Lehrermangel: Riedel setzt auf digitale Vertretungsstunden – und Vier-Tage-Präsenz

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MAGDEBURG. Sachsen-Anhalt fehlen Lehrkräfte in großem Stil. Digitale Vertretungsstunden und eine Vier-Tage-Woche – das sind die Lösungsansätze des neuen Bildungsministers Jan Riedel.

Schulpraktiker: Sachsen-Anhalts neuer Bildungsminister Jan Riedel. Foto: Bildungsministerium Sachsen-Anhalt

Angesichts des noch länger anhaltenden Lehrermangels setzt Sachsen-Anhalts neuer Bildungsminister Jan Riedel auch auf digitale Lösungen. «Wir können trotz knapper Ressourcen gute Schule machen», sagte der CDU-Politiker in einem Interview der «Magdeburger Volksstimme». Sein Ministerium baue gerade die Plattform «Lernwelt Sachsen-Anhalt» auf, mit der unter anderem digitale Vertretungsstunden landesweit besser organisiert werden sollen. «Mit der Lernwelt sollen verschiedene digitale Angebote gebündelt werden, auf die alle Schulen zugreifen können.»

Riedel nannte das Beispiel der Sekundarschule Tangerhütte: «Eine Klasse verfolgt den Matheunterricht an Bildschirmen – die Lehrerin unterrichtet aus Genthin. Natürlich muss die Bildschirm-Klasse durch pädagogische Mitarbeiter oder Unterrichtshilfen betreut werden. Doch wenn ein Fachlehrer fehlt, muss nicht zwangsläufig der Unterricht ausfallen.» Eine weitere Möglichkeit sei ein klassisches Unterrichtsmodell an vier Wochentagen – am fünften Tag könnten die Schüler zu Hause digitale Aufgaben bearbeiten, Praxistage in Betrieben absolvieren oder an Projekten arbeiten.

«Der klassische Unterricht wird auch weiterhin den größten Teil ausmachen. Doch wir müssen den Mut haben, ein Stück weiter zu schauen», so der Minister. Noch mindestens zehn Jahre lang werde das Problem des Personalmangels das Land beschäftigen. «Eine hundertprozentige Versorgung wird es in den nächsten Jahren nicht überall geben – das ist in fast allen Bundesländern so.»

Riedel ist Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte. Vor drei Wochen war er als Nachfolger für seine entlassene Vorgängerin Eva Feußner (CDU) vorgestellt worden.

“Die digitalen Angebote, die sich an Schulen, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler richten, haben sich etabliert”

Ganz neu ist die Idee, Online-Unterricht anzubieten, nicht. In Sachsen beispielsweise läuft ein Modellversuch mit sogenanntem «Hybridunterricht» an Gymnasien. Das Modell sei gerade im ländlichen Gebiet geeignet, bei geringen Schülerzahlen ein attraktives Angebot an Leistungskursen in der Abiturstufe aufrechtzuerhalten, heißt es aus dem Kultusministerium (News4teachers berichtete). Das betreffe vor allem die naturwissenschaftlichen Richtungen, in denen dringend Nachwuchs benötigt werde.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es sogar eine bundesweit einmalige Digitale Landesschule, die Unterrichtsausfall an Schulen verhindern soll. Die digitalen Angebote, die sich an Schulen, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler richten, hätten sich etabliert, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) im vergangenen März (News4teachers berichtete auch darüber).

Derzeit nutzen rund 250 Schülerinnen und Schüler aus acht Schulen den lehrplankonformen Unterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch. Angeboten wird der Vertretungsunterricht für die Jahrgangsstufen 9 bis 12. Die Digitale Landesschule ist als «Schule ohne eigenes Schulhaus» gedacht und soll Unterrichtsausfälle vermeiden. Für ihre virtuellen Angebote nutzt die Landesschule in Rostock ein eigenes Produktionsstudio. News4teachers / mit Material der dpa

Ein Lehrer, mehrere Schulen: Piwarz startet Modellprojekt für den Hybridunterricht – und spricht von “Schule der Zukunft”

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Petra OWL
2 Monate zuvor

Ein toller Hecht!!!
Er ist für 4 Tage Woche und mehr online Stunden.
Warum auch nicht?

Im späteren Berufsleben wird das Gang und Gäbe.

Mein Schnucki hat 3 Tage Homeoffice, verdient doppelt und hat uns einen Sommergarten angeschafft. Jetzt kann es regnen so viel es will.
Ihr habt bestimmt auch Angehörige, die im Homeoffice sind und viel mehr verdienen und viel weniger arbeiten brauchen.
In der Lehrerblase sieht
man das ja nicht!!!
Regengrüße aus Lippe

Eddi
2 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Lesen Sie es nochmal genau! Er ist für eine 4 Tage Präsenzwoche für die Schüler. D.h. sie als Lehrer müssten trotzdem 5 Tage hin.

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Die wirklich Harten
malochen nicht im Sommergarten.
Die Nicht-Schnucki’s in ihrer Lehrerblase
ertragen schwer so manche Phrase.
Die Regengrüße sind mir schnuppe.
Realogrüße an die Terrassen-Schnuckiputzi-Puppe.

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Hat Ihr Schnucki auch die Verantwortung über mehrere 100 Menschen, von denen ohne seine Anwesenheit kaum jemand die gewünschten Aufgaben bearbeiten kann und möchte?

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Verantwortung für 100? Dann arbeiten Sie einmal als Leiter des Friedhofes, da haben Sie Tausende unter sich.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Nee, hat Schnucki scheinbar nicht. Und trotzdem hat er die besseren Arbeitsbedingungen, verdient viel mehr Geld, hat eine bessere Work-Life-Balance, die 4-Tage-Woche und viel Homeoffice.

Gen Z: Lehrer? Ich bin doch nicht blöd!

Sany G
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ja, Realist.
Es ist unerträglich zu sehen, wie andere 3-4 Tage Homeoffice machen und noch mehr verdienen, wenn Lehrer noch 5 Tage hinfahren müssen. :/ :/
Dann nehme ich, wie die Kinder, auch sofort die 4 Tage und gerne auch den online Unterricht bzw. Kurs. Geht heutzutage auch alles am Computer.
🙂 🙂 🙂

Hans
2 Monate zuvor
Antwortet  Sany G

Nanana. Diese Neiddebatte bringt uns nicht weiter.

real_anka
2 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Machen Sie doch rüber, wenn es Ihnen hier nicht passt, nach Sachsen-Anhalt?
Und tschüssikowski!

Sepp
2 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Petra, da sind Sie ja wieder. ❤️

Ich frage mich ja wirklich, wer der tollere Hecht ist – Bildungsminister Jan Riedel oder der Schnuckiputzihasipupsi auf der gepflegten Blumenterasse?

Butterblume
2 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Legen sie doch bitte mal ne andere Platte auf.

Eddi
2 Monate zuvor

Und Start der Diskussion um eine 4-Tage Woche für Lehrer startet in … 3… 2… 1…

Eddi
2 Monate zuvor

Aber toller Vorschlag des Herrn, ich würde sehr gerne digital von meiner Schule aus in eine andere unterrichten, wenn mir dann eine „Hilfskraft“ die pädagogische Arbeit abnehmen muss …. dumm nur, dass das der größte Teil meiner Arbeit ist, und die meisten „Hilfskräfte“, die man dann deutlich schlechter bezahlen würde, vermutlich so gar keinen Bock auf Erziehung haben werden.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  Eddi

Die “Hilfskraft” wird eine Lehrkraft sein, die zufällig eine Freistunde hat. Also wie das jetzige Modell. Wo sollen denn die ganzen “Hilfskräfte” mit pädagogischer Ausbildung denn sonst alle herkommen? Insbesondere auf dem Land bei den Schulen im Nirgendwo…

Sany G
2 Monate zuvor

sofort 4 Tage für Lehrer
Arbeitsüberlastung wird zu Entlastung
34 Std

Katrin Löwig- hat schöne Ferien!
2 Monate zuvor

Super, dann mach ich nur noch online- Vertretung und eine “Hilfskraft” oder ein:e Hilfsdompteur:in hält die lieben Kinder im Zaum.

Karin Arnold
2 Monate zuvor

Wer soll da bitte die Aufsicht führen? Hilfskräfte? Das geht solange gut bis etwas passiert. Zwei Kinder albern herum, ein Kind fällt vom Stuhl und mit dem Hinterkopf auf die Heizung: mittelschweres Schädel -Hirn-Trauma. Wochenlange Behandlung und Reha, wer bezahlt das, wer übernimmt die Verantwortung? Bei verbeamteten Lehrern ist der Dienstherr (in dem Fall das Land) der Verantwortliche, auch wenn das Land dann später auf den Lehrer zurückgreift, ist erst einmal die Behandlung gesichert. Wie ist das bei Hilfskräften?

real_anka
2 Monate zuvor
Antwortet  Karin Arnold

Arbeitsunfall=UK.
Wie in der ÜMI.

Ureinwohner Nordost
2 Monate zuvor
Antwortet  Karin Arnold

Dann muss wohl doch die Bundeswehr an die Schulen. Bewachen gehört doch zum Ausbildungsprogramm, oder?

Heinz
2 Monate zuvor

Ja bestimmt, und bestimmt gehört das auch zur Jobbeschreibung, zumindestens genau so viel, wie die ganzen Sachen, die wir alle neuerdings noch machen müssen, die auch nichts mit Unterrichten zu tun haben.

Sepp
2 Monate zuvor

Das Modell sei gerade im ländlichen Gebiet geeignet, bei geringen Schülerzahlen ein attraktives Angebot an Leistungskursen in der Abiturstufe aufrechtzuerhalten, heißt es aus dem Kultusministerium. Das betreffe vor allem die naturwissenschaftlichen Richtungen, in denen dringend Nachwuchs benötigt werde.

Wie cool ist das denn? – Dann unterrichte ich bspw. einen Chemie-Leistungskurs und es wird einfach ein Kurs einer anderen Schule online zugeschaltet. Die können dann gemeinsam mit “pädagogischen Mitarbeitern oder Unterrichtshilfen” irgendwelche tollen Chemie-Versuche machen. Was soll dabei schon passieren?

Für mich wäre das natürlich absolut keine Mehrarbeit, noch einen Kurs mit 20 Schülern parallel mit Aufgaben zu versorgen, sie Tests und Klausuren schreiben zu lassen und diese zu korrigieren.

Aber so richtig spannend wird das erst, wenn dann der fernbetreute Chemie-Kurs Abitur schreibt, die Schüler der Meinung sind, nicht richtig vorbereitet worden zu sein und klagen. Das wird ein Fest für Bildungsminister Jan Riedel.

Es gibt tatsächlich gute Ansätze, wenn sich bspw. mehrere Innenstadtgymnasien zusammenschließen und damit ein großes Spektrum verschiedener Kurse anbieten können. Das war bei uns damals so. Aber die aktuelle Idee halte ich für wirklichen Unsinn.

Heinz
2 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Naja die Anzahl der Leistungsüberprüfungen bei einem Leistungskurs scheint vermutlich vorgegeben zu sein, über den Inhalt entscheiden aber Sie ganz alleine. Hat die Kursarbeit halt einen Umfang von einem Test …. huch, haben Sie sich einfach zeitlich verschätzt, kann ja passieren.
Doof nur, dass dann hinterher keiner mehr das Abitur schafft.

Dejott
2 Monate zuvor

Leider ist der Digitalunterricht nicht nur schlechte Schule,sondern gar keine. Kinder brauchen Menschen und keine Bildschirme. Ein kompletter Irrweg.

Heinz
2 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Ja zumal der Unterricht vermutlich nur 1/4 der Dinge ist, die sind im Unterricht erledigen. Die Erziehungs- und Beziehungsarbeit nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch als alles andere an Schulen.

Aber ich hätte dann noch einen Vorschlag, wie noch mehr Geld eingespart werden könnte:
“Wie wäre es denn, wenn man die Stunde der Lehrer dann aufzeichnet und beim nächsten Mal einfach abspielt?” Das wär doch fantastisch, dann haben die Kinder quasi “ganz normalen” Unterricht und es kostet nichts ….. aaaaaachhh Moment mal, das gibt es ja schon im außerschulischen Bereich wie Youtube usw. und hat die Bildung in Deutschland auch nicht vorangebracht …. tja blöd.

Dennis Urban
1 Monat zuvor
Antwortet  Dejott

Das sehe ich genauso ohne Bildschirm braucht es Personal und das muss auch vor Überlastung geschützt werden. Deswegen ja auch Zeiterfassung als wichtiges Thema…

Carsten
2 Monate zuvor

Der Herr Riedel hat sicher zuerst an die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gedacht, kam dann aber auf einen anderen Trichter . . .