Migrationsquote an Schulen deckeln – Chance für Integration oder Symbolpolitik? Zwei prominente Stimmen im Streitgespräch

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BERLIN. Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) will über eine Migrationsquote an Schulen nachdenken – und stößt damit eine alte Debatte neu an. Die Journalistin Hatice Akyün sagt: Ja, bitte! Der Bildungsforscher Kai Maaz hält dagegen: Nein, das ist pädagogisch unsinnig. Wir haben ihre jeweiligen Argumente mal gegeneinander gesetzt.

Pro oder contra? (Symbolfoto) Foto: Shuttertock

In der deutschen Bildungspolitik sorgt die Idee einer Migrationsquote an Schulen regelmäßig für Kontroversen – zuletzt vor zwei Wochen, als Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) anregte, über eine Begrenzung des Anteils von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund nachzudenken. Eine Verteilung könne womöglich die Lernbedingungen für alle verbessern (News4teachers berichtete).

Zwei, die sich dazu öffentlich in Stellung gebracht haben, sind die Journalistin Hatice Akyün und der Bildungsforscher Prof. Kai Maaz. Akyün, selbst Tochter türkischer Einwanderer und Preisträgerin des Theodor-Wolff-Preis sowie des Publizistenpreises der Deutschen Bibliotheken, hat sich in einem Beitrag für die „Zeit“ unter dem Titel „Migrationsquote? Ja, bitte!“ klar positioniert – und spricht dabei aus biografischer wie bildungspolitischer Perspektive.

Auf der anderen Seite steht Maaz, geschäftsführender Direktor des DIPF | Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Professor an der Goethe-Universität Frankfurt und Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz. In einem Interview mit dem „Focus“ warnt er nachdrücklich vor einer Migrationsquote – aus pädagogischen, sozialen und verfassungsrechtlichen Gründen.

Wir haben die Argumente aus den beiden Beiträgen gegeneinandergestellt:

Integration gelingt durch kulturelle Anpassung (oder?)

Pro: Akyün beschreibt Integration als Erfahrungsprozess in einer heterogenen, aber deutsch geprägten sozialen Umgebung. Sie betont, wie wichtig der Kontakt zu deutschen Kindern für ihre persönliche Entwicklung war. „Ich wuchs in Duisburg-Marxloh selbstverständlich mit deutschen Kindern auf. Das Dazugehören habe ich mir nicht erarbeiten müssen, es wurde mir zuteil, weil meine Eltern es zugelassen haben – und ich es wollte. […] Meine Grund- und Hauptschulklassen mit mehrheitlich deutschen Kindern öffneten erst meinen Blick für alles, was jenseits der türkisch-muslimisch-traditionellen Erziehung meiner Eltern war. Es gab mir die Chance, unser Familienkonstrukt zu hinterfragen, eigene Wünsche zu entwickeln, die zu meinen Überzeugungen reifen konnten.“

Contra: Maaz hingegen hält die Vorstellung einer Umverteilung von Kindern für realitätsfern und warnt vor negativen sozialen Folgen, wenn Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen würden. „Eine künstlich gesetzte Quote wäre realitätsfern und organisatorisch kaum zu bewältigen. […] Stellen Sie sich einen Stadtteil mit 70 oder 80 Prozent Zuwandereranteil vor. Sie müssten große Gruppen von Kindern in andere Bezirke fahren. Die Kinder würden aus ihren sozialen Räumen herausgerissen werden.“

Sprachkompetenz entwickelt sich spielerisch (oder durch frühkindliche Förderung?)

Pro: Für Akyün war die sprachliche Integration ein Nebeneffekt der alltäglichen Begegnung mit deutschen Kindern. Sie betont, wie viel sie durch den zwanglosen Kontakt gelernt hat. „Dass ich im wahrsten Sinne des Wortes ‚spielend‘ die deutsche Sprache lernen konnte, weil mir – umgeben von deutschen Kindern – gezwungenermaßen nichts anderes übrigblieb, ist die Kirsche auf meiner Integrationstorte.“

Contra: Maaz hält frühkindliche Sprachförderung für den entscheidenden Schlüssel – systematisch organisiert und professionell durchgeführt, nicht abhängig vom Zufall sozialer Zusammensetzung. „Wichtig wäre, Strukturen in Kitas und Grundschulen aufzubauen, um Kinder in ihrer sprachlichen, aber auch sozialen und emotionalen Entwicklung zu unterstützen. […] Sprachbildung ist kein Zusatzangebot, sie ist integraler Bestandteil pädagogischer Qualität – gerade auch in den Kitas. […] Das gelingt nur, wenn pädagogische Fachkräfte dafür qualifiziert sind und die strukturellen Bedingungen passen: kleinere Gruppen, ausreichend Zeit, eine reflektierte Haltung und kommunikative Kompetenz.“

Kulturelle Homogenität fördert Abschottung (aber: Ist Migration ein sinnvolles Kriterium?)

Pro: Akyün warnt vor Klassenzusammensetzungen, in denen Kinder ausschließlich unter ihresgleichen bleiben – das begünstige die Entstehung von Parallelwelten. „Wenn in Klassen nur Kinder sitzen, die aus dem gleichen kulturellen Umfeld stammen, dann wächst in manchen Schulen eine Generation heran, die sich fast zwangsläufig in Provokation und Abwertung mit denen aufschaukelt, die den Werten und Traditionen dieser Gruppe nicht entsprechen. […] Wo Kinder aber ‚unter sich‘ bleiben, entstehen Parallelwelten und sie leben das Leben ihrer Eltern weiter.“

Contra: Maaz widerspricht der Relevanz des Merkmals „Migrationshintergrund“ an sich. Für ihn ist es weder trennscharf noch praxistauglich – entscheidend seien sozioökonomische Unterschiede, nicht kulturelle Herkunft. „Migration ist kein einheitliches, sondern ein hochdifferenziertes Merkmal – es sagt wenig über Sprachstand oder Bildungsnähe aus. […] Es gibt Kinder mit Zuwanderungsgeschichte, die einwandfrei Deutsch sprechen – und zugleich Kinder ohne Migrationshintergrund mit erheblichen sprachlichen Defiziten. […] Entscheidend sind sozioökonomische Faktoren – nicht die regionale Herkunft.“

Politik muss handeln (oder geht’s hier nur um Symbolpolitik)?

Pro: Akyün kritisiert, dass politische Vorschläge wie der von Karin Prien vorschnell diskreditiert werden – und dass so reale Chancen verspielt werden. „Dass eine Quote auch für migrantische Schülerinnen und Schüler ein großer Vorteil wäre, ging im großen Aufschrei der Bildungsverbände (‚Stigmatisierung‘), SPD (‚Ausgrenzung‘) und Linkspartei (‚populistische Plattitüden‘) unter. […] Deutsche Bildungspolitik bleibt also auch nach Jahrzehnten so, wie sie immer war: Glückssache.“

Contra: Maaz sieht den Vorstoß hingegen als Ausdruck einer verkürzten Symbolpolitik, die weder rechtlich noch pädagogisch zu verantworten sei. „Der Vorschlag ist nicht zu Ende gedacht worden. […] Eine Migrationsquote in der Schule wäre mit einem enormen organisatorischen Aufwand verbunden, sie ist praktisch nicht umsetzbar, pädagogisch nicht sinnvoll und menschlich fragwürdig. […] Ein System, das auf Ausgrenzung basiert, kann keine Zukunft haben.“

Kultur ist das entscheidende Kriterium (oder nicht?)

Pro: Akyün hält kulturell gemischte Klassen für bereichernd – sie fördern die Offenheit aller Beteiligten und relativieren kulturelle Wahrheiten. „Klassen, in denen deutschtürkische, deutsche, deutschsudanesische und syrische Kinder zusammensitzen, haben für alle nur Vorteile. Denn allen ist in einem solchen Kontext klar: Die Verkehrssprache ist Deutsch und die Kultur ist immer relativ.“

Contra: Maaz hält dem entgegen, dass nicht die kulturelle Herkunft, sondern familiäre Bildungsnähe über schulischen Erfolg entscheide. „Auch in Klassen ohne Kinder mit Migrationshintergrund treten Leistungsprobleme auf. […] Häufig fehlt in den betroffenen Familien das Bewusstsein dafür, wie wichtig Bildung ist. […] Oft stehen hinter Problemen nicht Merkmale, die sich auf die Migration beziehen, sondern auf den sozialen Hintergrund der Familie.“

Verwaltungssteuerung als Lösung (oder verfassungsrechtlich bedenklich?)

Pro: Akyün schlägt ein differenziertes Steuerungssystem durch Schulämter vor, das auf individuelle Bedarfe eingeht und transparent ist. „Schulämter könnten die Verteilung der Schülerinnen und Schüler übernehmen – orientiert am Sprachstand, Integrationsbedarf und Leistungsniveau. […] Voraussetzung dafür wäre eine vorherige Differenzierung, damit gut integrierte Kinder nicht benachteiligt werden. […] Auch die Eltern müssen einbezogen werden. Gerade sie müssen verstehen, dass es hier um eine Chance geht – für ihr Kind.“

Contra: Maaz warnt, dass eine solche Steuerung rechtlich problematisch sei – und soziale Wohnlagen ließen sich nicht einfach umsortieren. „Eine Quote für Kinder aus bildungsfernen Haushalten ist in meinen Augen genauso wenig vereinbar mit dem Grundgesetz wie eine Obergrenze für Kinder mit Migrationshintergrund. […] Wohnlagen und soziale Räume lassen sich nicht per Verordnung auflösen.“

Quoten als Impuls zur Veränderung (oder ein völlig falscher Hebel?)

Pro: Für Akyün sind Quoten keine perfekte Lösung – aber ein realistischer Schritt, um Bewegung ins Bildungssystem zu bringen. „Auch eine gut umgesetzte Migrationsquote würde Aufwand bedeuten, das ist mir klar. Und ich weiß als Frau auch nur zu gut, dass Quoten kein Allheilmittel sind. Aber sie sind eine erste Maßnahme mit einer Perspektive für die Zukunft, und diese hier würde das Schulumfeld aller Kinder direkt verändern und damit so viel in Bewegung bringen.“

Contra: Maaz sieht dagegen in Quoten keine tragfähige Strategie – echte Bildungsreformen müssten weit über das hinausgehen. „Wir brauchen realistische, umsetzbare Lösungen, die jedes Kind dort abholen, wo es steht – unabhängig von Herkunft, Sprache oder sozialem Status. […] Bildungspolitik darf nicht zur symbolpolitischen Stellschraube werden – wir brauchen realistische, umsetzbare Lösungen.“ News4teachers

“Bildungskriminell”: Wie die „Bild“-Chefredakteurin gegen Migranten (und Kultusminister) hetzt

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Unfassbar
2 Monate zuvor

Was ist denn bei Schulen, in denen es keine deutsch geprägte Kultur mehr gibt und Deutsch als Verkehrssprache auf dem Schulhof nicht mehr notwendig ist? Davon gibt es in Großstädten schon reichlich und es werden immer mehr werden.

Beide Positionen halte ich aus diesen Gründen für naiv, weil nur von viel zu bildungsnahen und friedfertigen Schülern ausgegangen wird. Leider.

GBS-Mensch
2 Monate zuvor

“(…)entscheidend seien sozioökonomische Unterschiede, nicht kulturelle Herkunft. „Migration ist kein einheitliches, sondern ein hochdifferenziertes Merkmal – es sagt wenig über Sprachstand oder Bildungsnähe aus. […] Es gibt Kinder mit Zuwanderungsgeschichte, die einwandfrei Deutsch sprechen(…)”

Und was folgt jetzt daraus? Dass Kinder indischer oder chinesischer oder südamerikanischer Wissenschaftler oder Businessleute leichter zu integrieren sind bzw. Sich s.elbst leichter integrieren, habe ich auch festgestellt.

Was daraus folgt, ist die Einsicht, dass man die Armutsmigration von Ungebildeten deckeln müsste. Was hier diskutiert wird ist wieder einmal nur ein herumgedokter an Symptomen.

Nach meiner Erfahrung lassen sich ca. fünf bis zehn Prozent aus sozioökonomisch schwierigen Verhältnissen und bildungsfernem Milieu ganz passabel integrieren, wenn der Rest des Klientels passt.
In einer Brennpunktachule wäre wohl auch das schon zu viel.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Im Pott stellen doch nicht die Urenkel der türkischen, italienischen, griechischen und spanischen “Gastarbeiter” das Problem dar. Auch sind es nicht nur die Kinder der Geduldeten und anerkannten Asylbewerber der Flüchtlingswellen der neueren Zeit sondern auch die hier legal lebenden EU-Angehörigen aus Südosteuropa.

GBS-Mensch
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Menschen mit familiärer Migrationsgeschichte der aus der Gastarbeiterzeit oder der Spätaussiedler in 3./4. Generation, je nachdem nicht einmal in 2. Generation, sind nicht Gegenstand dieser Debatte und Problematik.

dickebank
2 Monate zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Hängt von der Definition des Migrationsstatus ab. In NRW muss ja nur ein Elternteil im Ausland geboren sein, um Migrant zu sein.
Es geht aber um die Sprachförderung bzw. bei knappen Ressourcen der Schulen, wer zur Sprachförderung zugewiesen wird.

GBS-Mensch
2 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Es geht mir nicht um den formalen Status sondern um die Realität. Der Nachfahre griechischer Gastarbeiter mit womöglich einem deutschen Elternteil ist hier schlichtweg nicht gemeint. Jedenfalls nicht in der statistischen Breite.

Canishine
2 Monate zuvor

Zum Teil werden hier unterschiedliche Dinge diskutiert: einigermaßen „gleichmäßig“ aufgeteilte Klassen auf der einen Seite und den äußeren Einfluss auf diese Zusammensetzung (bzw.. das Maß der Einflussnahme) auf der anderen Seite. Während Frau Akyün hauptsächlich Vorteile der „ausgewogenen“ Besetzung hervorhebt, verweist Herr Maaz hauptsächlich auf die Nachteile, die mit einer starken äußeren Einflussnahme verbunden sein können. Die Frage ist, wie man da eine gemeinsame Lösung findet.

Fräulein Rottenmeier
2 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Schön zusammengefasst….daher ist der Artikel auch in Pro und Kontra unterteilt….
Sinn dieses Artikels ist nicht eine gemeinsame Lösung zu finden….

Cornelia
2 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Würden die Kommunen die Migranten nicht brennpunktartig in einigen wenigen Stadtteilen und Hochhaussiedlungen unterbringen, würde eine ausgewogenere Verteilung auf viele verschiedene Schulen von selbst stattfinden.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

Ist offensichtlich von den politisch Verantwortlichen nicht gewollt…

DerechteNorden
2 Monate zuvor
Antwortet  Cornelia

Ist das so? Geflüchtete werden bei uns in der Stadt überall untergebracht.
Der Punkt ist, dass sie, wenn sie schließlich in Arbeit kommen, dorthin ziehen, wo sie sich die Mieten noch leisten können. Und das ist dann in der Regel in den Brennpunktstadtvierteln bzw. wo schon viele ihrer Landsleute mit ähnlicher Geschichte leben.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich habe das unten einmal exemplarisch für Hamburg recherchiert:

In 34 von 104 Stadteilen gibt es keine einzige Flüchtlingsunterkunft…

DerechteNorden
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ja, aber in 70 schon. Das finde ich gar nicht schlecht.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Nein, das ist “schlecht”.

30% aller Hamburger Stadtteile sind “flüchtlingsfrei” (gehalten worden).

DerechteNorden
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Finde ich nicht. 70% ist recht gut.

Cornelia
2 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es gibt Stadtteile voller entsprechender Hochhäuser und die zur Brennpunktschule mutierte GHS /WRS/ Gemeinschaftsschule dabei.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor

“warnt vor negativen sozialen Folgen, wenn Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen würden.”

Wie entsteht denn das “gewohnte” Umfeld?
Maaz spricht von Soziokulturellem Hintergrund, will aber jene Strukturen nicht aufbrechen?

Mieten und Grundstückpreise beiseite: Bei der Unterbringung von Flüchtlingen ging es mit einer zentralen Unterbringung letztlich um eine (geringere) Quote (in der Nähe von Besserverdienenden).

Die Diskussionspartner*innen können sich ja gerne mal darüber austauschen, welchen Widerstand eine Durchmischung erfahren würde…
(https://www.news4teachers.de/2025/07/eltern-laufen-sturm-gegen-berufsschule-lehrer-verband-spricht-von-sozialer-distanzierung/)

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

In jeder größeren deutschen Stadt hat die Segregation doch schon stattgefunden: Es gibt Stadtteile, wo der Migrantenanteil (und damit meine ich ausdrücklich nicht Migranten in zweiter oder dritter Generation) höher als 50% ist, während “bessergestellte” Stadtteile durch Bebaungsvorschriften und Grundstückspreise praktisch “migrantenfrei” gehalten wurden und(!) werden. Und dass dort kein, und zwar absolut kein, Interesse an “Schülerumverteilung” besteht, sollte klar sein…

Fräulein Rottenmeier
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Jepp, wir haben bei uns in der Stadt zwei Stadteile, wo es nahezu keine Migration gibt. Ich stelle mir gerade die großen Augen der Schulgemeinde vor, wenn dort jeden Tag ein oder zwei Busse die Migrantenkinder vorbeibringt….oh hah…..

Realist
2 Monate zuvor

Und genau deshalb ist der Vorschlag von Frau Prien auch nur eine Luftnummer. Die Entscheider werden schon darauf achten, dass ihrer eigenen Kinder die gesellschaftlichen Probleme nicht ausbaden müssen…

DerechteNorden
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Und wie soll man die gesellschaftlichen Probleme dann lösen, wenn sie nicht alle gleichsam “ausbaden” müssen?

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Wie war das noch mit dem Wasser predigen und Wein saufen?

DerechteNorden
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

In meinem Genossenschaftswohnblock leben Geflüchtete.
Das, was Sie und Realist hier verschweigen, ist die Tatsache, dass Städte und Kommunen Geflüchtete unterbringen müssen und auch dafür zahlen müssen. Warum sollte man als Stadt oder Kommune die überteuerten Mieten in den einschlägigen Stadtviertel bezahlen? Nur damit Sie und Realist hinterher rummaulen, weil das alles viel zu teuer ist?

Ihr freue mich immer, wenn ich solche Kommentare wie den Ihren lese, weil die vier anderen Finger auf Sie zurück zeigen.
Andere versuchen zu brandmarken, um davon abzulenken, dass man ja eigentlich genauso schlimm ist.

Alese20
2 Monate zuvor

Und vor allem, dass ihre Kinder in die vermeintlich schlechten Stadtteile gekarrt werden.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Das meine ich ja, aber das war ja auch das Ziel.
2015 sprach sich die Wählerschaft der damaligen Regierung wehenent für Massenunterkünfte aus, anstelle für dezentrale Lösungen. Jetzt regen sich alle über “Migrantenklassen” und Isolation auf :/

GBS-Mensch
2 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Zumindest in Hamburg sind die Unterkünfte einigermaßen gleichmäßig verteilt.
Da bekommen auch die besseren und noch besseren Stadtteile “ihr Fett weg”.
Was aber dennoch nicht heißt, dass Migrantenfamilie X bei der Millionärsfamilie Y jeden Sonntag zum Brunch eingeladen wird. Es geht also nicht nur um die Lokalisierung.

Gleichwohl sind die Peers und damit auch die Vergleichsparameter – Menschen vergleichen sich – in den öffentlichen Schulen andere als im Brennpunktbezirk.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Ach?

Schnell mal recherchiert:
“Die Verteilung der Geflüchteten über die Stadtteile zeigt erhebliche Unterschiede – in Bahrenfeld, Winterhude und Rahlstedt leben die meisten, wohingegen Ottensen, Allermöhe und Wilstorf die wenigsten Geflüchteten beherbergen. Allerdings gibt es laut Orientierungs- und Verteilungsschlüssel vom Juni 2025 auch 34 Stadtteile, in denen es aktuell keine Flüchtlingsunterkünfte gibt, etwa in Blankenese, Finkenwerder und Sasel.”
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/gefluechtete-in-hamburg-von-2015-bis-2025-eine-bilanz-in-zahlen,zuwanderung-146.html

GBS-Mensch
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ach?!

In welchem Universum sind Winterhude und Bahrenfeld denn verarmte Brennpunktbezirk?
Geben Sie das einmal in Immoscout ein!
Was Blankenese betrifft, muss ich zurückrudern. Die Einrichtung wurde offensichtlich geschlossen. Da war ich wohl nicht mehr auf der Höhe.

Ansonsten können Die sich hier einmal einen Überblick verschaffen:

https://www.foerdernundwohnen.de/ueber-fw/standorte/

Ist etwas umständlich und unübersichtlich, aber immerhin.

Ich finde dort einige Einrichtungen im Westen/den Elbvororten, die wirklich nicht arm bis reich a.f. sind…

Othmarschen, Flottbek, Süldorf/Rissen etc.

Einige dieser Einrichtungen kenne ich persönlich und das sind keine pro forma Minieinrichtungen sondern Einrichtungen mit 700-800 Bewohnern.

Und auch das können Sie einmal in Immoscout eingeben.

Sie könnten auch einmal googeln wie so die räumlichen Verhältnisse der Stadtteile sind zum Beispiel Bahrenfeld und Ottensen.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

30% der Hambuger Stadtteile sind “flüchtlingsfrei”.

Was wollen Sie denn da noch beschönigen?

Und das liegt nicht daran, dass die Flüchtlingszahlen zurückgegangen sind, auch das steht im von mir verlinkten Artikel:
“Aktuell leben demnach mehr als 44.000 Geflüchtete in öffentlichen Unterkünften der Stadt, verteilt auf 227 Standorte. Zum Vergleich: Ende 2015 waren mehr als 26.000 Geflüchtete in Hamburg untergebracht.”

GBS-Mensch
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ich beschönige gar nichts, ich erzähle Ihnen, wie es ist.

Die Unterkünfte beschränken sich eben nicht auf die “schlechten” Stadtteile wie Wilhelmsburg, Harburg, Billstedt, Mümmelmannsberg, Barmbek sondern sind einigermaßen gleichmäßig verteilt.

Meinem Hinweis zum Trotz haben Sie wohl nicht recherchiert, wie so die räumlichen Verhältnisse zwischen Bahrenfeld und Ottensen sind oder zwischen Sülldorf und Blankenese. Das ist im Prinzip ein Arsch, Entschuldigung.
Ein paar Straßen weiter quasi. Und suchen Sie dort einmal nach einer Wohnung…da wünsche ich Ihnen viel Spaß oder ein dickes Bankkonto.

Zwischen Sülldorf und Billstedt hingegen dürften wohl so 15 km liegen.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Der Kern der Sache bleibt:

Es ist den Verantwortlichen gelungen, 30% der Stadteile in Hamburg von den Problemen mit Flucht und Migration in den letzten 10 Jahren mehr oder weniger “freizuhalten”.

Und jetzt erwarten Sie im Ernst, dass bei den Entsprechenden ein Umdenken stattfindet und die Problematik endlich als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen wird? Da träumen Sie mal ruhig weiter von, das ist sowas von realittätsblind und lebensfremd.

Flüchtlingsunterkünfte z.B. entstehen ja nicht zufällig irgendwo im Stadtfgebiet sondern sind immer Resultate bewusster politischer Entscheidungen! Es gibt keine “objektiven” Gründe, die solche Unterkünfte verhindern: Bebauungspläne kann man ändern, wenn man es wirklich will, und “Kosten” dürften gerade im relativ “reichen” Hamburg auch weniger eine Rolle spielen, immerhin hat sich diese Stadt die völlig überteuerte Elbphilharmonie geleistet und plant eine noch einmal um Größenordnungen teurere Olympia-Bewerbung.

Nein, da wurden 30% der Stadtteile bewusst “flüchtlingsfrei” gehalten. Man kann sich denken, warum.

GBS-Mensch
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Der Kern der Sache oder ein Teil davon könnte sein, dass man in gewachsenen Strukturen nicht ein Wohngelände für 500 oder 1000 Leute dazwischenklotzen kann.

Nehmen Sie Ottensen. Könnte mir jetzt nicht vorstellen, wo das realisierbar wäre.
Bleiben Sie bei Ottensen. Was ist da die Sozial-, Wählerstruktur?
Bevor Sie sich den Schädel zermatern…es ist keine NPD/AFD-Hochburg. Dort ist es stramm grün.

Sie befinden sich einfach im Irrtum:

Es gibt durchaus objektive Gründe und im von mir angeführten Fall Hamburg sind die politisch Verantwortlichen in entsprechenden Stadtteilen oder Bezirken stramm grün oder es handelt sich um stinkreiche Multimillionäre in Nienstedten, deren paar Hektar Hinterhof jenseits der Prachtvilla man nicht einfach enteignen kann.

Realist
2 Monate zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Winterhude (Nobelviertel): Anwohner verhindern Flüchtlingsunterkunft
https://www.ardmediathek.de/video/hamburg-journal/anwohner-verhindern-unterkunft-fuer-queere-gefluechtete/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS81YzM4ZGRiYi1iYzBlLTRlN2EtOTI0Zi03ZjgxYTI4MjdhNWU

Harverstehude (Nobelviertel): Flüchtlingsunterkung wird geschlossen:
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Sophienterrasse-Fluechtlingsunterkunft-wird-geschlossen,sophienterrasse238.html

Blankenese (Nobelviertel): Anwohner verhindern Flüchtlingsunterkunft:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlingsheim-proteste-der-anwohner-in-hamburg-blankenese-a-1085577.html

Ist hier Hamburg sehr speziell? Ich glaube kaum.

Der “stinkreiche Multimillionär in Nienstedten” will den Geflüchteten höchstens als billige Arbeitskraft sehen, aber bestimmt nicht gesellschadftlich “integrieren”… und schon gar nicht sollen das seine Kinder tun.

Rainer Zufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Realist

“Es ist den Verantwortlichen gelungen”
Aber das war der Auftrag der Wähler*innen, auch wenn ich den nicht teile.

Es ist meiner Meinung nach etwas kurz gegriffen, das immer ausschließlich der Politik anzulasten, was Wähler*innen und lokale Gruppen lautstark einforderten :/

EMu
2 Monate zuvor

Ich halte das Thema, unabhängig von der Argumentation im Pro/Contra, für ein Sommerloch-Thema der Politik (habe von Frau Prien aber auch nicht viel anderes erwartet, zumal sie als Bundesministerin gar nicht die Kompetenz hat, hier Entscheidungen zu treffen).

Mein Sarkasmus speist sich aus der Beobachtung, dass in Köln sowieso schon die weiterführenden Schulplätze nur noch gelost werden, weil es nicht genügend gibt in den Veedeln, in denen sie gebräucht würden, was Jahr für Jahr dazu führt, dass schon einzelne 10jährige morgens 60 – 90 min pendeln müssen. Da ergibt sich die Mischung von allein.

Zweitens möchte ich, nach dem bereits zweimaligen N4T-Thema zur Frankfurter Berufsschule, die in das Gebäude mit den zwei Gymnasialstandorten ziehen soll, die Elternschaft sehen, die es mit sich machen lässt, dass ihre Kinder in den Brennpunkt verschoben werden, um da für die richtige Mischung zu sorgen (und darauf wurde der Quotierungsvorschlag hinauslaufen, denn es würden ja keine neuen Schulen gebaut). Da zieht Frau Prien schneller zurück, als wir “Quote” sagen können… Und damit hat sich das Thema auch schon wieder erledigt.