MÜNCHEN. Jetzt ist es offiziell: An den Grundschulen in Bayern erhalten die Schülerinnen und Schüler zukünftig mehr Deutsch- und Matheunterricht – im Tausch mit Unterricht in den Fächern des musisch-künstlerischen Bereichs. Das hat das bayerische Kabinett am Dienstag entschieden. Dem Beschluss war eine öffentliche Debatte zwischen den regierenden Koalitionsparteien vorausgegangen, ob Schulen auch im Fach Religion kürzen dürfen, um die zusätzlichen Mathe- und Deutschstunden unterzubringen (News4teachers berichtete). Die CSU erteilte dieser Option eine klare Absage – entgegen Aussagen des Kultusministeriums unter Anna Stolz (Freie Wähler) – und setzte sich mit ihrem Veto nun durch.
An bayerischen Grundschulen wird es zugunsten von mehr Deutsch und Mathe definitiv keine Abstriche beim Religionsunterricht geben. Stattdessen müssen die Schulen bei Kunst, Musik, Werken oder beim Englischunterricht kürzen, so der aktuelle Beschluss des bayerischen Kabinetts. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) betonte nach der Kabinettssitzung in München allerdings, es werde kein Fach ganz wegfallen. «Wir haben ein ganzheitliches Bildungssystem.»
Die Pläne im Detail
Schon vor Wochen hatte Stolz mitgeteilt, als Reaktion auf die schlechten deutschen Pisa-Ergebnisse die Fächer Deutsch und Mathematik an Grundschulen stärken zu wollen (News4teachers berichtete). Dies ist nun fix: In den Jahrgangsstufen eins bis vier wird es jeweils eine Stunde mehr Deutschunterricht geben, in den Jahrgangsstufen eins und drei auch noch je eine Stunde mehr Mathe. Die Stundenzahl in der Grundschule insgesamt steigt allerdings nicht. Unter dem Strich kommt in Klasse eins eine Stunde hinzu, in Klasse vier fällt dafür eine weg.
Dafür muss es zum Beispiel in Klasse drei und vier Kürzungen im Bereich Kunst, Musik und Werken oder beim Englischunterricht geben, oder sogar beides: nämlich dann, wenn es bei einer Stunde flexibler Förderung (die künftig «flexible Stunde» heißt) bleiben soll – ansonsten fällt diese weg. Die Entscheidung liegt bei den Schulen. Die «flexible Stunde» kann, wenn die Schulen daran festhalten, jedem Fach zusätzlich zugeordnet oder für Fördermaßnahmen eingesetzt werden.
In Klasse eins können die Schulen ebenfalls entscheiden: Entweder sie stocken den Sportunterricht von zwei auf drei Stunden auf, oder sie behalten von bislang zwei Stunden flexibler Förderung eine bei, die wiederum flexibel zugeordnet werden kann – ansonsten fällt die flexible Förderung hier ganz weg.
Weiterhin drei Wochenstunden Religion
Damit hat sich die CSU mit ihrem Veto gegen jegliche Kürzungen beim Religionsunterricht durchgesetzt. Stolz hatte Abstriche im Fach Religion, das in den Klassen drei und vier mit jeweils drei Wochenstunden unterrichtet wird, nicht ausgeschlossen. Woraufhin die CSU, auch nach lautstarker Intervention von Kirchenseite, sofort Einspruch einlegte und erklärte, bei Religion werde nicht gekürzt. Sie respektiere dies und sehe dies auch nicht als Niederlage, sagte Stolz nun – auch wenn sie sich hätte vorstellen können, den Schulen mehr Spielraum zu geben. News4teachers / mit Material der dpa
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