Landrat bittet Lehrer wegen Hochwasser um Verzicht auf Hausaufgaben und Tests

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Schülerinnen und Schüler im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm sollen wegen der Hochwasserfolgen vorerst möglichst von Hausaufgaben und Tests verschont bleiben. Darum hat der Landrat des Landkreises, Albert Gürtner, Schulleitungen und Lehrkräfte in der Region am Dienstag gebeten.

Viele Eltern im Landkreis seien derzeit ehrenamtlich als Fluthelfer im Einsatz. «Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die familiären Situationen», sagte der Politiker der Freien Wähler laut Mitteilung des Landratsamts. «Nicht selten haben die zahlreichen Ehrenamtlichen neben ihren ehrenamtlichen Einsätzen ihre schulpflichtigen Kinder zu betreuen.»

Mit weniger Hausaufgaben und Verzicht auf Tests «könnten die Belastungen der Familien erheblich reduziert werden», sagte Gürtner demnach. «Wir verstehen, dass die Lehrkräfte Beurteilungen brauchen, bitten aber, soweit möglich, gegenwärtig darauf zu verzichten.» Dieser Schritt sei in Absprache mit dem Leiter des örtlichen Schulamts erfolgt. News4teachers / mit Material der dpa

Leistungsdruck nach Corona: Eltern beobachten, dass ihre Kinder zunehmend gestresst sind

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Hans Malz
1 Jahr zuvor

Meint der Landrat eigentlich dass Lehrer völlig gefühlskalte Roboter sind, die weder Nachrichten gucken oder irgendwelche Menschen aus der Region kennen?

In der Regel weiß man, was so in den Familien der Kinder los ist. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass die Kinder, deren Bude komplett unter Wasser steht überhaupt normalen Unterricht mitmachen können.

Finagle
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Malz

Ich habe intuitiv zugestimmt, aber… siehe unten… “gibt’s nich'” gibt’s nich’…

Hans Hoffmann
1 Jahr zuvor

Das mach ich an dem Tag, an dem aus dem KM die Nachricht kommt, dass die Anzahl, der für die Notenbildung verpflichtenden Leistungsnachweise, reduziert wird. Vorher nicht.

JoS
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Ich wundere mich auch über diese Fehladressierung. Klar haben die Bayern noch mehr Zeit bis zu den Ferien, aber solange die Vorgaben nicht aufgehoben werden, sind den Lehrkräften doch die Hände gebunden.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  JoS

@ Hans Hofmann und JoS

Ich gehe davon aus, dass euer trautes Heim nicht betroffen ist. Denn wenn eure “Bude” unter Wasser stünde, … ja, was dann?
Wenn eure Kinder keinen Platz zum Lernen und Hausaufgaben- machen mehr hätten, …ja, was dann?
Und wo genau sind denn die LehrersHände soooo gebunden?
Auf dem Rücken? Vor dem Bauch? (Vorsicht: Witz!)
Es darf ein bisschen “menscheln”, das ist nicht verboten!

Hans Hoffmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Doch. Mein “trautes Heim” ist davon betroffen. Ich hab genauso den Keller voll Wasser und Schlamm wie alle anderen hier im Umkreis.
Und natürlich darf es “menscheln”. Bei Hausaufgaben schau ich aktuell auch nicht so genau hin. Aber bei Leistungsnachweisen kann man als Lehrer nicht aus. Die Bitte nach weniger Tests muss sich nicht an die Lehrer richten, sondern an die, die die Vorgaben machen. Aber die hüllen sich in Schweigen.

Lisa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Ja,ja, Lehrer sind wie Süchtige, sie denken nur an ihren Stoff.

Hans Hoffmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lisa

Der Stoff ist mir an der Stelle so lang wie breit. Aber ich kann belangt werden, wenn ich nicht die vorgeschriebene Menge an Leistungsnachweisen vorlegen kann. Wenn ich welche würfle oder erfinde ist es (zurecht) auch wieder nicht richtig. Soll ich alle Noten gleich am Halbjahresanfang machen, für den Fall, dass während des Schuljahres Unvorhergesehenes passiert? Ach, auch nicht? Noten bitte gleichmäßig verteilen? Möglichst viele Noten, um Ausreißer ausgleichen zu können? Möglichst wenig Noten, um Stress zu vermeiden? Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass! Also was jetzt?

Markus
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Möglichst viel
Möglichst engmaschig
Gleich verteilt
So wirds gemacht und was die anderen sagen ist egal. Mit ner klaren Linie geht das alles.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Hoffmann

Dieser Schritt sei in Absprache mit dem Leiter des örtlichen Schulamts erfolgt.

Herr Hofmann, …und wo ist jetzt das Problem? Warum so “kleingeistig”?

Herr Malz bringt es doch auf den Punkt:

In der Regel weiß man, was so in den Familien der Kinder los ist. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass die Kinder, deren Bude komplett unter Wasser steht überhaupt normalen Unterricht mitmachen können.

So gesehen wirkt Ihr Kommentar ziemlich suboptimal empathisch…

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

So funktioniert das aber nicht: mein Dienstherr ist nicht der Landrat, sondern das Land. Und dessen mir weisungsbefugter Vertreter ist das Schulamt. Dessen Leiter hat uns Lehrern offiziell zu verkünden, dass die Zahl und die Art der Leistungsnachweise gekürzt werden kann/soll/muss. Nehme ich diese Kürzung eigenmächtig aufgrund der Pressemitteilung eines Landrats vor, fragt mich im Fall der Fälle mein Arbeitgeber, ob ich eigentlich wüsste, WEM ich unterstellt bin. Und der Fall der Fälle tritt schon dann ein, wenn sich die Eltern von einem Grundschüler / 10. – Klässler / 11. – Klässler beschweren, dass ihr Kind bei der regulär zu schreibenden Leistungsnachweise ja sicher noch seine Note verbessert hätte und nur deshalb, weil ich zu faul zum Korrigieren wäre, die schlechtere Note/den schlechteren Abschluss etc. bekäme.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Prinzipielle Frage, ist ein Landrat überhauptzuständig, wenn das Kreisgebiet überflutet ist – schließlich ist das Land ja unter Wasser:)

Risikomama
1 Jahr zuvor

Hallo,

Ich stamme aus dem betreffenden Landkreis, meine Kinder gehen dort zur Schule. Es ist unverständlich, warum nicht im ganzen Landkreis auf Distanzunterricht bzw einfach ein paar Tage Schulausfall gesetzt wurde, nicht nur in den schwerst betroffenen Gebieten. Mit der Möglichkeit zur Notbetreuung, ging in Corona ja auch kurzfristig. Niemand hat an das seelische Wohl der Kinder gedacht an den entsprechenden Stellen, da gehört das Landratsamt dazu. Jetzt diese Mitteilung raus zu geben, finde ich verlogen.

Und bevor jetzt jemand kommt, die Kinder, die betroffen sind, könnten ja auch “einfach so” daheim bleiben… nope. Viele Schulen haben dieses unsägliche Buddysystem, wo du deinem Buddy (in sehr vielen Fällen) hinterherlaufen musst, um im Bestfall mies fotografierte Einträge, die unvollständig und voller Rechtschreibfehler sind, zu bekommen. Wenn überhaupt was. Also sind die Kinder in der Holschuld, was zusätzlichen Stress bedeutet. Hätte man nicht zwei Tage die Schule im ganzen Landkreis ausfallen lassen können? Wenn man in Pfaffenhofen wohnt, aber plötzlich die Oma in Manching evakuiert wird, das stresst doch auch. Oder Freunde, die in den stark betroffenen Gebieten wohnen, auf einmal alles verlieren. Erwachsene können sich frei nehmen, jeder hat Verständnis. Kinder, ab in die Schule und wenn ihr nicht kommt, seht zu, wo ihr euer Zeug her bekommt (die wenigsten Lehrer laden was in Teams hoch, Buddysystem, Freunde!) Apropos Teams, wofür haben wir das denn? Für Notsituationen, oder? Warum nicht dann verwenden, wenn der ganze Landkreis Katastrophenalarm ausruft? Es ist mir bewusst, dass nicht die Schulen diese Entscheidung, dass Unterricht statt findet, getroffen haben.

Noch ein Aspekt, mit offenen Schulen sind natürlich viele, viele Menschen auf der Straße. Was steigt mit vielen, vielen Menschen auf der Straße? Die Unfallgefahr. Wen braucht man dann? Die Mitglieder der Blaulichtfamilie, wenns blöd läuft, alle 3: Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Hatten bzw haben die nicht genug zu tun? Was ist mit “flatten the curve” passiert, das man hier 1:1 auch hätte anwenden können? Die Leute von der Straße fern halten minimiert Verkehrsunfälle. Simpel. Das ist meiner Meinung nach so zweigesichtig, Katastrophe ausrufen, Hilfe anfordern, Militär, die armen, armen Hilfskräfte bedauern, wie viel Arbeit sie doch haben… und dann Tausende von Leuten frühmorgens los zu schicken und mittags wieder heim. Und unter Umständen den Kräften noch mehr Arbeit zu machen. Hier ist ein Familienvater aus meinem Nachbardorf in seinem Einsatz bei der freiwilligen Feuerwehr ertrunken. Ein Kunde von mir. Und wir haben nichts Besseres zu tun, als die Kinder los zu schicken? In eine Schule, in der “Meer-Zweck-Raum” und Turnhalle abgesoffen sind? (In unserem Fall jetzt, weiß nicht, wie es die anderen Schulen geht).

Meines Wissens wurden zwei Altenheime evakuiert und auf Kliniken verteilt. Diverse Menschen brauchen generell grade medizinische Betreuung, was weniger Zimmer für Unfallopfer bedeutet in der Region. Aber nur zu, schicken wir die Schulfamilie auf die Straße. Ja, muss nicht viel passieren. Aber jeder vermeidbare Unfall ist gerade jetzt einer zuviel.

Der langen Rede kurzer Sinn, ich finde die Aussage “an die seelische Gesundheit der Kinder denken” sehr verlogen von dieser Stelle. Aber wie hat die Stadt Pfaffenhofen es so treffend formuliert: Die KinderBETREUUNG (Hervorhebung von mir) ist sichergestellt in der Kreisstadt, Schulen und Kindergärten sind geöffnet…

JoS
1 Jahr zuvor
Antwortet  Risikomama

Das ist eben die Folge der lautstarken Beschwerde über die “Schulschließungen” während Corona. Da waren die Stimmen der Befürworter einer Schließung im Notfall innerhalb der Elternschaft insbesondere zum Ende hin sehr leise, deshalb reagiert jetzt die Politik auf die Forderungen der Schreihälse. Das ist natürlich für die Betroffenen sehr belastend.