
Obwohl er dem extremistischen Wolfsgruß zum Verwechseln ähnlich sieht, ist ein Verbot des Schweigefuchses in deutschen Schulen und Kitas kein Thema. Und dennoch wollen manche Bildungsministerien stärker für den möglichen politischen Hintergrund der Handgeste sensibilisieren, wie aus einer Länderumfrage der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht. Zuvor hatte es Medienberichte gegeben, dass die Stadt Bremen den Schweigefuchs wegen seiner Nähe zum Wolfsgruß aus Kitas und Schulen verbannen will.
Auf Anfrage stellt das Bremer Bildungsressort klar, dass es einen bereits seit längerer Zeit bestehenden Appell gebe, den zur Ruhe mahnenden Schweigefuchs nicht mehr zu verwenden. Die «politische Bedeutung des Wolfsgrußes» sei mit der Grundhaltung der Bremer Kitas und Schulen «absolut unvereinbar».
Beim Wolfsgruß werden – genau wie beim Schweigefuchs – Daumen, Mittel- und Ringfinger zu einer Art Schnauze geformt. Zeigefinger und kleiner Finger bilden die Ohren. Der Gruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit oder die Sympathie mit der türkischen rechtsextremen Ülkücü-Bewegung und ihrer Ideologie aus. Zur Fußball-Europameisterschaft hatte das Zeichen für Wirbel gesorgt, weil ein türkischer Nationalspieler es beim Torjubel verwendete.
Ähnlichkeit «konstruiert», Verbot «völlig überzogen»
In keinem der befragten Bundesländer steht ein Verbot zur Debatte. So heißt es etwa aus dem Bildungsministerium in Thüringen: Die Befürchtung, dass Lehrer oder pädagogische Fachkräfte das Zeichen umdeuten oder Schüler es falsch interpretieren könnten, sei «stark konstruiert». Der Schweigefuchs sei ein kindgerechtes Handsymbol, «das wir nicht infrage stellen», sagte ein Ministeriumssprecher.
Für das sächsische Kultusministerium wäre ein Verbot der Handgeste «völlig überzogen». Wenn Lehrer oder Erzieher die Geste nutzen, sei klar, was damit gemeint ist. Um den Schweigefuchs wirksam einzusetzen, müssten Lehrkräfte ohnehin zuvor die Bedeutung erklären, heißt es auch aus dem Schulministerium in Nordrhein-Westfalen.
Die «eher reglementierende Art, die mit dem Schweigefuchs verbunden ist», sei «keine zeitgemäße pädagogische Antwort auf “es ist zu laut”», sagte hingegen eine Sprecherin des Bremer Bildungsressorts. Die Verwendung von Handsymbolen könne missverständlich sein. Dass «derartige “Kommandos”» in Anbetracht einer «inklusiven und sprachlichen demokratischen Bildung längst nicht mehr zeitgemäß sind», meint auch das saarländische Bildungsministerium.
Keine Beschwerden oder Vorfälle bekannt
Einige Länder betonen, dass der Schweigefuchs ohnehin wenig zum Einsatz komme – und Pädagogen selbst entscheiden können, ob sie die Geste nutzen wollen. «Ob und wann der Schweigefuchs oder auch andere Methoden beziehungsweise Maßnahmen zur Förderung des Sozial- und Arbeitsverhaltens eingesetzt werden, entscheidet die Lehrkraft», sagte etwa ein Sprecher des bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus.
In Kitas und Schulen gebe es darüber hinaus bisher keine gemeldeten Vorfälle oder Beschwerden hinsichtlich des Wolfsgrußes, sagten die Ministerien. Sollte dies künftig der Fall sein, wolle man stärker aufklären. «Wenn es einen Bedarf gibt, kann das Thema aufgegriffen, besprochen und aufgeklärt werden. Die Erzieher und Lehrkräfte haben das nötige Feingefühl und die Kompetenz dafür», heißt es etwa aus dem sächsischen Kultusministerium. News4teachers / mit Material der dpa
Wegen Ähnlichkeit zum Wolfsgruß: Lehrkräfte sollen auf „Schweigefuchs“ verzichten
@ Bremen:
“Die «eher reglementierende Art, die mit dem Schweigefuchs verbunden ist», sei «keine zeitgemäße pädagogische Antwort auf ‘es ist zu laut’», sagte hingegen eine Sprecherin des Bremer Bildungsressorts.”
Was für eine Nichtaussage. Die wird es aus ihrer alltäglichen Erfahrung mit “zu laut[en]” Klassen wissen – nicht.
Wenn es funktioniert und eine unruhige Klasse zur Ruhe bringt, ist es zeitgemäß.
@ Saarland:
“Dass «derartige ‘Kommandos’» in Anbetracht einer «inklusiven und sprachlichen demokratischen Bildung längst nicht mehr zeitgemäß sind», meint auch das saarländische Bildungsministerium”
Ja… einfahc mal so ein paar nichtssagende Begriffe von “inklusive[r] und sprachliche[r] demokratische[r] Bildung” in den Raum werfen… *lol*
Wenn das das Argumentationsniveau in einigen Kultusministerien sit, erklärt das eine menge.
Ohne es selbst im Unterricht zu verwenden: Nach meinem Verständnis ist der Schweigefuchs auch kein Kommando, sondern ein Zeichen sich anzuschließen, denn die Kinder zeigen den Fuchs ja dann nach und nach selbst; z.T. geht es auch von den Schülern selbst aus.
Ich würde mir auch wünschen, dass man mir zeitnah mitteilte, wenn eine zeitweise sehr populäre Geste des Unterrichts plötzlich nicht mehr zeitgemäß ist, denn dann hätte ich die Möglichkeit, mich rechtzeitig auf die neue Zeitenwende einzustellen.
Interessant finde ich auch, dass einfach gesagt wird, der Schweigefuchs sei nicht mehr zeitgemäß, aber so, wie eben immer kein Alternativvorschlag gemacht wird, wie man/ frau eine Klasse ruhig bekommen soll.
Im Gegenteil: Bei 20 verschiedenen Muttersprachen begrüße ich jedes allgemein verständliches Handzeichen. Es ist übrigens kein Kommando. Normalerweise machen die Kinder mit und sind still, bis die ganze Klasse zur Ruhe kommt. Ein Kommando wird normalerweise nicht noch einmal vom Ausführenden wiederholt.
Eben.
Zitat:
“Die «eher reglementierende Art, die mit dem Schweigefuchs verbunden ist», sei «keine zeitgemäße pädagogische Antwort auf „es ist zu laut“», sagte hingegen eine Sprecherin des Bremer Bildungsressorts.”
Alternative? Was ist dann zeitgemäß, um für Ruhe zu sorgen?
Vielleicht muss es dann doch das Schweige-Einhorn sein…
Ruhe ist auch nur ein veraltetes, archaisches Konzept aus paternalistischen Gesellschaften, erdacht von alten weißen Männern, um andere Menschinnen (m/w/d) an ihrer freien Entfaltung zu hindern und die Macht zu sichern. Wirkliche Bildungsgerechtigkeit kann es nur im intrinsisch motivierten und selbstbestimmten Chaos geben. Die ersten Studien, die die positive Wirkung von Lautstärke auf den Lernerfolg feststellen, sind sicher bereits in der Pipeline. Und gegen die Wissenschaft wollen Sie doch nicht anargumentieren, oder?!
Sie müssen Ihre althergebrachten Denkmuster endlich abstreifen.
🙂
(Auch wenn das den halben Spaß zunichte macht: Bitte Ironie kennzeichnen. Es findet sich immer irgerdwer, der irgerdwas ernst nimmt )
Kann es sein, dass so mancher, der hier schreibt noch nie eine Schule von innen gesehen hat (nicht Sie!)
und
So ausgeruht ist, dass er Schullärm gut findet, weil in sein Leben dann Schwung käme. Ich hätte da 2 Klassen, schwer in Ordnung, zu bieten, die aber immer einen gewissen Lautstärkepegel haben. Diese sind aber > 16 und nehmen es nicht übel, wenn ich damit drohe mit Härteren als Wartebäuschchen zu werfen, etc….
Bei Kleinen dagegen ist so eine symbolische Geste genau richtig – ein Schritt weiter, sich zunächst an Regeln und Routinen ( und deren Sinn und Zweck ) nennt man auch Zusammenleben zu gewöhnen.
Übrigens @H.F. meinen sogar meine Großen, es sei in Ordnung stop zu sagen und SuS, die dies nicht akzeptieren, sollten in die Klassenkasse werfen.
@H.F.
Ich hätte gerne Ihre pipeline-Quellen, bitte
Der Schweigefuchs ist nicht wertschätzend!!
Warum nicht?
natürlich nicht – es ist ein Symbol für “Seid jetzt mal ruhig”.
Oder für: Liebe Kinder, seid jetzt bitte leise. Jemand möchte euch etwas sagen.
Wie wertschätzend ist es, durch Lärm/Unruhe/Störungen aller Art seine Mitschüler oder Lehrer am Unterrichtund am Lernen zu hindern?
In meinem Unterricht herrscht Arbeitsruhe- in Chaos, Krach und Gewusel als Normalfall können Kinder sich nicht konzentrieren, nichts lernen. Den Dummschwätz des Artikels kann man getrost vergessen.
Kinder zu “reglementieren” ist nach postmoderner Pädagogik per se schon übergriffig falsch.
“We don’t need no education
we don’t need no thought control
No sarcasm in the classroom
teacher sleave the kids alone”
wirkt mehr und mehr.
Regeln sind also bäh.
In Kitas oder Schulen unangepasstes Sozial- und Arbeitsverhaltens zu reglementieren, Kommandos und Handsymbole einzusetzen und das vielleicht sogar noch im Rahmen von Leistungswettbewerben oder Sportwettkämpfen, das geht ja gar nicht. Die armen Kinder!
Wer macht denn so was, so ganz ohne Feingefühl?
Wäre ich unser Katertier würde ich bei Menschen, die sich und ihre Kinder so verhaltenskreativ er/verziehen, ganz schnell davonlaufen ( macht übrigens unserer daheim ), denn die tun einem immer mit soviel Feingefühl weh ): weil Sie keine Chance hatten, zu begreifen, dass Regeln nötig sind.
Manchmal kommen doch die Krallen zum Einsatz, warum nur ?
Ich finde man sollte Kindern nicht die Chance nehmen, zu lernen wie Zusammenleben funktioniert.
Vlt hätte unsere Gesellschaft dann auch wieder mehr Chancen, optimistisch gedacht.
“Obwohl er dem extremistischen Wolfsgruß zum Verwechseln ähnlich sieht, ist ein Verbot des Schweigefuchses in deutschen Schulen und Kitas kein Thema”
Das ist schon erstaunlich. Immerhin ist die Swastika wegen der Ähnlichkeit zum Hakenkreuz ja auch verboten, obwohl es eine ganz andere Bedeutung hat.
Klar … Verbot aller Symbole durch Verwendung durch extreme Gruppierungen führt weitergedacht auch gar nicht zur Ermächtigung der Wahl und Auswahl von Verboten zu jeglichen Zeichen und Symbolen. Das ist ein Mächtiges Symbol und Mittel, wenn “man” das zulässt. Sollte man vielleicht auch so nebenbei bedenken und in betracht ziehen.
Darüber hinaus sollten “wir” als nächsten Punkt mal zum GFK (Gewaltfreie Kommunikation) gehen. Die “Wolfssprache” und “Giraffensprache” könnte man durchaus mal als nächstes diskutieren. Wölfe sind oftmals sowieso schon bedroht und werden seit jeher in Geschichten und Erzählungen, sowie Märchen usw. “diskriminiert” als Rolle des Bösen. Stoppt es!
Bevor die Medien das hochkochten, wusste kein Deutscher von der “Graue-Wölfe”-Symbolik.
Ich vertraue der Einschätzung von Denis Yücel
https://x.com/Besser_Deniz/status/1809984590842409062
Wenn ich nun ein weiteres Handzeichen verabrede und vorschalte, das “bitte” symbolisieren soll, wird dann aus dem bösen “Kommando” (an der Stelle hätte auch ich gerne gelacht, wenn’s nicht so traurig wäre) eine Bitte und ist dann wieder zeitgemäß?
Auch drängt sich die Frage auf auf, was in Schule (und übrigens auch im Elternhaus) noch für “Ansagen” genehm sein sollen, die nicht als ach so böse “reglementierende
Kommandos” angesehen werden könnten.
(Dieses im Übrigen vom Bremer Bildungsresort, dessen Arbeit regelmäßig durch durchschlagenen Erfolg von sich reden macht (Ächtung, Ironie!). Erstmal vor der eigenen Haustür kehren, dann große Klappe, bitte )
Unsere Kinder fanden den Leisefuchs immer cool. Haben den auch Zuhause gemacht.
Was für eine Aufregung um nichts.
Ich wünsche mir mehr solcher “Probleme”
Anstelle des Schweigefuchses und anderer Zeichen, die manche Kinder sogar zu weiterem Herumkaspern animieren, bin ich für „Lärmampeln“.
Wie die CO2-Ampeln zeigen diese unabhängigen und nicht antrotzbaren Ampeln an, wenn der Lärmpegel steigt und wann er sogar schädlich wird. Ich kann mir vorstellen, dass diese Ampeln in Schulen und Kitas auch für das Bewusstsein von Stille sorgen. Manche Menschen kennen das gar nicht mehr.
Die Lärmampeln wurden in einigen Kitas in den Keller verbannt, weil es schon mal dazu kam, dass die Kinder extra so laut geschrien haben, damit ROT angezeigt wurde.
In kleinen Gruppen braucht man sie eher nicht und in großen Gruppen kann es wirklich zu Problemen kommen. Kann es sein, dass sie vor Jahren verstärkt dort angeschafft wurden, wo Nebenräume als Wickel- oder Schlafräume für Krippenkinder benötigt wurden und wo deshalb ältere Kinder auf weniger Platz als zuvor betreit werden konnten. Nebenräume haben eine wichtige Funktion. Lätmampeln dagegen sehe ich ehr als Notlösungen an, die an älteren Kindern scheitern, wenn sie nur so ein XL-Spielzimmer und ein zu kleines Außengelände nutzen können. Werden sie eigentlich nach dem Hype von vor über zehn Jahren noch neu angeschafft?