
Bei extremem Sturm, Glatteis oder Hitze sollen Niedersachsens Schulen künftig in den Distanzunterricht wechseln können. Das plant die rot-grüne Landesregierung im Zuge einer Reform des Schulgesetzes.
Die Neuerungen sehen vor, dass der Unterricht in Präsenz der Regelfall bleibt – gleichzeitig soll der Distanzunterricht aber eine gesetzliche Grundlage bekommen. Wenn der Besuch der Schule beispielsweise nach einem Feuer unmöglich ist, könnten die Schulen zum digitalen Lernen wie in der Corona-Zeit übergehen.
Darüber hinaus wollen SPD und Grüne den Distanzunterricht auch aus pädagogischen oder organisatorischen Gründen ermöglichen, um Freiräume für innovative Unterrichtsformate zu schaffen. Das hatte die Landesregierung bereits Anfang Oktober mitgeteilt.
Hitzefrei soll nicht automatisch durch Distanzlernen ersetzt werden
Mit Blick auf Extremwetterlagen ergänzte das Kultusministerium nun: Distanzunterricht sei auch denkbar, wenn es zu einem Ausfall der Schülerbeförderung komme und dadurch Unterrichtsausfall drohen würde. «Hitzefrei soll davon nicht automatisch umfasst sein, Schulleitungen können jedoch auch hier in Einzelfällen Distanzunterricht anordnen», sagte eine Sprecherin von Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne).
Der Präsenzunterricht werde indes auch in Zukunft Vorrang haben. «Wir öffnen hiermit keineswegs irgendeine Hintertür, was einige Verbände befürchten», sagte die Sprecherin. Zuvor hatten mehrere Verbände, darunter der Landeselternrat und Lehrervertretungen, laut «Hannoverscher Allgemeiner Zeitung» davor gewarnt, die geplante Regelung zum Distanzunterricht dürfe nicht dafür genutzt werden, den Personal- und Platzmangel zu kaschieren.
Die geplante Änderung des Schulgesetzes ist bislang nur ein Entwurf. Beschließen müsste sie der Landtag. News4teachers / mit Material der dpa
In der Klasse überfordert: Mutter eines autistischen Kindes kämpft für Distanzunterricht









Distanzunterricht bei Sturm, Glatteis, Hitze – und demnächst wohl auch bei Nebel, Regen und schlechter Laune.
Na endlich! Die Lösung für alle Wetterlagen ist da: Distanzunterricht. Bei Sturm? Klar. Glatteis? Selbstverständlich. Hitze? Unzumutbar. Und wenn wir schon dabei sind: Nebel macht die Sicht auf den Lernstoff trüb, Regen schlägt aufs Gemüt, also ab ins Homeoffice. Irgendwas ist schließlich immer.
Die Schule als Ort des Lernens? Überbewertet. Präsenzunterricht? Ein Relikt aus der analogen Steinzeit. Lehrermangel? Kein Problem – wir haben ja Sofatutor, YouTube und ChatGPT. Bitte übernehmen Sie.
Vielleicht sollten wir gleich ganz auf Wetterunterricht umstellen: „Heute lernen wir, wie man bei Südwestwind mit 60 km/h den Bildungsauftrag wegweht.“
“Distanzunterricht bei Sturm, Glatteis, Hitze – und demnächst wohl auch bei Nebel, Regen und schlechter Laune.
Na endlich!”
Was ist Ihrer Meinung nach besser, wenn die Schülerinnen und Schüler die Schule nicht erreichen bzw. dort nicht unterrichtet werden können (extreme Wetterlagen, Ausfall der Heizung, der Schülerbeförderung usw.): Komplettausfall oder Distanzunterricht?
“Hitze? Unzumutbar.”
Es kommt darauf an – Schulgebäude sind im Allgemeinen nicht mit dem Klimawandel im Hinterkopf errichtet worden und in Teilen für Hitze sehr anfällig (große Fensterfront nach Süden, fehlende bzw. unzureichende Verschattung, Aufheizen über das gesamte Wochenende…).
Das kann so weit gehen, dass in einzelnen Räumen Höchstwerte überschritten werden, die bei Arbeitsstätten völlig unzulässig wären – nur dass die entsprechenden Rechtsvorschriften für SCHULBAUTEN gar nicht gelten. Man finde den Fehler…
Bei Hitze finde ich es schwierig.Macht es da Distanz unbedingt viel besser?
Meine Wohnung ist unterm Dach, man kann bei d er Hitze nur liegen. Die Schule ist kühler.
“Bei Hitze finde ich es schwierig. Macht es da Distanz unbedingt viel besser?”
Ja, diese Frage kann man natürlich stellen und auch durchaus zu Recht. Erlauben Sie mir statt einer umfassenden Antwort folgende Prognose: Sobald die Temperatur Ihres Klassenraumes im Sommer die 27 Grad-Marke erreicht hat (und Sie nicht lüften können, weil es draußen noch wärmer ist), werden Sie genau diese Frage nicht mehr stellen, gar nicht mehr und überhaupt nicht – Sie wollen da nämlich einfach nur noch raus, egal wohin, Hauptsache kühler und/oder nicht so stickig, und Ihre Schülerinnen und Schüler ebenso.
Bei Glatteis darf gerne auch mal die Schule ausfallen. Ging früher auch. Wegen eines einzigen Tages muss man nicht gleich dem Distanz-Hype erliegen. Wenn zum Glatteis noch ein Stromausfall dazukommt, nutzt der Distanzunterricht gar nichts.
Irritierend, dass Niedersachsen erst jetzt darüber nachzudenken scheint.
Na ja, sagen wir mal so, es wird jetzt endlich die korrekte rechtliche Grundlage für eine möglicherweise bereits geübte Praxis geschaffen.
Insofern könnte man das vielleicht eher so formulieren:
Irritierend, dass Politik und Kultusministerium in Niedersachsen erst jetzt darüber nachzudenken scheinen.
Achso, Danke 🙂
Einerseits ist es richtig Distanzunterricht mit einer Rechtsgrundlage zu versehen. Aber Distanzunterricht künftig auch aus oraganisatorischen und pädagogischen Gründen zu erlauben finde ich falsch! Die Definition wie Distanzunterricht gestaltet wird, legt die Gesamtkonferenz fest: sechsstündige Videokkonferenz? Arbeitsblätter, die zu Hause erarbeitet werden sollen? Das Ganze soll erlaubt werden ab Klasse 5! Und wer soll das Distanzlernen begleiten und unterstützen, wenn 11 Jährige künftig aus organisatorischen oder pädagogischen Gründen zu Hause lernen sollen? Und was heißt das überhaupt – aus organisatorischen oder pädagogischen Gründen? Was machen berufstätige Eltern? Auch das häusliche Umfeld als Lernort für Distanzunterricht ist nicht bei allen Kindern gegeben. Lernrückstände, die sich in der Coronapandemie aufgestaut haben, sind immer noch nicht abgebaut. Also für mich ein absolutes „No Go“!
Wird es auch für Grundschulkinder eingeführt? Was, wenn Eltern nicht einen Feiertag nehmen können und es keine Aufsicht geben würde? Was, wenn es keinen extra Rechner zu Hause gibt?
Ansonsten begrüße ich es im Falle von extremes Wetter.
“Was, wenn Eltern nicht einen Feiertag nehmen können und es keine Aufsicht geben würde? Was, wenn es keinen extra Rechner zu Hause gibt?”
Aus genau diesem Grunde ist das ausschließlich für Situationen gedacht, in denen ein Schulbesuch ohnehin nicht möglich bzw. nicht zumutbar wäre.
In Niedersachsen plant man aber auch Distanzunterricht aus pädagogischen und/oder organisatorischen Gründen zu erlauben…Wie Distanzunterricht gestaltet werden soll, soll in der Gesamtkonferenz festgelegt werden…Extremwetterverhältnisse, der Heizungsausfall oder ähnliches sind in der Regel sehr übersichtliche Ausnahmen und für diese Ausnahmen eine Rechtsgrundlage zu schaffen finde ich gut und richtig. Aber nicht aus pädagogischen oder organisatorischen Gründen!
Richtig so!
Heutzutage geht sehr vieles online und im Homeoffice lässt sich perfekt arbeiten.
Sicher und ohne menschlichen Virenkontakt, Freunde 🙂
Wir können das!
Bei der Überschrift wusste ich sofort, dass es um Niedersachsen geht. Wenn es eine Möglichkeit gibt, dass die Schüler weniger lernen brauchen, wird diese in meinem Bundesland definitiv genutzt.
Die aktuellen IQB Ergebnisse zeigen zu einem guten Stück die Fehler in der Corona Zeit auf. Die unnötigen Schulschließungen und der oftmals mangelhafte Distanzunterricht ohne Leistungskontrollen wirken sich bis heute negativ auf die Bildungslaufbahn der betroffenen SuS aus. Eine Aufarbeitung der Lernrückstände (z. B. Zusatzunterricht, Wiederholung der Klasse) fand nie statt.
Genau dieses Prinzip möchte man nun offenbar regelmäßig umsetzen, obwohl es seit Gründung der BRD offenbar nicht nötig war. Ich freue mich schon auch die nächsten Studien zur Messung des Leistungsniveaus der SuS.
Extreme Wetterlagen entwickeln sich im Allgemeinen eher plötzlich und der Schulausfall wird dann ad hoc entschieden. Was bringt die Damen und Herren auf die verwegene Idee, eine brauchbare Distanzstunde könnte mal eben ohne vorherige Planung stattfinden?
Zeigt sich da mal wieder das schöne Bild von ‘Lehrer kann jeder, was machen die schon groß an Vorbereitung’?
Wer bezahlt das Unterrichtsmaterial?
Viele Unterrichtsmaterialien DÜRFEN NICHT per E-Mail, Intranets von Schulen oder auf anderen Wegen digital an SuS weitergeleitet werden.
Wer stellt dann das Material zur Verfügung und bezahlt das?
Was passiert, wenn SuS das Arbeitsheft in der Schule gelassen haben und jetzt plötzlich zu Hause lernen müssen?
Ich möchte als Lehrkraft in Zeiten von KI NICHT, das SuS Sprach- und Filmmaterial von mir haben, dass dann von SuS und Eltern missbraucht wird.
NEIN! Ich möchte im Distanzunterricht nicht gefilmt werden.
Welche Rechtsgrundlagen greifen hier?
“NEIN! Ich möchte im Distanzunterricht nicht gefilmt werden.
Welche Rechtsgrundlagen greifen hier?”
Die ganz normalen Persönlichkeitsrechte wie für jeden anderen Staatsbürger auch. Abgesehen davon zwingt Sie niemand, Distanzunterricht so zu planen, dass Sie dabei Ihre Webcam einschalten müssen…
Tonaufnahmen zu verhindern ist da schon schwieriger, ABER: Wie häufig ist das während Corona tatsächlich vorgekommen? Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Befürchtungen in der Lehrerschaft da riesengroß sind und das tatsächliche Risiko massiv überschätzt wird.
Ich finde es eigentlich eine gute Sache, wenn Distanzkernen dazu führt, dass weniger Lerninhalte verpasst werden, außerdem wird dann auch an solchen Tagen die Arbeitskraft der Lehrkräfte sinnvoll genutzt.
Das kann aber nicht einfach, blauäugig so beschlossen werden und dann soll jede Schule wieder ihr eigenes Süppchen kochen. Dazu braucht es ein sinnhaftes Konzept, ein Online Tool, das so einfach ist, dass auch ein Grundschulkind ohne Hilfe nutzen kann, eine Möglichkeit, die Lernerfolge der Kinder als Elternteil und als Lehrkraft einzusehen und zu überprüfen.
Und es muss sich gestellt werden, dass jedes Kind eine Zugang zu einem Gerät hat an dem es arbeiten kann. Und ich behaupte, es brauch auch Sinnvolle Unterstützung für die Erziehungsberechtigten, damit sie wissen, wie sie an Zugangsdaten kommen, wenn das Herlizlein sie verloren hat, etc.
Es reicht nicht zu sagen, ist ne tolle Sache, es mus konkret ein einheitliches System geben und dass muss dann auch nich wirklich funktionieren….