BIELEFELD. Eine Werkstatt in der Schule – bietet ein pädagogisches Potenzial, das weit über das bloße Handwerk hinausgeht. Denn im Werkraum werden nicht nur Regale gebaut oder Metallplatten bearbeitet, sondern auch Selbstvertrauen, Geduld und Teamfähigkeit geschult. Daraus hat sich eine eigene Methodik entwickelt: Die Werkstattpädagogik zeigt, wie praktisches Tun das Lernen beflügeln und Jugendlichen neue Perspektiven eröffnen kann.

Es ist 8.05 Uhr: Anwesenheit, Begrüßung, ein kurzer Austausch. Dann Deutsch – und nach der großen Pause geht’s endlich in die Werkstatt. Holz, Metall, Farbe, technisches Zeichnen: Lernen an der Werkbank, nicht nur an der Tafel. So sieht ein Stundenplan an der Werk(statt)schule Bielefeld aus – ein „anderer“ Lernort für Jugendliche, die dem Regelschulbetrieb entglitten sind. Dort zeigt sich, was Werkstattpädagogik leisten kann: Jugendlichen, die längst abgehängt schienen, eine Tagesstruktur, Motivation und neue Perspektiven zu geben.
Werkstätten sind mehr als Räume zum Arbeiten – sie fördern Selbstvertrauen, Kreativität und Teamgeist.
Sjöbergs verbindet hochwertige Hobelbänke, durchdachte Arbeitsplätze und flexible Aufbewahrungssysteme zu Werkstätten, die Generationen überdauern und Lehrkräften den Alltag erleichtern.
Ob Holz, Metall oder Textil – unsere Lösungen machen praktisches Lernen sichtbar und greifbar. So entstehen Räume, in denen Theorie und Praxis aufeinandertreffen, Schüler Erfolgserlebnisse sammeln und die Freude am Tun spürbar wird.
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Früher war der Werkunterricht in Regelschulen verbreitet, hatte eine deutlich größere Relevanz. Er galt als Vorbereitung auf die spätere berufliche Tätigkeit und war damals nur Jungen vorbehalten. Mädchen wurden in dieser Zeit in Nadelarbeit und Hauswirtschaft unterrichtet.
Die Trennung wirkt heute antiquiert. Der Werkunterricht selbst ist es offenbar nicht: Eine breite Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger stünde wohl hinter einer Wiedereinführung in der Fläche. Laut einer aktuellen MDR-Umfrage jedenfalls sprechen sich 88 Prozent für eine handwerkliche Grundausbildung an Schulen aus. Begründungen reichen von Alltagsnutzen bis hin zu kognitiven Vorteilen. Ein Befragter formuliert es so: „Etwas mehr Wissen über das Handwerk schadet ganz sicher nicht – egal welchen Beruf man später ergreift.“
Lernziele: Exaktheit, Ordnung, Sauberkeit, Ausdauer und Geduld
Zeitgemäße Pädagogik sieht noch mehr darin: Der Werkunterricht trägt entscheidend zur ganzheitlichen Entwicklung bei. Im Zentrum steht die praktische Tätigkeit, die an den Bedürfnissen, Interessen und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler ansetzt. Sie lösen kreative Problemlagen, trainieren taktile Fertigkeiten und eignen sich dabei Tugenden an wie Exaktheit, Ordnung, Sauberkeit, Ausdauer und Geduld. Gleichzeitig entwickeln sie ihre kognitiven Fähigkeiten weiter. Die Problemlösungsprozesse sind technischer Natur und stets mehrdimensional – sie verlangen Wissen aus verschiedenen Bereichen, Teamarbeit und kommunikative Fähigkeiten. Kein Wunder also, dass der Werkunterricht in Reformschulen nach wie vor eine große Rolle spielt.
Auch Einrichtungen, die abbruchgefährdete Schülerinnen und Schüler zu einem Abschluss führen sollen – sogenannte „Werk(statt)schulen“ oder „Produktionsschulen“ – wissen um die Bedeutung der kreativen handwerklichen Arbeit für ihre Klientel. Der Friedrich-Verlag beschreibt das Konzept so: „In der Werk(statt)schule sollen die Jugendlichen ihre alltagspraktischen Fähigkeiten und Schlüsselqualifikationen weiterentwickeln. Voraussetzung dafür sind zunächst einmal eine regelmäßige Teilnahme und die Einhaltung von Absprachen. Im Weiteren geht es darum, die Jugendlichen zu motivieren, deren Interessen und Ressourcen zu erkennen und zu fördern, den Umgang mit Strukturen erfahrbar zu machen, sodass sie berufspraktische Erfahrungen sammeln und persönliche Probleme bearbeiten können.“
Werkstattpädagogik bedeutet also: Lernen in handlungsorientierten Projekten, die sichtbaren Sinn stiften. Statt nur Theorie zu pauken, erleben Jugendliche, dass ihr Tun Wirkung hat – ob beim Möbelbau, bei Malerarbeiten oder im technischen Zeichnen. Das stärkt Selbstwirksamkeit und Teamfähigkeit. Gerade in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung ist dieser Zugang wichtiger denn je. Das Arbeiten mit Holz oder Metall bietet eine besondere Möglichkeit, etwas Eigenes zu schaffen und nach individuellen Vorstellungen zu gestalten. Feinmotorisches Geschick, Handlungsplanung und Kreativität werden dabei aktiviert. Wichtig ist die Unterstützung durch Erwachsene – ebenso aber das freie Ausprobieren und Entdecken.
Folgende Elemente stehen im Mittelpunkt der Werkstattpädagogik:
- Handlungsorientierung: Lernen geschieht über praktische Arbeit an realen Projekten.
- Selbstwirksamkeit: Jugendliche erleben, dass ihr Tun sichtbare Wirkung hat.
- Struktur und Tagesrhythmus: Klare Regeln, Pausen und Abläufe geben Halt.
- Soziales Lernen: Gruppenprozesse, Teamarbeit und Verantwortung stehen im Zentrum.
- Qualifizierte Fachkräfte: Werkstattpädagogen mit spezieller Weiterbildung begleiten die Jugendlichen.
- Brücke zur Ausbildung: Praxisarbeit öffnet Wege in Berufsausbildung und gesellschaftliche Teilhabe.
Damit das Konzept funktioniert, braucht es qualifizierte Fachkräfte. Dafür gibt es inzwischen eine eigene Weiterbildung zum Werkstattpädagogen, etwa beim Bundesverband Produktionsschulen. Sie umfasst neun Module, von „Didaktik und Methodik des praktischen Lernens“ über „Arbeiten am Kundenauftrag“ bis zu „Gruppenprozessen und Teamarbeit“. Ein zentrales Ziel ist die klare Rolle der Fachkräfte: Wertschätzung zeigen, Strukturen vermitteln, Grenzen setzen – und den Jugendlichen Erfolgserlebnisse ermöglichen.
Der Lernort Werkstatt bietet ihnen sichtbaren Sinn: Das Regal steht, die Platte passt, der Auftrag ist erfüllt. Oder, wie es das Konzept der Produktionsschulen beschreibt: „Arbeiten und Lernen bedingen sich gegenseitig.“ Genau dieser Ansatz motiviert eben auch Jugendliche, die zuvor als „schulmüde“ galten.
Auch die Handwerksorganisationen selbst fordern die Rückkehr zum Werkunterricht. Die Vollversammlung der Handwerkskammer Halle befand unlängst: „Auszubildende kommen in die Ausbildung und haben zuvor noch nie Werkzeuge in der Hand gehabt. Egal welchen Berufsweg jemand einschlägt – ein Grundlagenwissen vom Umgang mit Hammer und Säge oder anderen Werkzeugen sollte dazugehören.“ Gefordert wurde deshalb, das Fach wieder einzuführen. Zuvor hatte die Handwerkskammer Aachen gefordert: „Werkunterricht sollte verpflichtendes Schulfach werden.“ News4teachers
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