BERLIN. Klassenfahrten und Exkursionen stehen regelmäßig unter Rechtfertigungsdruck – sie kosten Zeit, Geld und Nerven. Aber: Pädagogisch sind sie alles andere als verzichtbar. Im Gegenteil: Wissenschaft und Praxis belegen, dass sie nicht bloß eine nette Abwechslung darstellen, sondern nachhaltige Lernwirkungen entfalten – fachlich, sozial und persönlich. Auftakt zum News4teachers-Themenmonat „Klassenfahrten & außerschulische Lernorte“.

Wenn Lehrkräfte mit ihren Klassen rausgehen – ob in den Wald, ins Museum oder auf eine mehrtägige Fahrt – dann ist das weit mehr als Abwechslung vom Unterricht. „Outdoor Learning unterstützt erfolgreiches Lernen auf einer sehr fundamentalen Ebene“, schreiben der Bildungsforscher Dr. Rolf Jucker, Leiter der Schweizer Stiftung Silviva, und Dr. Jakob von Au von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in ihrem Grundsatztext Outdoor Learning – Why It Should Be High up on the Agenda of Every Educator. Kinder hätten, so ihre These, ein Recht auf „reiche, vielfältige, dynamische und motivierende Lernräume, Lernmöglichkeiten und Lernerfahrungen“.
Klassenfahrten fördern Zusammenhalt, stärken soziale Kompetenzen und schaffen bleibende Eindrücke – pädagogisch wertvoll, wenn sie gut vorbereitet sind. Genau hier setzt EVR Reisen an: Mit fast 35 Jahren Erfahrung seit 1991 entlasten wir Lehrkräfte bei Planung, Buchung und Durchführung.
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Sie erinnern an den Wissenschaftsautor Carl Sagan, der das Recht von Kindern auf „Wunder und Skepsis“ betont habe. Es gehe um die Möglichkeit, die Welt selbst wahrzunehmen, zu erfahren und zu erforschen – ein Recht, das eng mit Demokratie und Mündigkeit verbunden sei. „Die großen Herausforderungen unserer Zeit sind komplexe, sich gegenseitig verstärkende Probleme“, schreiben Jucker und von Au mit Blick auf Klimawandel, Biodiversitätsverlust und soziale Ungleichheit. „Wir können sie nicht mit simplen Antworten angehen, sondern brauchen ein angemessenes systemisches Verständnis.“
Doch wie kann Schule systemisches Denken fördern? Nach Jucker und von Au geht das nicht allein über Bücher oder Tests. Es braucht Erfahrungen in realen, komplexen Zusammenhängen. „Lernen, das so viele Sinne wie möglich aktiviert (sehen, riechen, berühren, hören, sich bewegen …), das in dynamischen, realen Lernumgebungen stattfindet und soziale Interaktion wie auch selbstgesteuertes Engagement der Lernenden fordert, ist wahrscheinlich sehr effektiv.“
Was sagt die Bildungsforschung zu Klassenfahrten und Exkursionen?
Die Forschung der letzten Jahrzehnte stützt diese Argumentation. Ein zentrales Ergebnis fast aller Untersuchungen: Fahrten steigern die Motivation. Der US-Bildungsforscher Martin Storksdieck und seine Kollegin Jennifer Eileen DeWitt zeigten 2008, dass Exkursionen das Lernen „spannender und einprägsamer“ machen. Zwar schwankten die kognitiven Wissensgewinne, doch die Wirkung auf Motivation und Einstellung sei eindeutig. Besonders Schülerinnen und Schüler, die im Klassenzimmer eher passiv blieben, seien draußen aktiver und neugieriger. Auch die US-amerikanischen Bildungsforscher Marc Behrendt und Teresa Franklin kamen 2014 zu dem Schluss, dass Erlebnisse an außerschulischen Lernorten „einen deutlichen Anstieg von Neugier und Begeisterung für das Lernen“ erzeugen.
Doch Fahrten sind nicht nur gut fürs Klima in der Klasse. Sie wirken auch fachlich. Schon 2004 legte der britische Bildungsforscher Michael Rickinson eine große Überblicksstudie vor, die mehr als 150 Untersuchungen zusammenfasste. Sein Befund: Außerschulisches Lernen habe „tiefgreifende Effekte auf Wissen, Einstellungen und soziale Fähigkeiten“ – vorausgesetzt, die Fahrten würden pädagogisch durchdacht vorbereitet und nachbereitet. „Vor- und Nachbereitungsphasen sind unerlässlich, um die Lernergebnisse zu maximieren“, heißt es dort.
Behrendt und Franklin bestätigen diese Sicht: Exkursionen ermöglichten ein „tieferes Verständnis komplexer Konzepte“ – allerdings nur, wenn ein klarer Curriculumsbezug hergestellt sei. Fachliches Wissen werde nachhaltiger erinnert und besser auf neue Situationen übertragen.
Ein weiterer Befund betrifft die Persönlichkeitsentwicklung. Bereits 1997 untersuchte der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie gemeinsam mit den Kollegen Herbert Marsh, James Neill und Garry Richards den Effekt von Outdoor- und Abenteuerprogrammen. Sie fanden „kleine bis mittlere Effekte“ auf Selbstkonzept, Führungsfähigkeit und Teamarbeit – bemerkenswert sei, dass diese Effekte über Monate und Jahre anhielten. „Längere und intensivere Programme zeigen größere und dauerhaftere Wirkungen“, schreiben sie. Damit korrespondiert die Beobachtung von Jucker und von Au: „Gestärkte soziale Interaktion, Kohäsion und Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern“ seien typische Folgen von Outdoor Learning.
Welche weiteren Effekte auf Gesundheit und Lernen sind belegt?
Fahrten haben zudem gesundheitsfördernde Wirkungen. Mehr Bewegung bedeutet nicht nur bessere Kondition, sondern auch bessere Lernleistungen. In der dänischen Teachout-Studie von Glen Nielsen, Erik Mygind, Mads Bølling und Peter Bentsen (2016) wurden 834 Kinder aus 16 Schulen über Wochen begleitet – mit objektiven Bewegungssensoren. Ergebnis: Kinder in Outdoor-Szenarien bewegten sich deutlich mehr, waren motivierter und berichteten von höherem Wohlbefinden.
Auch die dänische Bildungsforscherin Lærke Mygind konnte 2019 in einer systematischen Übersichtsarbeit zeigen, dass immersive Naturerfahrungen positive Effekte auf mentale, physische und soziale Gesundheit haben.
Die Forschung ist sich einig: Entscheidend ist die Didaktik. Die US-Bildungsforscherinnen Hannah Lee, Marc Stern und Robert Powell zeigten 2020, dass Vorbereitungs- und Nachbereitungsaktivitäten die Lernergebnisse signifikant verbessern. „Vor- und Nachbereitung verbessern die Lernergebnisse deutlich“, schreiben sie.
Eine aktuelle Untersuchung – erschienen im Journal of Adventure Education and Outdoor Learning unter dem Titel Exploring teachers’ and students’ views and experiences of field trips – bestätigt das aus der Perspektive von Lehrkräften und Schüler:innen. Sie berichten: Exkursionen werden dann als besonders sinnvoll erlebt, wenn sie klare Lernziele haben, strukturierte Aufgaben enthalten, gleichzeitig aber Raum für eigene Exploration und soziales Miteinander lassen.
Bemerkenswert ist auch der Aspekt der Chancengerechtigkeit. Rickinson und Kollegen stellten schon 2004 fest, dass gerade Kinder aus bildungsfernen Haushalten überproportional profitieren – weil Fahrten Erfahrungsräume öffnen, die ihnen sonst verschlossen bleiben. Die US-Forschenden Ming Kuo, Michael Barnes und Catherine Jordan fassten 2019 zusammen: Naturerfahrungen fördern akademisches Lernen, Persönlichkeitsentwicklung und Umweltverantwortung – und sie tragen dazu bei, Leistungsunterschiede zwischen sozialen Gruppen zu verringern.
Welche Lerneffekte können Lehrkräfte von Klassenfahrten und Exkursionen erwarten?
Kurz: Klassenfahrten wirken auf vielen Ebenen gleichzeitig. Konkret können diese Lerneffekte erzielt werden:
- Fachliches Lernen: Schülerinnen und Schüler erinnern Inhalte länger und können sie besser anwenden. Jucker und von Au fassen zusammen: „Akademischer Lernerfolg zeigt sich in besserem Erinnern, verbesserter Sprachkompetenz (Lesen, Schreiben, Wortschatz) und besseren Fähigkeiten, komplexe Aufgaben zu lösen.“
- Motivation und Selbstwirksamkeit: Studien belegen einen starken Motivationsschub. „Outdoor Learning ermöglicht Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und Verwandlung“, schreiben Jucker und von Au. Auch DeWitt und Storksdieck verweisen auf eine gesteigerte Lernfreude – gerade für Kinder, die im Klassenzimmer weniger beteiligt sind.
- Soziale Kompetenzen: Exkursionen fördern die Klassengemeinschaft. „Gestärkte soziale Interaktion, Kohäsion und Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern“ seien ein wiederkehrendes Ergebnis, so Jucker/von Au. Auch Hattie und Kollegen heben die Effekte auf Teamarbeit und Führungsqualitäten hervor.
- Gesundheit und Bewegung: Nicht zu unterschätzen sind die körperlichen Effekte. „Lehrer und Lernende sind deutlich mehr in Bewegung“, schreiben Jucker und von Au. Das reduziere Verhaltensprobleme und Hyperaktivität, insbesondere bei Jungen. Studien belegen zudem: Lernen im Gehen verbessert die Merkfähigkeit.
- Schlüsselkompetenzen für das 21. Jahrhundert: Kritisches Denken, Kreativität, Resilienz – Fähigkeiten, die heute von zentraler Bedeutung sind, werden im außerschulischen Lernen gefördert. Jucker und von Au betonen: „Da Lernen in der Natur in realen, oft unvorhersehbaren Situationen stattfindet, trägt es spezifisch zu den Kompetenzen bei, die wir im 21. Jahrhundert brauchen.“
Warum Klassenfahrten für die Schule unverzichtbar sind
Zwar warnen die beiden Pädagogen vor Überhöhung: „Outdoor Learning ist gewiss nicht der Zauberstab, um alle Bildungsprobleme zu lösen.“ Aber es sei „eines von vielen nützlichen, evidenzbasierten, wirksamen Instrumenten, um Lehrerinnen und Lehrer in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen“. Und genau deshalb sollte es im schulischen Alltag nicht fehlen. „Denn unser Verständnis von Outdoor Learning ist kein ,Add-on‘, das zusätzliche Zeit und Ressourcen erfordert“, schreiben Jucker und von Au. „Es ist ein ,Add-in‘ – es unterstützt unmittelbar und direkt das Kerngeschäft von Schule: Lehren und Lernen.“ News4teachers
Der Beitrag von Rolf Jucker und Jakob von Au findet sich im Buch “High Quality Outdoor Learning” von 2022, das sich hier gratis herunterladen lässt.
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“Kinder hätten, so ihre These, ein Recht auf „reiche, vielfältige, dynamische und motivierende Lernräume, Lernmöglichkeiten und Lernerfahrungen“.”
Volle Zustimmung und sobald mir personalbedingt keine Begleitperson verfügbar ist, muss ich diese Unternehmungen absagen, da ich ich Falle eines Fehlverhaltens, gar eines Notfalls aufgeschmissen wäre 🙁
Bei der Arbeitszeiterfassung müssten ohnehin haufenweise Klassenfahrten entfallen.
Man muss sich halt auch fragen, weshalb es die von Ihnen genannten Lernräume im Freizeitbereich nicht mehr gibt. Das mit dem reich und vielfältig in einem anderen Sinne als das Zitat könnte durchaus dafür mitverantwortlich sein.
Bei einer Arbeitszeiterfassung tauchen bestimmt Studien auf, die plötzlich das Gegenteil behaupten…Klassenfahrten werden sich dann plötzlich als gar nicht so gut erweisen….
https://share.google/rZOLecbVYZfW4JnSi
Für mich klingt es eher danach als wollten sie reihenweise Betrug aufdecken
Ist mir auch ein Rätsel wie Digitalisierung bei der Zeiterfassung helfen soll
Also solange es keine App ist, sondern ich mich auf dem PC einloggen muss, bin ich raus
Wahrscheinlich muss ich künftig beim Korrigieren den PC anmachen
Bei den Strompreisen nicht unerheblich
Ich bin da raus
Das wird ein großer Reinfall werden für alle, die sich was davon versprechen
“Bei der Arbeitszeiterfassung müssten ohnehin haufenweise Klassenfahrten entfallen.”
Bekommen andere Länder ja auch irgendwie hin.
Vielleicht auch nicht zu unserer Zufriedenheit, aber wo ist da der Unterschied zur aktuellen Situation? :/