Wenn Elternabende eskalieren: Lehrkräfte – zermahlen zwischen Rechtfertigungsdruck, Kritik und Erwartungen

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BERLIN. Elternabende gehören zum festen Bestandteil des Schulalltags – für viele Lehrkräfte sind sie jedoch alles andere als Routine. Statt konstruktivem Austausch erleben sie oft Rechtfertigungsdruck, Kritik oder überzogene Forderungen. In einer aktuellen Diskussion auf der Plattform Reddit schildern Lehrerinnen und Lehrer, wie sehr diese Termine an die Substanz gehen – und welche Strategien helfen können, sie zu überstehen. Wir haben mal reingehört.

Guten Abend, allerseits. Illustration: Shutterstock

Ein lauter Knall, dann dichter Nebel aus weißem Schaum: Mit einem Schlag ist der Elternabend vorbei. Unbekannte entleeren im Foyer einen Feuerlöscher, während mehrere Eltern und eine Lehrerin im Gebäude zusammensitzen. Die Feuerwehr rückt aus, von einem Brand ist keine Spur. Stattdessen liegt das gesamte Schulfoyer unter weißem Schaum. Drei bis vier Jugendliche sollen sich vor der Schule aufgehalten haben, die Polizei ermittelt.

Ein Ausnahme-Fall, was sich unlängst an der Mandelgraben-Schule in Ludwigshafen abspielte – klar. Doch auch ohne Löschschaum im Eingangsbereich sind Elternabende für viele Lehrkräfte eine echte Herausforderung: oft nervenzehrend, manchmal frustrierend. Das zeigt ein aktueller Thread auf dem Forumsportal Reddit, in dem Lehrkräfte offen über ihre Erlebnisse berichten.

„Statt Dankbarkeit kommen gefühlt nur Beschwerden“

Eine Lehrerin eröffnet die Diskussion: „Elternabende sind einfach immer nur zermürbend. Statt Dankbarkeit kommen gefühlt nur Beschwerden. Unsere Schule geht gerade absolut den Bach runter und wir Lehrkräfte versuchen noch mit aller Kraft, unsere Arbeit zu leisten. […] Jedenfalls bringt der Elternabend gestern das Fass zum Überlaufen. Eltern beschweren sich, dass geklaut würde (fun fact: es wird nichts geklaut, das fehlende Stück taucht direkt nach dem Abend wieder auf…). Ob ich nicht Klassenarbeiten und Tests per Mail ankündigen könnte, weil die Kinder es nicht zuhause sagen. Und der absolute Oberknaller: eine Mutter lacht laut, als ich erkläre, dass die Themen für den Aufsatz noch nicht stehen. Meine Kollegin und ich müssen gefühlt alles rechtfertigen. […] Eigentlich weiß ich, dass die meisten Dinge überzogen sind, trotzdem nehme ich sie mir gerade doch sehr zu Herzen.“

„Man kann es nicht allen recht machen“

WoodWoodpeckerXX mahnt zur Gelassenheit: „Also ich sehe das alles locker. Wenn sinnvolle Kritik kommt, nehme ich sie an oder erläutere meinen Standpunkt. Ich rechtfertige mich nicht. Wenn Kritik größere Dinge betrifft, sage ich, dass ich das sehr gerne weiterleite. Manchmal ist es in Ordnung zu sagen: Meine professionelle Meinung dazu ist … und fertig. Ansonsten verabschiedet man sich schön vom Gedanken, dass man es allen Recht machen kann. Viele schätzen eine klare Haltung im Nachhinein.“

Zwischen Helikopter und „Scheißegal“

Musschrott schreibt: „Immerhin kommen noch Eltern zum Elternabend. Die Schere zwischen Scheißegal-ich-bin-lieber-Kumpel-Eltern auf der einen und den Helikoptern auf der anderen Seite geht – wie vieles in der Gesellschaft – weiter auseinander. Letztlich muss man die Eltern immer auch ein bisschen miterziehen. Damit meine ich vor allem professionelle Kommunikation – letztlich quasi PR, sich selbst und die eigene Schule gut verkaufen zu können, und solche Dinge nicht persönlich zu nehmen.“

No_Umpire_94 sieht Lehrerinnen und Lehrer als Leidtragende: „Leider sind die Lehrer oft Katalysator für alles, was Politik verursacht. Dass die Eltern selbst gestresst sind und kaum noch mit Arbeit und Förderung der Kinder klar kommen, ist kein Geheimnis. Ich lese täglich von Überforderungen durch Arbeit, Kinder-Betreuung und andere Baustellen des Lebens, in dieser herausfordernden digitalen Welt… Lehrer sind hier viel zu oft die Leidtragenden. Vor allem wenn Kinder dann noch gegen die Lehrer aufgehetzt werden…“

„Es macht so einen Unterschied, welche Eltern man hat“

viijou berichtet: „Das geht an die Substanz, wenn Eltern so kritisch und skeptisch sind. Aber so lange es sachlich bleibt, kann man gut drauf eingehen. Der Lacher war aber nicht angebracht. Bei mir läuft auch nichts perfekt, aber ich habe Glück mit den Eltern. Die sind sehr menschlich und verständnisvoll. Nur so ein, zwei Eltern sind unangenehm. Es macht so einen Unterschied. Elternabende sind zwar trotzdem nicht meins, aber bei Elternsprechtagen bekomme ich oft viel Dankbarkeit. Das tut sehr gut. Mein Einzugsgebiet ist auch nicht akademisch geprägt – die Menschen haben hier eher simple Jobs, manche sind arbeitslos, viele Hausmütter. So ein bisschen die Basis der Gesellschaft im positiven Sinne.“

Neue Formate und konkrete Tipps

MacLenski rät, das Format Elternabend zu überdenken – und schlägt stattdessen eine „Tischmesse“ vor, die für mehrere Klassen organisiert wird. „Lehrpersonen betreuen einen Stand zu gewissen Themen (Beurteilung, Handschrift, Lesestrategien etc.), es kommen außerdem Fachpersonen, die ihre individuellen Themen an einem Tisch betreuen. Eltern können an der Tischmesse schmökern, andere haben die Chance auf ein kurzes Gespräch mit der LP – und die LP wird nicht vor allen vorgeführt. Großer Fan. Eltern scheinen das auch sehr zu mögen.“

Alarming_Spinach6550 rät zu klarer Kommunikation: „Angespannte Situationen direkt anzusprechen, wenn man sie wahrnimmt, habe ich bisher immer hilfreich gefunden; Verständnis für die Situation der Eltern zum Ausdruck bringen, aber auch um Verständnis für die eigene werben. […] Ich würde dazu sowas formulieren wie: ‚Die Rahmenbedingungen sind gerade schwierig. Ja. Aber die Kinder zu erziehen ist unser gemeinsamer Auftrag – Ihrer Zuhause und meiner in der Schule. Ich halte es für wichtig, dass wir gemeinsam konstruktiv schauen, wie das gelingen kann.‘“

„Die Beschwerden kommen meist aus Unkenntnis und Unsicherheit“

Chemical-Horse-6599 empfiehlt digitale Transparenz: „Nicht direkt in die Verteidigung gehen, sondern die Fragen zurückspielen: ‚Wie würden Sie das denn machen wollen?‘ Das nimmt Druck raus. […] Ich finde es heutzutage eigentlich kein Problem mehr, Eltern in Sachen Klassenarbeitstermine einzubeziehen. Mit Tools wie Google Tabellen oder Google Kalender geht das unkompliziert. Dann können Eltern jederzeit nachsehen, wann welche Arbeiten anstehen.“

KommissarKrokette rät: „Die Beschwerden kommen meist aus Unkenntnis und Unsicherheit. Meist ist es gut, den Eltern einen Vorschlag zu machen, wie sie ihr Kind durch klare Strukturen unterstützen können. Arbeitsplatz aufräumen, Tasche packen, Termine notieren. […] Nie rechtfertigen. Immer Beschwerde aufgreifen, in Bezug setzen und mögliche Maßnahmen adressieren.“

Funky303 bringt digitale Tools ins Spiel: „Seit wir ein Kommunikationstool haben, sind die Terminprobleme weg. Unser Tool bietet ein digitales Tagebuch, digitale Absenzenführung mit sofortiger Rückmeldung, Notenrückmeldung mit Lesebestätigung. Damit sind viele Listen obsolet. Netterweise beinhaltet es auch ein Schülerbeobachtungs/-verhalten-Modul, sodass Eltern umgehend sehen, wenn sich ihre Sprösslinge daneben benehmen.“

Und wie ist die Elternsicht?

Die Diskussion unter Lehrkräften zeigt: Elternabende sind ein sensibles Format – zwischen Informationsaustausch, Rechtfertigungsdruck und dem Bemühen, Eltern mitzunehmen. Doch wie sehen das die Eltern selbst?

Der langjährige Berliner Landeselternsprecher Norman Heise betont auf dem Deutschen Schulportal, dass Elternarbeit nur dann gelingt, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet. „Elternabende sollten so gestaltet sein, dass es nicht nur um Informationsvermittlung geht, sondern auch um Austausch“, sagt Heise. Entscheidend sei, dass Lehrkräfte nicht ausschließlich in die Rolle der Vortragenden gedrängt würden – und Eltern nicht in die des Publikums, das nur zuhört oder kritisiert.

Heise fordert: „Wichtig ist eine wertschätzende Kommunikation – und dass beide Seiten das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verlieren: die bestmögliche Bildung für die Kinder.“ Dazu gehöre, Konflikte offen anzusprechen, aber nicht im Tonfall der Konfrontation. Elternabende seien eine Chance, Vertrauen aufzubauen, Erwartungen zu klären und Missverständnisse auszuräumen. „Am Ende müssen Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern verstehen, dass sie keine Gegner sind, sondern Partner – in einer gemeinsamen Verantwortung für die Kinder.“ News4teachers 

Alle Jahre wieder: Warum Elternabende für Lehrer so nervenaufreibend sein können – eine Typologie

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44 Kommentare
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unverzagte
1 Monat zuvor

A & O bleibt eine engagierte Elternvertretung, mit der ein regelmäßiger Kontakt gepflegt wird, die haben mir schon viel unnötiges Generve erspart und entsprechend Arbeit abgenommen .

Katze
1 Monat zuvor

Elternabend – das pädagogische Fegefeuer im Stuhlkreis.
Wenn Lehrkräfte heute zum Elternabend laden, dann meist nicht, um über Lernfortschritte zu sprechen, sondern um sich öffentlich für die Ungeheuer Leistungserwartung und Leistungsbewertung zu rechtfertigen. Der Artikel bringt es auf den Punkt: „Meine Kollegin und ich müssen gefühlt alles rechtfertigen.“ Zustimmung. Im gymnasialen MINT-Bereich gleicht der Alltag einem Spießrutenlauf durch Erwartungshaltungen, die mit Bildungsrealität ungefähr so viel zu tun haben wie TikTok mit Tiefenpsychologie. Die Lehrpläne sind fachlich bereits so stark verdünnt, dass sie kaum noch als Bildungsauftrag durchgehen, und trotzdem gilt man als pädagogischer Hardliner, wenn man sie überhaupt noch anwendet.
Wer es wagt, konsequent zu fordern und sich der Noteninflation zu verweigern, wird behandelt wie ein didaktischer Fundamentalist. Alles ist zu schwer, die Noten zu schlecht – und die Sprösslinge? Können zwar nichts, aber sind doch so bemüht. Das muss doch bitte mit einer 2 belohnt werden, mindestens. Leistung? Sekundär. Hauptsache, das Selbstwertgefühl bleibt unversehrt.
Und wehe, man erwähnt beiläufig, dass mündliche Hausaufgaben, also die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, auch mal unangekündigt kontrolliert werden dürfen. In Chemie etwa: Definitionen lernen, Formeln aufstellen, Gleichungen üben. Alles sauber angeleitet, mit Beispielen aus dem Lehrbuch. Doch schon diese simplen Anforderungen gelten als unzumutbare Herausforderung für die zarten Gymnasiasten. Die bloße Erwartung, dass außerhalb des Unterrichts auch nur ein Gedanke an das Fach verschwendet wird, wird als pädagogische Provokation gewertet. Und das reicht, um beim Elternabend mit verbalen Fackeln empfangen und diskreditiert zu werden.
Der Elternabend ist längst kein Dialog mehr – sondern ein Tribunal. Und die Lehrkraft? Zermahlen zwischen Rechtfertigungsdruck, Erwartungshybris und dem bestellten pädagogischen Wunschkonzert einer Generation, die Bildung und Schule mit einem All-inclusive-Erlebnis verwechselt, bei dem Anstrengung und Denken bitte nicht stören mögen.

unverzagte
1 Monat zuvor

Der Lacher wäre mir willkommener Anlass zur Frage, was an sorgfältiger Abwägung von Themen insbesondere bei Aufsätzen hinsichtlich schülerorientierter Interessen lustig sein soll ? Klappe zu, Affe tot .

447
1 Monat zuvor

Der letzte Satz in Gottes Ohr…

Persönlich kann ich weder von besonders schlimmen noch besonders tollen Elternabenden berichten.

Bei “uns” kommen normalerweise maximal die Hälfte (ab Klasse 6) – die interessieren sich wenigstens irgendwie…und somit sind dann eventuelle Probleme effizient lösbar.

Die anderen ?
Die Erfahrung lehrt mich, schlafende Hunde nicht zu wecken.
Geschrei, Konfrontation ?
Sofort Polizei rufen bzw. Hausverbot bei SL einfordern (was unsere uns auch konsequent deligiert, glücklichetweise), basta.

Die Drucksituation für viele KuK kann ich mir aber wahrlich lebhaft vorstellen…

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Nach meiner Erfahrung ist das Interesse in der Primarschule zur Einschulung und später beim Wechsel in die Sek1 am größten.
Wenn die Würfel dann gefallen sind, konnte ich Elternteile in Klasse 7/8 auch schon an einer Hand abzählen – möglicherweise lag das aber auch an Sprachbarrieren.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Mit Sprache hapert es bei uns eher weniger und wenn kann immer wer übersetzen.

Ich persönlich akzeptiere halt einfach, dass vielen Leuten Schule & Bildung halt unwichtig ist.

Ist dann halt so.

Unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Akzeptanz anderer Werte ist wohl förderlich.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Unverzagte

Aber nur harter Währungen, die werte meine ich. Nur Bares ist Wahres.

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Ihr “Wahres” ist nicht essBar .

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Unverzagte

Klar.

Wie bestellt, so geliefert.

Petra OWL
1 Monat zuvor

Der kann online abgehalten werden, dann müssen nicht alle in die Schule fahren!
Schließlich haben viele Eltern auch Homeoffice und kennen Konferenzen mit vielen Beteiligten.
Wenn Papa das morgens zuhause schafft, schafft er das auch abends um 19 Uhr!
Außerdem, warum sollen Lehrer alles in Präsenz machen müssen und die Eltern profitieren von angenehmen und sehr flexiblen Homeofficeregeln?!
Was soll das?
Im digitalen Zeitalter nicht mehr zu erklären. Vor allem wenn ich schon mit Eltern in Australien und Argentinien Konferenzen abgehalten haben und der Ton fantastisch war!
4 Tage Woche muss endlich her 🙂

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

Wäre für mich undenkbar bzw. nichts gegen Ihre allgemeinen homeoffice Ambitionen, aber diese höchst eingeschränkte “Präsenz” vor einem Schirm geht immer (sic!) zu Lasten der Kommunikationsqualität und da Eltern schon vor Ort Verständnisprobleme aufweisen, verdoppeln diese sich garantiert allein zuhause.

Angestellte Lehrkraft
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Aus diesem Grund gar keine Elternabende mit den Lehrkräften…
Sollen sie unter sich ein Meeting stattfinden lassen und die Elternbeiräte dürfen weiter mit der Lehrkraft kommunizieren.

Notengespräche finden dann zu den Sprechzeiten statt und fertig.

unverzagte
1 Monat zuvor

Ist das verunglückte Satire ?

dickebank
1 Monat zuvor

Klassenpflegschaft oder was ist gemeint?
Dabei ist die Klassenleitung eigentlich nur zu Gast, die Schule stellt in der Regel eigentlich nur die Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Klassenkasse müsste eigentlich ebenfalls in der Hand der Klassenpflegschaft liegen. Soweit die Theorie.

Unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Nie gehört von sowas… Ist das science fiction 4 free?

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Unverzagte

Schulgesetz NRW – hier: §73, Klassenpflegschaft, Jahrgangsstufenpflegschaft

Gibt’s leider nicht als Hörbuch, also selber lesen.
http://schulen.duesseldorf.de/gs-maxhalbestr/2015_11_schulgesetz_nrw.pdf

Sporack
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Lehrer/innen sind sozusagen Gäste mit Hausrecht, wenn die Pflegschaftssitzung im Schulgebäude stattfinden. Daher wird die Einladung auch von der Elternschaft zuorganisieren sein. Die “amtierende Schulpflegschaft” läd insbesondere auch zur ersten Klassenpfelgschaft im Schuljahr ein – danach ist Orga bei den gewählten “Elternsprechern”.

Und wenn Eltern sich in der Kneipe um die Eck oder in toller Stadt zur Sitzung treffen wollen, oder per Video-Chat ist das okay.

Und Gäste können auch die Teilnahme ablehnen.

Der bessere Link zum SchulG NRW ist im Übrigen der permanente Link:
https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=10000000000000000524

Sporack
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

§ 73 (2) “…Die Lehrerinnen und Lehrer der Klasse sollen auf Wunsch der Klassenpflegschaft an den Sitzungen teilnehmen, soweit dies zur Beratung und Information erforderlich ist.”

soll != muss.

real_anka
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

so ein -wie immer- realitäts- und praxisferner Quatsch.
Schule lebt vom Austausch von Personen nicht dem Austausch stummgeschalteter Bildschirme.

Realistin
1 Monat zuvor
Antwortet  real_anka

Das könnte ich jetzt auch von jeder Firma behaupten, wo es wunderbar funktioniert.
Online funktionieren solche Konferenzen überall, wenn du denn möchtest!

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Realistin

Schule und Firma sollten Sie bitte in Ihrer Realitätsbefindlichkeit unterscheiden können.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  real_anka

Was soll das denn, spezifisch auf den “Elternabend” bezogen (!) für ein “Austausch” sein ?

Alles was die Lehrkräfte durchführen müssen, was eventuelle Kurswahlen betrifft usw. steht eh gesetzlich bzw. mit Gesetzeskraft fest – kann eh keiner was dran ändern. Weder Eltern noch Lehrer.

Selbst die Abläufe am Elternabend sind so derart gleich, dass bei uns schon lange für jedes SJ ‘ne entsprechende Powerpoint kursiert.

“Klassenpflegschaft” ist so eine richtig klassische Erscheinung von “busy work”, Aktivitäts- und Gesprächssimulation mit immer gleichem Ausgang, strukturierte Agitprop-Kommunikation, wo den Empfängern der Sendung vorsimuliert wird, es gäbe ein “Gespräch”. Dabei steht alles virher schon fest.

Gibt es manchmal Anlässe, wo Eltern und LuL wirklich sinnvoll zusammenkommen sollten und eventuell (pädagogisch gesehen) das auch müssten ?
Klar.

Gibt es Anlässe in Klassen, wo ein wirklicher Austausch wichtig wäre, z.B. bei verfestigten Konflikten ?
Klar, kann sein.

Kann ein z.B. Klassenfest/Klassentreffen (einfach so, auch ohne Problemanlass) den Zusamnenhalt stärken ?
Sicherlich!

Da würde es viel mehr Sinn machen, bei sowas konkret anlassbezogen ein Treffen abzuhalten – statt die Zeit von LuL UND Eltern multipliziert mal Klassen der Schule zu verschwenden.

wombatlover
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

Diese Sehnsucht nach dem Homeoffice scheint dazu geführt zu haben, nicht zu erkennen, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer NICHT im Homeoffice arbeitet:

  • Maurer/in
  • Dachdecker/in
  • Elektriker/in
  • Klempner/in
  • Maler/in & Lackierer/in
  • Schreiner/in / Tischler/in
  • Ärztin/Arzt (z. B. Chirurgie, Notaufnahme)
  • Pflegekraft / Altenpfleger/in
  • Physiotherapeut/in
  • Hebamme
  • Rettungssanitäter/in
  • Maschinenbediener/in
  • Schweißer/in
  • Fließbandarbeiter/in
  • Qualitätsprüfer/in (vor Ort in der Fertigung)
  • Lagerarbeiter/in
  • Busfahrer/in
  • Lokführer/in
  • Pilot/in
  • LKW-Fahrer/in
  • Paketzusteller/in
  • Koch/Köchin
  • Kellner/in
  • Hotelfachmann/-frau (z. B. Rezeption, Housekeeping)
  • Reiseleiter/in
  • Polizist/in
  • Feuerwehrmann/-frau
  • Soldat/in
  • Sicherheitsmitarbeiter/in (z. B. in Museen, Veranstaltungen)
  • Erzieher/in in der Kita

Und das sind nur die, die chatgpt so ganz spontan eingefallen sind. Ich empfinde es als hoch arrogant, davon auszugehen, dass Papa morgens online arbeiten kann und das daher am Elternabend auch.

Realistin
1 Monat zuvor
Antwortet  wombatlover

Wir reden hier von Akademikern und dann könnte ich jetzt auch 50% Jobs mit Homeoffice auflisten. Was soll das?
Das ist doch kein Argument!

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Realistin

Akademiker*innen , danke.

Pauker_In
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Tradwives nicht zu vergessen!

Unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Pauker_In

Es lebe der Kontext.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Pauker_In

… also akademische Tradwives …

Unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Finde das Paradox.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Realistin

50% sind eben nicht alle. Wenn man mit Menschen arbeitet, macht das wenig Sinn. Fragen Sie mal Ärzte/ Ärztinen oder Sozialarbeiter:innen.

Ruth
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

Grundsätzlich fände ich es auch angenehmer, Elternabende online abzuhalten. Allerdings würde es bei uns an der Teilhabe der Eltern scheitern. Nicht alle verfügen über die nötigen Fähigkeiten

Jette
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

Die 4 Tage-Woche ist bei Ihnen die Lösung für alles, oder? Wenn morgen die Welt untergeht, liegt es vermutlich an der 5-Tage-Woche.
Stand nicht auch in der Bibel, am 5. Tag sollst du Homeoffice machen und am 7. Tag ruhen???

Küstenlehrer
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

Nicht machbar. Ich habe in der Grundschule viele Eltern, die es nicht hinbekommen, sich bei IServ anzumelden. Ausreden wie „Das hat bei mir nicht funktioniert“ oder „Mein Computer ist kaputt“ sind am häufigsten. Oder manche sagen einfach „Das Schuljahr is vorbei. Ich dachte, wir brauchen IServ nicht mehr“. Im Zeitalter, in dem selbst Kita Kinder ein internetfähiges Smartphone haben, kommen immer noch welche mit „Wir haben zu Hause kein Internet“. Also, ein digitaler Elternabend ist ein frommer Wunsch. In vielen Ländern Realität, in Deutschland erst in ca. 15-20 Jahren (leicht! übertrieben)

Indra Rupp
1 Monat zuvor
Antwortet  Küstenlehrer

Tja, ich habe Zuhause kein Internet.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Küstenlehrer

Wollen wir wetten, dass die Daumen der gleichen Eltern auf Iphones (die sie sich eigentlich nicht leisten können) beim Wischen durch WhatsApp-Gruppen, Candy crush und Katzenvideos rotierende Scheiben bilden ?

Andre Hoger
1 Monat zuvor
Antwortet  Petra OWL

4 Tage Woche? Ich dachte die wäre Geschichte? Arbeiten Arbeiten Arbeiten sagt die Politik.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Andre Hoger

Erhöhung der Produktivität wird aber nicht durch Erhöhung der Arbeitszeit erreicht.

Realist
1 Monat zuvor

Ist ja auch logisch:

Der Dienstherr erweckt in der Öffentlichkeit unerfüllbare Erwartungen:

  • Integration bei teilweise babylonischer Sprachvielfalt in den Grundschulen
  • einer als Sparmodell konzipierten Inklusion
  • Ganztag mit individueller Förderung aber ohne zusätzliches Personal
  • Aufarbeiten von Sprachdefiziten in maximal heterogenen Gruppen
  • Geflüchtete mit teilweise traumatischen Erfahren beschulen
  • alle sonstigen Probleme der Gesellschaft, für die diese keine Lösung hat, aufarbeiten (Smartphone-Sucht, Mobbing in den “sozialen” Medien, KI-Einsatz, …)
  • immer mehr verhaltens”kreativen” Schülern gerecht werden
  • diverseste medizinische Krankheitsbilder abfedern (Autismus, ADHS, …)
  • Die Angst vor existenziellen Zukunftsproblemen bei den Schülern auffangen (Klimakrise, Kriege, Glaubenskonflikte, …)

Und das Ganze bei immer größeren Klassen (Berlin: bis zu 36 pro Klasse), immer mehr Druck (Teilzeitverbot), und jedes Jahr eine neue Corona-Welle (aktuell: Stratus), arbeitsrechtlicher Ignoranz des Dienstherrn (fehlende Umsetzung der Arbeitszeiterfassung, willkürliche Erhöhung der Deputatsstunden (aktuell: Sachsen-Anhalt), …)

Welche Berufsgruppe wird noch solch einer Vielzahl unterschiedlichster Erwartungen ausgesetzt, die sie im Einzelkampf lösen soll?

Gen Z: Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!

GBS-Mensch
1 Monat zuvor

Nach meiner Erfahrung ist das eine Frage von Vertrauen. Wie sollte es auch anders sein, wenn Eltern einem die eigenen Kinder anvertrauen (müssen).

Das Vertrauen verleiht einem dann auch eine gewisse Authorität. “Ich halte das für richtig, zielführend, sinnvoll.”

Das ist beim ersten Elternabend schwierig. Da hilft es dann, wenn Eltern von Geschwisterkindern anwesend sind, die man einmal hatte.

Die Themen, bei denen “Ärger” oder Missstimmung oder Unverständnis auftraten, waren Dinge, die ich nicht ändern kann.
In solchen Fällen darf/sollte man auch ehrlich sein und sagen:”Ja, ist misslich, scheiße, katastrophal, ABER Brandschutz, bauliche Veränderung, Raumbelegungsplan, Anweisung von oben…”

Stete Kommunikation ist auch hilfreich. Ich schreibe lieber proaktiv eine Mail und jündige an, warne vor, bevor ich acht Pöbelmails bekomme oder mich stundenlang vollzetern lassen muss, etwas auf einem Elternabend.

Jette
1 Monat zuvor

Durch Gesellschaft und Politik wird eine Erwartungshaltung aufgebaut, die nicht erfüllt werden kann.

Das KuMi spricht von individueller Förderung eines jeden Schülers, von allumfassender Lernbegleitung, die Gesellschaft erwartet, dass Schulen für fehlende Zeit, Aufmerksamkeit und Erziehung im Elternhaus einspringen. Die Schulämter erwarten Lehrer, die alles klaglos hinnehmen und jeden Fehler des Systems durch zusätzliche Arbeit ausgleichen. Eltern dagegen sehen nur ihr eigenes Kind, nicht aber die 25-30 anderen Kinder, die die gleichen Bedürfnisse wie ihre Kinder haben.
Vor diesem Hintergrund sind Lehrer die Prügelknaben der Nation geworden. Seitens der schulischen Organisationslinien fehlen die Rückendeckung für Lehrkräfte und der Aufbau einer realistischen Erwartungshaltung, was in der Schule geleistet werden kann. Auch fehlt ein klares Statement, welche Erwartungen an die Eltern gestellt werden dürfen (und sollen!).
Meines Erachtens wäre viel geholfen, wenn sehr klar festgelegt werden würde, welche Rechten und Pflichten Eltern haben und was von den Lehrern zu erwarten ist, aber auch, was nicht.

Davor drückt sich die Schulpolitik mit Hingabe und das macht (nicht nur die) Elternabende so schwierig.

Eddi
1 Monat zuvor

Elternabende und auch Elternsprechtage sind wirklich die die ätzendsten Termine im Schuljahr. Für mich sind sie trotzdem manchmal wichtig, weil ich dann feststelle, dass einige Kinder doch eigentlich ganz ok geworden sind, bei diesen Voraussetzungen an Eltern, die sie hatten.

Aber es stimmt schon, 1-3 Mal im Jahr muss man leider die Eltern genauso erziehen, wie die Schüler, das ganze aber bitte so, dass sie es nicht merken und oft mit den immer gleichen Leiern, das nervt natürlich.

Aus irgendeinem Grund gibt es viele Eltern, die die Schule eher als Dienstleistungsunternehmen betrachten und der Meinung sind, man müsse froh sein, dass sie ihre Kinder bei einem an der Schule angemeldet haben. Meist sind dies natürlich die Eltern der verhaltensorginelleren Kinder. Diesen Zahn ziehe ich den Eltern auch im Grunde jedes Jahr. Wer so massiv unzufrieden ist, oder der Meinung ist, dass eine gute Schule das geforderte alles leistet, der kann sein Kind gerne woanders anmelden und muss nicht bleiben, die Schülerzahlen sprechen in der Regel für sich, wir platzen aus allen Nähten.

Fangen Eltern an, einen vor der Mannschaft bloßzustellen, gehe ich normalerweise in den Angriffsmodus anstatt in den Verteidigungsmodus, die Eltern können sich dann entscheiden, ob sie wirklich möchten, dass man die Situation mit ihrem Kind jetzt hier vor allen ausdiskutiert, dann aber auch mit allem Hintergrundwissen oder nicht. Oft hilft schon ein Spruch wie dieser: „Sind Sie wirklich der Meinung, dass wir dies jetzt hier öffentlich ausdiskutieren sollten? Sie wissen doch, dass Ihr Sohn an dieser Situation nicht ganz unbeteiligt ist. Ich meine, dass können wir gerne hier klären, wenn Sie das möchten, ich bin mir nur nicht so sicher, ob sie wirklich möchten, dass ich hier erzähle, wie sich ihr Sohn so verhält.“ Danach ist meist Ruhe bis zum nächsten Thema.

PaPo
1 Monat zuvor

Rechtfertigungsdruck? Forderungen?
Wir sind nicht die Dienstleister der Eltern oder ihrer Kinder, sondern erfüllen einen staatl. Erziehungs- und Bildungsauftrag.

Ich unterstelle einfach, wir machen unseren Job ordentlich, es gebührt den Eltern nicht, pädagogische, didaktische u.ä. Entscheidungen zu inhaltl. Themen, Leistungsüberprüfungen und deren Ergebnisse, classroom management, Erziehungs-/Ordnungsmaßnahmen u.ä. in dieser Art und Weise zu hinterfragen.
Man darf argumentbasierte Anmerkungen, Vorschläge, Wünsche etc. äußern – wenn die konstruktiv sind, werden sie ja auch angenommen -, fordern aber nicht.
Bei diesbzgl. Missverständnissen erkläre ich dies ‘meinen’ Eltern gerne. Ein bestimmtes, selbstsicheres und in den eigenen (auch juristischen) Handlungsgrundlagen versiertes Auftreten (das auch Konzessionen und Diplomatie nicht ausschließt) hilft zudem.

Kann mich aber insg. auch nicht beschweren, das Zusammenwirken mit dem absoluten Gros der Eltern ist ‘auf Augenhöhe’ und geradezu harmonis (und lange Jahre eine wirklich hervorragende Elternpflegschaftsvorsitzende für meine Klassen, wie auch die Schule insg.); hatte in meiner Karriere erst zwei, drei Eltern, die meinten, über die Stränge schlagen zu können (z.B. einen Vater, der während der Pandemie ähnliche Relativierungen schwurbelte, wie ein gewisser elektrisierter ‘Forist’ hier und eine Lehrermutter an einer Grundschule, die k.A. von unserer Arbeit hatte, mir aber meinen Job erklären wollte – waren beide rasch abgehandelt).

Mein Tipp: Keinen Stress machen und sich nicht als Dienstleister für Eltern und deren Kinder falsch definieren (lassen).
¯\_(ツ)_/¯

Indra Rupp
1 Monat zuvor

Aus unserer Eltern Sicht, da habe ich mich schon oft genug mit anderen Eltern drüber unterhalten, sind es immer so zwei Nervensägen am Eltern Abend. Der Rest guckt auf den Boden und findet das eher peinlich.