Schüler machen mobil: Fast 55.000 Unterschriften gegen “Exen” übergeben

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MÜNCHEN. Viele Schülerinnen und Schüler in Bayern hassen sie: die gefürchteten Stegreif-Tests, die «Exen». Doch immer mehr Menschen fordern neue Formen der Lernzielkontrolle. Nun erreicht eine Petition den Landtag.

Machtwort: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Foto: Shutterstock / photocosmos1

Die jungen Initiatorinnen und Initiatoren einer Petition gegen unangekündigte Tests und Abfragen in Bayerns Schulen haben dem Landtag fast 55.000 Unterschriften von Unterstützern übergeben. «Wir brauchen endlich eine zeitgemäße Prüfungskultur», sagte die 17-jährige Münchnerin Amelie, als sie der Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Ute Eiling-Hütig (CSU), den Ordner überreichte. «Es gibt so viele, die tagtäglich in die Schule gehen, die Panik, die Stress haben – so darf es einfach nicht mehr weitergehen! Und genau deswegen brauchen wir jetzt eine Änderung!»

Statt auf ständige Angst vor unangekündigten «Exen» oder Abfragen zu setzen, müsse das Schulsystem Freude am Lernen fördern, so die Ansicht der Unterstützer. Als nächstes wird sich nun der Bildungsausschuss in öffentlicher Sitzung mit den Forderungen der Petition befassen. Es ist aber fraglich, ob sich deswegen auch tatsächlich etwas ändert – schließlich hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits vergangenen Herbst per Machtwort das Fortbestehen der unangekündigten Tests verkündet.

Damit hatte er allerdings viel Kritik auf sich gezogen, schnürte er doch einer von Kultusministerin Anna Stolz (FW) angestoßenen Debatte um zeitgemäße Prüfungsformen damit jegliche Luft ab. Die Initiatoren der Petition hoffen daher weiter auf ein Einsehen. Die Petition unter dem Motto «Schluss mit Abfragen und Exen!» wird unter anderem vom Forum Bildungspolitik in Bayern, der GEW und dem Bayerischen Elternverband unterstützt. News4teachers / mit Material der dpa

Pädagogischer Kollateralschaden: Warum Söders Machtwort zu “Exen” der schulischen Demokratiebildung einen Schlag versetzt

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Rainer Zufall
6 Monate zuvor

Wieso übergeben die Unterschriften, wenn der Markus doch schon Nein sagte?

Verdammte Verfassungsviertelstunde, sie war zu effektiv! 😛

ed840
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wer weiß? Vielleicht damit auch der Landtag noch mal “Nein” sagen kann, so wie schon im Dezember 2022 und September 2024 geschehen?

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Ach, dass wäre ein demokratischer Prozess in einem Rechtstaat mit Gewaltenteilung – der Markus hat schon für alle Nein gesagt 😉

S.B.
6 Monate zuvor

Es gibt auch viele Schüler, die diese Exen mögen.

Tigerente
5 Monate zuvor

Würden die Schüler Unterschriften zwecks längerer Ferien sammeln, würden Sie sicherlich doppelt und dreimal so viele Unterschriften bekommen. Würden die Ferien dann verlängert werden?

ed840
5 Monate zuvor

Bei über 1,5 Mio Schüler*innen nebst zugehörigen Eltern in Bayern + der Unterstützung diverser NGOs , realtiviert sich m.M., die Zahl 55.000 Unterschriften oder 500 Demonstrierende noch etwas. Nachdem der Landtag in Bayern in den letzten Jahren bereits mehrmals entspechende Verbotsanträge mit großer Mehrheit abgelehnt hat, stehen die Chancen der Petition vermutlich eher schlecht. Wird also wahrscheinlich weiterhin den Schule/Lehrkräften überlassen bleiben, ob sie diese Mittel einsetzten wollen oder nicht.

SleepyDarwin
5 Monate zuvor

Wer sich regelmäßig mit seinem Schulstoff beschäftigt hat eigentlich auch nichts zu befürchten. Wer natürlich Bulimielernen betreibt hat ein Problem bei unangekündigten Tests.

Manfred
5 Monate zuvor
Antwortet  SleepyDarwin

Leider lernen die Kinder nicht, nachhaltig zu lernen. Das scheint nicht Teil des Auftrags der Schule zu sein. Ziel und Zweck der Schule ist offensichtlich, Noten zu produzieren.

Philine
5 Monate zuvor

Da aufgrund des LehrerInnenschwundes die SchülerInnen der Zukunft sich mehr oder minder selbst unterrichten werden, können sie dann alles nach ihrem Gusto gestalten: ohne Stegreifaufgaben, ohne Abfrage, ohne Hausausaufgaben, ohne Kontrolle, ohne Zwang, ohne Zeitdruck und feste Termine … – auf das Resultat bin ich sehr neugierig.