Elternvertreter mahnt (aus gegebenem Anlass): Mobbing an Schulen ernst nehmen!

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BERLIN. Mobbingvorfälle an Schulen sind nicht selten – und machen oft nicht solche Schlagzeilen wie der Fall eines homosexuellen Lehrers. Berlins oberster Elternvertreter warnt davor, das Thema zu unterschätzen.

Mobbing ist an Schulen weit verbreitet. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Der Vorsitzende des Landeselternausschusses Berlin, Norman Heise, hat an Berliner Schulen appelliert, offensiv mit dem Thema Mobbing umzugehen. «Das gibt es in jeder Schule, man muss nur genau hinschauen», sagte er. «Es gibt vielerlei Möglichkeiten, zielgerichtet Prävention zu betreiben. Das setzt aber voraus, dass Schulen das Thema ernst nehmen und nicht nach dem Motto verfahren: “Mobbing gibt es bei uns nicht”.»

Diejenigen Schulen, die offen mit dem Problem umgingen, bestehende Unterstützungsstrukturen nutzten und sich bei Bedarf Hilfe von außen suchten, hätten weniger Probleme mit Mobbingvorfällen bei Schülern oder Lehrkräften als solche Einrichtungen, die hier weniger aktiv seien. «Es hängt hier viel von den Schulleitungen ab.»

Auch Eltern in der Verantwortung

Heise verwies auch auf die Verantwortung der Eltern. «Das ist nicht ausschließlich Sache der Schule. Auch Eltern müssen genauer hinschauen, was ihre Kinder tun», sagte er.

«Stichwort Cybermobbing via Smartphone: Eltern sollten dafür sorgen, ihren Kindern hier Medienkompetenz beizubringen.» Hilfestellung böten etwa Medienkompetenzzentren in den Bezirken. «Ein Smartphone-Verbot an Schulen löst das Problem jedenfalls nicht», fügte Heise hinzu.

Unterschiedliche Hilfsangebote

Von Mobbing betroffene oder damit konfrontierte Lehrkräfte, Schüler oder Eltern können sich jederzeit an verschiedene Ansprechpartner wenden, wie Heise erläuterte. Innerhalb der Schulen seien das etwa die Leitung oder Vertreter der Schulsozialarbeit.

Als Beispiel für externe Angebote nannte er sogenannte Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentren (Sibuz), die es in jedem Bezirk gibt. Dort stehen Fachkräfte der Schulpsychologie und der Pädagogik zur Verfügung, die kostenfrei, vertraulich und neutral beraten und nach Lösungsmöglichkeiten bei Konflikten suchen.

Eine andere Möglichkeit seien die beiden Beauftragten der Senatsbildungsverwaltung gegen Mobbing und gegen Diskriminierung an Schulen, so Heise. Auch diese seien direkt ansprechbar, ebenso wie der Landeselternausschuss. «In jedem Fall ist es wichtig, bei Mobbing-Vorfällen nicht lange zu warten und rasch Unterstützung zu suchen.»

Lehrer wegen Homosexualität gemobbt

Zuletzt hatte der Fall eines Berliner Lehrers für Schlagzeilen gesorgt. Er wurde an einer Grundschule nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt – weil er schwul ist (News4teachers berichtete). Er beklagt auch Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin, die sogar in eine Anzeige gegen ihn mündeten. Schulleitung und Schulaufsicht hätten ihn nicht geschützt, obwohl er dort wiederholt um Hilfe gebeten habe. News4teachers / mit Material der dpa

Schwuler Lehrer als Mobbing-Opfer – missachtet von Vorgesetzten?

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Sandkatze
3 Monate zuvor

Ja, das gab und gibt es immer und überall. Wer kennt es nicht aus der eigenen Schulzeit? Jede Klasse hatte so ihren Außerseiter. Das Problem ist in der Regel die Abgrenzung zwischen Ärgern und Mobben (schikanieren, wie man ja eigentlich auf Deutsch sagt). Für die Kinder ist heutzutage alles “mobben”. Sie verwenden es gleichbedeutend mit “ärgern”.

Kleine weiße Friedenstaube
3 Monate zuvor
Antwortet  Sandkatze

Richtig, für Kinder ist jedes Ärgern inzwischen “mobben”. Die Grenzen sind vielleicht auch fließend. (Ich kenne das übrigens noch als “hänseln”.)

Mariechen
3 Monate zuvor
Antwortet  Sandkatze

Sehr richtig! Man kann es als Lehrer kaum noch hören, denn gerade an der GS ist es fast immer ‚ärgern‘ und teilweise sind die Kids hochsensibel und beschweren sich über alles was irgendeiner macht. Dann ist die Gefahr groß, dass man echtes Mobbing nicht sieht. Ich versuche die Kinder dahingehend zu trainieren nicht alles zu beachten und nicht auf alles anzuspringen. Die sind heutzutage mit so vielen Dingen beschäftigt, die nix mit Lernen und Unterricht zu tun haben.

Alex
3 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Nicht nur die Kids bezeichnen alles als mobben, manche Eltern sind da noch schlimmer. Wehe, jemand schaut ihren Prinzen oder ihr Prinzesschen nur schief an, da stehen die schon bei der SL und verlangen Maßnahmen gegen die LK(!), die dieses böse Mobbing nicht unterbunden hat.

Oldie, inseriert hier nicht
3 Monate zuvor

Wenn Eltern ihre Kinder mit Geräten ausstatten, mit denen sie permanent im Netz, auf asozialen Plattformen usf. sind, ist das ihre Verantwortung. Was privat im Netz passiert, geht mich – so sieht es auch die Dienstvorschrift- nichts an. Um verbale Attacken im Rahmen meiner Dienstzeit kümmere ich mich selbstverständlich.

Kleine weiße Friedenstaube
3 Monate zuvor

Ein schlechter Lehrer ist für mich einer, der seinen Beruf nur als Job zum Geldverdienen sieht und alle Augen und Ohren zumacht, wenn er beim Feierabend das Schulgebäude verlässt. Ich habe den Eindruck, früher hatten wir sehr viel mehr Lehrer, die ihren Beruf als “Berufung” verstanden.

DieHoffnungstirbtzuletzt
3 Monate zuvor

und früher war es eine gemeinsame Aufgabe. Eltern und Lehrer versuchen gemeinsam für den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen eine Hilfestellung für den weiteren Lebensweg zu geben. Eltern parken ihre oft sehr verhaltenskreativen Kids bei uns…Auf Nachfragen bei den etwas sperrigeren Jugendlichen gibt es immer seltener eine Reaktion. Ich habe eine 10. Abschlussklasse mit 21 Schülern. Diese habe ich zwei Jahre begleitet. Die Hälfte der Eltern habe ich kein einziges Mal gesehen, gehört und Sie haben auf Nachfragen nur sehr sporadisch reagiert. Heute fahren wir auf Abschlussfahrt. Ich bin mir sicher am Freitag werden von 40 Mitfahrern vielleicht 8 nachfragen und sich für die Woche bedanken…auch das war früher selbstverständlich. Es wäre auch toll, wenn Mobbing gegenüber den Lehrern ernst genommen würde, wenn man sich nicht Alles gefallen lassen müsste, wenn gegen das Rauchen unter 18 in der Öffentlichkeit strafrechtlich ermittelt würde. Wenn die nicht an Schule Beteiligten, den Alltag der Beteiligten wenigstens versuchen würden zu verstehen…Schule soll Alles richten, ohne Konsequenzen, ohne Personal, ohne Gebäude in denen es Spaß macht sich aufzuhalten und kosten soll es auch nix. Wer 2015 “Wir schaffen das..” gerufen hat, hatte leider wenig Intelligenz. Wer integriert denn??? Kindergarten, Grundschule, Haupt- und Mittelschulen. Wer sucht händeringend Personal hmmmm. Jede Woche eine neue Sau in den Medien was Schule und Lehrer noch alles richten sollen. Verfassungsviertelstunde, Bewegungshalbestunde, Steuererklärung, KI, Umgang mit den Handys, Allgemeinbildung usw…In ein marodes System hat man mal schnell 1 Mio neue Schüler gestopft. Oh Wunder hat nicht geklappt. Warum nur??? Für mich ist jeder der seinen Beruf nicht mit Herzblut macht ein Vollpfosten…Aber in vielen Berufen ist es halt ned so schlimm wie bei uns und nicht so offensichtlich, weil es war ja jeder in der Schule und ist deshalb Bildungsexperte…so wie Zierer…Klassengröße spielt keine Rolle…jup wenn man die Realitäten an den Schulen ausblendet, kann man solchen geistigen Dünn.. schon verbreiten…also kommen Sie mir nicht mit früher…da hatten die Schüler übrigens oft Angst vor Konsequenzen und haben deswegen ihr Verhalten angepasst…hmmm Wo ist denn das heute noch so???

Tigerente
3 Monate zuvor

Lehrer in der DDR verdienten vergleichsweise schlecht. Ich erinnere mich, dass ihr Gehalt erst kurz vor der Wende deutlich angehoben wurde. Einen Lehrermangel gab es in der DDR allerdings nicht. Nach der Wende wurden dann viele entlassen nicht nur die systemnahen), weil die Lehrer-Schüler-Relation zu gering war und Lehrer teuer. Man wollte sparen.

Mariechen
3 Monate zuvor

Früher war dafür auch noch Zeit und Energie da. Heute hat ja jeder ein Problem. Wir sind keine Streetworker. Wir machen Unterricht.

Tigerente
3 Monate zuvor
Antwortet  Mariechen

Die Lehrer zu DDR-Zeiten machten jedes Schuljahr einen Hausbesuch, glaube ich. Die hatten immer (irgendeinen) Draht zum Elternhaus. Bei den Elternabenden waren immer (fast) alle Eltern anwesend. Sowas alles ist heutzutage unvorstellbar.

Tigerente
3 Monate zuvor
Antwortet  Tigerente

Das mit dem geringeren Stundensoll stimmt! Ich las mal 21 Wochenstunden.

Das mit dem Anschiss im Betrieb ist mal wieder maßlos übertrieben. Es gab allerdings einen Patenbetriebe mit Patenklassen, da wurden auch Probleme besprochen. Sagt mein Vater.

SekII-Lehrer
3 Monate zuvor

Jemand, der nach Feierabend nicht mehr gedanklich in seinem Job hängt, ist ein Profi mit einem sehr gesunden Verhältnis zur Arbeit.
Wer glaubt, das müsse anders sein und nur dann sei man ein „guter Lehrer“, schadet dem ganzen Berufsstand und damit auch den Schülern. Die haben es nämlich verdient, von gesunden Profis unterrichtet zu werden, denen ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Bla
3 Monate zuvor

Sollte es dafür nicht noch weitere professionellere Instanzen/Personen geben, welche hierfür explizit geschult sind?
Multiprofessionalität und so …

Früher waren die Rahmenbedingungen immens (!) anders … Sollen wir darüber mal sprechen?

Sooo einfach ist das jetzt nicht.
Man darf hier “Selbstaufgabe” nicht mit “Berufung” gleichstellen und einfordern. Ganz einfaches Prinzip eigentlich.
Da müssen schon mehrere Seiten wollen und “mitspielen”.

Oldie, inseriert hier nicht
3 Monate zuvor

Ja klar- am besten für Gotteslohn und leuchtende Kinderaugen! Man kann es nicht meht glauben, nicht mehr hören. Niemand unterstellt einem Friseur, einer Ärztin, einem Gärtner, einer Sachbearbeiterin, einem Anwalt, einer Polizistin…, einen schlechten Job zu machen, wenn sie ihren arbeitsvertraglichen bzw. dienstlichen Pflichten in der vereinbarten Arbeitszeit nachgehen. Und natürlich ist der Beruf zur Sicherung der Existenz. Es muss nicht selbstaufopfernde Berufung sein und auch nicht 24/7,das erwartet man nicht vom Friseur, Ärztin etc.- warum also von Lehrkräften?

Fräulein Rottenmeier
3 Monate zuvor

Was ist für Sie „früher“? Ist für Sie „früher“ als die Mehrzahl der Kinder noch keine wie auch immer gearteten Probleme mit in die Schule trugen?

Wenn man als Lehrer heute psychisch und physisch gesund bleiben möchte, muss man sich abgrenzen können. Und das sollte man zwingend jeden Tag dann machen, wenn man das Schulgebäude verlässt. Tut man das nicht, brennt man nach kürzester Zeit aus und ruiniert schlimmstenfalls sein Privatleben….
Ein guter Lehrer, ist nicht der, der sein gesamtes Leben für seinen Beruf hergibt, sondern die Balance zwischen Beruf und Privatleben findet (und das ist wirklich sehr sehr schwer).
Dies gilt im Übrigen für alle Berufe, die irgendetwas mit Menschen zu tun haben, sei es Arzt, Polizist, Notfallsanitäter, Therapeut, Krankenschwester oder Pflegekraft, Erzieher, Sozialarbeiter, …..

dickebank
3 Monate zuvor

Heißt nicht umsonst Erwerbsarbeit.

PaPo
3 Monate zuvor

Aaah… Beschämungsversuche……… funktionieren die noch bei jmd.?

Riesenzwerg
3 Monate zuvor

“Früher” gab es auch deutlich mehr Eltern, die ihren Job ernst nahmen……

Was soll das?

Ich bin inzwischen auch “raus” aus der Nummer und genieße, sofern ich nicht vom Unterricht erschöpft bin, meine spärliche Freizeit.

Ich habe Eltern erlebt, die gnadenlos abends um 23.00 Uhr anriefen – völlig egal, dass sie meine Grenzen überschritten. Klar, ich muss nicht drangehen – aber es könnte ja nun wirklich ein Ernstfall sein….

Ich erlebe Eltern, die ihre Verantwortung generell an die Schule abgeben – selbst beim gemeinsamen Grillen oder was auch immer – Lehrkräfte sind verantwortlich.

Wenn DAS gut und richtig sein soll – Prost Mahlzeit. Kein Wunder, dass die Kinder immer verstörter werden.