Nahles: “Entwicklung bei den Ausbildungsplätzen geht in die völlig falsche Richtung”

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NÜRNBERG. Die Wirtschaftsflaute trifft nun auch junge Menschen – mitten auf ihrem Weg ins Berufsleben. Erstmals seit Jahren wird die Suche nach einem Ausbildungsplatz wieder spürbar schwieriger. BA-Chefin Andrea Nahles warnt vor einer Trendwende: Weniger Stellen, mehr Bewerberinnen und Bewerber – und besonders schlechte Karten für Jugendliche mit niedrigen Abschlüssen. Wer eine Ausbildung will, muss sich früher, breiter und entschlossener bewerben.

Alarmstufe Rot: BA-Chefin Andrea Nahles. Foto: Shutterstock / Foto-berlin.net

Für junge Menschen wird es im Zuge der Wirtschaftsflaute schwerer, einen Ausbildungsplatz zu finden. «Die wirtschaftliche Rezessionsphase kommt jetzt auch auf dem Ausbildungsmarkt an und trifft besonders diejenigen, die schlechter qualifiziert sind», sagte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, im Gespräch. Für Bewerberinnen und Bewerber bedeute das, dass sie sich früher und intensiver um einen Ausbildungsplatz bemühen müssten.

Vorbei sind die Zeiten, in denen es deutlich mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber gab. Die Schere gehe wieder zusammen, sagte Nahles. Im zurückliegenden Ausbildungsjahr sei die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze gesunken, während die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber zugenommen habe.

Negativer Trend setzt sich fort

Bis Ende September hatten der BA zufolge 191.000 junge Menschen eine Ausbildung begonnen und damit so wenige wie seit 25 Jahren nicht mehr. Schwierigkeiten, eine Lehrstelle zu finden, haben Nahles zufolge vor allem Bewerberinnen und Bewerber, die keinen oder nur einen geringen Schulabschluss vorweisen können.

Der negative Trend setze sich im neuen Ausbildungsjahr voraussichtlich weiter fort, sagte Nahles. Sie appelliert deshalb an Bewerberinnen und Bewerber, nicht nur nach einer Ausbildung in ihrem Wunschberuf zu suchen, sondern auch offen für Alternativen zu sein.

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Es sei keine gute Idee, wenn junge Leute lieber einen Helfer-Job annehmen würden, als sich um eine Ausbildung zu bemühen. «Eine solide Ausbildung ist absolut zu bevorzugen», sagte Nahles. Die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein, liege bei Beschäftigten mit Ausbildung unter drei Prozent, bei ungelernten Beschäftigten bei mehr als 20 Prozent.

Sorgen bereitet Nahles die Situation am Ausbildungsmarkt auch angesichts des Fachkräftemangels. «Uns fehlen sieben Millionen Fachkräfte bis 2035», sagte Nahles. «Die Entwicklung bei den Ausbildungsplätzen geht in die völlig falsche Richtung und ist zu kurzfristig gedacht.» News4teachers / mit Material der dpa

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Gelbe Tulpe
4 Stunden zuvor

Tatsächlich würden an meiner Berufsschule und deren von Kolleginnen
einige Azubis nach Beendigung ihrer Ausbildung nicht übernommen. Da betrifft die Bereiche Industrie, kaufmännischer Bereich, Handwerk und öffentlicher Dienst. Von drei Personen erfuhr ich, dass sie jetzt studieren gehen. Ich hoffe, dass sie dann erfolgreich im Berufsleben landen.