Zu schwer, zu unverständlich, rassistischer Begriff: Petition gegen Englisch-Abiturklausur

21

DÜSSELDORF. Das nordrhein-westfälische Schulministerium hat Kritik von Schülern an der diesjährigen Abiturprüfung im Leistungskurs Englisch umfassend zurückgewiesen. Die Landesregierung sehe «keinen Grund, die Bewertung der diesjährigen Abiturprüfung im Fach Englisch zu ändern», heißt es in einem Bericht des Ministeriums an den Schulausschuss im Landtag. 

“Authentische Kommunikation”. Foto: Shutterstock

Das Land reagierte damit auf Proteste gegen unter anderem in einer Online-Petition mit fast 13.000 Unterschriften. Darin wurde gleich in mehreren Punkten Kritik an der zentralen schriftlichen Englisch-Abiturprüfung geübt, die am 7. Mai in NRW geschrieben worden war.

Das Ministerium schmetterte jeden einzelnen Punkt ab. So sei der Vorwurf haltlos, der Begriff «Gentrifizierung» sei im Text nicht erklärt worden und komme auch nicht im Lehrplan vor. Die Prüflinge hätten ein einsprachiges Wörterbuch benutzen können. Darin werde der Begriff erklärt. Auch aus dem Text selbst habe sich der Begriff «gentrification» erschließen lassen.

Ein kritisierter rassistischer Begriff werde von der – selbst Schwarzen – Autorin des Prüfungstextes bewusst verwendet. Durch Anführungszeichen werde die Distanz zu dem entsprechenden Begriff deutlich. Die in der Petition bemängelte kritische Einordnung des Begriffs werde somit durch die Autorin im Rahmen ihres Textes selbst vorgenommen.

Aufgaben entsprachen dem Erwartungshorizont – erklärt das Ministerium

Außerdem war in der Petition ein zu schweres Hörverstehen kritisiert worden. Im Regierungsbericht heißt es, die zur Verfügung gestellte Audiodatei habe eine «angemessene Tonqualität» gehabt. Die Sprechgeschwindigkeit und die inhaltliche Komplexität der Hörtexte entspreche authentischer Kommunikation auf dem in einer Abiturprüfung im Leistungskurs zu erreichenden Niveau.

Generell entsprächen die Prüfungsaufgaben, Texte und Hörtexte «im vollen Maße den im Kernlehrplan Englisch verbindlich vorgegebenen Kompetenzerwartungen sowie den Abiturvorgaben für das Jahr 2025».

In der Petition war das Schulministerium unter anderem aufgefordert worden, eine Nachkorrektur der Englisch-Leistungskursklausuren sicherzustellen und eine Bonusregelung etwa in Form von Zusatzpunkten anzubieten.

33.000 Abiturienten schreiben Englisch-Leistungskursklausur

Knapp 78.000 Abiturientinnen und Abiturienten legen in diesen Wochen in NRW ihre Prüfungen ab. Rund 33.000 Schülerinnen und Schüler schreiben nach Angaben des Ministeriums an den allgemeinbildenden Schulen die Klausur im Englisch-Leistungskurs. Damit sei das Fach Englisch eines der Fächer mit den meisten Prüflingen im Zentralabitur.

Wie in den vergangenen Jahren beteiligte sich NRW auch diesmal an einem gemeinsamen Aufgabenpool der Länder – unter anderem in Englisch. Erstmals gab es in den Prüfungen der modernen Fremdsprachen Aufgaben zum Hörverstehen. News4teachers / mit Material der dpa

Rassismus-Streit um Abi-Lektüre: “Als Bildungsinstitutionen müssen wir uns damit auseinandersetzen, wem wir da was zumuten”

 

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

21 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Katze
5 Monate zuvor

Zu schwer, zu unverständlich – ei wie kommt das nur?Es war (k)eine niveauangepasste 2025er Abiturklausur.
Keine Sorge, die Bewertung lässt sich wohlwollend anpassen.
Es soll doch keiner an der Hochschulreife scheitern.
Nicht nur für das Abitur in Englisch gilt:
“Wenig gerafft und doch geschafft.”
Das nordrhein-westfälische Schulministerium soll sich mal nicht so pingelig haben.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Die Klausur war total normal.

Wer sich beschwert, dass das (berüchtigte) “n-Wort” vorkam, sollte vielleicht MINIMAL an der Lesekompetenz arbeiten – es wird natürlich verwendet, um die Ausgrenzung der Hauptperson durch andere Menschen drastisch zu verdeutlichen…
… das gleichermaßen in der Klausur vorkommende (Zitat) “xxxxxxx booty scratcher” regt die Sensibelchen so garnicht auf – dabei ist es eine hochgradig rassistische Beleidigung, die in der englischen Sprache *mindestens* so übel rassistisch konnotiert ist…
…aber dazu müsste man ja Englisch können (also richtig, Implikatur verstehen und so), ob nun als Aktivisten-“Pädagoge” oder Petitionsschüler…

Pauker_In
5 Monate zuvor
Antwortet  447

Niemand muss Englisch können. Wir hatten da mal eine Außenministerin, die konnte trotz Englandaufenthalt im Studium mit irgend einem Abschluss dort kein Englisch.
Jetzt übernimmt sie den Vorsitz der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, kann immer noch kein Englisch, und wenn sie wieder in Deutschland ist, wird sie immer noch kein Englisch können!
Hu kärs?! Schad’ der Karriere gar nix.

vhh
5 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

https://www.merkur.de/politik/baerbock-gruenen-englisch-aussenministerin-pressekonferenz-eu-bruessel-lob-akzent-twitter-kritik-91182895.html
Diese Zeitung ist wohl grüner Sympathien eher unverdächtig.
Liebe Redaktion, natürlich darf jeder in seiner persönlichen Blase bei den linksgrünen Symbolfiguren des Bösen nur noch die Teufelshörner sehen, aber ist das noch Meinung oder schon Diffamierung? Ok, die Betroffene diskutiert hier nicht mit, aber schlechter Stil ist es allemal, üblich bei Bild, Welt und AfD.
Hat übrigens auch eher wenig mit dem Thema zu tun, ‘irgendein’ Abschluss und ‘immer noch kein Englisch’ gehen in die gleiche Richtung. Ja, ‘irgendein’ wird nicht getrennt geschrieben, machen aber viele falsch, auch wenn sie irgendwo in irgendeinem Teil Deutschland mal irgendwelche Zeit verbracht haben.

Teacher Andi
5 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

In der Politik läuft das komplett anders als im richtigen Leben. Und Leben (Gesellschaft) udn Politik driften deshalb immer weiter auseinander.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

Wie hatten bisher nur eine Außenministerin und die konnte Englisch. …

Ach so, Sie haben einfach nur ein Problem mit den Grünen.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wenn Sie DAS als “Englisch können” definieren…bin ich der neue Shake-the-spear.

Jeder Sprachenlehrer hört es sofort…

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

Ich gebe Ihnen recht, so lange ich das Drohnen-Kostüm trage.

S.B.
5 Monate zuvor

Solche Petitionen sollte man verbieten.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  S.B.

Warum??

S.B.
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Weil da auch Oma und Opa unterschreiben.

Unfassbar
5 Monate zuvor

Normalerweise ist es doch möglich, in Englisch auch zumindest Teile der Klausur auszuwählen. War es tatsächlich unmöglich, diese Aufgabe zu vermeiden?

Aber es ist eine schöne Abwechslung, dass Mathe mal nicht dran ist.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Nein, war es nicht. Man konnte einfach die andere Klausur nehmen.

Die Sache ist nur die:
In den Köpfen von SuS und vielen Aktivistenlehrern gibt es einen nur halb bewussten “hidden contract”.

Dieser lautet so:
“Wähle die politisch korrektere Klausur und schreibe ‘DasÜbliche’™, dann kriegst Du leicht ‘ne gute Note.”
Bei tatsächlichen post-kolonialen oder daran angelehnten Texten funktioniert das aber so nicht, da das eigentlich sehr literarische Texte sind.

So einer war das.

Einfach ‘DasÜbliche’™ (was man halt in Schule so schreibt) hinschreiben und dafür im grünen Bereich sein – das ging dieses mal nicht so richtig.

Die wütend-enttäuschte Grundhaltung und der implizite Verweis auf den “Pakt” in Form der “n-Wort-Kritik” sind daher verständlich.

Unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  447

höhö
Ich kriege vom Englisch-, Politik- und Sozialwissenschaftenunterricht nicht viel mit. Von den im Lehrerzimmer aufgeschnappten Gesprächen scheint der Lehrplan aber bezogen auf Aktivismus nicht mehr nur angehaucht zu sein oder meine Kollegen unterrichten zumindest teilweise so.

Mit anderen Worten: Eine auf gute Fühlies geprägte Drohne ist im Paradies, eine auf Fähigkeiten und Fertigkeiten oder gar klassische Bildung geprägte Drohne hat Flugschwierigkeiten.

Dirk Z
5 Monate zuvor

Wie sind denn im Allgemeinen die Ergebnisse der Klausuren ausgefallen? Gab es zuwenig “Einzen” (15 pt) oder sind die alle reihenweise durchgefallen?
Wer eine gute oder sehr gute Bewertung haben möchte, muss auch die entsprechende herausragene Leistung erbringen, die die breite Masse auch so nicht bringen wird. Zumindestens würde ich bei Prüflingen, die eine gute und sehr gute Bewertung haben möchten auch in der Praxis sehen, dass sie Englich sicher und zielbringend anwenden können. Nur da habe ich im bei einigen so meine Zweifel die gute Noten haben wollen.
Wäre mal gut wenn hier ein Mengengerüst veröffentlicht wird wie die Ergebnisse ausgefallen sind.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Dirk Z

Bei uns war die übliche post-Corona-Spaltung im Englischabitur da (und nicht nur da):
– eine Ballung bei 1, 1-, 2+
– weitere Ballung bei 3-,4+,4
– wenig dazwischen

Teacher Andi
5 Monate zuvor

Es scheint jetzt Schule zu machen, dass Schüler Petitionen gegen angelbich zu schwierig Abitursaufgaben einbringen. Die Überlegung, ob man tatsächlich ausreichend auf das Abitur hingearbeitet hat, was mitunter auch mit Anstrengung und Verzicht auf ablenkende digitale Suchtmittel zu tun hat, wird selbstverständlich nicht getätigt, warum auch?
Es wird Zeit, dass das Abitur wieder den Stellenwert bekommt, für den es mal gestanden hat. Wenn man nur einmal nachgibt, wird es immer zu schwer sein und das Abitur nimmt dann sukzessive die Stellung des früheren Hauptschulabschlusses ein.

Unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Das würde aber eine Rückkehr zu den Lehrplänen von vor mindestens 20 Jahren bedeuten und damit auch entsprechende Anforderungen für die Mittelstufe. Aufgrund der sich stark veränderten Schülerschaft halte ich den Abiturschnitt von damals für nicht mehr haltbar.

potschemutschka
5 Monate zuvor

🙂 Wenn der Abi-Text zu schwer und für die Schüler nicht verständlich genug war, sollte man sich vielleicht ein Beispiel an diesem Verein nehmen:
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/05/leichte-sprache-pruefbuero-teltow.html
Geht bestimmt auch in Englisch (Vorbild war ja die USA)