Missbrauch: Landesregierung fördert Mahnmal an ehemaliger Odenwaldschule

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Die hessische Landesregierung unterstützt die Errichtung eines Mahnmals für die Opfer sexueller Gewalt in der ehemaligen Odenwaldschule im südhessischen Heppenheim mit 40.000 Euro.

Das Goethehaus der Odenwaldschule. Foto: shutterstock / JoachimDortmund
Düster: Das ehemalige Goethehaus der Odenwaldschule. Foto: shutterstock / Joachim Dortmund

«Wir können die Untaten nicht ungeschehen machen. Umso wichtiger ist, an öffentlichen Orten zu erinnern, zu mahnen und zu gedenken», sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Montag. Auch das Land Hessen habe bei dem Missbrauchsskandal in seiner Schutzfunktion versagt. Das Mahnmal sei «ein weiterer, wichtiger Baustein der Erinnerungskultur, kein Ersatz für das bereits bestehende.»

2010 war der jahrelange systematische sexuelle Missbrauch von Schülern an der Odenwaldschule ans Licht gekommen. Studien zufolge sollen mehr als zwei Dutzend Lehrkräfte und andere Mitarbeiter der Schule an den Verbrechen an bis zu 900 Schutzbefohlenen beteiligt gewesen sein.

Die Odenwaldschule, die Prominente wie der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit oder der Schriftsteller Klaus Mann besuchten, ist als Institution nach Bekanntwerden des Skandals Geschichte. Das Internat musste schließlich Insolvenz anmelden. Nach mehr als 100 Jahren wurde 2015 der Schulbetrieb eingestellt. News4teachers / mit Material der dpa

Studie: Zahl der Täter und Opfer an Odenwaldschule drastisch höher als gedacht

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Muellerin
3 Monate zuvor

Das scheint in der Tat der größte Super-GAU der Reformpädagogik gewesen zu sein, vor allem das langjährige Schweigekartell der Lehrerschaft, und dann noch die Verstrickung eines Hartmut von Hentig darin. Aber man sollte die katholischen Einrichtungen mit gigantischen Missbrauchszahlen dabei nicht vergessen. Die vertraten ja nicht die Reformpädagogik, sondern die göttliche Autorität mit Zucht und Ordnung, aber nur für die Kinder und Jugendlichen.
Übrigens. Ein gesundes Misstrauen gegen Internate und Kinderheime ist angebracht. In früheren Jahrzehnten drohte man Kindern schon mal: „Wenn du nicht artig bist, kommst du in ein Heim. Da wirst du sehen, wie das ist.“ Natürlich wusste man, dass die Heimkinder schlecht behandelt wurden, von dem Missbrauch wusste man wohl nichts.

Lisa
3 Monate zuvor
Antwortet  Muellerin

Von dem Missbrauch in den Heimen wusste man durchaus. Dort hat man geschwiegen, weil es sich meist um arme Kinder handelte, uneheliche, all die, für die sich keiner interessierte. Und Sex war ein Thema, das in der alten bundesrepublikanischen Gesellschaft eh nur unter vorgehaltener Hand besprochen wurde.
Hier jedoch ging es um ein Elite- Internat, das sich selbst die höchsten Ansprüche bescheinigte und doch nur eine erbärmliche Ansammlung von Narzissten und machtmissbraeuchlichen Personen war. Der Warnmarker sollte evtl sein: Finden sie sich alle selbst ganz toll? Gibt es kein Quentchen Selbstkritik?

Der Zauberlehrling
3 Monate zuvor

Hoffentlich fordert er auch, an jedes Pfarrheim ein Mahnmal zu stellen.

Bei der zu bestellenden Menge gibt’s bestimmt Rabatt.

Nicht nur einseitig den Opfern gedenken, nur weil sich im Odenwald das Denkmal ganz gut macht.

Peace
3 Monate zuvor

Frage mich, was das den Opfern bringt. Sie sind ein Leben lang gezeichnet von diesem Missbrauch.