Mit der Digitalisierung der Bildung rückt ein lange vernachlässigtes Thema in den Mittelpunkt: Didaktik

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SAARBRÜCKEN. Frontal oder schülerzentriert? Still oder gemeinsam? Über die Frage der besten Methodik wird in der Pädagogik immer wieder gestritten. Im Zuge der rasant fortschreitenden Digitalisierung der Bildung einerseits und der zunehmenden Heterogenität der Schülerschaft andererseits rückt unterdessen ein anderer Zugang zum Lehren und Lernen in den Fokus: die Didaktik. Ein Kongress in Saarbrücken, die educate, widmete sich deshalb nun dem allzu lange vernachlässigten Thema, wie sich Inhalte individuell besser zuschneiden lassen.

„Die Kunst ist, die Inhalte attraktiv zu machen.” (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„Didaktik“, sagt Julia Knopf, „hat vor zehn, zwölf Jahren noch nicht die Rolle gespielt, die sie heute spielt. Inhalte sinnvoll zu orchestrieren, sie so aufzubereiten, dass sie zu dem lernenden Menschen passen – früher wurde gesagt: Das gehört in die Grundschulen.“

Julia Knopf muss es wissen: Sie hat selbst mal auf Lehramt an Grundschulen mit dem Hauptfach Germanistik studiert, bevor sie ein Studium der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache draufsattelte – und dann eine wissenschaftliche Karriere startete, die sie heute als eine der renommiertesten Didaktik-Expert*innen Deutschlands gelten lässt. Die Professorin besetzt den Lehrstuhl Fachdidaktik Deutsch an der Universität des Saarlandes. Dabei widmet sie sich auch der Erforschung digitaler Lehr- und Lernprozesse, und zwar so intensiv, dass daraus an der Uni ein eigenes, von der Bildungsforscherin geleitetes Forschungsinstitut erwachsen ist: das FoBID (Forschungsinstitut Bildung Digital), das digitale Bildungsprojekte wie „YouCodeGirls“ oder „Lesen to go“ entwickelt.

Didaktik werde keineswegs nur in der Grundschule benötigt – sondern grundsätzlich beim Lernen, also ebenfalls in der weiterführenden Schule, in der Ausbildung und in der beruflichen Weiterbildung. Und eben auch in digitalen Lernformaten, wie Julia Knopf betont. Das allerdings werde im Zuge der rasant fortschreitenden Digitalisierung der Bildung allzu oft vergessen: Die Technik stehe allzu oft im Vordergrund. Die Folge: „Der Lerneffekt bleibt aus.“

„Wir haben alles dabei: Von denen, die überhaupt keine Lust haben bis hin zu denen, die sehr engagiert sind“

Was tun? Damit beschäftigte sich in dieser Woche eigens ein Kongress in Saarbrücken, die vom FoBID veranstaltete educate. Dort stand unter dem Titel „Transformation braucht Didaktik“ insbesondere die berufliche Weiterbildung im Fokus – ein Lernbereich, der sich deutlich schneller als die schulische Bildung digitalisiert hat. Der Reiz: Aus den Erfahrungen der Unternehmen lassen sich Erkenntnisse und Perspektiven auch für Schulen ableiten. Das Kernproblem der Betriebe, das auch die Schulen betrifft: die zunehmende Heterogenität der Lernenden. „Wir haben alles dabei: Von denen, die überhaupt keine Lust haben bis hin zu denen, die sehr engagiert sind“, so berichtete der Verantwortliche eines großen Unternehmens auf dem Kongress.

Zahlreiche namhafte Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter waren dort vertreten – von der Vorstandsvorsitzenden der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, Andrea Bruckner, über den Geschäftsführer der SHS-Stahl-Holding-Saar, Joerg Disteldorf, bis hin zum Berliner IHK-Vizepräsidenten (und Geschäftsführer des Kita-Betreibers Fröbel International) Stefan Spieker.

In Zeiten des Lehrkräftemangels setzen die Kultusministerinnen und Kultusminister auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) große Hoffnung. In den Unternehmen macht sich allerdings bereits Ernüchterung breit. „In der sich schnell entwickelnden Landschaft der Bildungstechnologie steht KI als führender Trend im Mittelpunkt, wobei generative Ansätze die Erstellung digitaler Lehr- und Lernmaterialien revolutionieren“, so berichtete etwa der Wirtschaftsinformatiker Prof. Oliver Thomas. „Diese fortschrittlichen KI-Techniken haben das Potenzial, die Kosten für die Inhaltserstellung in der frühen Phase um 60 bis 80 Prozent zu senken. Allerdings bleibt die Anwendung von KI zur Generierung von Inhalten oft auf einfache Formate wie Quizze und Puzzles beschränkt, die wesentliche didaktische Prinzipien außer Acht lassen.“

Das Messen von – vermeintlichen – Lernerfolgen etwa gehöre heute zum Standard, berichtete Thomas unlängst in einem Interview mit „Bildungsklick-TV“. So werde erhoben, wie denn die Lerneinheiten durchgeführt wurden. Ob das allerdings tatsächlich mit echtem Lernerfolg zusammenhänge? Zweifelhaft. Meist werde nur gecheckt, ob die vorgegebenen Themen bearbeitet wurden oder nicht, ob sie Schritt für Schritt durchgeklickt wurden. Welcher Mehrwert am Ende daraus erwachsen sei, bleibe allzu oft im Dunkeln. „Man kann nicht lediglich die Inhalte verwalten und beobachten, ob sie beim Lernen eingesetzt wurden – man muss auch wissen, was man tut, wie man die Inhalte verbessert“, so Thomas. Also letztlich das, was eine gute Lehrkraft leistet.

Das geschieht tatsächlich immer noch viel zu selten – trotz KI. Differenzierung sei ein „ur-didaktisches Konzept“, könne allerdings bis heute in den technologischen Software-Umgebungen nur schwer umgesetzt werden. „Die Kunst ist, die Inhalte attraktiv zu machen, sie auf Mitarbeitende jeglichen Alters, sie auch auf ihre Kompetenzen auszurichten und sie passgenau zu machen. Das ist auch zum Teil mit Aufwand verbunden und man kann diese Prozesse nicht immer automatisieren, man denkt, das sei auf Knopfdruck möglich, das geht aber nicht“, sagt Thomas.

Knopf bestätigte den Befund. „Es gibt Hunderte von KI-Tools auf dem Bildungsmarkt“, sagte die Bildungsforscherin, „viele davon sind didaktisch trivial“. Lernen funktioniere nicht dadurch besser, wenn plötzlich ein Selfie auf dem Bildschirm aufploppe. „Man glaubt, Inhalte trivialisieren zu können.“ Genau das, so Knopf, funktioniere aber nicht.

Technologie dürfte nicht der Treiber der Entwicklung sein, betonte auch Wirtschaftsinformatiker Thomas. „Sie ist es häufig zu stark.“ Genau dort liege ein Teil des Problems. Man konzentriere sich zu stark auf das Verwalten von Lerninhalten, frage sich aber nicht, „wo die herkommen und wie man die besser macht“. Thomas: „Die Inhalte müssen ankommen. Die Kunst ist, den Menschen hierbei anzuleiten, ihm auch Hinweise zu geben, welche Elemente er denn verwenden könnte. Was haben andere verwendet? Kann ich diese Empfehlung unterstützen? Welches Lernformat nutzt du? Welches didaktische Element soll ich verwenden?“ KI-Systeme könnten dabei durchaus Lehr- und Lernprozesse unterstützen.

Aber: „Die Technologie muss sich unterordnen und zwar den pädagogischen und didaktischen Mitteln, die ich unterstützen möchte.“ Auf die Schule übertragen heißt das dann wohl: Auf die (didaktisch fitte) Lehrkraft kommt es an – auch weiterhin. Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus

KonfBD24: Wie Künstliche Intelligenz die Schule verändern wird (und womöglich sogar gerechter macht)

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Canishine
1 Jahr zuvor

Es ist erfreulich zu lesen, dass nach einigen Jahren des digitalen Heilsversprechens wieder davon gesprochen wird, was viele „ungläubige“ Lehrer schon seit Jahren ahnen: Die (menschliche) Didaktik ist wichtig (und war es immer). Mich überrascht allerdings ein wenig die Aussage, dass man sie jahrelang vernachlässigt hätte. An meiner Schule war das sicherlich nicht der Fall, sie war immer Thema. Wer hat sie also vernachlässigt?
Nur als kleine Anregung für die Zukunft: Bitte nicht die Pädagogik vernachlässigen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Canishine

Pressemeldung:

“Nach der überstürzten und unkoordinierten Einführung digitaler Medien in den Schulen in Folge der Corona-Pandemie mahnen Wissenschaftler und Politiker die Lehrkräfte, Pädagogik und Didaktik wieder stärker in den Fokus zu nehmen: ‘Es geht hier nicht um Bequemlichkeit oder Arbeitserleichterung für Lehrkräfte. Es geht um die Schülerinnen und Schüler, das muss wieder jeder Lehrkraft klar werden. Wir als Politik und Bildungswissenschaft müssen und werden in Zukunft wieder verstärkt darauf achten, dass Lehrkräfte den Bildungserfolg nicht durch unreflektierten, vorschnellen Einsatz von neuen Technologien gefährden. Die Sprecherin kündigte in diesem Zusammenhang an, neue Studien in Auftrag zu geben und neue Koordinierungsstellen in den Ministerien zu schaffen, welche die Entwicklung genau beobachten werden.'”

Besseranonym
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

🙂 danke

Peter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ah. Also wird der Wasserkopf noch weiter aufgeblasen, um die Lehrer endlich zur Arbeit zu koordinieren. Bequemlichkeit oder Arbeitserleichterung dürfe es nicht geben. Den strahlenden Kinderaugen zuliebe.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

???

Pensionist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Wo stand denn diese Unverschämtheit?

Hysterican
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Wo und bitte wann darf ich das endlich in den großen Publikatiinsorganen lesen?

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hysterican

Endlich?
Wahrscheinlich nie, die halten sich (oft) vom populistischen Quatsch fern

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Nicht nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk darf “Sartire” machen, das fällt unter Art. 5 GG…

Also lassen Sie Ihre Belehrungen hinsichtlich “populistischen Quatsch”.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Sie meinen also die kleinen, dezentralen “großen Publikationsorgane”? Mein Fehler =/

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Warum sollten Didaktik und Technologie Gegensätze sein?
Auszutesten, wie Technik eingesetzt werden kann bzw. nicht sollte, setzt deren Verfügbarkeit an Schulen voraus.

Wie sehr hätten Sie im 20. Jahrhundert gegen Tageslichtprojektoren gewettert 😀

Aber hey, wenn Sie Ihre eigene Pressemeldung schreiben müssen, ist das vielleicht Hinweis genug..

Hans Malz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Klingt ja wie eine Drohung aus dem Elfenbeinturm.

“Es geht um die Schüler, das muss wieder jeder Lehrkraft klar werden.” – Bei solchen unreflektierten Äußerungen von Fachfremden könnte ich ko…
Vielleicht sollten das die Damen und Herren Bildungswissenschaftler mal bei ihren eigenen Ergüssen berücksichtigen.

Aber die Rettung ist nah:
“Die Sprecherin kündigte in diesem Zusammenhang an, neue Studien in Auftrag zu geben und neue Koordinierungsstellen in den Ministerien zu schaffen, welche die Entwicklung genau beobachten werden.”

Noch mehr sinnfreie Studien, noch mehr “Koordinierungstellen” und natürlich der Klassiker: genau beobachten.

Zum Glück bin ich ein alter Mann,
das geht ich alles nichts mehr an…

Hans Malz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke, hatte ich übersehen.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Malz

Knorkator?

Hans Malz
1 Jahr zuvor
Antwortet  PaPo

Selbstverständlich. Die meiste Band der Welt auf dem nächsten Album aller Zeiten.

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hans Malz

Und so treffen sich hier ein besungener “alter Nann” und “der ultimative Mann”… oder war es “ein ganz besond’rer Mann”?! Hmmm… 😉 🙂

Katze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Canishine

Volle Zustimmung. Didaktik hat in den 1990er Jahren eine sehr große Rolle gespielt, da damals fachliche Inhalte viel tiefgründiger und umfassender zu orchestrieren (was für ein blöder Begriff) waren. Die SuS damals wurden je nach Schulart umfassender fachlich gefordert. Lehrpläne und Lehrbücher waren strukturierter und ermöglichten besonders im MINT-Bereich viel besser das Erfassen kausaler und abstrakter Zusammenhänge.
Dann wurde immer weiter fachlich abgespeckt, weichgespült,
Noten inflationiert, Gleichmacherei betrieben und frontale Wissensvermittlung verteufelt.
Hätte man uns nicht jahrzehntelang didaktisch bevormundet und uns als Vermittler ernsthafter fachlicher Bildung einfach unseren Job machen lassen, dann wäre der Ist-Zustand (Notstand) unseres Unbildungssystems vielleicht zu vermeiden gewesen, aber auf die didaktisch fitten Oldschool- Lehrkräfte wurde ja nicht gehört.
Also tummelt euch weiter auf Kongressen, Bildungsmessen und in Bildungsgremien zur Auswertung von Metastudien, während wir an der Basis durch unsere Fachdidaktik versuchen, den weiteren Absturz unseres Bildungssystems zu verhindern.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Canishine

Ich stimme Ihnen bezüglich der Wichtigkeit von Menschen und Didaktik vorbehaltlos zu, sehe aber keinen Widerspruch zur Digitalisierung. Hier wird – wie auch in der Didaktik erforscht und erprobt.
Das Problem ensteht durch den Druck seitens der Politik bzw. deren Versuch, den Mangel des einen durch das andere zu ersetzen bzw. durch dessen Mangel -___-

Canishine
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Eben. Deshalb wundert es mich auch, dass von einer Vernachlässigung gesprochen wird, denn die Schulen (konkret die Lehrer und Lehrerinnen) müssen sich schon jahrelang mit der Frage beschäftigen, wie die Möglichkeiten der Digitalisierung didaktisch sinnvoll einzusetzen sind. Ich persönlich finde die Beantwortung dieser Frage ziemlich anspruchsvoll, zumal die digitale Technik zusätzlich noch wesentliche Tücken hat (z.B. das iPad in einer Multiuser-Umgebung, Funktionalität von Apps, …), man sie selten so zur Verfügung hat wie wünschenswert (Anzahl, Administration, Internetbandbreite, …) und der Datenschutz (leider notwendigerweise) vieles schwierig macht. Von pädagogischen Fragen habe ich da noch nicht gesprochen: Möchte ich wirklich dem typischen Einzelgänger der Klasse den regelmäßigen Rückzug mit dem Tablet in die Lernecke erlauben? Lasse ich die Handschrift weiter verkümmern? …

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Canishine

Stimme Ihnen zu, auch bei der Handschrift. Gleichzeitig müssen wir eine Amtwort haben, für was wir eine gute Handschrift brauchen. Im Beruf sind es meist digitale Eingabegeräte oder Notizen.

Sehr überspitzt: Wir bringen Kindern auch nicht mehr bei, Steintafeln zu bearbeiten… =(

Unfassbar
1 Jahr zuvor

Da Individualisierung mehr Selbstständigkeit der Schüler voraussetzt, bin ich für umso frontaler und gelenkter, je bildungsferner und/oder unselbstständiger die Klasse ist. Das setzt natürlich gleiche bildungsziele innerhalb der Klasse voraus.

Anka
1 Jahr zuvor

Individueller Unterricht, Online-Unterricht und Zeiten auch von zuhause sind für alle nicht schlecht. Es muss nicht 5 Tage alles in der Schule stattfinden, die oft gammelig sind.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anka

Genau, insbesondere für Kids, die zuhause gar nicht wirklich lernen können.//
Mir ist nicht klar, wie genau Sie sich das vorstellen. Sollen Kids mit schwierigeren sozialen Hintergründen immer zur Schule kommen müssen, denn die können in der Regel zuhause nicht so arbeiten, wie es sinnvoll wäre.

Patricia
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Sie spricht wohl eher die Arbeitsperspektive der Lehrer an.
Klar, da geht auch eine 4 Tage Woche und 1-2 homeoffice oder homeschooling Tage.
Die Kids können doch auch freitags an Projekten arbeiten und mittwochs homeschooling Theorie mitmachen oder in Betriebe gehen.
Da lässt sich doch was optimieren, der echte Norden ist auf Spitzbergen und nicht in NDS oder SH.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Patricia

Der echte Norden von Deutschland ist Schleswig-Holstein.

Ja, Fünftklässlys ohne eigenen Arbeitsplatz im elterlichen Heim können schön zuhause an Projekten arbeiten oder Theorie machen. Gern gesehen werden sie natürlich auch in Betrieben.
Noch besser geht das natürlich bei Grundschülys.

Heuwägelchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich bin auch sicher, dass sie das alle prima hinkriegen.

Bis auf die, die sich ablenken lassen.
Bis auf die, die keinen Bock haben.
Bis auf die, die nicht selbstständig sind.
Bis auf die, die einen Lernrückstand haben.
Bis auf die, deren Zuhause schlecht ist.
Bis auf die, die viel Hilfe brauchen.
Bis auf die, die Kleinstschritte gehen.
Bis auf die, die viel Zuspruch benötigen.
Bis auf die, die …….

Es gibt auch Kinder, die mit dem digitalen, alleine selbstständigem Lernen rein gar nichts anfangen können. Auch diese Kinder sind individuell und brauchen – andere Zugänge!

Nick
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anka

Augen auf bei der Berufswahl.

Sepp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anka

Genau, wir haben ja zu Corona-Zeiten gesehen, wie gut das funktioniert, Kinder selbstorganisiert zu Hause arbeiten zu lassen. Lasst uns das noch viel mehr machen, dann wird bestimmt alles besser.

Sepp
1 Jahr zuvor

„Die Technologie muss sich unterordnen und zwar den pädagogischen und didaktischen Mitteln, die ich unterstützen möchte.“

Bei uns wurde vor 1,5 Jahren entschieden, dass iPad-Klassen eingeführt werden sollen. Es wurden von externen “Experten” Aussagen getätigt wie, dass es immer ewiggestrige Technikfeinde gäbe, die blockieren wollten und zunächst gerne ein Konzept hätten. Das sei natürlich falsch! Man müsse einfach mal anfangen, einfach mal ausproberen…

Am Ende diesen Schuljahres hat unsere Schulleitung nun festgestellt, dass wir jetzt zwar iPad-Klassen haben und die Schüler fast immer mit iPads “arbeiten” (darauf schreiben). Überraschenderweise gäbe es aber kein didaktisches Konzept. Wir müssten uns mal Gedanken machen, wie man die iPads auch didaktisch sinnvoll einsetzten kann…

Sowas passiert halt, wenn man nicht die Schüler und ihre Lernprozesse im Blick hat, sich nicht fragt, wo digitale Bildung einen echten Mehrwert haben könnte und dort gezielt einsetzt, sondern alles einer Methodik (“wir müssen jetzt mit dem iPad arbeiten”) unterordnet.

Das war leider alles absehbar. Schön, dass es nun auch an den Universitäten angekommen ist.

Aber wird sich dadurch etwas ändern? – Ich bezweifle es. Denn Schulen haben doch jetzt das tolle Image, ach so modern zu sein und immer alles mit iPads zu machen. – Wer will das aufgeben und vermeintlich ewiggestrig darstehen?

Beli
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sepp

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Schulleitung! Wir haben zwei komplette Jahrgänge, die mit iPads ausgestattet werden/worden sind und weil das so toll ist, muss man sich keine weiteren Gedanken machen…auch nicht über dramatisch einbrechende Kenntnisse und Arbeitshaltungen.

Heuwägelchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Beli

Genau.

Solange die Noten passen…..

Können und Wissen bergabst,
Noten – so gut wie nie!

Heuwägelchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sepp

Hm.

Sowas passiert auch, wenn die Gründe für die Anschaffung nicht die Lernerfolge von Kindern im Blick haben, sondern die rein wirtschaftlichen Interessen sowie der “Außenwirkung”, um Schülys zu generieren.

Wir haben auch kein Konzept, nutzen die Dinger aber, um Kids und Eltern zufrieden zu stellen.

Hinter der ganzen hochgelobten (von wem genau eigentlich?) Digitalisierung stecken wirtschaftkiche Interessen. Nichts anderes.

Ich habe fertig.

Henriette
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sepp

Ja dann machen Sie halt mit ihren Job und erstellen mir Kollegen ein Konzept.

vhh
1 Jahr zuvor

Schüler erstellen eigene Quizfragen, drehen nette Videos, präsentieren immer bunter – die Schulleitung ist begeistert. Fragen nach Didaktik, Passung von Lernziel und Mitteln, die werden selten gestellt. Von 100 Lehrkräften stellen seit Jahren etwa 10% diese Fragen, aber die werden als Anti-Digitale von gestern gesehen, mit den 20% ‘was soll der Digitalquatsch’ in einen Topf geworfen. Der Witz ist, dass diese 10% meist ziemlich gut informiert und technisch fit sind, andere Möglichkeiten kennen und nur die oberflächliche Digitalisierung kritisieren. Ein wirklich neuer Ansatz würde deutlich mehr Aufwand erfordern, da definiert man lieber ‘schön bunt und spannend’ als Standard und hofft auf Wunder beim Lernerfolg.
Vielleicht kommt das jetzt endlich bei der Schulleitung an, stammt schließlich von Wissenschaftlern und nicht den lästigen Kollegen, die immer behauptet haben, dass Unterrichtsentwicklung sich nicht nach der Anzahl der Tablets beurteilen lässt.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor

Der übermächtige Einfluss der verschiedensten Didaktiker hat zum Kompetenzwahnsinn geführt.

Und zu was die elendige Kompetenzorientierung geführt hat, wollen uns jetzt die Didaktiker erklären.

Ich verzichte.

AvL
1 Jahr zuvor

Etwa zu tun, bedeutet nicht, es auch zu können.

Henriette
1 Jahr zuvor

Was stört sie an der Kompetenzorientierung? Ich bin noch recht neu als Lehrkraft unterwegs und mich interessiert ihre Perspektive. Würde mich über eine Antwort freuen.
Viele Grüße

GriasDi
1 Jahr zuvor

Zitat
“Über die Frage der besten Methodik wird in der Pädagogik immer wieder gestritten”
Solange man solche Aussagen liest, wird sich auch nichts ändern. DIE beste Methodik gibt es nicht.

Heuwägelchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

Meiner Meinung nach – die Mischung macht es.

Und es gibt Klassen, da funktioniert alles, bei anderen nichts richtig gut und manchmal ist Dauerfrontalunterricht die einzige Möglichkeit.

Und nun werden a l l e (wie unindividuell!) über den Digitalkamm geschert – Schülys wie Lehrys.

….. wie blöd ist das denn?!

laromir
1 Jahr zuvor

Die Technik muss sich unterordnen…schöne Idee, ganz meine Meinung. Technik muss einen Mehrwert haben, sonst möchte ich sie nicht zwangsläufig nutzen müssen. Wenn man dies äußert, wird man bei uns als rückständig bezeichnet, man wolle nicht, oder könne nicht mit Technik umgehen, man würde sich dem Fortschritt verweigern usw. Bei der Einführung neuer Tools habe ich schon öfter gefragt, wo denn bitte der inhaltliche/diadaktische/methodische Mehrwert liegt, wenn ich zum Thema XY das neue Tool verwende. In 90% der Fälle bekomme ich dazu keine zufriedenstellende Antwort. Meistens kommt nur sowas wie: das kann man dann mit den Ipads machen (aber auch auf einem Blatt?), das ist aber modern (macht es das automatisch besser?), die SuS mögen doch Apps (ja, und Ipads mit denen sie noch 3 weitere Tabs und einen Messenger offen haben, statt zu arbeiten), das BIld ist doch auf dem Bildschirm viel schöner als auf der OHP-Folie (stimmt, der OHP braucht aber keine stabiles Internet und bislang war das Bild immer schön genug). Wenige Argumente, die für eine Sinnhaftigkeit aus didaktischer Sicht sprechen würden, wurden dabei erörtert. Aber das ist das, was mich interessiert, wie macht die Technik etwas besser oder leichter etc., nicht die Frage, ob das BIld auf OHP, Beamer oder Fernseher toller aussieht, das ist doch didaktisch völlig irrelevant.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Sie stellen einfach zu viele Fragen? Damit eckt man ganz schnell an und landet, der Einfachheit halber, ganz schnell in einer Schublade – das weiß ich als “potschemutschka” leider aus Erfahrung (ü60 Lebensjahre). 🙂
Viel stressfreier dagegen: nicht nachdenken, einfach alles mitmachen, ohne zu fragen. Das liegt aber nicht jedem.

Heuwägelchen
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Das könnte glatt von mir sein

Danke – so sehe ich das auch!

Ich gelte als bekennende “Digital-kann-mich-mal”-Lehrkraft.

OHP – Folien können noch mal verwendet werden.
EIN Stromfrsser statt 30.
Und – deutlich weniger Updates!
Nicht alle drei Jahre neue Geräte, da hoffnungslos veraltet.
Ressourcenschonend!

Bei uns hat definitiv noch kein einziger Schüler mehr gelernt, nur weil digital.

Es wurde nur leichter und öfter betrogen – “schummeln” würde einen selbsterstellten Spickzettel (gerne auch vom Nachbarn) erfordern.
Hier konsequent copy-and-paste….

Ist es wirklich das, was Schülys lernen sollen? Lügen und betrügen? DABEI immer besser werden und so ins Leben entlassen werden?

Moralempfinden, Gerechtigkeitsempfinden sch…egal?

Henriette
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heuwägelchen

Digitalisierung auf die reine Anwendung zu beziehen ist fatal und bereitet die Schülys nicht auf das vor, was sie in Zukunft erwartet.
Es scheint mir, als hätten sie sich gar nicht richtig mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt. Ich kann mich natürlich täuschen.

Sepp
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Bei der Einführung neuer Tools habe ich schon öfter gefragt, wo denn bitte der inhaltliche/diadaktische/methodische Mehrwert liegt, wenn ich zum Thema XY das neue Tool verwende. In 90% der Fälle bekomme ich dazu keine zufriedenstellende Antwort. Meistens kommt nur sowas wie: das kann man dann mit den Ipads machen (aber auch auf einem Blatt?), das ist aber modern (macht es das automatisch besser?), die SuS mögen doch Apps (ja, und Ipads mit denen sie noch 3 weitere Tabs und einen Messenger offen haben, statt zu arbeiten)

Ich stimme Ihnen völlig zu. Unter der Hand habe ich aber auch schon gehört, dass man (hier: Eltern) heute einfach digitales Arbeiten erwartet. Die iPads sind gekommen und werden bleiben, weil man sonst nicht mit den anderen, auch so modernen Schulen mithalten kann.
Nach Überzeugung einiger Kollegen und Eltern machen Apple-Produkte uns doch eh zu besseren, wertvolleren Menschen…

Im Hinblick auf enorme Online-Zeiten unserer Schüler, immer niedrigerer Aufmerksamkeitsspanne und teilweise eindeutigem Suchtverhalten frage ich mich inzwischen, ob sich Schule nicht zum Bollwerk gegen die Digitalisierung entwickeln sollte.
Damit hätten die Kinder auch wieder Zeit ohne Smartphone, ohne ständige Erreichbarkeit, Dauerstress usw.

Alter Pauker
1 Jahr zuvor

Sorry, aber das betrifft wohl eher Gymmis und Berufsschullehrer. Grund- und Hhauptschullehrer, die Geringstbezahlten, beschäftigen sich ständig mit Didaktik. Vielleicht sollte das mal anständig bezahlt werden!?

Besseranonym
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alter Pauker

Einspruch – ohne didaktische Fähigkeiten geht bei uns an beruflichen Schulen gar nix.
Das ist besonders für so manchen Quereinsteiger ( wir haben viele ) problematisch und ist schon zum Ausstiegsgrund geworden.

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alter Pauker

in der Oberstufe wäre ich bei Ihnen, wenngleich auch zunehmend Lernen lernen zu Beginn der Oberstufe notwendig wird. In der Unter- und Mittelstufe braucht es auch an den Gymnasien didaktische Überlegungen. Ich gebe aber zu, dass es dort einfacher ist, die Kinder überhaupt ans arbeiten zu kriegen.