KÖLN. Mitten in Köln ist ein Areal entstanden, das bundesweit Beachtung findet: Die Bildungslandschaft Altstadt Nord verbindet Pädagogik, Architektur und Stadtleben zu einem offenen Lernquartier ohne Zäune. Fünf Schulen, eine Kita und zwei Jugendeinrichtungen bilden gemeinsam einen Campus, der Bildung als Teil des öffentlichen Raums versteht – und damit zeigt, wie Schulbau der Zukunft aussehen kann.

„Wie wahrscheinlich ist es, dass ein solches Werk gelingt?“ – mit dieser Frage beginnt die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Bericht über die Kölner Bildungslandschaft Altstadt Nord (betitelt mit: „Meine Schule, die hat fünf Ecken“), um gleich darauf die Größe der architektonischen Herausforderung herauszustellen: „Sieben Bildungs- und Jugendeinrichtungen, mehrere städtische Ämter und eine Stiftung haben sich in Köln zusammengetan, um gemeinsam mehrere Neubauten nach einem pädagogischen Reformkonzept zu errichten.“
Das Projekt gilt inzwischen als abgeschlossen – und das Fazit der FAZ in dem 2021 veröffentlichten Feuilleton-Beitrag lautet: „Das Vorhaben ist in architektonischer Hinsicht derart spektakulär geglückt, dass man ihm möglichst viele Nachahmer wünscht.“
Rund um den Klingelpützpark in der Kölner Altstadt ist kein gewöhnlicher Schulkomplex entstanden, sondern ein städtebauliches Ensemble, das Lernen mitten in die Stadt holt. „Dorfgemeinschaft statt Verwahranstalt“, schrieb die Zeitung. Das Motto beschreibt bis heute das Selbstverständnis der Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN): ein offenes, vernetztes Bildungsquartier, das Architektur, Pädagogik und Stadtleben miteinander verbindet.
Ein Campus ohne Grenzen
„Die Schulgebäude sind nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen“, notiert die FAZ. „Es gibt auch keinen Zaun, der Nichtmitgliedern der Schulgemeinde signalisieren würde, dass sie hier nichts zu suchen hätten.“ Statt Abgrenzung setzt die BAN auf Offenheit – räumlich wie pädagogisch. Die Wege zwischen den Gebäuden stehen Passanten offen, der Schulhof geht in den öffentlichen Park über.
Diese Form von Öffentlichkeit, so beschreibt es das Konzept der BAN, soll Sicherheit und Teilhabe schaffen. Schulen und Jugendeinrichtungen öffnen sich dem Stadtteil, und umgekehrt wird das Quartier zu einem Lernraum. „Es braucht tausend Kinder, um einen Stadtteil zu erziehen“, zitiert die FAZ Architekt Gernot Schulz – in ironischer Umkehr des bekannten afrikanischen Sprichworts vom Dorf, das benötigt wird, um ein Kind zu erziehen.
Die Idee: Bildung als Gemeinschaftsaufgabe. Acht Einrichtungen – darunter fünf Schulen, zwei Jugendeinrichtungen und eine Kita – arbeiten im Verbund zusammen. Die BAN ist 2007 aus einer Kooperation der Stadt Köln, der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und der Montag Stiftung Urbane Räume entstanden. Ziel war es, „Räume zu schaffen für ein lebensnahes, verantwortungsvolles und inklusiv angelegtes Lernen und Lehren für alle Menschen im Stadtteil“. In einem partizipativen Prozess wurden alle an Schule Beteiligten und Anwohner*innen einbezogen.
Pädagogik im Raum

Zentrales architektonisches Merkmal der Real- und Grundschule sind die fünfeckigen Grundrisse der Gebäude. „Keine tristen Kisten“, wie die FAZ schreibt, sondern Baukörper mit „spielerischer Solidität und ernsthafter Menschenfreundlichkeit“. Diese Form sei keine Spielerei, sondern ermögliche flexible Lernräume: Unterrichtsbereiche, Rückzugszonen, offene Flächen für Gruppenarbeit.
Jede Jahrgangsstufe lernt in einem „Cluster“ – einem räumlich abgeschlossenen Bereich mit Klassenräumen, Gruppenflächen, einer Teeküche und einer eigenen Teamstation für Lehrkräfte. Statt zentralem Lehrerzimmer stehen den Pädagoginnen und Pädagogen dort Arbeitsräume zur Verfügung.
So entstehen Orte, die Gemeinschaft fördern und Eigenverantwortung stärken sollen. Auch die Materialität spiegelt diesen Anspruch: Sichtbeton, robuste Farben und klare Formen. Die FAZ sieht darin eine Architektur, die „keine Spur von funktionalistischer Ernüchterungsoptik“ hinterlasse.
Die Perspektive der Schulen
Wie erleben die Schulen selbst diese neue Form von Bildungsarchitektur? Am Hansa-Gymnasium, das Teil des Verbundes ist, betonen Schulleiter Moritz Magdeburg und seine Stellvertreterin Birgit Feldmann vor allem den Gewinn an Offenheit und Zusammenarbeit. „Durch die Zusammenarbeit in der BAN sind wir Teil eines sehr spannenden und innovativen Entwicklungsprojekts“, sagen sie. „Als Schule sind wir natürlicherweise bestrebt, uns fortlaufend zu entwickeln. Als Teil der BAN erhalten wir dazu spannende Impulse von Experten im Bereich ‚Pädagogische Architektur‘ und ‚Schulentwicklung‘.“

Die Schule profitiert von der gemeinsamen Nutzung von Räumen und Angeboten – und von den kurzen Wegen: „Für die Kinder und Eltern ist zentral, dass sie am Hansa-Gymnasium Teil der bruchlosen Bildungskette der BAN von der Kita bis zum Abitur und auch im Freizeitbereich sein können.“ Die informelle Bildung außerhalb des Unterrichts ergänze das schulische Angebot „in idealer Weise“.
Auch die Realschule am Rhein, ebenfalls Mitglied der BAN, hebt den offenen Campus als zentrales Merkmal hervor. Schulleiterin Anja Dietz und ihre Stellvertreterin Nadine Jentges sagen: „Die Offenheit des Schulgeländes in den Klingelpützpark vermittelt den Eindruck eines von Weite und Entfaltungsmöglichkeit geprägten Geländes. Schule wird als Lebensraum gedacht und wahrgenommen.“
Der fachliche Austausch zwischen den Schulen sei dabei ebenso wertvoll wie die gemeinsame Nutzung der Einrichtungen: „Uns begeistern die kurzen Wege zu umfangreichen Bildungsangeboten sowie die Kooperation mit den anderen Bildungseinrichtungen“, so Dietz und Jentges. „Dies ermöglicht eine optimale Abstimmung für einen möglichst offenen Bildungsweg der Schülerinnen und Schüler.“
Ein gemeinsames pädagogisches Fundament
Die BAN versteht sich nicht nur als bauliches, sondern auch als pädagogisches Netzwerk. Zehn gemeinsame Leitziele beschreiben den Anspruch – von „bedeutungsvollem Lernen“ über „Selbstbestimmung und soziale Verantwortung“ bis zu „Chancengleichheit gewährleisten“.

Zentrales Prinzip ist das gemeinsame Lernen über institutionelle Grenzen hinweg. Kinder und Jugendliche sollen selbstgesteuert arbeiten, Verantwortung übernehmen und sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen. Das Lernen wird mit Handeln verknüpft, Unterricht mit Projekten und Alltagsbezug. „Bedeutungsvolles Lernen“, heißt es im Leitbild, „setzt Aufgaben voraus, die einen Bezug zur Lebenswirklichkeit besitzen und mehrere Disziplinen miteinander verknüpfen.“
Die Bildungslandschaft Altstadt Nord ist damit auch ein Beispiel für die Umsetzung des sogenannten „Campusgedankens“. Unter einem Dach – oder besser: in einem Quartier – arbeiten schulische und außerschulische Partner zusammen. Der Klingelpützpark ist nicht nur Freifläche, sondern Teil des pädagogischen Konzepts: ein offener Raum, der allen gehört.
Modellcharakter für den Schulbau
Mit der Fertigstellung wurde die BAN mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kölner Architekturpreis 2021. Die Jury lobte das Projekt als Beleg dafür, „dass Pädagogik, Architektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung zusammengedacht werden können“. Die Erfahrungen flossen in den „Planungsrahmen für pädagogische Raumkonzepte an Kölner Schulen“ ein, der auch anderen Kommunen als Vorbild diente.
Damit steht die Bildungslandschaft Altstadt Nord exemplarisch für eine neue Generation von Schulbauten, die Lernräume als soziale Räume begreifen. „Unsere Architektur kann dafür sorgen, dass das Dunkle weicht“, sagte Architekt Gernot Schulz laut FAZ – ein Satz, der sich weniger auf Lichtverhältnisse als auf Haltungen bezieht.
Heute, vier Jahre nach Veröffentlichung des FAZ-Artikels, ist die Bildungslandschaft Altstadt Nord längst in den Alltag übergegangen. Schulen, Kinder, Jugendliche und Anwohner nutzen den Campus selbstverständlich gemeinsam. Die Idee, dass gute Architektur gute Bildung ermöglicht, ist hier sichtbar geworden – mitten in Köln, zwischen Park, Backstein und Stadtleben. Oder, wie es in der FAZ damals etwas pompös hieß: „Mit den Räumen draußen und drinnen sind die besten Voraussetzungen für einen Sieg der Guten geschaffen.“ News4teachers
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Die grauen Wände finde ich aber ganz schön trist. Und das Pink ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei. Müsste ich da lehren oder lernen, würde ich mich Grün und Blau ärgern und wäre ganz Rot im Gesicht.
“Die Farbe Rosa wirkt beruhigend, bekämpft Stress und reduziert Aggressionen. Deshalb wird sie in Krankenhäusern, Büros, in denen kreativ gearbeitet wird, und sogar in Gefängnissen eingesetzt. Da sie jedoch mit Geschlechterrollen assoziiert wird, kann diese Farbe in bestimmten Teilen der Bevölkerung auf Ablehnung stoßen.”
https://gedankenwelt.de/was-bedeutet-die-farbe-rosa-in-der-psychologie/
Vielleicht wurde pink/rosa ja aus psychologischen Gründen gewählt? 🙂
Stimmt, es gibt entsprechende Studien aus Justizvollzugsanstalten.