BREMEN/BERLIN. Wohin? So lautet die Frage, die sich gerade viele Kultusministerien stellen, wenn es um geflüchtete Kinder und Jugendliche geht. In Bremen gibt es für einen Großteil der Kinder und Jugendlichen in Erstaufnahmeeinrichtungen bereits jetzt keinen Unterricht. Und auch in Berlin sieht die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch zunehmende Probleme mit Blick auf die beständig wachsende Zahl der Geflüchteten.
Zum Stichtag 11. März wurden in Bremen 174 Kinder und Jugendliche in Erstaufnahmeeinrichtungen der Stadt unterrichtet – 266 nicht. Das geht aus einer Antwort des Bildungsressorts hervor, das zugleich darauf hinweist, dass sich diese Zahlen immer wieder ändern. Insgesamt gilt in Bremen jedoch, dass für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen erst die Schulpflicht einsetzt, sobald sie einen festen Wohnsitz haben. Erst dann werden sie einer Bildungsstätte zugewiesen.
In letzter Zeit habe sich das Problem mit der Beschulung verschärft, weil die Kinder und die Jugendlichen zunehmend länger in den Erstaufnahmeeinrichtungen lebten. Das habe mit der hohen Zuwanderung seit 2022 und der Wohnraumknappheit zu tun, so das Bremer Bildungsressort. Man arbeite daran, Unterricht anzubieten – innerhalb und außerhalb der Einrichtungen. Im März wurden beispielsweise in Bremen-Überseestadt drei Räume zum Lernen angemietet.
Lehrkräftemangel verschärft die Situation zusätzlich
In Berlin rechnet die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch ebenfalls mit einer Verschärfung der Situation. „Die Zahl der Geflüchteten, die zu uns kommen und in den nächsten Monaten kommen werden, nimmt zu“, sagte die CDU-Politikerin gegenüber der dpa. „Wir können derzeit nicht alle unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten an Regelschulen unterbringen.“ Laut dem Berliner Flüchtlingsrat erhielten in Berlin mehr als 2.000 Kinder im schulpflichtigen Alter keinen Schulunterricht. Das betreffe sowohl Kinder, die mit ihren Familien nach Deutschland geflüchtet sind, als auch unbegleitete Minderjährige.
Bereits Ende Februar hatten Flüchtlingsräte und Hilfsorganisationen kritisiert, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche vielfach monatelang ein Schulbesuch verwehrt bliebe. Vor allem in großen Städten und Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet müssten einige Minderjährige bis zu einem Jahr warten, bis sie eine Schule besuchen könnten, sagten Sprecher der Flüchtlingsräte gegenüber der dpa. Gründe seien vor allem die lange Verweildauer in vorläufigen Unterbringungseinrichtungen sowie der Lehrkräftemangel. Die Angst ist, dass die lange Wartezeit den Kindern schade. Allerdings können überfüllte Klassen auch nicht die Lösung sein, weshalb eine Besserung der Situation momentan nicht in Sicht ist. News4teachers mit Material der dpa
Flüchtlingsrat warnt vor „Lagerschulen“ für Geflüchtete: „führen zu Segregation“
