Bildungsmonitor: Wie die einzelnen Bundesländer abschneiden (und warum…)

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BERLIN. And the winner is… schon wieder Sachsen. Zum 20. Mal in Folge steht der Freistaat ganz oben auf dem Siegertreppchen des Bildungsmonitors. Bayern und Hamburg folgen auf den Plätzen zwei und drei – und am Ende? Ein gewohntes Bild: Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Bremen. Zwischen Spitzenreitern und Schlusslichtern liegen Welten. Allerdings: Dazwischen tut sich schon etwas. Baden-Württemberg zum Beispiel schließt wieder zur Spitzengruppe auf. 

Glückwunsch! Illustration: Shutterstock

Der Bildungsmonitor der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sorgt jedes Jahr für Diskussionen. Die vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) erstellte Studie vergleicht die Bildungssysteme der Bundesländer aus ökonomischer Perspektive anhand von 98 Indikatoren – von Ausgaben über Ganztagsquoten bis hin zu Schulabbrecherzahlen. Auch in der 2025er-Ausgabe zeigt sich: Die Unterschiede zwischen den Ländern sind erheblich. Während Sachsen erneut Platz eins belegt, bleibt Bremen auf dem letzten Rang.

Sachsen: Zum 20. Mal an der Spitze

Sachsen verteidigt seinen Spitzenplatz – und das bereits zum 20. Mal in Folge. Kultusminister Conrad Clemens (CDU) dankte den Lehrkräften und verwies auf den Fahrplan „Bildungsland Sachsen 2030“. Stärken sind die Förderinfrastruktur, die Schulqualität, die Forschungsorientierung, eine geringe Bildungsarmut und die Integration. Besonders hervorgehoben wird die hohe Ganztagsquote sowie der große Anteil akademisch qualifizierter Fachkräfte in Kitas. Kritik kommt von der GEW, die von einem „peinlichen Ablenkungsmanöver“ spricht und auf Personalmangel, Abordnungen und Mittelkürzungen verweist.

Bayern: Starke berufliche Bildung, aber Defizite bei Ganztagsbetreuung

Der Freistaat landet erneut auf Platz zwei. Gelobt werden der Übergang Schule-Beruf, die Fortbildung und die geringste Schulabbrecherquote bundesweit mit 5,3 Prozent. Schwächen zeigen sich bei den Ganztagsangeboten in Kitas und Grundschulen, bei der Integration und beim Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Der Philologenverband warnt vor den Folgen eines geplanten Stellenmoratoriums, Grüne und Wirtschaft fordern mehr Investitionen in frühkindliche Bildung.

Hamburg: Vom Sorgenkind zum Vorzeigeschüler

Hamburg verbessert sich kontinuierlich und erreicht erneut Platz drei – mit nur geringem Abstand zu Bayern. Stärken sind Ganztagsangebote, gute Betreuungsrelationen, frühe Fremdsprachenförderung (fast 100 Prozent der Grundschüler lernen Englisch) und sehr gute Ergebnisse in internationalen Tests. Schwächen gibt es bei Schulqualität und Bildungsarmut. Bildungssenatorin Ksenija Bekeris (SPD) spricht von einem „historischen Aufstieg“ – 2010 lag Hamburg noch auf Platz 11.

Baden-Württemberg: Starke Wirtschaft, aber Probleme bei Integration

Das Land belegt wieder Platz vier (nachdem das ehemalige Mitglied der Spitzengruppe zwischenzeitlich auf Platz sechs abgestürzt war). Stärken sind gute Werte bei Digitalisierung, Zeiteffizienz und Investitionen in Hochschulen. Schwächen gibt es hingegen bei der Integration und der Schulqualität.

Thüringen: Abwärtstrend setzt sich fort

Thüringen fällt von Platz drei (2023) über Platz vier (2024) nun auf Rang fünf. Stärken sind die hohe Priorität der Bildungsausgaben und Hochschulen, die viele Studierende aus anderen Bundesländern anziehen. Schwächen sind eine hohe Wiederholerquote, viele verspätete Einschulungen und überdurchschnittlich viele Ausbildungsabbrüche. Besonders problematisch: 36,8 Prozent der ausländischen Schulabgänger bleiben ohne Abschluss – doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt.

Hessen: Leichter Aufstieg auf Platz sechs

Hessen verbessert sich um einen Rang. Stärken sind die Integration, eine geringe Quote ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss (11,6 Prozent, bundesweit niedrigster Wert) und ein vergleichsweise schwacher Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Schwächen sind die Digitalisierung, das verpflichtende Informatikangebot und der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule (nur 48,1 Prozent). Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) sieht Hessen auf gutem Weg, die Unternehmerverbände mahnen jedoch mehr Tempo bei MINT und Digitalisierung an.

Saarland: Abgerutscht auf Platz sieben

Das Saarland verliert einen Rang. Stärken sind Ausgabenpriorisierung, Digitalisierung und niedrige Wiederholerquoten. Schwächen bestehen bei Bildungsarmut, beruflicher Bildung und Forschungsorientierung. Besonders schlecht schnitten saarländische Neuntklässler im Englisch-Test ab: letzter Platz bundesweit im Lesen und Hörverstehen.

Schleswig-Holstein: Solide im Mittelfeld

Auf Platz acht punktet Schleswig-Holstein bei Schulqualität und geringen Wiederholerquoten. Besonders positiv sind gute Ergebnisse in Leistungstests, unter anderem beim Hörverstehen. Schwächen zeigen sich im Hochschulbereich und in der Forschungsorientierung. Die Promotionsquote ist niedrig, zudem wandern viele Studienanfänger in andere Bundesländer ab.

Mecklenburg-Vorpommern: Deutlicher Sprung nach vorn

Mecklenburg-Vorpommern verbessert sich von Platz 13 auf Rang neun. Stärken sind Bildungsgerechtigkeit, Integration und gute Chancen für ausländische Jugendliche beim Hochschulzugang. Schwächen sind die hohe Schulabbrecherquote (9,9 Prozent gesamt, 19,6 Prozent bei ausländischen Jugendlichen), schlechte Schüler-Lehrer-Relation in beruflichen Schulen und viele Ausbildungsabbrüche. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) kündigt höhere Ausgaben und ein Frühwarnsystem gegen Schulabbrüche an.

Niedersachsen: Schwacher Zehnter

Niedersachsen rangiert im unteren Mittelfeld. Stärken sind Forschungsorientierung, Ausgabenpriorisierung und Integration. Schwächen sind Internationalisierung, MINT und Inputeffizienz. Auffällig sind relativ wenige Fremdsprachenangebote und eine hohe Zahl vorzeitig ausscheidender Lehrkräfte.

Berlin: Langsam aufwärts

Berlin klettert auf Platz elf und verbessert sich damit leicht. Stärken sind Unterrichtsstunden, Betreuungsrelationen, Investitionen in Schulbau und eine ausgewogene Altersstruktur im Kollegium. Schwächen bleiben Schulqualität und Bildungsarmut. Die Schulabbrecherquote liegt mit 7,8 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Rheinland-Pfalz: Abgestürzt auf Platz zwölf

Das Land verliert drei Plätze. Stärken sind die Internationalisierung (alle Grundschüler erhalten Fremdsprachenunterricht), gute Englischkompetenzen und die berufliche Bildung. Schwächen bestehen bei Förderbedingungen, Digitalisierung und Forschungsleistung der Hochschulen. Zudem gibt es zu wenig neue IT-Ausbildungsverträge.

Sachsen-Anhalt: Schwache Digitalisierung, hohe Abbruchquoten

Das Land rutscht von Platz elf auf Rang 13. Stärken sind die Schulqualität (3. Platz bundesweit), eine hohe Ganztagsquote in Grundschulen und kleinere Klassengrößen. Schwächen sind sehr geringe Unterrichtsstunden, viele Wiederholer und überdurchschnittlich viele Ausbildungsabbrüche. Katastrophal ist der Wert von 38,1 Prozent ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss – der schlechteste bundesweit. Digitalisierung bleibt nahezu Schlusslicht.

Nordrhein-Westfalen: Weit hinten im Vergleich

NRW landet nur auf Platz 14. Stärken gibt es bei der Internationalisierung im Berufsschulbereich. Schwächen betreffen Schulqualität, Betreuungsbedingungen und Bildungsarmut. Nordrhein-Westfalen zählt zu den Ländern mit besonders vielen Risikoschülern.

Brandenburg: Dauerhaft auf Platz 15

Brandenburg bleibt Vorletzter. Stärken sind die Internationalisierung – 97 Prozent der Berufsschüler haben Fremdsprachenunterricht, der zweithöchste Wert bundesweit – und Fortschritte bei der Integration. Schwächen zeigen sich in der Digitalisierung, bei den Unterrichtsstunden und bei der Lehrer-Schüler-Relation.

Bremen: Abonnent auf Platz 16

Bremen bildet das Schlusslicht – und das erneut. Stärken sind Hochschulbereich, MINT und teilweise Digitalisierung. Schwächen betreffen Bildungsarmut, Schulqualität und Förderinfrastruktur. Die Abbruchquoten sind hoch, die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern vergleichsweise schwach. Bremen weist zudem die geringsten Ausgaben je Schüler im Verhältnis zu den Gesamtausgaben auf.

Fazit: Der Bildungsmonitor 2025 bestätigt alte Muster: Sachsen, Bayern und Hamburg bilden die Spitze, während Bremen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen die Schlusslichter stellen. Allerdings zeigen die Detailanalysen erhebliche Probleme in fast allen Ländern – von hohen Abbruchquoten über mangelnde Ganztagsangebote bis hin zu schwacher Digitalisierung. „Die Lage an Deutschlands Schulen bleibt schlecht. Sie hat sich gegenüber 2024 weiter leicht verschlechtert“, konstatiert Axel Plünnecke, der am IW das Cluster Bildung, Innovation, Migration leitet. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum vollständigen Bildungsmonitor. 

Bildungsmonitor: Auf Migration nicht eingestellt – Deutschlands Schulen rutschen weiter ab

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9 Kommentare
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dickebank
1 Monat zuvor

NRW – erst FDP-Ministerin, jetzt CDU-Ministerin. Da drängt sich doch direkt der Verdacht auf, dass die Löhrmann von den Grünen dafür verantwortlich sein muss, vor allem in der GS und in der SekI.

Lothar Möllmann
1 Monat zuvor

Wie wurden diese Ergebnisse ermittelt?

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Lothar Möllmann

Bei Schulqualität z.B. in dem von den insgesamt 9 Bereichen der IQB-Bildungstrends 2021 und 2022 nur 2 Bereiche aus 2021 und sogar nur 1 Bereich aus 2022 berücksichtigt wurden.

Unfassbar
1 Monat zuvor

Berücksichtigt die Studie auch einen Längsschnitt über die letzten Jahre oder Jahrzehnte?

RainerZufall
1 Monat zuvor

Sachsen auf Platz 1! Hurr… doch was ist das?
Ganztag? Oh, nein! Ich werde zwischen meiner liebe für traditionelle Schule und meinem Hass auf Ganztag zerissen! XD

Sandkatze
1 Monat zuvor

Sachsen hat Kopfnoten. Ob es daran liegt? Es bedeutet, man legt viel Wert auf die Begleitumstände des Lernens (Betragen, Ordnung, Fleiß und Mitarbeit). Das wird auch rückgemeldet, nicht nur die Leistung selbst.

Sachsen hatte nach der Wende des bayrische Schul-Modell übernommen. Irre ich mich oder haben sie in Sachsen (seit der Wende bis heute CDU-geführt) das 3-gliedrige Schulsystem?

Ein simples Rauf- und Runterrutschen in der Rangfolge schon als Erfolg zu verkaufen, ist mir zu wenig. Man muss ja auf irgendeinem Platz landen. Man kann ja nicht auf keinem Platz landen. So hat man sich scheinbar (wirklich nur scheinbar!) verbessert, wenn andere schlechter geworden sind und man alleine dadurch ein bisschen raufrutschte in der Rangfolge.

Die Kriterien, die den Platz beeinflussen, sind auch wichtig. Bei Stiftung Warentest gibt es auch das Kriterium “Verpackung”, oder? Aber ich finde, die Verpackung (“der schöne Schein”) ist doch kein Kriterium für die Qualität. Was nützt es, wenn etwas schön aussieht und nicht funktioniert?

Was nützt es, wenn 97% Fremdsprachenunterricht haben (das wird bei Brandenburg als Stärke ausgewiesen), aber die Ergebnisse dieses Fremdsprachenunterrichts lassen zu wünschen übrig. Ist das dann trotzdem eine Stärke? Was ist überhaupt unter “Inputeffizienz” zu verstehen (Niedersachsen)? Und die Lerngebnisse sind deshalb schlechter? Warum ist es ein Minus, wenn Hessen auf Englisch in der Grundschule (teilweise) zu verzichten scheint, weil es sich ja vielleicht auf gute Deutschkenntnisse fokussiert? Das könnte man auch als Plus sehen!

Rainer Malkewitz (RLP)
1 Monat zuvor

Die sogenannte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft als „arbeitgebernah“ zu bezeichnen ist stark verharmlosend. Das ist eine neoliberale Lobbyorganisation mit manipulativen Methoden. Von diesem Verein glaub ich keiner Studie (what-so-ever).