Lehrkräftemangel: nicht mal 50 Prozent des Bedarfs gedeckt – Minister: „Etappenerfolg“

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ERFURT. Es fehlen Lehrkräfte, bundesweit. Der Personalmangel im Bildungsbereich belastet auch Thüringen. Wie viele andere Bundesländer setzt das Land daher verstärkt auf Seiteneinsteiger. Sie bilden ein Viertel der seit Beginn des neuen Schuljahres vom Land eingestellten Lehrkräfte. Ohne sie – das zeigen die Einstellungszahlen deutlich – geht es nicht mehr: An manchen Schulformen bilden Seiteneinsteigerinnen die Mehrheit der Neueinstellungen. Gleichzeitig sind weiterhin mehr als 700 Stellen für Lehrkräfte in Thüringen unbesetzt.

Für Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) ist das Glas halb voll: Er wertet die Zahl der Neueinstellungen als „Etappenerfolg“. Symbolfoto: Shutterstock

653 Lehrerinnen und Lehrer sind im ersten Schulhalbjahr 2023/2024 unbefristet neu in Thüringen eingestellt worden. Mit 166 machten sogenannte Seiteneinsteiger dabei gut ein Viertel der neu Eingestellten aus. Das entspreche dem Vorjahresniveau, teilte das Bildungsministerium auf Anfrage mit. Zudem seien 262 Erzieherinnen und Erzieher befristet und unbefristet neu eingestellt worden.

Betrachtet man die Neueinstellungen mit Blick auf die einzelnen Schularten, wird schnell klar, dass es Bereiche gibt, in denen die Lehramt-Seiteneinsteiger sogar die Mehrheit bilden: Bei 63 von 121 neu eingestellten Lehrkräften an Regelschulen – die zu einem Hauptschul- oder Realschulabschluss führen – handelte es sich um Quereinsteiger, an Gesamtschulen waren es sogar 9 von 16. Am geringsten war die Quote der Seiteneinsteiger mit 8,6 Prozent dagegen an Gymnasien und Kollegs. An Grundschulen betrug der Anteil 12,6 Prozent.

Mehr als 700 offene Stellen

Bildungsminister Helmut Holter (Linke) wertete die Zahl der neuen Einstellungen als „Etappenerfolg“. Schulämter hätten sich stark eingesetzt. Die Lehrergewinnungskampagne hätte sich bezahlt gemacht, genauso wie weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Einstellungsbedingungen. Holter räumte aber auch ein: „Die Einstellung von originär ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern bleibt eine große Herausforderung, der wir uns weiter erfolgreich stellen.“

Seit Jahren macht der Lehrermangel Thüringen zu schaffen. Als Reaktion darauf wurde unter anderem die Möglichkeit geschaffen, dass auch Menschen ohne klassische Lehrerausbildung unter bestimmten Voraussetzungen als Lehrerinnen und Lehrer unterrichten können.

Eine Vorstellung davon, wie viele Lehrerstellen derzeit unbesetzt sind, gibt ein Blick auf das Karriereportal von Thüringen: Dort waren Mitte Februar unter dem Suchbegriff „Lehrer“ mehr als 700 Stellenangebote gelistet. News4teachers / mit Material der dpa

Ein-Fach-Studium, mehr an der Praxis orientiert – und Karriereoptionen: Stifterverband legt „Masterplan“ gegen Lehrermangel vor

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Katze
2 Monate zuvor

„Die Einstellung von originär ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern bleibt eine große Herausforderung, der wir uns weiter erfolgreich stellen.“

Am Halten und Wertschätzen von originär ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern im System als große Herausforderung scheitern die Schulämter und Landeszentralen für Schule und Bildung in Thüringen und Sachsen sehr erfolgreich.

Ein System, welches fachliche Leistung, Anstrengungsbereitschaft, Respekt, Fleiß und Disziplin von Schülern immer weniger einfordert, wird für Menschen, welche lehren woll(t)en immer belastender. „Durchwinken“ von SuS mit inflationären Bestnoten bei geringstem Anspruch an Leistung und Normen selbst im gymnasialen Bildungsgang ist nicht das, was viele KuK bis zur Rente ertragen / tolerieren wollen.
Dazu kommt eine Zweiklassengesellschaft in den Lehrerzimmern, die angestellten Lehrkräften (Sachsen) die geringe Wertschätzung auch in finanzieller Hinsicht täglich vor Augen führt.
Gleicher Lohn (Rente/Pension) für gleiche Arbeit?

Generation X: Lehramt – ich bin „noch“ so blöd.
Aber ich sehe schon Licht am Ende des Tunnels.

Carsten
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Wo sind denn schon bessere Bedingungen zu sehen ?

Schlaubi
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Das Licht am Ende des Tunnels könnte auch ein entgegenkommender Zug sein…

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Schlaubi weiß immer alles besser und geht den anderen Schlümpfen mit seinen gut gemeinten Ratschlägen unermüdlich auf die Nerven.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Wollen Sie Ihren schwachen Witz noch mit irgendwas zu untermauern? Was ist Ihr Licht am Ende des Tunnels?

Ragnar Danneskjoeld
2 Monate zuvor

Thüringen gönnt seinen Landesbeamten 2024 die niedrigste Lohnerhöhung. Wertschätzung schaut anders aus.