Einstellungsstopp trotz Lehrermangel sorgt unter Eltern für mächtig Ärger

11

POTSDAM. Lehrkräfte fehlen, Unterricht fällt aus – und jetzt ein vorübergehender Einstellungsstopp? Brandenburgs Eltern sind in Sorge und die Koalition ist uneins.

Es brodelt in der Elternschaft. Illustration: Shutterstock

Der Landeselternrat in Brandenburg beklagt massive Unterrichtausfälle an den Schulen und dringt auf die weitere Einstellung von Lehrern ohne Unterbrechung. Damit wendet sich die Elternvertretung gegen einen vorübergehenden Einstellungsstopp, der für Diskussionen auch innerhalb der Regierungskoalition sorgt.

Der Landeselternrat fordere eine Einstellung von Bewerbern in den Schuldienst ohne Zeitverzug, teilte Sprecherin Ulrike Mauersberger mit. «Denn es ist an Brandenburger Schulen bereits fünf nach zwölf.»

Vorläufiger Einstellungsstopp

An den Schulen in Brandenburg gilt auch mit Blick auf den geplanten Verzicht auf zusätzliche Stellen im nächsten Haushalt vorübergehend ein Einstellungsstopp für Lehrerinnen und Lehrer. «Es handelt sich dabei um keinen prinzipiellen Einstellungsstopp, weder für Lehrkräfte noch für Seiteneinsteigende», hatte die Sprecherin des SPD-geführten Bildungsministeriums, Irene Beringer, mitgeteilt.

Im Entwurf der SPD/BSW-Regierung zum Doppelhaushalt für 2025 und 2026 seien entgegen der Erwartung der Schulämter keine zusätzlichen Vollzeit-Einheiten zur Verfügung gestellt worden. Das Ministerium «verschafft sich nun in enger Absprache mit den staatlichen Schulämtern einen Überblick über den Stellenstatus der Lehrkräfte und benötigte Neueinstellungen», so die Ministeriums-Sprecherin.

BSW: Überzogene Reaktion

Aus der Landtagsfraktion des Koalitionspartners BSW hieß es dagegen, es gebe keine Veranlassung für ein «Einstellungsmoratorium». Ein Aussetzen der laufenden Stellenbesetzungsverfahren sei eine überzogene Reaktion, so der bildungspolitische Sprecher Falk Peschel. Aus haushaltsrechtlicher Sicht bestünden keine Einschränkungen für die Besetzung der rund 220 freien Stellen für Lehrkräfte im Land Brandenburg. Ebenso könne die Nachbesetzung der zum Schuljahresende 2024/25 frei werdenden Stellen vorbereitet und durchgeführt werden.

Elternrat setzt auf mehr Unterrichtsstunden

Als richtigen Weg wertet der Landeselternrat, dass Lehrer künftig eine Unterrichtsstunde mehr geben sollen. Zugleich sollen die Pädagogen bei der Bürokratie entlastet werden, sodass die Arbeitszeit letztlich nicht ausgeweitet wird, wie es nach Plänen der SPD/BSW-Koalition im März hieß.

«Die Situation an den Schulen in Brandenburg ist aus Elternsicht äußerst besorgniserregend (…)», sagte Landeselternrats-Sprecherin Mauersberger. Schülerinnen und Schüler könnten teils in den fünften Klassen noch nicht richtig lesen und in Extremfällen würden Fächer seit einem halben Jahr nicht unterrichtet. News4teachers / mit Material der dpa

Trotz Lehrermangels: Landesregierung verhängt Einstellungsstopp für Lehrer

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

11 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Rainer Zufall
6 Monate zuvor

Argh! Es war doch das Geld und nicht die fehlenden Bewerber*innen! Wer hätte das kommen sehen?

Schnell die Kinder an die Privatschule bringen und bei der Landtagswahl über Genderzeichen, Flüchtlinge oder anderen Scheiß abstimmen – Hauptsache keine Bildung!

Fräulein Rottenmeier
6 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ich musste mir heute bei meiner Betteltour in Sachen Personal anhören, dass wir die in Elternzeit befindliche Kollegin leider nicht ersetzen können, da gespart werden müsse….(und ja, wir hätten tatsächlich eine Nochkollegin bei uns, die so gerne bleiben würde)….
Da fällt mir auch nichts mehr….
Auch dass leergelaufene Ausschreibungen kein weiteres Mal ausgeschrieben werden dürfen und das Land die Stelle wieder kassiert, spricht doch Bände…..

ABC
6 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Na klar, geht`s nur um das Geld. Brandenburg kann sich die LuL nicht mehr leisten.

Rainer Zufall
6 Monate zuvor
Antwortet  ABC

Sollte vielleicht ein Hoheitsgebiet des Bundes werden? ;(

Rainer Zufall
6 Monate zuvor
Antwortet  ABC

😉

Realist
6 Monate zuvor

Woanders ist man bei der 35-Stunden-Woche und fordert die 32-Stunden-Woche (IG Metall). Oder bei der 38,5-Stunden-Woche und fordert drei zusätzliche Urlaubstage (Verdi, öD Bund und Kommunen).

Als Lehrer ist man effektiv bei (im Durchschnitt) 45-46 Stunden pro Woche (ferienbereinigt), wie diverse Arbeitszeitstudien belegen. Und jetzt will man noch 1,5-2 Stunden (= 1 U-Stunde mit dem ganzen Rattenschwanz) mehr pro Woche draufsatteln. Brandburg macht hier nur den Vorreiter für andere Bundesländer. Und außerhalb der Schule finden das alle gut. Sollen die f… S… doch einmal richtig arbeiten.

Bin auf die nächste Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst der Länder gespannt. Wird wahrscheinlich wieder ein dickes reales Minus (“Zweitbester Abschluss aller Zeiten!”)

Man wird als Lehrer von dieser Gesellschaft nur noch verar…

Gen Z weiß Bescheid. Augen auf bei der Berufswahl!

Carsten
6 Monate zuvor

Nach augenblicklicher Nichtdatenlage – reale Belastung dem Dienstherrn unbekannt – scheint ein Normenkontrollantrag plus einstweilige Anordnung beim OVG dann aussichtsreich.

ABC
6 Monate zuvor
Antwortet  Carsten

Eher nicht.

Hans Malz
6 Monate zuvor

Die Eltern sollen eine Stunde mehr arbeiten, dafür werden sie von der Bürokratie entlastet.
Wie das gehenn soll? Weiß ich doch nicht! Aber es hört sich toll an.

Teacher Andi
6 Monate zuvor

Budget, Budget, Budget …… Von pädagogischen Überlegungen keine Spur. Das wird nichts mehr mit der Bildung, der Satz von Merkel “Bildung ist unser höchstes Gut”, den sie selbst völlig ignoriert hat, bekommt keinen Stellenwert mehr, da andere Themen in der Meinung der Regierung weitaus wichtiger sind, Traurig, es brechen absolut schwere Zeiten für die Lehrer an, die es jetzt noch sind…….

Paul K.
6 Monate zuvor

Und die Lehrereltern 3 Stunden.