MÜNCHEN. Der neue IQB-Bildungstrend zeigt: Auch im Süden geht es mit den Schülerleistungen abwärts. Zwar schneiden Bayerns Neuntklässlerinnen und Neuntklässler in Mathematik und den Naturwissenschaften besser ab als der bundesweite Durchschnitt – doch die Entwicklung ist eindeutig negativ. Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, fordert daher entschlossenes Handeln: „Trend nach unten – wer hätte es gedacht? Jetzt muss gehandelt werden!“

Am 16. Oktober hatte das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) die neuen Ergebnisse veröffentlicht. Sie zeigen: Bundesweit sind die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik weiter gesunken – und zwar über alle Schularten hinweg. Auch in Bayern lässt sich ein klarer Leistungsrückgang beobachten.
„Regelmäßig sorgen vergleichende Bildungsstudien für Aufregung. Mal sei man geschockt, mal besorgt. Verwundert ist schon lange niemand mehr“, erklärt Fleischmann. „Schon gar nicht die Lehrerinnen und Lehrer, die jeden Tag erleben, was die Zahlen erneut belegen.“
Dass Bayern im Ländervergleich erneut über dem Durchschnitt liegt, könne kein Grund zur Beruhigung sein, betont Fleischmann. Das vermeintlich gute Abschneiden dürfe niemanden täuschen: „Auch in Bayern sind die Leistungen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen – und zwar über alle Schularten hinweg.“ Der Abwärtstrend spreche eine klare Sprache.
Der IQB-Bildungstrend sei damit ein deutliches Warnsignal. „Das vermeintlich gute Abschneiden darf niemanden mehr aufatmen lassen. Es ist ein deutliches Zeichen, dass wir umsteuern müssen – jetzt!“, so die BLLV-Präsidentin.
Prien spricht von „nationaler Kraftanstrengung“ – Fleischmann fordert Unterstützung für Lehrkräfte
Bundesbildungsministerin Karin Prien hatte die Ergebnisse auf der Kultusministerkonferenz in Berlin kommentiert und eine „nationale Kraftanstrengung“ angekündigt. Sie sprach von einem „massiven Handlungsbedarf“. Fleischmann begrüßt diese Klarheit: „Schön, wenn die Lehrerinnen und Lehrer endlich nicht mehr allein gelassen werden.“
Die Studie zeige deutlich, dass Schulen die Probleme nicht allein lösen können. „Endlich wird ausgesprochen, worauf die Praxis seit Jahren hinweist: Schulen brauchen Unterstützung – strukturell, personell und gesellschaftlich“, so Fleischmann. Eine Kraftanstrengung müsse sich darauf konzentrieren, die Lehrkräfte zu stärken. „Sie sind diejenigen, die die pädagogische Expertise besitzen und die Tag für Tag ihr Bestes geben.“
Kritik an Bayerns Bildungspolitik: „Schlagzeilen statt Lösungen“
Im Freistaat selbst sieht Fleischmann noch erheblichen Nachholbedarf. „Wissenschaft und Praxis weisen immer wieder darauf hin, was es braucht, um echte Wirkung zu erzielen. Doch in Bayern ruht man sich auf den (noch) guten Ergebnissen aus“, kritisiert die BLLV-Präsidentin.
Statt die Probleme anzugehen, werde beschönigt und bewahrt. „Schlagzeilen statt Lösungen – das ist ein Armutszeugnis, wenn man auf die aktuellen Ergebnisse schaut.“ Der Lehrkräftemangel, die zunehmenden Kompetenzverluste und der Rückgang der mentalen Gesundheit junger Menschen seien Ausdruck einer strukturellen Bildungskrise, die endlich ernst genommen werden müsse.
„Politische Kraftanstrengung ist gefragt – aber bitte mit Verstand“
Fleischmann fordert einen echten Neustart in der bayerischen Bildungspolitik: „Bayern braucht endlich eine Bildungspolitik, die hinhört.“ Die Anstrengungen müssten sich auf die Stärkung der Schulen und Lehrkräfte konzentrieren – und auf eine realistische Einschätzung dessen, was in den Klassenzimmern tatsächlich geleistet wird. „Politische Kraftanstrengung ist gefragt, aber bitte mit Verstand“, so die BLLV-Präsidentin abschließend. News4teachers
IQB-Bildungstrend: Ranking im Überblick – So schneiden die einzelnen Bundesländer ab
Warum wird diese für Bayern gute Nachricht von Frau Fleischmann so schlecht geredet? Ich sehe lieber das halbvolle Glas und lehne mich entspannt zurück!