“Zeichen setzen” – Studentinnen bewerben sich am (katholischen) Priesterseminar

6

FREIBURG. Der Freiburger Weihbischof Christian Würtz hat eine ungewöhnliche Bewerbungsmappe auf dem Tisch. Neun Frauen wollen im Priesterseminar aufgenommen werden.

Zukunftsmusik. Illustration: Shutterstock

Neun Freiburger Theologiestudentinnen wollen Priesterinnen in der katholischen Kirche werden und haben sich dazu beim Priesterseminar beworben. «Wir wussten schon, dass wir nicht aufgenommen werden können», sagte Lisa Baumeister nach einem Gespräch mit dem Freiburger Weihbischof Christian Würtz. «Wir wollten ein Zeichen setzen», sagte sie. Und ihre Kommilitonin Vera Fath ergänzt: «Ich hoffe, dass er unser Ansinnen unter den Bischöfen weiterträgt.»

Weihbischof Würtz unterstützt den Freiburger Erzbischof Stephan Burger bei seiner Arbeit und verantwortet die Priesterausbildung der großen Erzdiözese. Die Beteiligung von Frauen bis hin zur Weihe von Priesterinnen gehört seit Jahren zu den großen Streitfragen der katholischen Kirche.

Würtz nannte das Gespräch auf Anfrage «sehr wertschätzend und ehrlich». Es sei darum gegangen, wie die Rolle der Frau in der Kirche verbessert werden könne. «Hier sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft», erklärte der hohe Geistliche nach Angaben eines Sprechers der Erzdiözese. Der Dialog mit den Studentinnen solle fortgeführt werden.

Eine Initiative rief zu der Aktion auf

Die Initiative «Mein Gott diskriminiert nicht» hatte zu der ungewöhnlichen Bewerbungsaktion aufgerufen. Die Einsendungen wurden gesammelt und im Freiburger Priesterseminar Collegium Borromaeum abgegeben, wie die Initiative mitgeteilt hatte. Ein Teil der Unterlagen wurde demnach anonymisiert, um berufliche Nachteile zu vermeiden. Es sei klar gewesen, dass Frauen das Priesteramt aufgrund der Kirchenlehre verwehrt sei, hatte es geheißen. Die Studentinnen argumentieren, dass sie die gleichen Kompetenzen wie ihre männlichen Kommilitonen haben, aber letztlich am Geschlecht scheitern.

Fakultät: «Starkes und mutiges Zeichen»

Die Theologische Fakultät der Freiburger Universität stellte sich hinter das Ansinnen der Studentinnen. «Die Aktion ist ein starkes und mutiges Zeichen», hieß es in einer Erklärung von Professorinnen und Professoren. Gründe, die gegen die Priesterweihe von Frauen angeführt würden, könnten aus theologisch-wissenschaftlicher Perspektive nicht überzeugen.

Mit rund 1,6 Millionen Katholiken gehört das Erzbistum im Südwesten zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland. Das Gebiet reicht vom Odenwald im Norden über die Rheinebene und den Schwarzwald bis zum Bodensee. News4teachers / mit Material der dpa

Domspatzen öffnen sich nach mehr als 1000 Jahren auch den Mädchen

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
PaPo
4 Monate zuvor

Katholizismus ist keine Mitmachveranstaltung.

dickebank
4 Monate zuvor

Stimmt, dafür ist der Verein zu sehr hierarchisch gegliedert und zu autoritär geführt.

PaPo
4 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Ich finde es bedrückend, welche Blüten religiöse Indoktrination treibt, wie man letztlich Teil einer Religion sein möchte, die die eigene Identität derart abwertet und kriminalisiert.

Und für einen Katholiken geziemt sich das auch nicht:
Als bekennender Katholik hat man sich gefälligst den Dogmen und Weisungen des Vatikans unterzuordnen, sonst hat man grundsätzlich am Katholizismus etwas nicht verstanden. Das gilt nicht nur für die Teilnehmer an der im Artikel thematisierten Aktion, katholische Symapthisanten u.ä., sondern auch Bewegungen wie Maria 2.0 und Co. Diese Aktionen und Bewegungen sind aus meiner Perspektive total verstörend, weil von Selbsttäuschung getrieben.

Die religiöse Indoktrination sorgt dafür, dass man den naheliegenderen Schluss gar nicht erst in Betracht zieht: Der Religion samt und sonders zu entsagen. Bedrückend…

Ich weiß, dass das für viele Religiöse problematisch ist, gerade für diejenigen, deren identität und Lebensführen in so krassem Widerspruch zu ihrer Religion steht, aber vielleicht ist damit der Zeitpunkt gekommen, sich etwas kritischer mit dem eigenen Glaubensfundament auseinanderzusetzen. Die Gelegenheit für den ersten Schritt… statt einen atavistischen Moloch reformieren zu wollen, wäre es an der Zeit, diesen Atavismus aussterben zu lassen.

Pascal
4 Monate zuvor

Die Damen sind dort falsch und werden im echten Katholizismus nicht glücklich werden. Ich frage mich, was genau für ein Zeichen gesetzt werden soll und ob die Energie dafür nicht sinnstiftender genutzt werden könnte

Gelbe Tulpe
4 Monate zuvor

Warum werden die Frauen nicht altkatholisch?

Pauker_In
4 Monate zuvor

Bedenke wohl, worum Du bittest – es könnte Dir gewährt werden!