlechtert statt verbessert“, so Schneider.

Die GEW schlägt in einem 21-Punkte-Programm zum Lehrkräftemangel unter anderem vor, die Altersermäßigung zu erhöhen – also dass ältere Lehrkräfte weniger Wochenstunden leisten. So könnten mehr Betroffene bis zur Altersgrenze arbeiten, hieß es. „Die Mehrheit der Lehrkräfte geht – trotz finanzieller Einbußen – vorzeitig in den Ruhestand.“ News4teachers mit Material der dpa

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Palim
5 Monate zuvor

Ich habe auch Vorschläge:

  • Arbeitszeiterfassung und Ausgleich der Mehrarbeit
  • zusätzliches Personal zur Unterstützung in den Klassen (pädagogische Assistenz)
  • zusätzliches Personal für außerunterrichtliche Aufgaben, die Lehrkräfte abgeben können
  • Anerkennung außerunterrichtlicher Aufgaben auf die Arbeitszeit (aber die wird ja dann erhoben und ausgeglichen)
  • Anerkennung von Beratungen der Schüler:innen und Eltern, einschließlich des Mehraufwandes bei Schüler:innen mit speziellen Bedürfnissen,
  • Standard an Versorgung durch Schulpsycholog:innen und auch medizinisches Personal
  • Standard an Versorgung mit Lehrkräften, einschließlich Vertretungsreserve
  • Standard an Versorgung des Ganztagesbereich
  • Sozialraum für Lehrkräfte und Ermöglichung von Pausenzeiten im arbeitsrechtlichen Sinn
  • gut ausgestattete Arbeitsräume

Außerdem gerne

  • eine Stelle beim Land, bei der man Mängel melden und Vorschläge zur Verbesserung unterbreiten kann
  • eine unabhängige schulrechtliche Beratung, die jede Lehrkraft konsultieren kann
  • Beratungsstellen mit Expert:innen, bei denen man für spezifische Anforderungen sofortige Hilfe bekommt (Unterstützungsbedarfe jeglicher Art und deren Beschulung, Beschulung von chronisch Kranken, Beschulung von Kindern mit irgendwelchen speziellen Bedürfnisse )
  • Zeit für kollegiale Beratung und Hospitationen
  • Supervision

… das darf gerne ergänzt und weitergegeben werden.

Und ja, Fortbildungen sind auch wichtig, aber nur sinnvoll,
a) wenn sich an den Bedingungen in der Schule etwas ändert und nicht immer wieder der schwarze Peter bei den Lehrkräften abgeladen wird
und
b) wenn Lehrkräfte dafür Zeit erhalten und die FoBi keine zusätzliche Belastung bedeutet, weil man auch die Klasse versorgen muss, Vertretung organisieren, Material bereitstellen und hinterher aufarbeiten muss. Dafür wäre dann eben eine vernünftige Reserve in jeder Schule notwendig und sehr viel Entlastung.

Bis dahin kann ja mal jemand eine Studie machen, ob Lehrkräfte so wenig resilient sind oder ob das schlicht eine Behauptung ist, weil auch Resilienz eine Grenze hat und Lehrkräfte sehr lange nicht das Handtuch werfen und sich viel zu viel gefallen lassen (haben).

Realist
5 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Alles richtige Vorschläge, werden aber nicht verwirklich, wurden noch nie verwirklicht, SWK der KMK lässt grüßen: Mehrarbeit, größerer Lerngruppen, Teilzeitverbot. Es geht schließlich um die „Zukunft Deutschlands“, da kann man ja mal ranklotzen, oder? Ach ja, „Achtsamkeitstraining“ und Yoga soll man machen. In der Freizeit natürlich, darf ja kein Unterricht ausfallen, geht ja um die „lieben Kleinen“, denn „die können ja nichts dafür“. Und wer will schon „weinende Kinderaugen“.

So geht übrigens der Rest der Wirtschaft mit Fachkräftemangel und zu viel Stress bei den Beschäftigten um:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/45-Tage-Urlaub-im-Jahr-Klinik-in-Hannover-wirbt-um-Fachkraefte,sophienklinik100.html

Gen Z: …

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor

… Fortbildung, Handreichung, Digitalisierung.

Schlaubi
5 Monate zuvor

Ein weiterer yoga-kurs wird das schon richten…

Tina
5 Monate zuvor

4 Tage Woche
1 Tag Homeschooling
1 Tag Freiarbeit

fertig

Alisia
5 Monate zuvor
Antwortet  Tina

Oder einfach mal überdenken was man eigentlich als stressig empfindet.

Stichwort „subjektives Stressempfinden“ bei einer ganzen Menge Lehrer scheint es mir, als hätten die sich bei ihren Schülern angesteckt.

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Ich denke auch, die meisten Herzpatienten haben zu lange mit dem Kardiologen geredet.

Ça me fatigue
5 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

… das kommt mir vor wie bei den Schülerinnen und Schülern:

??? … ??? Wie??? … das haben wir letzte Woche schon besprochen??? … davon weiß ich nix!!! Das haben Sie sich ausgedacht … oder?

Alisia, haben Sie das ernst gemeint oder ironisch?

Arbeitsauftrag: „Oder einfach mal überdenken was man eigentlich als stressig empfindet.“

Lösung: Einfach mal alle Beiträge und Kommentare seit mehreren Jahren hier im Forum lesen, dann kommt man drauf – bestimmt – nur nicht den Mut verlieren!

Ach ja, ich hätte da noch eine Verständnisfrage zum Artikel: Wie kann man bitte die gesundheitsschädliche Wirkung eines erhöhten Lautstärkepegels über mehrere Stunden am Tag an 5 Tagen in der Woche durch Resilienzübungen unschädlich machen?

Bitte achten Sie bei der Beantwortung dieser Frage auf eine logische Abfolge Ihrer Argumente zur Lösung des Problems, auf allgemeinverständliches Vokabular und auf ordentliche Quellenangaben zu den Studien, auf die sich Ihre Argumente stützen. Bitte achen Sie auch darauf, dass Sie nur Studien mit einer hinreichend guten Statistik in Betracht ziehen.

… ich bin sehr gespannt!

Ca m’intéresse vachement!

Bla
5 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Kann nicht sein.
Schulen sind spätestens seit der Coronaerfahrung keine Kohorte für Ansteckungen.
Muss also wirklich Stress sein.
*Enthält Ironie*

ABC
5 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Mit dem ,,subjektiven Stressempfinden“ sind dann aber ganz schön viele unterwegs. Hm. ???

SchadeMarmelade
5 Monate zuvor

Natürlich werden unbezahlte Fortbildungen in der „Freizeit“ einer Lehrkraft das Problem richten.
Ist ja alles was wir für unseren Beruf brennen und aus Leidenschaft Lehrer sind. Nicht um unsere Familien zu ernähren. Warum sollten Fortbildungen also als Arbeitszeit gezählt oder vergütet werden. Wie überall sonst auch.

ABC
5 Monate zuvor
Antwortet  SchadeMarmelade

Ironie? So hoffe ich!

Der Zauberlehrling
5 Monate zuvor

Symptome zu kurieren ist in der Medizin keine Lösung.

Warum sollte es also im Schuldienst eine sein?

Empfehlung: Ursachenforschung betreiben und dann an den Wurzeln des Übels anfangen.

Palim hat sehr gute Ideen eingebracht – aus der Praxis für die Praxis.

Warum kommt im KM keiner drauf?

Riesenzwerg
5 Monate zuvor

Die KMs hatten noch keine Fortbildung!

Deswegen kwasseln die nur das, was vorher auch gekwasselt wurde.

Wie werden die eigentlich in ihre Ämter eingeführt und auf ihre Aufgaben vorbereitet?

ABC
5 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Gar nicht.

Hanne
5 Monate zuvor

Sehr wünschenswert, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Doch es braucht schnell auch 1. Hilfe – Die psychosozialen Ausgleichsangebote der Stiftung sind nicht falsch, dabei weit weg von den auslösenden Stressfaktoren. Was man – solange die schlechten Rahmenbedingungen andauern – schon IM Unterricht für sich tun kann, da findet sich hier einiges – mit Praxisberichten von 44 Lehrkräften: https://paedagogik.de/alle-anzeigen-paedagogik/product/lernen-sichtbar-machen-das-praxisbuch-3671/

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor
Antwortet  Hanne

Erste Hilfe für nur 25€ … wow (in Worten: „wau“)

Bla
5 Monate zuvor
Antwortet  Hanne

Zählt das dann als „Handreiche“ wie oben schonmal angesprochen wurde?
Das ist die Lösung. Danke.

Riesenzwerg
5 Monate zuvor

Ich könnte mir gut vorstellen, dass FoBis an der richtigen Stelle richtig was bringen!

Unsere KuMis!

FoBis im Rechnen, Zusammenhänge erkennen, Kommunikation mit Mitarbeitern, Arbeitsrecht, Gesundheit durch Arbeisreduzierung bei Mitarbeitern, Wie entlaste ich meine systemrelevanten Lehrkräfte, Menschlichkeit am Arbeitsplatz, Auch Lehrkräfte sind Menschen (1/2), Auch Lehrkräfte haben Menschenrechte (Weiterführender Kurs), Auf einmal KuMi – was nun?, Der Umgang mit der Glaskugel ist out – Sachverhalte und Statistiken sehen, lesen, verstehen und gemäß den Bildungszielen auswerten und umsetzen, Investieren – auch in Schule und die Bildung, gleich im Anschluss an: Was ist Bildung? Kleine Stichwörtern helfen durch den Berufsalltag, Yoga für gestresste KuMis, ….

Die Kurse sind 24/7 machbar – auch online, da wir ja Nachhaltigkeit unterrichten müssen und wirklich gute Vorbilder brauchen!

ABC
5 Monate zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Geil. 🙂