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Kinder rechnen mithilfe der Finger deutlich besser (eine bestimmte Altersgruppe jedenfalls)

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LAUSANNE. Mithilfe der Finger zu rechnen wird häufig eher negativ beäugt. Einer Studie zufolge kann das bei Kindern aber sogar förderlich sein – bei einer bestimmten Altersgruppe jedenfalls.

Finger machen Zahlen anschaulich. Foto: Shutterstock

Kindergartenkinder von fünf bis sechs Jahren können einer Studie zufolge besser Rechnen, wenn sie ihre Finger zu Hilfe nehmen. Die Forscher empfehlen daher, Kindern dieses Alters das Zusammenzählen mit den Fingern beizubringen, wenn sie es bislang nicht tun. Das verbessere ihre Rechenleistung deutlich.

«Unsere Ergebnisse sind sehr wertvoll, weil wir damit zum ersten Mal eine konkrete Antwort auf die seit langem gestellte Frage geben, ob Lehrer Kindern ausdrücklich beibringen sollten, ihre Finger zum Lösen von Additionsaufgaben zu verwenden – insbesondere denen, die dies nicht von Natur aus tun», sagte Hauptautorin Catherine Thevenot vom Institut für Psychologie der Universität Lausanne in der Schweiz. «Die Antwort lautet ja. Unsere Studie zeigt, dass das Training des Fingerrechnens bei über 75 Prozent der Kindergartenkinder wirksam ist.»

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Überrascht zeigte sich Thevenot über das Ausmaß der beobachteten Verbesserung. «Als ich die Ergebnisse zum ersten Mal sah, war ich erstaunt über die enorme Leistungsverbesserung bei den Kindern, die anfangs nicht ihre Finger genutzt hatten, um die Aufgaben zu lösen. Vor unserer Intervention konnten diese Kinder nur etwa ein Drittel der Additionsaufgaben im Vortest lösen. Nach dem Training jedoch lösten sie über drei Viertel davon! Der Unterschied war bemerkenswert, besonders im Vergleich zu den Kontrollgruppen, bei denen die Fortschritte unbedeutend waren. Das Ausmaß dieser Verbesserung übertraf wirklich meine Erwartungen», erklärte sie.

«Wir möchten wissen, ob unsere Intervention zu einem tieferen Verständnis von Zahlen geführt hat»

«Der nächste Schritt besteht darin, zu erforschen, wie wir die restlichen 25 Prozent der Kinder unterstützen können, die nicht so gut auf die Intervention reagiert haben», ergänzte Thevenot. Die im Fachjournal «Child Development» veröffentlichte Studie konzentrierte sich im Hauptteil auf 328 fünf- und sechsjährige Kindergartenkinder, die hauptsächlich in Frankreich leben, und testete ihre Fähigkeiten, einfache Additionsaufgaben zu lösen.

Darüber hinaus möchte die Forscherin nun wissen «ob das, was wir den Kindern beigebracht haben, über ein bloßes Verfahren zur Lösung der Aufgaben hinausgeht. Mit anderen Worten: Wir möchten wissen, ob unsere Intervention zu einem tieferen Verständnis von Zahlen geführt hat, insbesondere ob die Kinder besser verstehen, wie sie die durch ihre Finger dargestellten Mengen manipulieren können.»

Die Forscher aus Frankreich und der Schweiz verweisen zudem auf frühere Studien, denen zufolge von sich aus mit den Fingern rechnende kleine Kinder als intelligent gelten, weil sie bereits das Abstraktionsniveau erreicht haben, um zu verstehen, dass eine Menge auf verschiedene Weise dargestellt werden kann. Erst ab dem Alter von acht Jahren könne das Rechnen mit den Fingern auf mathematische Schwierigkeiten hinweisen. News4teachers / mit Material der dpa

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