BERLIN. Der Streit im Bundestag über das geplante Rentenpaket spitzt sich weiter zu. Die Junge Union (JU) und die Junge Gruppe in der Unionsfraktion drohen, das Gesetz scheitern zu lassen. Sie halten die vorgesehene Verlängerung des Rentenniveaus für zu teuer und fordern strukturelle Reformen – darunter eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung. Wirtschaftsministerin Katharina Reiche unterstützt diese Linie offen. Sie mahnt, die Deutschen müssten insgesamt länger arbeiten. Ein Blick auf die Berufsgruppe der Lehrkräfte zeigt allerdings, dass die Lösung so einfach nicht ist.

Für die Regierungskoalition steht viel auf dem Spiel. Das Rentenpaket soll Anfang 2026 in Kraft treten und den zentralen Kompromiss zwischen Union und SPD sichern: Stabilität beim Rentenniveau und die ausgeweitete Mütterrente. Doch die Junge Gruppe argumentiert, die Pläne führten bis 2031 und darüber hinaus zu Belastungen in Milliardenhöhe. Weil Union und SPD nur über eine knappe Mehrheit von zwölf Stimmen verfügen, könnten die 18 jungen Abgeordneten das Gesetz zu Fall bringen.
Während die SPD und große Teile der Union an dem Paket festhalten wollen, schlägt sich die Bundeswirtschaftsministerin auf die Seite der Kritiker.
Reiche legt im Streit nach: „Die Lebensarbeitszeit muss steigen“
Katharina Reiche (CDU) hatte bereits im Sommer gefordert, dass „die Deutschen“ künftig länger arbeiten müssen. Kurz vor ihrer Abreise in die Vereinigten Arabischen Emirate legte sie nun im aktuellen Streit nach. Auf die Frage eines Journalisten erklärte Reiche ausführlich, dass die umlagefinanzierte Rente angesichts der demographischen Entwicklung an ihre Grenzen stoße. Wenn immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen müssten, dürfe das System nicht zusätzlich durch steigende Lohnnebenkosten belastet werden. Das gefährde aus ihrer Sicht die wirtschaftliche Stabilität – gerade für jüngere Generationen, die ohnehin mit hohen Lebenshaltungskosten und einer angespannten Lage am Arbeitsmarkt konfrontiert seien.
Die Junge Gruppe habe deshalb vollkommen recht, wenn sie auf strukturelle Reformen dränge. Reiche argumentiert, die durchschnittliche Lebensarbeitszeit müsse sich verlängern, wenn das Rentensystem auch künftig tragfähig bleiben solle. Die steigende Lebenserwartung mache eine Anpassung der Regelaltersgrenze „unumgänglich“. Man könne nicht erwarten, dass ein System, das auf dem Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentenbeziehenden beruht, dauerhaft funktioniere, ohne dass sich Erwerbsbiografien veränderten.
Doch so einfach ist die Angelegenheit nicht – wie ein Blick auf die große Berufsgruppe der Lehrerinnen und Lehrer zeigt. Aktuelles Beispiel Sachsen: Wie eine parlamentarische Anfrage im Landtag nun offenbarte, haben im Schuljahr 2024/2025 insgesamt 1.601 Lehrkräfte den Schuldienst verlassen – 1.377 davon vorzeitig. Das bedeutet: 86 Prozent der ausscheidenden Lehrkräfte erreichen bis Dienstende das reguläre Ruhestandsalter nicht.
Für Burkhard Naumann, Vorsitzender der GEW Sachsen, sind die Gründe eindeutig: Überlastung, zu wenig Unterstützung, steigende pädagogische Herausforderungen. Der Lehrberuf sei für viele nur noch ein Durchhalten. Zwei Drittel der Arbeitszeit bestünden aus außerunterrichtlichen Aufgaben – von digitaler Geräteverwaltung über zusätzliche Elternarbeit bis hin zur Organisation von Ausflügen. Naumann warnt: Die Bedingungen verschlechtern sich weiter, seit das Land Mittel kürzt und die Belastung steigt. Immer mehr Lehrkräfte denken über frühzeitiges Ausscheiden nach.
Ein Blick auf Deutschland insgesamt: Lehrkräfte halten bis zur Rente selten im Dienst durch
Und das ist nicht auf Sachsen beschränkt. Für ganz Deutschland gilt: Auf zwei Lehrkräfte, die regulär in Ruhestand gehen, kommen inzwischen fünf, die den Schuldienst vorzeitig verlassen. Der Bildungsforscher Dieter Dohmen spricht von einem dramatischen Trend. Die Gründe seien klar: hohe Belastung, wenig Unterstützung, Dauerstress, große Klassen, heterogene Schülergruppen und ein Arbeitsvolumen, das weit über einer normalen Vollzeitstelle liegt.
In manchen Bundesländern liegt der Anteil jährlich ausscheidender Lehrkräfte seit Jahren bei über zehn Prozent. Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und mehrere ostdeutsche Länder stechen besonders hervor. Selbst Länder mit besseren Werten – wie Hamburg oder Hessen – kämpfen damit, genügend Personal im System zu halten.
Eine Untersuchung der Universität Göttingen zeigt, wie sich diese Bedingungen gesundheitlich auswirken. Zwei Drittel der befragten Berliner Lehrkräfte arbeiten im roten Bereich. Fast ein Viertel hat ein deutlich erhöhtes Depressionsrisiko. Viele berichten, dass der ständige Druck, fehlende Unterstützung und der nicht endende Stress ihre Motivation aufzehren. Lehrerin Caroline Muñoz del Rio beschreibt die Situation so: Der Beruf werde gerne ausgeübt – aber die Bedingungen seien zu schlecht, um ihn lange durchzuhalten.
Die GEW spricht von gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen und fordert: kleinere Klassen, mehr multiprofessionelle Teams, Entlastung bei Korrekturen und Prüfungen, funktionierende Digitalisierung und eine echte Reform der Arbeitszeitmodelle.
Kurzum – während Teile der Union eine Anhebung des Rentenalters fordern, zeigt der Alltag der Schulen: Viele Lehrkräfte schaffen es schon jetzt nicht bis zur heutigen Regelaltersgrenze. Der Beruf ist zu belastend, das System zu angespannt, der Lehrkräftemangel zu groß, die gesundheitlichen Folgen zu gravierend.
In der aufgeheizten Debatte meldet sich nun auch die Bundesbildungs- und -familienministerin (sowie CDU-Vize-Vorsitzende) Karin Prien zu Wort. Wie das Handelsblatt meldet, plädiert sie im Streit um das geplante Rentenpaket der Bundesregierung dafür, die Abstimmung im Bundestag zu verschieben. „Was die konkrete Frage nach dem Rentensystem angeht: Es ist wichtig, dass im Parlament gerechte Lösungen für die breite Mehrheit gefunden werden“, sagte Prien der Zeitung. Deshalb müsse die Bundesregierung im Bundestag weiter das Gespräch „über die Generationen hinweg“ suchen.
Dem Handelsblatt sagte Prien nun: „Wir müssen über mehr reden als nur die Rentenformel.“ Deshalb sei ihr als Senioren- wie als Jugendministerin gleichermaßen wichtig, „dass wir ältere Menschen nicht nur als Kostenfaktor sehen, sondern dafür sorgen, dass sie auch im Ruhestand ein aktiver Part der Gesellschaft bleiben – mit Erfahrung, Lebensklugheit und dem Wunsch, sich einzubringen.“
Zudem sagte die Ministerin: „Wir, die wir jetzt im Beruf stehen, wir Boomer und die Alten müssen dazu beitragen, die Jungen fit zu machen für all diese Herausforderungen.“ Prien plädierte für einen neuen Generationenvertrag: „Wenn wir unseren Kindern auch künftig etwas weitergeben wollen, damit es ihnen besser geht; wenn wir ein Land sein wollen, das seinen Kindern und Jugendlichen ein verlässliches Aufstiegsversprechen gibt, dann müssen wir neue Schwerpunkte für einen neuen Generationenvertrag setzen.“ News4teachers / mit Material der dpa
Nächster Pensions-Hammer: Jetzt sollen Beamte fünfeinhalb Jahre später in Ruhestand gehen









Jede Rentenreform im Sinne von länger arbeiten ist faktisch eine Rentenkürzung. Bei der aktuellen Lebenserwartung muss man dann auch schauen, wie viele Menschen überhaupt so lange in Rente sind, dass sie ihre eingezahlten Beiträge als Leistung rausbekommen, geschweige denn mit Inflationsausgleich verzinst herausbekommen. Und anschließend schauen wir, wie das bei Männern und Frauen getrennt betrachtet aussieht.
Es gibt keine Zinsen und Inflationsausgleich auf Renten- oder Pensionszahlungen, wie kommt man auf so eine Idee? Man hat nichts am Kapitalmarkt als Investition angelegt, also gibt es auch keine Zinsen.
Statt etwas anzusparen lässt man die Kindergeneration komplett bezahlen und hat nun den Salat, weil es zu wenige Kinder gibt. Das war jahrzehntelang bekannt, wurde ignoriert und für dieses Versäumnis nun alleine die Jungen bezahlen zu lassen, kann nicht gerecht sein.
Indirekte Zinsen gibt es, nämlich wenn die ausgezahlte Rente die eingezahlten Beiträge übersteigt. Bis diese Zinsen die Inflation ausgeglichen haben, müsste man also X Monate länger Rente beziehen als die Y Monate bis zur vollständigen Auszahlung der Rentenbeiträge als Rente.
Glaube Muxi meint für die Rentenkasse, nicht für Bezieher.
Daher ist die Kapitaldeckung etwas was ernsthaft mal diskutiert und ggf umgesetzt werden muss.
Muxi hat Recht: Es hätte vor 20-30 Jahren kommen müssen
Neulich erst gelesen:
Ein Viertel der Männer erreicht das 73. Lebensjahr nicht…
Was Frau reiche meint aber nicht sagt:
Karōshi (過労死)
Karōshi (Tod durch Überarbeitung)
Hatte ich einen Dolmetscher angefordert?
Hasi geht mit 60, ihr kennt ihn!!!
Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen
4 Tage Woche und online Unterricht Ausbau.
Das Gehalt stimmt nicht mehr nach all den Nullrunden.
Und es ist unverständlich, warum die IGM 12 % rausholt und Lehrer mit 4 % abgefrühstückt werden. Warum hat man dort 35 Std Woche und wir 41?
Warum können die mit 100% in Altersteilzeit ab 60-62 gehen udn Lehrer machen bis 67?
Naja, bei den verbeamteten Lehrer können sich eben auch sehr viele einen Vorruhestand leisten. Dann haben sie eben nicht nur 71%, sondern 68% vom XY-Gehalt (stark vereinfachte Rechung) und das ist immer noch fast 50% mehr als die Rentner bekommen. Ich habe mehrere Kollegen erlebt, die in Vorruhestand gingen, ja, man kann sagen, sich in den Vorruhestand retteten/flüchteten und die sagten immer, wenn man auf die Abzüge hinwies, “das reicht mir”.
Insofern liegt auch das erhöhte Ausscheiden der Lehrer vor dem regulären Pensionsalter an dem Pensionssystem selbst. Gut für die Betroffenen, schlecht für den Dienstherrn, aber selber schuld!
Da ist in den letzten Jahren vieles zu weit ausgeschert.
Es waren mal 5 Tage, 40 Stunden, Präsenz, ohne Gedöns.
Jetzt sind es bei vielen Jobs im gehobenen Bereich:
3 Tage Präsenz/ 2 im Homeoffice, 34 Stunden, Gleitzeit, 7-8 Wochen Urlaub; für Geldabzug auch mal 1 Woche mehr, Bildungsurlaub Kanaren, Rente ab 62.
Da passen die gleichbleibenden Bedingungen für Lehrer einfach nicht mehr rein!
Es sei denn,
4-Tage Woche
30 % Homeschooling
Die meisten Lehrkräfte sind doch von der Rente gar nicht betroffen. Mit einer Pension kann man eher in den Ruhestand gehen, die reicht trotzdem noch, um gut zu leben, bei der Rente sieht das meist ganz anders aus. Und by the way, ich möchte nicht als 70 jähriger Greis noch vor der Klasse stehen, die Belastung kann man irgendwann nicht mehr aushalten. Es gibt ja leider für Lehrer keine Alternativbeschäftigungen im Alter, was ja viele Betriebe anbieten.
Fakt ist, dass Politiker, die über diese wichtigen Dinge entscheiden, mehrheitlich keine Ahnung haben, wie anstrengend und fordernd der Lehrerberuf ist.
Das könnte man auch mal nachrechnen:
Wie lange muss man als Lehrer arbeiten, um auf die Höhe der gesetzlichen Rente mit 67 zu kommen?
Die Ziele der Rentenversicherung sind die Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung der Erwerbstätigkeit der Versicherten, siehe Kuren, die Gewährung von Renten in Form der Alters-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrente sowie die Förderung der Gesundheit der Versicherten. Die Hauptaufgabe der Rentenversicherung ist der Ersatz von wegfallendem Arbeitseinkommen, nachdem man in den Ruhestand geht. Bevor diese Rente jedoch bezahlt wird, versucht man vorrangig die Erwerbstätigkeit des Versicherten durch die Übernahme der entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen wiederherzustellen. Sollte dies nicht möglich sein, wird dem Versicherten eine Rente ausgezahlt. Auch die Beratung von Versicherten wird von den Leistungen der Rentenversicherung erfasst.
Das deutsche Rentensystem basiert auf dem 3-Säulen-Modell und unterscheidet zwischen der gesetzlichen Altersvorsorge, der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Altersvorsorge. Die meisten Arbeitnehmer sind in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Sie bildet somit das Fundament der Altersvorsorge. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen während der Berufstätigkeit des Arbeitnehmers regelmäßig Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
Und Sie meinen wohl, das wissen die angehenden Rentner nicht, oder was wollen Sie jetzt damit sagen? Nur so viel: bei vielen AN reicht es kaum zur Vorsorge.
Erfahrungen aus dem berufsständigen Versorgungssystems für Ärzte und Apotheker?
Vielleicht sollten die Jungen einfach mal arbeiten….
Dazu gehört eine Schulbildung, Ausbildung und Durchhalten im Beruf.
So, wie wir das auch gemacht haben und noch immer machen.
Mehr und länger? Nein, auf keinen Fall.