Streit um Sommferien-Termine – GEW fordert: Nicht schon im Juni beginnen

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SCHWERIN. Immer wieder starten Bundesländer bereits im Juni in die Sommerferien – zum Nachteil von Schülern und Lehrkräften, kritisiert die GEW. Die Debatte um gerechtere Sommerferienregelungen geht damit in die nächste Runde.

Zu früh? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Sommerferien beginnen – mal Ende Juni, mal erst im August. In Deutschland ist das normal. Das sogenannte Hamburger Abkommen von 1964 schreibt eine gestaffelte Ferienregelung vor: Um Staus zu vermeiden und Engpässe bei Ferienunterkünften auszugleichen, wechseln sich Ländergruppen jährlich ab. Doch was einst als pragmatische Lösung gedacht war, sorgt inzwischen für bildungspolitischen Streit – und für Frust bei vielen Betroffenen.

GEW warnt vor Ferienstart im Juni: „Geht nicht um das Wohl der Kinder“

Jüngster Anlass für die Diskussion ist eine Warnung der GEW in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesvorsitzende Ulrike von Malottki kritisiert den geplanten Ferienstart im Nordosten im Jahr 2029 – am 18. Juni – als viel zu früh: „Bei einem frühen Ferienbeginn im Juni kommt es beim Schulstart im August häufig zu Hitzefrei und damit geht wichtige Unterrichtszeit verloren“, sagt sie. „Bei einem Ferienbeginn vor dem 1. Juli geht es primär um wirtschaftliche Interessen, nicht aber um das Wohl der Schüler und Lehrkräfte.“

Schon in den kommenden Jahren beginnen die Sommerferien in MV zunehmend früher: 2026 am 13. Juli, 2027 am 5. Juli, 2028 bereits am 26. Juni. Damit rutscht das nordöstlichste Bundesland im rotierenden System sukzessive nach vorn – und mit ihm die Herausforderungen.

Von Malottki fordert: „Wir brauchen eine grundsätzliche Debatte über ein gerechtes System – nicht nur eine Drehung im Kreis.“ Die gestaffelten Ferien verursachten zudem enormen Planungsaufwand in den Schulen: Lehrpläne, Prüfungen, Vergleichsarbeiten – alles müsse jährlich angepasst werden.

Doch auch innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns gibt es zusätzliche Probleme: Berufsschulen und allgemeinbildende Schulen haben mitunter unterschiedliche Ferienzeiten. Für Lehrkräfte mit Kindern im schulpflichtigen Alter bedeutet das oft: keine gemeinsame Urlaubszeit. „Die Betreuung muss geregelt werden, manchmal ist nicht mal ein gemeinsamer Urlaub möglich“, sagt von Malottki. Das mache berufliche Schulen unattraktiv für junge Lehrkräfte – und das in einem Bereich mit ohnehin großem Personalmangel.

Süden blockiert Modernisierung: Bayern und Baden-Württemberg wollen nicht rotieren

Die Forderung nach einer gerechteren Sommerferienregelung ist nicht neu – aber sie bekommt derzeit neue Dynamik. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat öffentlich gefordert, dass auch Bayern und Baden-Württemberg sich endlich am rotierenden System beteiligen. „Lehrkräfte würden ebenso wie die Schülerinnen und Schüler von längeren und kontinuierlichen Lernphasen zwischen den Oster- und den Sommerferien profitieren“, erklärte ein Ministeriumssprecher gegenüber dem Tagesspiegel. „Wenn zentrale Unterrichtsinhalte zum Ende des Schuljahres noch einmal vertieft und gefestigt werden können, wirkt sich das positiv auf die Lern- und Bildungserfolge aus.“ Doch der Süden mauert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nennt den späten Ferienbeginn seines Bundeslands „Teil der DNA der Bayern“.

Doch nicht nur NRW zeigt sich unzufrieden mit der Sonderrolle der Süd-Bundesländer. Niedersachsen, Thüringen und Hamburg schließen sich mittlerweile der Kritik an: „Unsere Schulferienregelung stammt aus einem anderen Jahrhundert. Wir brauchen ein modernes, gerechtes System, das sich an den Bedürfnissen der Familien, der Schulen und der Wirtschaft orientiert – nicht an jahrzehntealten Traditionen“, fordert der CDU-Fraktionschef Andreas Bühl in Thüringen. Auch Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) spricht sich für eine bundesweit einheitlich getragene Lösung aus. „Sonderregelungen“ einzelner Länder würden der Idee eines konsensualen Bildungssystems widersprechen. News4teachers / mit Material der dpa

Sommerferien-Termine: Bundesländer revoltieren gegen Bayerns und Baden-Württembergs Extrawürste – Söder wehrt ab

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Frauke
2 Monate zuvor

Brauchen viel mehr Urlaub
Haben Unimitarbeiter durch Homeoffice und VL Zeit auch.
Die machen sogar schon online Kurse und Seminare @home
🙁

Marie
2 Monate zuvor
Antwortet  Frauke

Online Kurse und Seminare geben ist für Sie also Urlaub??

unverzagte
2 Monate zuvor
Antwortet  Marie

Klar, für Workoholics ist Urlaub ein no go.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

“Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nennt den späten Ferienbeginn seines Bundeslands „Teil der DNA der Bayern“.”

Veraltet und ineffizient alle anderen zum eigenen Vorteil behindern? Klingt tasächlich nach “DNA der Bayern, die ich so jedem Verkehrsminister der CSU als Plakette verleihen würde…
Söder sagte ja anderseits auch nicht, dass es ein guter Teil der DNA wäre ^^

schwierig,schwierig,schwierig
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Es hindert die anderen doch niemand, ihre Fereintermine selber festzulegen. Einfach tun.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

Da der Süden Absprachen und Kooperation eine Absage erteilt, läuft es wohl darauf hinaus… dass sich alle anderen Länder untereinander aussprechen – ohne BW und Bayern

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Wow! Als Vergewaltigung in der Ehe normal war, Homsexualität verboten, Telefonieren in das Nachbarland ein kleines Vermögen kostete, Aids als Strafe Gottes gelten wird und die Familie zum Wochenbad antrat, war die Situation eine andere, wer hätte dies gedacht?

Ein wahrhaftig interessanter Artikel, dass Bayern angeblich uneingeschränkt keine Argumente hat.
Sogar (!) Söder gab handfeste Gründe, bspw. die Pfingstferien an. Aber hey, vor über 50 Jahren mussten die Kids auf dem Feld aushelfen – wie heute 😀

schwierig,schwierig,schwierig
2 Monate zuvor

Lustig, auf der einen Seite das rotierende Verfahren als nicht zielführend beschreiben, und deshalb sollen die südlichen Länder aus Fairnisgründen in diese Rotation einfügen. Die wären ja schön blöd.

Also wenn ihr wirklich etwas für Eure SuS tun wolt.
Stellt doch einfach die Ferien auf kontinuierliche Schulferien um und pfeift auf dieses Hamburger abkommen. Legt die 6 Wochen Ferien in den Zeitraum Juli/August und die Leute werden ihr Zeitfenster für den Urlaub finden.

Ob das für den Klimawandel noch gilt, bleibt abzuwarten. Aber früher hieß es oft, ab dem 15.August ist der Sommer um. Ach ja, die billigen Urlaubspreise finden sie dann ab der 3. Septemberwoche.

Mama aus BW
2 Monate zuvor

Tja dann macht halt Ferien wann ihr wollt. In anderen Ländern ist der Laden auch überall gleichzeitig zu UND es klappt. Stau ist doch so oder so?!

Im übrigen frage ich mich ob die ganzen Eltern, welche neidisch auf uns in BW und Bayern (übrigens haben andere BL ebenfalls spät Ferien eben 3 Tage vorher UI) jemals spasseshalber mal die Preise im August gecheckt haben?! Dieses Jahr sind wir tatsächlich 2 Wochen im September aber da wird auch erst die 2 Septemberwoche etwas günstiger. Die sind ja nicht blöd und wissen wann wir Eltern so kommen, egal wo wir wohnen. Es ist solange teuer bis auch wirklich die Ferien vorbei sind.

Im übrigen arbeite ich im Schulwesen und entsprechend muss ich die Projektzyklen nach den Ferien einplanen da ich hier in den Schulen eher niemand erreiche. Ich kann nicht jedes Jahr meinen Projektplan anpassen weil in einem mehrjährigen Projekt aufeinmal die Sommerferien 5 Wochen vorher sind.

Ich mag Söder auch nicht und finde er ist eingebildet ABER ich hab das Gefühl, dass es jetzt nur wieder drum geht was er gesagt hat und nicht tut usw. Das Thema nervt solangsam

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Mama aus BW

Aber was ich als besonders arg in NRW empfinde ist die ferienlose Zeit zwischen Anfang Januar und dem Beginn der Sommerferien. Die paar Tage um Ostern reichen da bei weitem nicht aus.

Nina
2 Monate zuvor

Ich arbeite an einer Schule in NRW und bin sehr froh, wenn wir im Juni schon Ferien haben. Die ganze Diskussion ist für mich nicht nachvollziehbar. Warum sollte es besser sein, erst ab August Ferien zu haben? In den letzten Jahren war das schönere Wetter bei uns sehr viel häufiger im Juni als im August. Und bei unseren Schülerinnen und Schülern ist ab den Feiertagen im Mai/Juni die Luft raus. Wenn dann noch wochenlang Unterricht erteilt wird, ist es ein einziges Ziehen und Zerren. Nach den Sommerferien starten viele dagegen mit guten Vorsätzen und motiviert. Ich persönlich fand es auch super, dass in den letzten Jahren, als wir schon im Juni Ferien hatten, oft noch richtig wenig an den Urlaubsorten los war. Dieses Jahr hatten wir erst ab Mitte Juli Ferien, dann sind alle anderen auch schon da. Also von mir aus lasst bitte Bayern und BaWü die späten Termine. Ich nehme gerne immer den Ferienstart Mitte/Ende Juni.