Von wegen Nachwuchsmangel: Rekord bei „Jugend forscht“

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ERFURT. Insektenfallen aufzustellen oder Hausmüll auf seine Tauglichkeit als Stromlieferant zu untersuchen, kann Spaß machen. Das zeigen 187 junge Talente bis Sonntag beim Bundesfinale von «Jugend forscht».

"Jugend forscht" will den Nachwuchs an die Naturwissenschaften heranführen. Foto: Jugend forscht
"Jugend forscht" will den Nachwuchs an die Naturwissenschaften heranführen. Foto: Jugend forscht

Noch nie haben sich so viele junge Tüftler und Techniker am Bundeswettbewerb «Jugend forscht» beteiligt wie in diesem Jahr. Mit knapp 11.000 Teilnehmern sei ein Rekord in der Geschichte des 1966 gestarteten Nachwuchswettbewerbs aufgestellt worden, sagte Sven Baszio, Chef der Stiftung Jugend forscht, zum Auftakt des Finales in Erfurt. Das sei ein erfreulicher Trend angesichts des Defizits an Naturwissenschaftlern und Technikern in Deutschland.

Derzeit gebe es nach Schätzungen von Industrieverbänden allein 80.000 offene Stellen für Ingenieure. 90 Prozent der Teilnehmer des Nachwuchswettbewerbs, die bundesweit von etwa 6.000 ehrenamtlichen Projektlehrern unterstützt würden, beginnen nach Angaben von Baszio ein naturwissenschaftliches Studium. «Es ist uns wichtig, Talente zu entdecken, zu fördern und ihre Karriere zu unterstützten», sagte der Geschäftsführende Vorstand der Stiftung.

In Erfurt stellen 187 junge Talente aus allen Bundesländern außer Berlin – aus der Hauptstadt hat die Jury keine Kandidaten delegiert – die besten 103 Projekte vor. Die Sieger werden am Sonntag gekürt. Der Wettbewerb leiste einen wichtigen Beitrag, um den Schatz an Kreativität und Ideenreichtum junger Leute zu heben, erklärte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) in Berlin.

Das Spektrum der ausgestellten Arbeiten reicht von Biostrom aus Hausmüll (Bremerhaven), dem Nachweis von Schmerzmitteln in Abwässern (Gerolstein/Rheinland-Pfalz), Untersuchungen zum Dorsch-Bestand in der Ostsee (Hamburg), ein selbstfahrendes Kinderauto (Verl/NRW) bis zu «Nanotaxis», die Medikamente gezielt zu erkrankten Organen transportieren sollen (Altötting/Bayern).

Ein Patent angemeldet hat Arthur Silber (Konstanz). Der 19-Jährige hat es geschafft, den Inhalt eines Taschenrechnerdisplays auf Etiketten auszudrucken. Linda Marx aus Sachsen entdeckte im Zeisigwald in Chemnitz zehn neue Trauermücken-Arten. Ihr habe das Projekt gezeigt, «wie man sich in ein völlig unbekanntes Gebiet einarbeiten kann», sagte die 17 Jahre alte Gymnasiastin. Sie will Meeresbiologie in Rostock studieren.

Nach wie vor sind Mädchen unter den jungen Forschern jedoch eine Minderheit: Ihr Anteil lag bei den Vorentscheiden laut Baszio bei etwa 38 Prozent, unter den Finalisten im Alter zwischen zehn und 22 Jahren sind nur knapp ein Viertel weiblich.

Baszio sprach sich für mehr Schülerforschungszentren aus, von denen derzeit acht bis zehn vor allem in Süddeutschland bestehen. Es gebe in Deutschland Stützpunkte für junge Leistungssportler und Spezialschulen für junge Musiker, aber kaum Angebote für junge Chemiker oder Physiker, sagte er.  dpa

(17.5.2012)

Zum Bericht: „Jungforscher schickt Springspinnen ins Weltall“

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