Willkommen!? Thüringen wirbt in Südamerika junge Menschen für Ausbildung an

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ERFURT. Erstmals wurden eigens im Ausland angeworbene Jugendliche an einer Spezialschule auf eine Berufsausbildung in Thüringen vorbereitet. 39 junge Südamerikaner erhielten nach Angaben des Wirtschaftsministeriums ihre Abschlusszertifikate der «German Professional School». Die Schule wurde im vergangenen Jahr an den vier Standorten Eisenach, Mühlhausen, Gotha und Jena gestartet. Sie soll helfen, Fachkräfte für Thüringen zu gewinnen. 

Willkommen!? (Symbolbild.) Symbolfoto: Shutterstock

Die jungen Südamerikaner haben laut Ministerium seit Anfang Mai während der Ausbildungsvorbereitung ihre Deutschkenntnisse vertieft, Wissen über Thüringen, das gesellschaftliche System sowie politische und kulturelle Werte in Deutschland erworben. Sie absolvierten Kurse, Betriebspraktika und Betriebsbesichtigungen. Sie stammen aus Mexiko, Ecuador, Guatemala, Brasilien, El Salvador, Honduras und Bolivien und hatten in ihren Heimatländern Sprachkurse absolviert. Weitere potenzielle Azubis sollen in Südamerika gewonnen werden.

Berufsstart mit Studium möglich

33 der Kursteilnehmer seien in eine Ausbildung vermittelt oder stünden kurz vor Abschluss eines Ausbildungsvertrags. Vier Absolventen würden ein duales Studium oder ein Studium aufnehmen, zwei hätten direkt ein Arbeitsverhältnis aufgenommen. «Damit konnten praktisch alle Teilnehmer dieses Kurses in den Thüringer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vermittelt werden», so das Ministerium.

Wirtschaftsstaatssekretär Mario Suckert verwies auf Prognosen, wonach bis 2035 rund 140.000 frei werdende oder neue Stellen in Thüringen wegen fehlender Fachkräfte nicht besetzt werden können. Die Südamerikanerinnen und Südamerikaner hätten mit ihrem Zertifikat die Chance, sich eine berufliche und damit auch eine Lebensperspektive in Thüringen aufzubauen.

Fachkräftemangel verschärft sich

Das Programm der «German Professional School» (GPS), das sich an junge Menschen im Ausland und in Thüringen lebende Migranten richtet, laufe derzeit noch in einer Testphase, informierte das Ministerium. Es solle überprüft und weiterentwickelt werden, so der Staatssekretär. «Wir halten die GPS für einen guten Ansatz zur Fachkräftegewinnung, wollen aber zum Beispiel die Ausrichtung auf die Wirtschaft noch verstärken und die Zusammenarbeit mit den bestehenden Gewinnungs- und Unterstützungsprojekten in diesem Bereich verbessern.»

Im vergangenen Jahr haben 51 junge Menschen mit Migrationshintergrund die Schule nach Ministeriumsangaben absolviert und wurden vermittelt. Derzeit seien weitere 182 Migranten in den Kursen. Sie kommen vor allem aus der Ukraine, aus Afghanistan, Syrien und dem Irak.

Hintergrund: Die Fremdenfeindlichkeit ist bei den Menschen in Thüringen überdurchschnittlich hoch. Das geht aus dem jüngsten Thüringen-Monitor hervor. So stimmen 63 Prozent der Aussage «Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet» zu. 54 Prozent glauben, dass «die Ausländer nur hierherkommen, um unseren Sozialstaat auszunutzen». Thüringen ist andererseits aufgrund seiner Demografie besonders auf Migration angewiesen, um den Arbeitskräftebedarf der Unternehmen dort decken zu können. News4teachers / mit Material der dpa

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